Deß gwesten Pfaltzgraf offne schuldt

Textdaten
Autor: Anonym
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Deß gwesten Pfaltzgraf offne schuldt
Untertitel: Wie jhn Scultetus lehrt Gedult
aus: Vorlage:none
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum: ohne Jahresangabe, aus dem Inhalt erschließbar: Ende 1620
Erscheinungsdatum: Vorlage:none
Verlag: Vorlage:none
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: ohne Ortsangabe
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: im VD17 unter der Nummer 1:089798E
Kurzbeschreibung: Spottschrift auf den Winterkönig Friedrich V.
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
[[index:|Indexseite]]

Deß gwesten Pfaltzgraf offne schuldt /

Wie jhn Scultetus[1] lehrt Gedult.

ICh armer gantz ellender Sünder /
Bin König gwest vergangnen Winter /
Vnd jetzt verjagt mit Weib vnd Kinder.
     Ich widersag dem bösen Feindt /
Mein Räthen die mir nichts nutz seynd /
Wie klärlich jetzt an mir erscheint.
     All seim eingeben rhat vnd that /
Daß ich möcht haben s’ Keysers Gnad /
Hab aber sorg ich komm zu spat.
     Ich glaub (ob ichs schon nit gern thue
So muß ich dannoch stimmen zue
Wann ich wil anderst haben rhue)
     Was Christl. Kirch befilcht zu glaubn /
Man klopfft mich sonst wol auff die Haubn /
Daß ich am Huet hab auffzeklaubn.
     Bekenn mich dem allmächtign Gott /
Darzue mich treibt die grosse noth /
Ich thets wol nit / lidt ich nit Spott.
     Mariæ seiner Mutter würdig /
Warumb bin ich von Bayrn gebürtig?
So hohes Stamms bin ich nit würdig.
     All lieben Heiligen ich klag /
An deren Fest am achten Tag
Ich glitten hab die niderlag.
     Vnd gib mich allenthalben schuldig /
Der ich mein Elend leid geduldig
Biß ich dem Keyser wider huldig.
     Von mein Kindtlichen Tagen an /
Darinn ich wenig gut gethon /
Das bzeugt die Böhemische Cron.
     Biß auff die gegenwertig Stundt /
Wie jetzt der gantzen Welt ist kundt /
Was ich gemacht für heimlich bundt.
     Das ich hab gesündigt offt vnd vil /

Auß frechem Muth vnd aigen Will /
Vnd angericht so grobes Spill.
     Mit mein gedancken / worten / wercken /
Dann meine Räth mich theten stercken /
Das thet der Römisch Keyser mercken.
     Mit vnderlassung viles guten /
Hab ich mir bunden dise Ruthen /
Gott wöll ein andern daruor bhüten.
     Wie dann diß alles gschehen ist /
Das ist der gantzen Welt bewüst /
Das laid mir schier das Hertz abfrist.
     Sey heimblich oder offentlich /
Dann meine Rhät verführten mich /
Was sie verschuldt das büeß jetzt ich.
     Wissent oder vnwissentlich /
Als widern Keyser bochet ich /
Vnd hielt doch nit den letzten stich.
     Wider die zehen Gotts Gebott:
Hett ich vilmehr gefürchtet Gott /
So lid ich jetzt nit solche noth.
     An den fünff Sinnen meines Leibs /
Vnd auß anraitzung meines Weibs /
Was sie als gstifft / der Teufel bschreibs.
     Wider Gott wider meinen Nechsten /
Im Reich wider den allerhöchsten /
Auch wider Bayrn mein allernechsten.
     Wider S’ Heyl meiner armen Seel /
Sag gleich Scultetus was er wöll
Er leugt daß jhm das Maul geschwell.
     Solche vnd alle meine Sünd /
Die ich geladn auff meinen Grind /
Darzu mich bracht mein loß Gesind /
     Seind mir laid von grund meines hertzen /
Nassaw wolt hailen meinen schmertzen /
Hilfft doch kein pflaster oder ertzen.

     Bitt darumben demütiglich
(Wie lengst schon hett gebühret sich
Daß ich demütigen solt mich)
     Dich ewig barmhertzigen Gott
In diser meiner angst vnd noth
Die ist vil ärger als der Todt /
     Wölst mir dein Göttlich gnad verleyhen
Daß mir die arme Leut verzeyhen
Die ich verderbt vnd Rach jetzt schreyen.
     Mein Leben frist so lang vnd vil /
Biß ich thue nach deß Keysers Will /
Vnd nimmer treib das Widerspil.
     Biß ich mein Sünd mög beichten / büssen /
Deß frommen Keysers Huld geniessen /
Ich fall jhm gern zu seinen Füssen.
     Dein Göttlich huld vnd gnad erwerben /
Ich vnd mein Weib vnd meine Erben /
Ehe wir vor leid vnd kummer sterben.
     Vnd nach disem ellenden Leben
(Darein ich mich vnbsinnt begeben
Weil mich die Hoffart thet erheben)
     Die ewig Seligkeit erlangen /
Was wolt ich lang auff Erd anfangen /
Man tröhet meim Hofgsind mit dem strangen.
     Derhalben klopff ich an mein Hertz /
Das leidt so harte Pein vnd Schmertz
Der Nacht deß Keyserlichen Schwerdts.
     Vnd sprich jetzt mit dem offen Sünder
(Dann ich gehandlet wie ein Blinder
Vnd hoff die Straf soll werden linder)
     O Gott genad mir armen Sünder.
Kein falsch steckt mehr bey mir dahinder
Mein lebtag denck ich an den Winter.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Abraham Scultetus, calvinistischer Hofprediger des Winterkönigs, unter dessen Einfluß Friedrich gestanden haben soll.