Textdaten
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Autor: Anton Birlinger
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Titel: Das Mönbachweibchen
Untertitel: eine fränkische Sage
aus: Sagen, in: Alemannia, Band XV, S. 126–127
Herausgeber: Anton Birlinger
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1887
Verlag: Peter Hanstein
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Erscheinungsort: Bonn
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Quelle: Google-USA*, Commons
Kurzbeschreibung:
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[126] 1 DAS MÖNBACHWEIBCHEN eine fränkische Sage

In der Müle zu E. saßen am Abend vor Weihnachten durstige Brüder und lockere Zeisige und zechten biß zur elften Stunde. Als schon die Glocken zur Christmesse ertönten, so graußte es den Gästen und beim Nachhausegen sahen sie die Kirche schon erhellt und die frommen Gläubigen schritten dem Gotteshause zu. Einer blib sizen, spottete über die frommen Beter und rief: noch ein Glas! Dises kredenzte im aber nicht mer die Müllerin, welche sich zur Kirche aufgemacht hatte. Da wurde es im unheimlich in der Müle, er machte sich auf und taumelte den Wald entlang dahin. Am Saume des Waldes begegnete im das Mönbachweibchen in unheimlicher Gestalt, wis im den Weg, aber in ein Reich, woher er biß auf disen Tag nicht mer zurückgekert ist. – Einmal erschin es bei ganz armen Eheleuten, die nur ein einziges Kind, einen dreijärigen Son hatten. Da es die schwache Seite diser Leute, nämlich ire Armut kannte, so bot es inen vile blanke Taler an, wenn sie im iren Son verschreiben würden. Der Pakt wurde geschloßen, daß nach 22 Jaren von heute an das Mönbachweibchen sein Eigentum heimholen dürfte. Den Eltern erwachte bald ir Gewißen, sie sahen die Taler nicht mer an und das künftige Loß ires Kindes gieng inen tief zu Herzen. Gern hätten sie den Vertrag wider gelöst, allein das Mönbachweibchen ließ sich nie widersehen. Die Mutter konnte ir [127] Herzenleid nicht mer allein tragen und vertraute es darum irer Nachbarin. Dise riet ir, den Son geistlich werden zu laßen, so daß er biß zum gedungenen Termin Priester wäre, wodurch der Zauber gelöst werde. Der Mutter gefiel diser Rat und da sie zu arm war, dises Vorhaben ausfüren zu können, so wanderte sie mit irem Sone an St. Simon- und Judätag dem benachbarten Kloster zu. Alles hatte seinen gewünschten Verlauf; die Eltern lebten ruhig und zufriden und gedachten kaum mer des verwünschten Paktes. Da kam die Zeit heran, da der Son die erste heilige Messe lesen sollte; der ganze Akt verlief ruhig und würdig, als nach Beendigung des Gottesdienstes das Mönbachweibchen in freudestralender Mine am Plafond der Kirche erschin, den Pakt zerriß und die Fezen auf die Versammlung niderwarf. – Ein reicher Bauer zu R. war plözlich gestorben und die Sage gieng, er habe tausende von blanken Talern hinterlaßen. Da die Söne alles durchstöberten, aber des Vaters Geldkiste nicht finden konnten, so begab sich der älteste Son um die Mitternachtsstunde in den Mönbach und fragte die freundliche Fee um Auskunft, wo sein Vater das Kistchen verborgen habe. Dise antwortete: „tief unten im Kellergrunde sind die goldenen Vögel vergraben.“ Die Söne hatten nichts eiligeres zu tun, als nachzugraben. Einen Schaz fanden sie nicht, wol aber hatten sie den Keller bald voll Waßer. – Nicht selten erscheint das Mönbachweibchen in den Wonungen als Hausgeist und tut den faulen Knechten und Mägden die Ere an, sie zu züchtigen für ire Läßigkeit im häuslichen Dienst. Es bläst inen das Liecht aus, zieht inen im Bett die Decke weg, stößt inen die Milchkübel um etc. Ebenso besucht es gern die Kunkelstuben des Dorfes und bringt der Spinnerin, die am raschesten und schönsten spinnt, eine goldene Spindel. Ein armes Kind verlor auf dem Wege seine Spindel und fieng laut zu weinen an. Die gute Fee erbarmte sich des Kindes und gab im eine hellglänzend goldene Spindel. Als dises nachher den Hergang erzälte, machte sich eine schlaue Spinnerin auf, warf ire Spindel weg und fieng zu jammern an. Bald erschin die Fee und hielt ir eine goldene Spindel hin, die sich aber in irer Hand zu einer Rute verwandelte.

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