David Hilbert Gesammelte Abhandlungen Erster Band – Zahlentheorie/Kapitel 7.35

7.34 Die Anzahl der vorhandenen Geschlechter im regulären Kummerschen Körper. David Hilbert Gesammelte Abhandlungen Erster Band – Zahlentheorie (1932) von David Hilbert
7.35 Neue Begründung der Theorie des regulären Kummerschen Körpers.
7.36 Die Diophantische Gleichung .
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35. Neue Begründung der Theorie des regulären Kummerschen Körpers.
§ 166. Die wesentlichen Eigenschaften der Einheiten des regulären Kreiskörpers.

Wir haben gesehen, eine wie wichtige Rolle das besondere Symbol in der Theorie des Kummerschen Körpers spielt. Was die Definition dieses Symbols in § 131 (S. 266) und die Ableitung seiner Eigenschaften in § 131 bis § 133 betrifft, so knüpften wir in der dortigen Darstellung an die von Kummer eingeführten logarithmischen Differentialquotienten der zu einer Zahl nach gehörenden Funktion an. Die in § 131 bis § 133 für das Symbol im Kummerschen Körper ausgeführten Rechnungen entsprechen übrigens genau denjenigen Betrachtungen, welche in § 64 für das Symbol im quadratischen Körper angestellt worden sind. Obwohl es nun bereits gelang, die von Kummer ersonnenen rechnerischen Hilfsmittel auf ein geringes Maß zu bringen, so erscheint es mir doch noch, vor allem auch im Hinblick auf eine künftige Erweiterung der Theorie, notwendig zu untersuchen, ob nicht eine Begründung der Theorie des Kummerschen Körpers ganz ohne jene Rechnungen möglich ist. Ich gebe in diesem Kapitel den Weg hierzu kurz an.

Zunächst können leicht ohne Rechnung und ohne Heranziehung der Bernoullischen Zahlen die späterhin wesentlichen Eigenschaften der Einheiten des regulären Kreiskörpers abgeleitet werden. Für Satz 156 erinnern wir uns des zweiten auf S. 287 mitgeteilten Beweises.

Wir können dann aus diesem Satz 156 den Satz 155 (S. 286) wie folgt ableiten. Wir wollen unter irgendein System von reellen Grundeinheiten des Körpers verstehen; wir bestimmen dann positive Exponenten und gewisse ganze rationale, zu prime Zahlen , …, derart, daß die Kongruenzen

gültig sind. Wir nehmen an, es habe unter den Exponenten , …, etwa den niedrigsten vorkommenden Wert. Dann können wir, wie leicht ersichtlich ist, die Einheiten , …, derart mit Potenzen von multiplizieren, daß für die entstehenden Produkte , …, die Kongruenzen

bestehen, wo , …, , ,…, ganze rationale, zu prime Zahlen bedeuten, und wo nun die Exponenten , …, sämtlich größer als sind. Die Einheiten , , , …, bilden wiederum ein System von Grundeinheiten in . Nun möge unter den Exponenten , …, etwa den niedrigsten vorkommenden Wert haben; dann ist es weiter möglich, die Einheiten , …, derart mit Potenzen von zu multiplizieren, daß für die entstehenden Produkte , …, die Kongruenzen

gelten, wo , …, , , …, ganze rationale, zu prime Zahlen bedeuten und nunmehr die Exponenten , …, sämtlich größer als sind. Die Einheiten , , , , …, bilden offenbar wiederum ein System von Grundeinheiten in . Indem wir in geeigneter Weise fortfahren, gelangen wir zu einem System von Grundeinheiten , , …, in , die den Kongruenzen

genügen, wo , …, , , …, ganze rationale, zu prime Zahlen sind, während für die Exponenten , …, die Kette von Ungleichungen

(162)

gilt. Da die betrachteten Einheiten sämtlich reell sind, so fallen die Exponenten , , , …, gerade aus. Wäre nun

,

so würde nach Satz 156 die -te Potenz einer Einheit in sein. Drücken wir dann durch die Einheiten , , , …, aus in der Gestalt

,

wo , , , …, ganze rationale Exponenten sind, und erheben diese Gleichung in die -te Potenz, so erhalten wir eine Relation zwischen den Einheiten , , …, mit Exponenten, die nicht sämtlich Null sind; dies widerspricht der Tatsache, daß , , …, ein System von Grundeinheiten in bilden. Es ist daher

.

Hieraus folgt mit Rücksicht auf die Ungleichungen (162), daß notwendigerweise

, , , …,

sein muß, und diese Tatsache läßt unmittelbar auf das Vorhandensein von solchen Einheiten , …, schließen, die von der im Satze 155 (S. 286) verlangten Beschaffenheit sind.

Der Satz 157 (S. 288) folgt wie in § 142 aus Satz 155.

§ 167. Beweis einer Eigenschaft für die Primärzahlen von Primidealen der zweiten Art.

Wir legen die in § 131 (S. 264) gegebene Definition des Symbols für ein Primideal zugrunde, sehen jedoch vorläufig von einer Definition des Symbols ab; wir benutzen dementsprechend die Sätze 150 (S. 257), 151 (S. 272) ebenfalls nur für . Die Sätze 158 (S.  295), 159 (S. 302) folgen dann unmittelbar in der dort dargelegten Weise für den Kummerschen Körper , sobald wir die einschränkende Annahme machen, daß die Relativdiskriminante von in bezug auf zu prim sei. Unter derselben Einschränkung gelangen wir ohne Gebrauch des Symbols zu dem Begriff des Charakters eines Ideals in , zu der Einteilung der Idealklassen eines Kummerschen Körpers in Geschlechter, sowie zu der Gültigkeit der Hilfssätze 33 (S. 308), 34 (S. 310), 35 (S. 312) und beweisen dann zunächst folgenden Hilfssatz:

Hilfssatz 43. Eine jede Primärzahl eines Primideals der zweiten Art ist der -ten Potenz einer ganzen Zahl in nach kongruent. Beweis. Es seien , …, die in § 166 bestimmten und dort mit , …, bezeichneten Grundeinheiten des Körpers ; es seien ferner , , …, von verschiedene Primideale in von der Beschaffenheit, daß

(163)

ausfällt, wo , , …, irgendwelche von verschiedene -te Einheitswurzeln bedeuten. Die Existenz solcher Primideale folgt aus Satz 152 (S. 276); wenn wir auf den Beweis dieses Satzes zurückgreifen, sehen wir, daß nicht bloß die Anzahl, sondern die Summe der reziproken Normen aller Primideale von der dort angegebenen Beschaffenheit unendlich war, und wegen dieses Umstandes dürfen wir, wie aus den Betrachtungen beim Beweise des Satzes 83 (S. 143) ersichtlich ist, gegenwärtig annehmen, daß die Primideale , , …, obenein sämtlich vom ersten Grade sind. Ferner können wir voraussetzen, daß die durch , , …, teilbaren rationalen Primzahlen sämtlich voneinander verschieden ausfallen. Es seien , , …, Primärzahlen bez. von , , …, .

Wir behandeln nun die Annahme, es gäbe ganze, nicht sämtlich durch teilbare Exponenten , , …, , für welche der Ausdruck der -ten Potenz einer ganzen Zahl in nach kongruent wird. Nach Satz 148 (S. 251) besitzt dann die Relativdiskriminante des Kummerschen Körpers eine gewisse Anzahl der Primideale , , …, , aber nicht das Primideal als Faktor. Andererseits folgt aus (163) unter Berücksichtigung des Satzes 151 (S. 272), daß der Grad der Schar derjenigen Einheiten in , welche Relativnormen von Einheiten in sind, höchstens den Wert hat; somit würde für den Kummerschen Körper

, d. h. 

ausfallen, was nach Satz 158 (S. 295) nicht sein kann. Damit ist die oben versuchte Annahme als unmöglich erkannt, d. h. für Exponenten , , …, , die nicht sämtlich durch teilbar sind, ist der Ausdruck niemals der -ten Potenz einer ganzen Zahl in nach kongruent.

Es sei eine Primärzahl des Primideals . Aus dem Beweise des Satzes 157 (S. 288) entnehmen wir, daß es genau nach und also nach inkongruente primäre Zahlen in gibt; andererseits ist die -te Potenz einer zu primen Zahl in stets der -ten Potenz einer der Zahlen , , …, nach kongruent. Aus der vorhin gefundenen Tatsache folgt daher, daß es stets möglich sein muß, die Exponenten , , …, derart zu bestimmen, daß der Ausdruck der -ten Potenz einer ganzen Zahl in nach kongruent wird; wir setzen, wenn , , …, solcher Art bestimmt sind, , so daß wird, und behandeln nun die Annahme, daß eine gewisse positive Anzahl von diesen Exponenten , , …, zu prim, die übrigen aber durch teilbar seien. Es wäre dann wegen (163) für den Kummerschen Körper , indem wir für ihn die Bezeichnungen des § 149 benutzen, , , , und folglich sind nach Hilfssatz 35 (S. 312) in diesem Körper alle Idealklassen vom Hauptgeschlecht. Hieraus ergibt sich unmittelbar folgende Tatsache: wenn irgendein Primideal in mit der Eigenschaft ist und eine Primärzahl von bedeutet, so muß bei geeigneter Wahl der Einheit das Charakterensystem der Zahl im Körper aus lauter Einheiten bestehen; es ist also insbesondere

,

und da ein Primideal zweiter Art sein soll, so ist auch .

Wir bezeichnen jetzt die zu konjugierten und von verschiedenen Primideale mit , , … und diejenigen Substitutionen aus der Gruppe von , welche in , , … überführen, bez. mit , , …. Haben dann , die Bedeutung wie in § 149, und ist die durch teilbare ganze rationale Primzahl, so ergibt sich (ähnlich wie in § 158) mit Rücksicht auf die Bemerkung hinter dem Satze 157 (S. 288)

,

wo eine Einheit in ist. Wegen unserer Annahme über die Exponenten , , …, , und da die Primideale , , …, vom ersten Grade und ferner die durch sie teilbaren rationalen Primzahlen unter sich verschieden sind, können wir aus dem Satz 152 (S. 276) schließen, daß es in ein Primideal gibt mit den Eigenschaften

(164)
wo irgendeine von verschiedene -te Einheitswurzel bedeutet. Diese Gleichungen (164) ergeben sofort
, ,  (165)
; (166)

aus der ersten von den Gleichungen (165) folgt nach dem zuvor Bewiesenen , und in gleicher Weise liefern die weiteren Gleichungen (165) die Beziehungen , , …; durch Multiplikation wird hieraus , was wegen Satz 140 (S. 231) der Gleichung (166) widerspricht. Unsere augenblicklich behandelte Annahme über die Exponenten , , …, ist daher unzutreffend, d. h. diese Exponenten, wie sie oben bestimmt wurden, müssen sämtlich durch teilbar sein, und ist mithin gleich der -ten Potenz einer ganzen Zahl in ; hieraus ergibt sich, daß kongruent der -ten Potenz einer ganzen Zahl in nach ausfällt, womit der Hilfssatz 43 bewiesen ist.

§ 168. Beweis des Reziprozitätsgesetzes für die Fälle, daß eines der beiden Primideale von der zweiten Art ist.

Wir gelangen jetzt schrittweise, wie folgt, zu einzelnen Teilen des Reziprozitätsgesetzes für -te Potenzreste:

Hilfssatz 44. Es sei ein Primideal zweiter Art und ein Primideal erster oder zweiter Art in : wenn dann ist, so wird auch .

Beweis. Es seien , Primärzahlen der Primideale bez. . Mit Rücksicht auf Hilfssatz 43 (S. 337) besitzt die Relativdiskriminante des Körpers nach Satz 148 (S. 251) nur den einen Primfaktor , und daher gehören wegen des Hilfssatzes 35 (S. 312) in diesem Körper alle Ideale dem Hauptgeschlechte an. Wegen ist im Körper das Produkt von Primidealen; für den Charakter irgendeines dieser Primideale erhalten wir den Wert

,

und damit ist der Hilfssatz 44 bewiesen.

Hilfssatz 45. Wenn , irgend zwei Primideale zweiter Art in sind, so ist stets .

Beweis. Im Falle folgt die Richtigkeit der Behauptung unmittelbar aus Hilfssatz 44. Wir betrachten nunmehr den Fall . Es seien , Primärzahlen bez. von , ; ferner seien , , … die von verschiedenen, zu konjugierten Primideale und , , … bez. die betreffenden zu konjugierten Primärzahlen von , , …; andererseits seien , , … die von verschiedenen, zu konjugierten Primideale und , , … bez. die betreffenden zu konjugierten Primärzahlen von , , …. Endlich sei die durch teilbare rationale Primzahl; man hat dann , wo eine Einheit in ist. Nach Satz 152 (S. 276) gibt es ein Primideal , für welches

   (167)
   (168)
   (169)

wird, wo irgendeine von verschiedene Einheitswurzel bedeutet, und wo , …, die in § 166 bestimmten und dort mit , , …, bezeichneten Einheiten in sind. Aus (167) folgt

,

und daher ist, wenn eine Primärzahl von bedeutet, nach Satz 140 (S. 231) auch

. (170)

Andererseits ist wegen (167) nach Hilfssatz 44

 ;

und daher folgt aus (170) , es ist also

. (171)

In gleicher Weise leiten wir aus (168) die Beziehung her:

. (172)

Wir bestimmen nun die Potenz von so, daß wird, und betrachten dann den Kummerschen Körper . Da nach Voraussetzung und wegen (169) Primideale zweiter Art sind, so folgt vermittelst des Hilfssatzes 43, daß die Relativdiskriminante dieses Körpers nur die beiden Primideale , enthält. Nach Hilfssatz 35 (S. 312) gibt es daher in höchstens Geschlechter. Das Primideal ist die -te Potenz eines Primideals in . Die beiden Charaktere von in diesem Körper sind

 

und hieraus ergeben sich die Charaktere von , , …, . Wegen (171) bestimmen die Ideale , ,…, verschiedene Geschlechter, und wegen der nämlichen Formel (171) ist zugleich für dieselben stets das Produkt ihrer beiden Charaktere gleich . Die letztere Tatsache gilt folglich für jedes beliebige Ideal in . Da ist, so wird in weiter zerlegbar; die Charaktere eines Primfaktors von sind

, ,

und es ist daher das Produkt . Da andererseits

sein soll, so folgt unter Heranziehung von (172) .

Hilfssatz 46. Es sei ein Primideal der ersten Art und ein Primideal der zweiten Art in ; wenn dann ausfällt, so wird auch .

Beweis. Es seien , Primärzahlen bez. von , . Wir nehmen an, es wäre . Nach Satz 152 (S. 276) gibt es ein von und verschiedenes Primideal , für welches

, , (173)
, , …, (174)

ausfällt, wo , …, die in § 166 bestimmten und dort mit , …, bezeichneten Einheiten sind. Wegen (174) ist ein Primideal zweiter Art. Bedeutet eine Primärzahl von , so fällt aus; denn aus würde nach Hilfssatz 44 (S. 340) folgen, was der ersten Gleichung in (173) widerspräche. Wir können daher eine Potenz von bestimmen derart, daß wird.

Da , Primideale zweiter Art sind, so folgt mit Rücksicht auf Hilfssatz 43 (S. 337) nach Satz 148 (S. 251), daß die Relativdiskriminante des Körpers nur die beiden Primideale , als Faktoren enthält. Nun ist nach (173) und nach Hilfssatz 45 (S. 340)

,
und daraus folgt, wie im Beweise des Hilfssatzes 45, daß für jedes Ideal in das Produkt der beiden Charaktere gleich sein muß. Wegen wird in weiter zerlegbar; ein jeder Primfaktor von besitzt als seine beiden Charaktere
, .

Da der erste Charakter nach Voraussetzung gleich ist, so würde nach dem eben Bewiesenen auch folgen, was nach (173) nicht zutrifft. Dadurch ist unsere Annahme widerlegt.

Hilfssatz 47. Wenn ein Primideal zweiter Art und ein Primideal erster Art ist, so folgt stets .

Beweis. Wir verfahren genau wie im Beweise des Hilfssatzes 45, indem wir statt des Primideals nunmehr das Primideal einsetzen und demgemäß im Verlauf des Beweises behufs Ableitung der (172) entsprechenden Beziehung statt des Hilfssatzes 44 den Hilfssatz 46 heranziehen.

§ 169. Ein Hilfssatz über das Produkt worin alle von verschiedenen Primideale durchläuft.

Wir sind nunmehr imstande, den folgenden Hilfssatz abzuleiten:

Hilfssatz 48. Wenn , zu prime ganze Zahlen sind und überdies der -ten Potenz einer ganzen Zahl in nach kongruent wird, so ist stets

,

wo das Produkt über alle von verschiedenen Primideale in erstreckt werden soll.

Beweis. Unter der über gemachten Voraussetzung können wir offenbar gleich einem Produkt aus lauter Primärzahlen von Primidealen, dividiert durch die -te Potenz einer ganzen Zahl in , setzen. Ist insbesondere gleich einer Primärzahl eines Primideals zweiter Art, so folgt alsdann die Richtigkeit der Behauptung sofort aus den Hilfssätzen 45 und 47, d. h. es ist unter der über gemachten Voraussetzung stets

(175)

Nunmehr betrachten wir den Kummerschen Körper . Wenn die Anzahl der Charaktere bezeichnet, die das Geschlecht einer Klasse in diesem Körper bestimmen, so gibt es nach Hilfssatz 35 (S. 312) höchstens Geschlechter in diesem Körper. Sind nun , …, irgend solche -te Einheitswurzeln, deren Produkt gleich ist, so können wir genau wie beim Beweise des Satzes 164 (S. 329) nachweisen, daß es stets Ideale in gibt, deren Charaktere mit , …, übereinstimmen. Dabei ist nur zu den Bedingungen (155), (156), denen das dort mit bezeichnete Primideal genügen soll, noch das Bedingungssystem

 

hinzuzunehmen, wo , …, die in §166 bestimmten und dort mit , …, bezeichneten Einheiten sind. Auf diese Weise wird nämlich erreicht, daß obenein noch ein Primideal zweiter Art wird, und wegen dieses Umstandes dürfen wir mit Rücksicht auf die Hilfssätze 45 und 47 das Reziprozitätsgesetz in der nämlichen Weise anwenden, wie dies beim Beweise des Satzes 164 geschehen ist. Statt des dort benutzten Satzes 163 ziehen wir hier die Formel (175) heran. Zugleich folgt, daß in wirklich Geschlechter vorhanden sind, und damit zugleich, daß für jedes derselben das Produkt der Charaktere stets gleich sein muß. Diese Tatsache bringen wir nun zur Anwendung, um den Hilfssatz 48 für den Fall zu beweisen, daß eine Einheit ist, und weiter für den Fall, daß eine Primärzahl eines Primideals erster Art ist.

Es seien wiederum , …, , die soeben erwähnten Einheiten; ferner , …, , wie in § 149, die in der Relativdiskriminante von aufgehenden verschiedenen Primideale, und es mögen darunter , , …, wie in § 149 ausgewählt sein; ferner seien , …, Primärzahlen bez. von , …, ; endlich sei eine beliebige Einheit in . Nach Satz 152 (S. 276) gibt es ein Primideal , für welches bei einem gewissen zu primen Exponenten

 ,  (176)
,  (177)

wird. Es sei eine Primärzahl von . Wegen der Gleichung zerfällt im Körper , und wegen der übrigen Gleichungen (176) ist ein Primideal zweiter Art. Die Charaktere eines Primfaktors von haben, da, wie man aus (177) und durch die Hilfssätze 45 und 47 erkennt,

(178)

ist, folgende Werte:

, .
Nun muß nach dem oben Bewiesenen das Produkt derselben gleich sein; dies liefert mit Rücksicht auf (178) und auf die letzte Gleichung in (176) die Beziehung
,

wo das Produkt über alle von verschiedenen Primideale zu erstrecken ist; daraus folgt dann weiter mit Hilfe von (175)

 d. h. ; (179)

der Hilfssatz 48 gilt also auch in dem Falle, daß eine beliebige Einheit in vorstellt.

Nunmehr sei irgendein Primideal der ersten Art, welches die Bedingung erfüllt und folglich in zerlegbar ist. Die Charaktere eines beliebigen Primfaktors von sind, wenn eine Primärzahl von und eine geeignete Einheit in bedeutet,

, .

Da das Produkt derselben gleich sein muß, so folgt wie vorhin:

und hieraus wegen (179):

.

Ist endlich ein solches, zu primes Primideal erster Art, für welches ist, so bestimme man ein Primideal zweiter Art derart, daß ist; dann ist nach Hilfssatz 44 auch . Bedeutet eine Primärzahl von und eine solche Potenz von , daß wird, so ist nach dem soeben Bewiesenen

,

und da auf Grund des Hilfssatzes 47 auch

ausfällt, so folgt weiter

; (180)
der Hilfssatz 48 gilt also auch dann, wenn eine Primärzahl eines beliebigen Primideals erster Art ist. Aus (175), (179), (180) folgt die allgemeine Gültigkeit des Hilfssatzes 48.
§ 170. Das Symbol und das Reziprozitätsgesetz zwischen zwei beliebigen Primidealen.

Wir gelangen jetzt in überraschend einfacher Weise zu der am Anfang dieses Kapitels in Aussicht gestellten neuen Begründung der Theorie des regulären Kummerschen Körpers. Setzen wir, wenn und ganze Zahlen in bedeuten,

, (181)

wo das Produkt wiederum über alle von verschiedenen Primideale in zu erstrecken ist, so stellt das Symbol eine -te Einheitswurzel dar, die durch die Zahlen völlig bestimmt ist, und es folgen aus (80) (S. 265) sofort die Formeln

(182)

in denen , , , , , beliebige ganze Zahlen in bedeuten. Bezeichnet ferner eine Primitivzahl nach und die betreffende Substitution der Gruppe von , so folgt

. (183)

Ferner ergibt sich die Tatsache:

Hilfssatz 49. Wenn , zwei primäre Zahlen des Körpers sind, so hat das Symbol stets den Wert .

Beweis. Zunächst folgt, wenn irgendeine ganze rationale, zu und zu prime Zahl ist, mit Rücksicht auf Satz 140 (S. 231) die Gleichung

. (184)

Da eine primäre Zahl sein soll, so ist einer ganzen rationalen Zahl nach kongruent. Infolgedessen können wir dann auch nach eine ganze rationale Zahl bestimmen, derart, daß die Kongruenz

, 

besteht, und außerdem wieder prim zu wählen. Nun ergibt sich bei Anwendung des Hilfssatzes 48

,

und folglich wird wegen (184) auch

.
Entsprechend beweisen wir
.

Aus Formel (183) ergibt sich ferner

.

Die drei letzten Gleichungen zusammengenommen liefern

, d. h. ,

und damit ist der Hilfssatz 49 bewiesen.

Wählen wir insbesondere , als Primärzahlen von zwei beliebigen Primidealen , in , so ist die Aussage des Hilfssatzes 49 mit dem allgemeinen Reziprozitätsgesetze 161 (S. 312) für diese Primideale , gleichbedeutend.

§ 171. Übereinstimmung des Symbols mit dem Symbol .

Wir schließen aus Satz 151 (S. 272), wobei nur der Fall dieses Satzes zur Anwendung kommt, daß stets den Wert besitzt, sobald die Relativnorm einer ganzen Zahl des Körpers ist; und endlich gelingt jetzt auch der Nachweis dafür, daß stets den Wert hat, sobald die ganze Zahl Normenrest des Körpers nach ist. In der Tat, nehmen wir der Kürze wegen an, daß beide Zahlen , zu prim sind, und setzen wir nach , wo die Relativnorm einer ganzen Zahl in bedeuten soll, so ist die Zahl offenbar der -ten Potenz einer ganzen Zahl nach kongruent; daher wird unter Benutzung der Formeln (182) sowie mit Rücksicht auf die vorausgeschickten Bemerkungen und den Hilfssatz 48:

,

wie behauptet wurde. Wenn eine der Zahlen , oder beide durch teilbar sind, so gelingt der Nachweis dieser Formel ebenfalls ohne Mühe vermöge der nämlichen Hilfsmittel.

Ist eine ganze, zu prime Zahl in , so folgt aus (181) leicht die Gleichung

;

demnach erfüllt der Ausdruck sämtliche Forderungen, die für das Symbol am Schluß des § 133 aufgestellt worden sind; es ist somit, wenn wir die dort auf S. 274 unten angegebene Definition des Symbols zugrunde legen,

;

in dieser Gleichung erkennen wir dann den Satz 163 (S. 328) wieder.

Sind insbesondere die beiden Zahlen , zu prim und , ganze Zahlen in , die mit den ersteren durch die Kongruenzen

, , 

verknüpft sind, so erhalten wir durch Benutzung des Hilfssatzes 48 leicht

Hieraus und in Ansehung der Formeln (182) entnehmen wir folgende Tatsache: Wenn die beiden Zahlen , zu prim sind und

gesetzt wird, wo , und die Exponenten

, , …, ; , , …,

ganze rationale Zahlen sind, so besteht eine Gleichung von der Gestalt

dabei ist eine homogene bilineare Funktion der beiden Reihen von Veränderlichen , und die Koeffizienten von sind ganze rationale Zahlen, die nur von der Primzahl abhängen, und die man bei gegebenem Werte der Primzahl etwa durch besondere Annahmen der Zahlen , leicht berechnen kann.

Nachdem nun das Symbol definiert und seine wichtigsten Eigenschaften abgeleitet worden sind, dürfen wir die in diesem Kapitel bisher festgehaltene Einschränkung auf Kummersche Körper mit einer zu primen Relativdiskriminante fallen lassen; es gelangen dann, genau wie oben, die Sätze 164 (S. 329), 165 (S. 331), 166 (S. 332) und vor allem der Fundamentalsatz 167 (S. 332) zum Nachweise. Mit Hilfe dieses Satzes 167 und geeigneter Benutzung des Satzes 152 (S. 276) läßt sich dann auch zeigen, daß, wenn zwei beliebige ganze Zahlen in mit der Eigenschaft sind und nicht gleich der -ten Potenz einer ganzen Zahl in ausfällt, die Zahl stets Normenrest des Kummerschen Körpers nach sein muß. Damit ist dann der Satz 151 (S. 272) für den Fall nachträglich als richtig erkannt, und es folgt hieraus auch die Gültigkeit des Satzes 150 (S. 257) für . Bei der hier dargelegten Begründungsart der Theorie des Kummerschen Körpers erscheinen also die Sätze 150 und 151 für im Gegensatz zu dem früheren Aufbau als die Schlußsteine des ganzen Gebäudes.

7.34 Die Anzahl der vorhandenen Geschlechter im regulären Kummerschen Körper. Nach oben 7.36 Die Diophantische Gleichung .
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