Textdaten
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Autor: Ludwig Friedrich Dorn
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Titel: Das Männlein vom See
Untertitel:
aus: Badisches Sagen-Buch II, S. 123–126
Herausgeber: August Schnezler
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1846
Verlag: Creuzbauer und Kasper
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Erscheinungsort: Karlsruhe
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons, Google
Kurzbeschreibung:
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[123]
Das Männlein vom See.
(In alemannischer Mundart.)

Uff de Berge, do isch e See,
Es fahrt nie kei Schiffer druff.
’s goht kei Rueder in sini Welle,

[124]

Denn er cha si gar verstelle,

5
Und uff eimol steht er uff –

Es isch gfehlt, isch ebber druff.

Bi dem See obe stoht e Hus
Im e Thal, so eng un wild.
Hoch vum Kuppe sieht me’s Chöpfli

10
Dert in jedem Wassertröpfli,

Wenn der Wind e wenig spielt,
Un vu Berge drum umme ’s Bild.

In dem Hus inne het me sust
As e Männli chönne seh;

15
’s isch so chlei gsi, wie ne Büebli,

Doch nitt lustig un nitt liebli,
Un het nie kei Antwort ge –
Jezen isch es nimmimeh.

Un das Männli, stumm un still,

20
Isch scho alt gsi un scho grau.

Duß, in Husgang, unter d’Stege,
Isch es z’Nacht allimol als g’lege,
Uff de Boden un uff’s Strau;
Mengmol het es gessen au.

25
Isch der Morgen allmig chu,

Isch das Männli zerscht verwacht;
Und was’s ge het, in Buureg’schäfte,
Het es ghulfen us alle Chräfte,
Un het redli au mitgmacht,

30
Doch nit eimol het es g’lacht.


„’s mueß e tiefe Chummer ha,“
Meint der Meister, „was es will?
Wenn de’s numme chönntsch au sage,
Wott der gern dra helfe trage;

35
Bisch so schaffig un so still. –

Wüßt i numme, was es will!“

[125]

Un jez endli seit si Frau:
„I glaub, i bi uff der Spur!
’s het so alt un verrisse Plunder,

40
Un drum isch es au ke Wunder,

Daß es luegt allewil so suur;“ –
So seit d’Frau zum Seewibuur.

„Jo, wer weiß, so chönnt es si,
Un des chost’t jo nit alles Geld;

45
Jeze len mer im Männli mache

E neu Röckli un sust no Sache,
Was es brucht in Hus un Feld.“ –
Un bim Schnider wird es b’stellt.

Und der Schnider chunnt un bringt’s,

50
Nun es ferig jez isch gsi;

Un sie lege’s unter d’Stege,
Un wenn ’s Männli dermit biwege,
Daß es soll alehrter si;
’s sin au Schüehli no derbi.

55
Doch wu’s Nacht wird, toost der See,

Und im Huus het’s durann g’chracht;
Und wu’s Männli si neu Plunder
Jeze findet, un au no drunter
Neui Schueh; o wie het es gmacht,

60
Un het’s gjomm’ret die ganzi Nacht!


„O mi Meister! o weh, o weh!
Jez henn er mi jo abglohnt,
Tusig Johr lang han i do gwohnt.
O mi Meister! o weh, o weh!

65
O, er henn mer nit solle ge!


„O mi Meister! o weh, o weh!
Mi Plunder war jez verheit gli,
Un derno wär i erlöst gsi.
O mi Meister! o weh, o weh!

70
O, er henn mer nit solle ge!
[126]

„O mi Meister! o weh, o weh!
Jez mueß i go vu Afang
Wieder diene, tusig Johr lang.
O mi Meister! o weh, o weh!

75
O, er henn mer nit solle ge!“ –


Un jez macht es si uffe Weg,
Blibe darf es nimmemeh.
Sither sellem isch’s verschwunde,
Doch in mitternächt’ge Stunde

80
Irrt a Liechtli als am See,

Un das sifzget: o weh, o weh!

J. F. Dorn.
(Aus Pfarrer L. F. Dorn’s „Alemania,“ Lörrach, 1843.)