Der Calands-Ornat zu Stralsund

Textdaten
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Autor: Jodocus Donatus Hubertus Temme
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Titel: Der Calands-Ornat zu Stralsund
Untertitel:
aus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. S. 152–153
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1840
Verlag: Nicolaische Buchhandlung
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Erscheinungsort: Berlin
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Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Google und Commons
Kurzbeschreibung:
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113. Der Calands-Ornat zu Stralsund.

Auf der Achtmanns-Kammer zu Stralsund befinden sich zwei Schränke, die „Calandsschränke“ geheißen. Sie stammen aus der Zeit, in welcher zu Stralsund sich eine [153] Calandsbrüderschaft befand, der sie gehört haben. Beide Schränke sind von mittler Größe, mit doppelten Thüren, und ruhen auf tischhohen Füßen. Die Thüren sind auswendig bemalt; auf der Einen steht ein Mann in vollem Priesterornate, mit einem Buche unter dem linken Arm, die rechte Hand zum Segensprechen aufgehoben. Auf der andern ist ein Mann in weltlicher Kleidung abgebildet, einen speerähnlichen Stab in der Hand, und vor sich einen Knaben, der ein Buch hält. In diesen Schränken liegen zwei Chorhemden, ein Meßgewand, eine Mütze, ein Calandsbeutel und ein kleines fein gesticktes Kissen, an den Enden wie eine Bratwurst zusammengebunden. Die Chorhemden und das Meßgewand sind von starker, schwerer Seide, und reich mit Gold in Gestalt von allerlei künstlichen Figuren durchwirkt. Auf dem einen Hemde ist in dieser Art der Erlöser am Kreuze mit den Aposteln dargestellt. Die Mütze ist von geblümtem seidenen Zeuge, an beiden Seiten aufgeschlagen, und glatt an den Kopf anschließend. Der Beutel ist reich gestickt. Er diente zum Tragen des Gebetbuchs, weshalb er auch gewöhnlich „Booksbeutel“ genannt wurde. Das Alles ist das Ornat eines ehemaligen Calandsbruders.

Warum es in den Schränken noch aufbewahrt wird, weiß man nicht mehr. Aber so viel ist gewiß, daß es eine besondere Bewandniß damit haben muß, und daß Keiner ungestraft damit seinen Spott treiben darf. Das hat vor mehreren Jahren ein Bürgermeister in Stralsund erfahren. Der bekleidete sich einst aus Uebermuth mit diesem Ornate, ungeachtet ihn Alle warnten, und ihm vorhersagten, es werde ein Unglück daraus entstehen. Denn ein Bürgermeister von Stralsund ist etwas übermüthiger Natur. Aber am anderen Morgen fand man ihn todt in seinem Bette.

Vgl. Pommersche Provinzialblätter, von Haken, IV. S. 90. 91.