Der Freyer
Ein Freyer bat einst einen Freund,
Ihm doch ein Mädchen vorzuschlagen.
Ich will dir zwey, versetzte jener, sagen,
Dann wähle die, die sich für dich zu schicken scheint.
Ein recht bezauberndes Gesicht,
Liebt den Geschmack, spricht mit dem feinsten Witze,
Und schreibt die Sprachen, die sie spricht.
Sie spielt den Flügel schön, und kann vortrefflich singen,
Und in der Wirthschaft selbst giebt sie gemeinen Dingen
Durch ihre Sorgfalt einen Werth.
Allein bey aller Kunst und allen ihren Gaben
Hat sie kein gutes Herz.
Wird wenig im Vermögen haben,
Und von den Künsten nichts, die jene kann, verstehn;
Doch bey Verstand und einem stillen Reize,
Der, ohne daß sies sieht, gefällt,
Das beste Herze von der Welt.
Was thätst du wohl, wenn dich die erste haben wollte?
Ach, fieng der Freyer an, wenn dieß geschehen sollte:
So spräch ich zu der ersten Nein,