Das Tegetthoff-Denkmal in Wien

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Titel: Das Tegetthoff-Denkmal in Wien
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aus: Die Gartenlaube, Heft 43, S. 771
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1886
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[771] Das Tegetthoff-Denkmal in Wien. Der Seeheld von Lissa, welcher am 20. Juli 1866 der österreichischen Kriegsmarine in der großen Welt einen ruhmvollen Namen gemacht hat durch einen der glänzendsten Siege, erhielt nunmehr sein wohlverdientes Denkmal in der Kaiserstadt an der Donau.

Auf dem weiten Platze vor den Eingängen in den Prater, auf dem sogenannten „Praterstern“, welchem sieben Straßenzüge zustreben, erhebt sich auf einem Plateau von drei Stufen aus grauem Mauthausener Granit, eine im Stile der „Columna rostrata“, der „Schiffsschnäbel-Säule“, gehaltene Säule, welche die Figur Tegetthoff’s krönt. Ueber dem Stufen-Plateau steigt ein beckenähnlicher Unterbau für die allegorischen Gruppen, die Kampfes- und Siegesgöttin, auf, welche beide in einer Art von Nachen, von springenden Seepferden gezogen, erscheinen. Die Säule, welche aus rosafarbigem Granit besteht, hat einen Durchmesser von 5 Fuß 9 Zoll und ruht auf einem Piedestal sammt Basis. Das obere Ende derselben krönt die 11 Fuß hohe aus Kanonenmetall in der k. k. Wiener Erzgießerei gegossene Statue des Seehelden, der in der heftigsten Erregung des Kampfes dargestellt ist. Er hält in der Rechten das Fernrohr, während die Linke den Säbel in der Mitte der Scheide faßt. Aus dem Säulenschafte streben an jeder Seite drei Schiffsschnäbel heraus, welche in kränzespendende Viktorien auslaufen, die wieder, der Verjüngung des Säulenschaftes stilgemäß entsprechend, in ihren Größeverhältnissen nach oben hin immer kleiner und zierlicher werden, und das Weib, die Jungfrau und das Kind versinnlichen. Diese Schiffsschnäbel sind mit leicht bewegten Segeln verbunden, von denen die Embleme, welche den Säulenschaft schmücken, Ruder, Anker und Flaggen, umschlungen sind. Das Gesims des Hauptpostaments wird durch vier Adler gekrönt, zwischen denen Eichenlaubfestons laufen.

Die Figur selbst schaut gegen die Praterstraße hin. Alle Marmortheile außer der Säule und dem Stufenplateau sind aus weißem Sterzinger Marmor. Auf der der Praterstraße zugekehrten Piedestalseite liest man in Goldlettern die Worte „Wilhelm Tegetthoff“; auf dem Sockel unter einer denselben zierenden Relieftrophäe auf einer von Tritonen getragenen Schrifttafel: „Lissa, 20. Juli 1866“, und auf der Reversseite in ganz ähnlicher Anordnung: „Dem heldenmüthigen Sieger seine dankbaren Mitbürger 1866“, und „Helgoland, 9. Mai 1864“. Die Höhe des ganzen Denkmals sammt der Statue beträgt 12 Klafter, 2 Schuh, 8 Zoll, erreicht somit die Höhe eines mehr als vierstöckigen Miethhauses. Die Breite des unteren Plateaus, auf dem sich das Monument aufbaut, beträgt 12½ Klafter, die des Unterbaues für die allegorischen Figuren 7 Klafter. Baurath Hasenauer und Bildhauer Kundmann haben im Jahre 1877 gemeinsam die Idee des Monuments ausgearbeitet, welches am 24. Septbr. d. J. in feierlicher Weise in Gegenwart des Kaisers, der Erzherzöge, vieler Militär- und Civilcelebritäten, sowie einer nach Tausenden zählenden Volksmenge enthüllt wurde. Doch ist der Gedanke, auf die antike Säulenform eine moderne Denkmalfigur in neuem Gewande zu stellen, kein glücklicher. Auch die vorspringenden Schiffsschnäbel üben keineswegs einen gefälligen, günstigen Eindruck auf den Beschauer aus. Wien ist nicht reich an Denkmälern, daher sollte jedes einzelne eine künstlerische Sehenswürdigkeit sein.