Der Bettler aus dem Paradies
Et was äis ne fräo der störv ör mann, un anse däi en jahr dote was, fräie de fräoe weer; säi harr et ’r awerst nich ten besten mee drapen. De mann stund den ganzen dag un schult, un wenn de fräoe äis wat nich rech emaoket harre, säo sä häi jümmer: »du gôsekopp, du gôsekopp!« Ör selige mann harr awerst Martin ehäiten. »Och gott, dachte do de fräoe, wenn doch min selige Martin noch liäwe, wenn doch min selige Martin noch liäwe!«
Do kam äis täo der fräoen, anse ör mann jüst nich inne was, en olen bädeler un bidde üm en almosen, un de fräoe frage öhne, »wo häi denn här wöre?« »Eck bin ut Paris«, säe de bädeler. »Och, gott«, säe de fräoe, »wenn ji ut’n Paradise sind, säo kenne ji dar ok wol minen seligen Martin.« »Jao!« säe de bädeler, »dar sind awerst viäle Martins; dar is en lütken Martin, en langen Martin, en dünnen Martin, en dicken Martin.« »De dicke«, säe de fräoe, »däi is et. Nanu segget mi äis, wo geit et öhne denn dar?« »Och«, säe de bädeler, »dene geit et ganz bedreuwet, sin tüg is klaterig un geld hat häi ok nich mehr un mot snurren gaen anse ek ok.« Do wôrd de fräoe ganz bedreuwet, dat et öhren Martin in jönner welt säo power gung, un frage den bädeler, of häi denn wol bolle weer mit öhren Martin te hope käime. »Eck denke«, säe de bädeler, »dat eck’en ünner en paar dagen weer täo säin kriege.« »Will ji denn wol säo gäot wäsen«, säe de fräoe, »un niämen öhne etwas geld un tüg mee? Eck will jük jo geren dervär betalen, denn eck will nich, dat ji et ümme süss däoet.« »Gott ja, worümme dat nich«, säe de bädeler, »jäoe Martin is min beste fründ, un wenn ji wat an öhne täo bestellen hebbet, säo giäwet man her, eck will et jo geren ümme süss mee niämen.« Do gung de fräoe vär öhren kuffer un kreg en büel vull geld herut, un ut’n schappe hale se öhren seligen Martin sin sönndagestüg, dat gaf säi alles den bädeler hen un gaf’n ok noch geld awerher vär sine gefälligkeit. »Och«, säe de bädeler, »dat wöre jo nich nödig ewesen; awerst et is man jüst van wegen der stüer, däi eck vär dat tüg betalen mot, wenn eck dar baben weer awer de grenze kûome.« Anse de bädeler nu weggung, bestelle de fräoe noch viäle grüsse an öhren läiwen seligen Martin. »Wäset man ohne sörgen, eck will wol alles richtig bestellen,« säe de bädeler un make, dat häi wegkam, un freie sick, dat häi säo lichtfarig an geld un tüg ekuomen was.
[83] Mitdessen säo kamm der fräoen öhr mann weer in, un weil se säo vergnügt un lächerlik utkêk, säo frage de mann, wat denn passirt wöre, säi säige jao säo vergnügt ut? Do vertelle säi öhne in aller freide, wo et öhr egaen härre, dat dar äiner ut’n paradise wäsen wöre, de härre öhr kundschopp van öhren Martin ebrocht, un do härre säi öhne, weil häi in jönner welt noth lien möste, en büel vull geld un sin sönndagestüg hen eschicket. »Du gôsekopp!« schult de mann do; »da hast du di doch weer anföhren laten!« un äin, twäi, dräi kreg häi sin pärd ut’n stalle un jage grade achter den bädeler her.
De bädeler, do häi vernam, dat dar äine täo päre achter öhne ankam, wusste glik wol, wat dat täo bedüen harre, tog sick grade ganz splinternâked ut, smêt sin tüg in’n graben un sprung jümmer risch in de höchte. Ans de kerel nu anjagen kam un dat sach, frage häi den bädeler, wat häi denn dar täo springen döe? »Och, du läiwe tiet!« säe de bädeler, »wi hebbet dar baben in’n himmel eben en danz eholen, un do bin eck der luken täo nahe kuomen un bin herdal efallen; nu kann eck noch jümmer den rechten sprung nich edräpen, dat eck dar weer henup kuome.« Do frage öhne de mann, »of hier nich eben äine mit’n bündel tüg värbi egaen wöre?« »Ja wol!« säe de bädeler, »jüst eben is häi hier värbi elopen, häi keek sick alle ogenblick ganz ängstliken ümme, of ok wer achter öhne ankam un ans häi dat pärgetrappel höre, läip häi grade dar in dat buschwark henin.« »Denn weset säo gäot un holt äis min pärd,« säe de kerel, »denn säo will eck’n wol kriegen,« gaf den bädeler sin pärd täo holen un läip in dat gebüsch henin. Ünderdess tog aber de bädeler flink sin tüg weer an, sette sick up den kerel sin pärd un jage weg, säo grade ans häi man könne.
Min läiwe kerel sochte nu dat ganze buschwark dör, aber häi sochte un sochte un könne niks finnen, un ans häi nu weer terügge kam, säo was sin pärd wege mit sammt den manne, däi et harre holen schöllt. Da sach häi wol in, dat häi an eföhrt was, un ärgere sick, dat häi nu doch noch eben säo dumm ewesen was ans sine fräoe, dä häi jümmer vär’n gôsekopp ut eschullen harre.
Ans häi nu weer na hûs kam, säo frage sine fräoe glik: »No, wo is et? Hast’n weer ekriägen.« »Ja,« säe de mann, »de arme minsche dûre mi, dat häi säo viäl te drägen harre up den wîen weg, darümme säo heb eck’n ok noch min pärd egiäben, nu kann häi doch ok tewielen rîen un brûket nich jümmer te fäote te lopen.« Dat säe awerst de mann man jüst, ümme dat öhne sine fräoe niks utlachen schölle, un hat sä sin liäwe nich weer vär’n gôsekopp ut eschullen, wenn sä äis wat verkehrt maoke.
(Hochdeutsch.)
Eine Witwe hatte wieder geheirathet. Ihr zweiter Kerl aber schalt viel, und wenn sie was nicht recht machte, so sagte er immer »Du Gosekopp« [84] zu ihr. – »Ach,« seufzte sie oft, »wenn doch mein seliger Martin noch lebte.« – Einst, als ihr Mann nicht zu Haus war, kam ein Bettler. – »Wo seid ihr denn her?« fragte die Frau. – »Aus Paris«, sagte der Bettler. – »Aus dem Paradies?« rief die Frau; »dann kennt ihr auch wohl meinen seligen Martin.« – »Tja!« meinte der Bettler; »es giebt da viele Martins; da ist ein kleiner Martin, ein langer Martin, ein dünner Martin, ein dicker Martin« – – »Der dicke«, rief die Frau, »der ist es. Wie geht es ihm denn da?« –»Recht betrübt,« sagte der Bettler; »er muß schnurren gehn, wie ich. Wenn ihr ihm was schicken wollt, so will ich es gern mitnehmen, denn in ein paar Tagen, denk ich, krieg ich ihn wieder zu sehn.« – Da lief die Frau vor das Schapp, holte ihrem Martin sein bestes Sonntagszeug, band es in ein Bündel, nahm einen Beutel voll Geld aus der Lade, reichte alles dem Bettler hin und gab ihm zuletzt auch fürs Mitnehmen noch was extra überher. – »Och«, sagte der Bettler, »das wäre ja nicht nötig gewesen; aber es ist nur bloß von wegen der Steuer an der Grenze.« – Damit verabschiedete sich der Bettler, nachdem sie ihm noch viele herzliche Grüße an ihren seligen Martin aufgetragen hatte. – Als ihr Mann nach Haus kam, war seine erste Frage: »Warum siehst du denn heute so vergnügt aus?« – Da erzählte sie ihm, was ihr eben passiert war. – »Du Gosekopp!« schrie der Mann. Er setzte sich aufs Pferd und jagte hinter dem Bettelmann her. Dieser, sowie er das Pferdegetrappel hörte, wußte Bescheid. Schnell zog er sich splitternackt aus, warf das Zeug in den Graben und huckte auf einer Stelle immer risch in die Höhe. – »Was machst du denn da?« fragte der Kerl. – »Och, och!« jammerte der Bettler. »wir hatten einen Tanz da oben, da kam ich der Luke zu nah, und nun kann ich noch immer den rechten Sprung nicht treffen, daß ich wieder hinauf komme.« Da erkundigte sich der Kerl bei ihm, ob er nicht Wen gesehen hätte mit einem Bündel Zeug. – »Jüst eben,« sagte der Bettler, »lief so Einer, der sich ängstlich umsah, dort in das Buschwerk hinein.« – »Dann will ich ihn wohl kriegen,« rief der Kerl; »halt mal eben mein Pferd so lange.« – Der Kerl sprang ins Gebüsch, der Bettler zog sich schnell an, schwang sich aufs Pferd und galoppierte davon.
»Na, hast’n wiedergekriegt?« fragte die Frau ihren Mann, als er kleinlaut zurückkehrte. – »Ja,« sagte er, »aber der arme Mensch that mir leid, weil er solch einen weiten Weg hat, und da hab ich ihm auch noch mein Pferd gegeben.«
Seitdem sagte er nie mehr Gosekopp zu seiner Frau.