Textdaten
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Autor: Adalbert Seitz
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Titel: Der Albatros
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 27, S. 865, 867–868
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1898
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[865]

Fliegende Albatrosse.
Nach einer Skizze von Dr. A. Seitz gezeichnet von R. Koch.

[867] Der Albatros. (Zu dem Bilde S. 865). Zu den Erscheinungen, welche dem von Norden kommenden Reisenden auf den Meeren der südlichen Erdhälfte besonders auffallen, zählen vor allem die Albatrosse. Riesenvögel, die wie diese in vertikaler Flügellage sich fortbewegen, d. h. den einen Flügel geradeaus zum Himmel gerichtet tragen, während sie mit dem andern gleichsam die Meeresfläche abzutasten scheinen, giebt es bei uns nicht. Ohne einen Schlag mit den Flügeln auszuführen, schwebt der Albatros weit eleganter und majestätischer dahin als irgend ein Raubvogel, und wer ihn einmal gesehen, findet es begreiflich, daß ihn der Seemann den „König des Meeres“ nennt. Das Meer ist das Element des Albatros. Nur solange das Schiff sich auf hoher See befindet, folgt er ihm durch die weiten Wogenfelder: lange bevor es sich auf Sehweite der Küste nähert, ist er verschwunden. Auf den einsamen, von heftiger Brandung umtosten Felseneilanden der Südsee brütet er, und sobald sein Junges – er legt jährlich nur ein Ei – flügge ist, begiebt er sich auf die Wanderung. Man will beobachtet haben, daß die Albatrosse häufig in verhältnismäßig kurzer Zeit die Erde umfliegen, was bei der Ausdauer und Schnelligkeit ihres Fluges nicht unmöglich erscheint. Die höhere Temperatur scheint dem Albatros unangenehm zu sein; daher zieht er sich im Sommer tiefer ins Eismeer zurück. Der Seesturm berührt ihn nicht [868] im geringsten; über die hochaufspritzenden, brandenden Wellenberge schwebt das Tier mit derselben Ruhe und Stetigkeit, wie der Adler am hellen Sommertage in den blauen Lüften kreist. – Wie die meisten fleischfressenden Seevögel schließt sich auch der Albatros oft in Scharen den größeren Schiffen an. Besonders die mächtigen Passagierdampfer, die einen Streifen fetter Abfallbissen hinter sich lassen, haben stets ein reiches Gefolge, und an Bord eines deutschen Postschiffes, der „Habsburg“, wurde die unserm Bilde zu Grunde liegende Skizze aufgenommen. Sie zeigt die Vögel in ihrer sonderbaren Haltung auf und ab schwebend, und zugleich, wie sie, beim Umwenden einen Bogen nach oben beschreibend, die Flügel wechseln, d. h. scheinbar umkippen. Beim Niederlassen auf die Wasserfläche hat der Vogel große Mühe, die überlangen Flügel unterzubringen, und damit ist auch sein majestätisches Aussehen geschwunden: in der Ruhelage selbst gleicht er vielmehr einer großen Gans. Dr. Adalbert Seitz.