Textdaten
Autor: Walther Kabel
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Der älteste Leuchtturm
Untertitel:
aus: Bibliothek für Alle, 4. Jahrgang, 12. Bd., S. 169–170
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1912
Verlag: Union Deutsche Verlagsgesellschaft
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Stuttgart
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons
Kurzbeschreibung:
Der Artikel erschien unter der Verfasserangabe W.K. ebenso in: Mein Österreich. Illustrierte Monatsschrift für die Jugend, 3. Jahrgang 1913, S. 212 und unter dem Titel Der Leuchtturm von Alexandrien unter der Verfasserangabe W. Kabel in: Die Burg. Illustrierte Zeitschrift für die studierende Jugend , 1. Jahrgang 1912/13, Heft 41. S. 655–656
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[169] Der älteste Leuchtturm.

Der erste Leuchtturm, über dessen Bauart wir genaueres wissen, ist der von Alexandrien. Er wurde noch unter der [170] Regierung Alexanders des Großen begonnen, jedoch erst hundert Jahre nach dessen Tode fertiggestellt. Er stand auf der östlichen Spitze der dem Hafen von Alexandrien vorgelagerten Insel Pharos und soll nach den Angaben zeitgenössischer Schriftsteller 547 Fuß hoch gewesen sein. Das Baumaterial des viereckigen, schlanken Turmes bestand aus weißem Marmor, der zu ungeheuren Würfeln zugehauen war. Auf seiner Plattform wurde allnächtlich ein durch Baumharz genährtes Feuer in einem eisernen Becken angezündet, dessen Schein 41 englische Meilen weit zu sehen gewesen sein muß. In den 15 Stockwerken des Turmes waren über 100 Kerkerzellen für Verbrecher eingerichtet. Die offenen Fenster dieser Zellen wurden dann in einer Sturmnacht, wie der griechische Geschichtsschreiber Hermogeikes in seinem Werke über die sieben Weltwunder, zu denen er auch den Leuchtturm von Pharos rechnet, berichtet, einer großen Anzahl der auf der Westseite des Gebäudes untergebrachten Gefangenen verhängnisvoll. Der Wind drückte den ungeheuren Qualm, den das Leuchtfeuer erzeugte, auf den Meeresspiegel herab, so daß der Rauch auch in die Zellen Eingang fand und hier die Bewohner erstickte. Durch welches Naturereignis der seiner ganzen Bauart nach eigentlich für die Ewigkeit bestimmte Turm zerstört worden ist, wissen wir nicht; doch nimmt man an, daß ein Erdbeben das Wunderwerk zu Fall gebracht hat. Interessant ist es, daß das englische Konsulatsgebäude des heutigen Alexandria sowie mehrere öffentliche Gebäude, darunter auch die Filiale der ottomanischen Bank, aus den Marmorüberresten des einstigen Leuchtturmes, die fast ein Jahrtausend unbenützt liegen geblieben waren, errichtet sind. Welche Unmengen von Marmorblöcken der Turm enthalten haben muß, geht schon daraus hervor, daß noch heute jene Marmorwürfel aus Pharos zu Schiff in die Werkstätten europäischer Bildhauer übergeführt werden, und dort in künstlerischer Form ihre Auferstehung feiern.