Der Bauer
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Der Bauer.
An seinen Durchlauchtigen Tyrannen.
Wer bist du, Fürst, daß ohne Scheu
Zerrollen mich dein Wagenrad,
Zerschlagen darf dein Roß?
Wer bist du, Fürst, daß in mein Fleisch
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Dein Freund, dein Jagdhund, ungebläutDarf Klau’ und Rachen hau’n?
Wer bist du, daß, durch Saat und Forst,
Das Hurrah deiner Jagd mich treibt,
Entathmet, wie das Wild? –
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Die Saat, so deine Jagd zertritt,Was Roß, und Hund, und Du verschlingst,
Das Brot, du Fürst, ist mein.
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Du Fürst hast nicht, bey Egg’ und Pflug,
Hast nicht den Erntetag durchschwitzt.
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Mein, mein ist Fleiß und Brot! –
Ha! du wärst Obrigkeit vor Gott?
Gott spendet Segen aus; du raubst!
Du nicht von Gott, Tyrann!
Anmerkungen (Wikisource)
Auch in: Günter Häntzschel / Hiltrud Häntzschel Gottfried August Bürger. Sämtliche Werke. Hanser-Verlag, München 1987, S. 73. Freiburger Anthologie