Das Ostergelächter
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[407] Das Ostergelächter. – Eine der sonderbarsten Gewohnheiten im Mittelalter war, daß die Prediger, um die Gemeindeglieder für die Strapazen der Fasten einigermaßen schadlos zu halten, am ersten Osterfeiertage auf den Kanzeln allerlei Späße und Schwänke machten. Diese Erholung hieß das „Ostergelächter“, und schon der Name ergibt, daß sie, dem Geschmack der damaligen Zeit entsprechend, öfters ein wenig stark ausgefallen sein mag.
Ein Prediger in Waiblingen, der die Osterpredigt hielt, eröffnete seiner Gemeinde, daß er jetzt das Schlußlied singen lassen wolle, jedoch solle der Mann, der in seinem Hause die unbestrittene Herrschaft habe und nicht unter dem Pantoffel stehe, das Lied anfangen.
Es trat eine lange Stille ein, und der weibliche Teil der Zuhörer lachte herzlich über die Verlegenheit der Männer, bis endlich ein Mann sich ein Herz faßte, und das Lied anfing, worauf die übrigen einfielen.
Den mutigen Vorsänger begleiteten die übrigen Männer nach dem Gottesdienst nach Hause, damit ihm „der Pantoffel nicht um die Ohren sause“.