Allgemeines Deutsches Kommersbuch:87

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Schauenburg:
Allgemeines Deutsches Kommersbuch
Seite 172, 173
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ein! Schon wirkt der Göt=ter=wein! Schenkt ein!

     2. Doch was auch tief im Herzen wacht, das will ich jetzt be=
grüßen. Dem Liebchen sei dies Glas gebracht, der Einzigen, der
Süßen. Das höchste Glück für Menschenbrust, das ist der Liebe
Götterlust, sie trägt euch himmelan! Stoßt an! Stoßt an! Sie
trägt euch himmelan! Stoßt an!

     3. Ein Herz, in Kampf und Streit bewährt bei strengem Schick=
salswalten, ein freies Herz ist Goldes wert, das müßt ihr fest erhalten.
Vergänglich ist des Lebens Glück, drum pflückt in jedem Augenblick
euch einen frischen Strauß! Trinkt aus! Trinkt aus! Euch einen
frischen Strauß! Trinkt aus!

     4. Jetzt sind die Gläser alle leer; füllt sie noch einmal wieder!
Es wogt im Herzen hoch und hehr; - ja, wir sind alle Brüder, von
einer Flamme angefacht - dem deutschen Volke sei's gebracht, auf
daß es glücklich sei und frei, und frei! Auf daß es glücklich sei
und frei!

Theod. Körner. Um 1810.


          186.     Das heiligste Rund.     (III. 75.)

     Rasch. E. M. Arndt.

     1. Lu=stig, ge=rü=stet das Herz und den Mund!
Heid=ni=sche Weis=heit und christ=li=cher Glau=be
sit=zen in Ein=tracht beim Nek=tar der Trau=be.
„Rund“ heißt die Lo=sung; auf, sin=get sie rund!

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     2. Rund, o du hohes und heiliges Wort! |: Rund ist — o selige
Rundung! — die Tonne, rund ist mein Mädchen, rund meine Sonne,
rund ist der Zapfen, der Tonnen durchbohrt. :|

     3. Denken wir Großes, wir denken es rund: Rund ist die Erde
mit rollenden Polen, rund ist die Schönheit der Flaschen und Bowlen,
Lippen und Wangen der Liebe sind rund.

     4. Schauet nach oben, — ich singe nicht Spott! — rund geht auf
Sternen das Leben der Frommen, kugelrund heißet, was himmlisch
vollkommen, kugelrund ist der platonische Gott.

     5. Heil mir! ich grüße dich, fließendes Gold! Grüße dich, Traube,
dich, Liebling der Sonne! Grüße dich, Bowle! und grüße dich, Tonne!
Grüße dich, Trinker, der neben ihr rollt!

     6. Laufen die Sonnen und Sterne denn rund — brauchet, ihr
Brüder, die Freude der Trichter, rollet euch selig, wie himmlische Lich=
ter, schlaft und erwachet am fröhlichen Spund!

     7. Offen schon steht das olympische Haus, offen die Sphären, wo
Götter sich rollen, irdisches Dichten und irdisches Wollen fliegen schon
über die Himmel hinaus.

     8. Eins noch! Es gilt unser heiligstes Rund! Rund sei die That
uns und rund sei die Rede! Rund sei die Freundschaft und rund sei
die Fehde! Klinget zusammen und haltet den Bund!

E. M. Arndt. 1803.



          187.     Burschentreue.

     Singw.: Wo zur frohen Feierstunde ec.

     1. Mag der Strom der Zeiten treiben, daß er Damm und Schleuse
bricht: wird das Echte ewig bleiben, denn es weicht dem Strome nicht.
Treue des Burschen, ein Felsen im Meer, bietet den Wogen die kräftigste
Wehr.

     2. Also soll das Burschenleben fort in Licht und Dämmerung
durch Jahrhunderte sich weben ewig neu und ewig jung. Freude der
Jugend ist rein wie das Gold, Brüder, noch ist uns die Freude
ja hold.

     3. Schleichen auch mit leisem Tritte böse Träume durch die Zeit;
scheucht sie doch aus unsrer Mitte unsre reine Freudigkeit. Kennst
du von brausenden Wogen den Schaum, täuschet dich nimmer ein
blendender Traum.

     4. Brüder, seht, nach alter Weise sandte manches Vaterland seine
Söhne hin zum Kreise, dem die Freude uns verband; soll noch das
Gute, das Alte bestehn, lasset die Sitte nicht untergehn!

     5. Wenn die Farben sich begrüßen, die beim Becher sich vereint,
ist’s, als wenn sich Brüder küssen, denn der Kuß ist treu gemeint.
Eint euch nicht alle das nämliche Band? Reicht euch zur Lust wie
zum Kampfe die Hand!