Textdaten
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Autor: Rainer Maria Rilke
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Titel: Das Lied des Zwerges
Untertitel:
aus: Das Buch der Bilder
2. Buch Teil 12, S. 141
Herausgeber:
Auflage: Zweite sehr vermehrte Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1906
Verlag: Axel Junker Verlag
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Erscheinungsort: Berlin / Leipzig, Stuttgart
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Originalherkunft:
Quelle: Commons
Kurzbeschreibung:
Signatur ÖNB 665257-B.Neu-Mag
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[141]
Das Lied des Zwerges


Meine Seele ist vielleicht grad und gut;
aber mein Herz, mein verbogenes Blut,
alles das, was mir wehe thut,
kann sie nicht aufrecht tragen.

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Sie hat keinen Garten, sie hat kein Bett,

sie hängt an meinem scharfen Skelett
mit entsetztem Flügelschlagen.

Aus meinen Händen wird auch nichts mehr.
Wie verkümmert sie sind, sieh her:

10
zähe hüpfen sie, feucht und schwer,

wie kleine Kröten nach Regen.
Und das Andere an mir ist
abgetragen und alt und trist;
warum zögert Gott auf den Mist

15
alles das hinzulegen.


Ob er mir zürnt für mein Gesicht
mit dem mürrischen Munde?
Es war ja so oft bereit, ganz licht
und klar zu werden im Grunde;

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aber nichts kam ihm je so dicht

wie die großen Hunde.
Und die Hunde haben das nicht.