Textdaten
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Titel: Der Gebrauch der Ostereier
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aus: Die Gartenlaube, Heft 15, S. 256
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1887
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
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[256] Der Gebrauch der Ostereier ist ziemlich allgemein verbreitet. Die Sitte ist uralt, eine jener aus dem Heidenthum stammenden Ueberlieferungen, welche das Christenthum später mystisch gedeutet hat. Ursprünglich war das Osterei das Symbol der neuerwachenden fruchtbaren Natur; die Kirche deutete es in folgender Weise: das Ei ist das Symbol der Hoffnung; diese Hoffnung besteht darin, daß der Keim, der in demselben ruht, zur Welt kommen werde; oder das Gefühl, das bei der Feierlichkeit des Osterfestes, dem Gedenktag der Auferstehung Christi, erwacht, ist die Hoffnung unserer eigenen künftigen Auferstehung. Das Schenken von Ostereiern, wie es in früheren Zeiten beinahe überall und noch jetzt an vielen Orten unter Verwandten und Freunden Sitte ist, gilt als Pfand dieses religiösen Glaubens.

Unter Ludwig XIV. und XV. brachte man nach der Ostermesse Körbe mit vergoldeten Eiern zum König in sein Kabinet, der sie unter die Hofleute vertheilte. Die Eier, die sich die Vornehmen gegenseitig schenkten, waren nicht selten werthvolle Kunstgegenstände. So bewahrt das Versailler Schloß in der Antikensammlung der Bibliothek zwei Ostereier, die Madame Victoire, der natürlichen Tochter Ludwig’s XV., gehörten. Die darauf befindlichen Bilder sind von der Hand Watteau’s gemalt und stellen ein junges Schäfermädchen vor, das von Räubern angefallen, später aber von Soldaten befreit wird, welche es zu dessen Eltern heimbringen. – Der russische Kronschatz bewahrt gleichfalls ähnliche Kunstprodukte in Form von Ostereiern in Porcellan, gemalt, vergoldet und mit eingelegten Perlmutterzieraten und sinnbildlichen Inschriften verziert.