Denkmahl eines Dorfschulmeisters zu Altenkunstatt
Auf meiner Reise nach Kulmbach fügte es sich, daß ich zu Altenkunstatt Mittag halten mußte. Es ist dieses ein im Hochstift Bamberg gelegenes Dorf, und hat einen Cisterzienser Geistlichen aus dem ohnweit davon gelegenen Kloster Langheim zum Pfarrer. Bis meine Pferde gefüttert waren, wollte ich mich ein wenig, meiner Gewohnheit nach, im Dorfe umsehen. Der Kirchhof hat, wie ich vorher zu Mürsbach, einem Wirzburgischen Dorfe an der Itsch, gesehen hatte, das Ansehen einer kleinen Vestung, die in ältern Zeiten gegen einen nicht zu mächtigen Anfall ihre guten Dienste mag geleistet haben. Gleichwie ich in der Kirche zu Mürsbach die Denkmähler der alten Familie von Füllbach angetroffen hatte, so sah ich hier an den Wänden die Leichensteine des ausgestorbenen, und in dieser Gegend sehr begüterten adelichen Geschlechts von Kunstatt.
Allein eine ganz neue neben der Sacristey errichtete Grabschrift zog meine Aufmerksamkeit an sich, und wie freuete es mich, daß man auch einem verdienten Schulmann auf dem Lande ein Ehrendenkmahl stiften wollte! Er hieß Nicolaus Schimmel, war 24 Jahre daselbst Schulmeister,| stiftete aus seinem Vermögen eine Freyschule, und für sich einen ewigen Jahrtag. Hier ist das Epitaphium:Accede propius lector, tenuis iam mihi vox est, quia de profundis ad te clamo. Hic iaceo Nicolaus Schimmel annos natus, immo mortuus, 63. Oppidi huius per annos 24. Scholarcha, Tuus olim in carne frater, parvulorum, dum viverem, curam habui, non parvum tamen exspecto praemium, quia feci, quod docui, per exempla. Scholam ex proprio peculio fundavi liberam, addidi anniversarium solennem. Caetera quae coeli coelo, terrae quae terrae reddidi, sed non in hoc iustificatus sum. Tu igitur, si Christianus es, Lector, suspiria cineri meo aut pias affunde lachrymas, nam etiam post mortem cantores istos amant humores.
Dieses Distichon enthält das Sterbejahr 1743. dieses wackern Schulmannes. Ich segnete seine Gebeine, und den Urheber dieser in Gipsmarmor gegrabenen Denkschrift, welcher, wie ich nachher erfuhr, P. Hieronymus Bauer aus Langheim war, der als Amtmann zu Tambach für alle, die ihn kannten, zu früh gestorben ist.