Deß gwesten Pfaltzgrafen Glück und Unglück
Deß gwesten Pfaltzgrafen Glück und Unglück
Wer Glück und Unglück wissen wil /
Der schau deß Pfaltzgrafen spil.
Sehr glücklich war er in dem Reich /
So bald hett er nit seines gleich /
Regieret weißlich mit Verstand
Ein Fraw von Königlichem Stamm[1] /
Die mehret ihm sein hohen Nam /
War glückhafftig mit jungen Erbn
Von reich und arm von jung und altn
Ward er in grosser Ehr gehaltn.
Wie solches dann auch billich gschach
Weil er die höchste Chur versach
Dem Römischn Reich war er ein zier.
In Summ ihm war wol allermassen
Wann er sich nur hett gnügen lassen.
O Ehrgeitz du verfluchte sucht:
Die Ehr und Würd machst manchem süß
Biß er kompt andern under dFüß.
Wie ansehlich wie zierlich wol
Wie dapffer alles Glücks so vol
Ehe das ihn Hoffahrt hebt empor.
Die besten Maister in dem Rath
Die waren da sein höchster schad
Der Blessen / Camerarius /
Biß sie ihn in die höch gebracht
Und auß ihm einen König gmacht
Das hett doch in die läng kein bstand
Weil er sich brauchet frembder Land
Darumb er bald zu boden felt.
Wo felt er hin? Ins tieffe Möhr[2] /
Verlassen von seim gantzen Heer /
Die Staden habn ihn auffgfangen
Und halten ihn für ein Gschauessen
Das Glück hat seiner gar vergessen
Hat ihn zu spott gmacht vor der Welt
Und wie ein Spiegel fürgestellt
Am seinigen genügen laß
Wie gern wolten ihn seine Räht
(Die das Rath zu starck umbgedräht)
Jetz wider in die höch auffschwingen
Er ist zu tieff hinab gesuncken
Er wer vielleicht wol gar ertruncken
Wann nicht Holland geholffen hett
Da es umb ihn noch mißlich steht
Hand sie ihm weiter nichts versprochen
Als daß er mög bey ihnen wohnen
Jetzt seynd hindurch vil gute Cronen.
Der hett zuvor viel Leit und Land
Der vor hett auff dem Haupt ein Cron
Hat jetzt kaum ein gantz Hemet[3] an
Helff Gott dem armen Friderich
Er kompt doch nimmer ubersich.
Anmerkungen
- ↑ Friedrich V. heiratete am 14. Februar 1613, die Tochter des englischen Königs, Elisabeth Stuart.
- ↑ Meer, so ist es auf dem Bild zu erkennen, vll. auch ein Wortspiel mit Mähren, dorthin floh Friedrich als erstes nach der verlorenen Schlacht am Weissen Berg.
- ↑ Hemd