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Autor: Johann Gottfried Herder
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Titel: Das Kind der Sorge
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aus: Zerstreute Blätter (Dritte Sammlung) S. 7-9
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Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1787
Verlag: Carl Wilhelm Ettinger
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Erscheinungsort: Gotha
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Quelle: ULB Düsseldorf und Commons
Kurzbeschreibung:
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[7]

 
          Das Kind der Sorge.


     Einst saß am murmelnden Strome
Die Sorge nieder und sann:
Da bildet’ im Traum der Gedanken
Ihr Finger ein leimernes Bild.

5
     „Was hast du, sinnende Göttinn?“

Spricht Zevs, der eben ihr naht.
„Ein Bild von Thone gebildet,
Beleb’s, ich bitte dich Gott.“

     „Wohlan! ich will es! – Es lebet!

10
Doch mein sei dieses Geschöpf!“ –

Dagegen redet die Sorge:
„Nein, laß es, laß es mir, Herr.

[8]

     Mein Finger hat es gebildet“ –
„Und ich gab Leben dem Thon“

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Sprach Jupiter. Als sie so sprachen,

Da trat auch Tellus[1] hinan.

     „Mein ists! Sie hat mir genommen
Von meinem Schooße das Kind.“
„Wohlan, sprach Jupiter, harret,

20
Dort kommt ein Entscheider, Saturn[2].“


     Saturn sprach: „Habet es alle!
So wills das hohe Geschick.
Du der das Leben ihm schenkte,
Nimm, wenn es stirbet, den Geist.

[9]
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     Du Tellus seine Gebeine:

Denn mehr gehöret dir nicht.
Dir, seiner Mutter, o Sorge,
Wird es im Leben geschenkt.

     Du wirst, so lang’ es nur athmet,

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Es nie verlassen, dein Kind.

Dir ähnlich wird es von Tage
Zu Tage sich mühen ins Grab.“

     Des Schicksals Spruch ist erfüllet
Und Mensch heißt dieses Geschöpf.

35
Im Leben gehört es der Sorge:

Der Erd’ im Sterben und Gott.

  1. Die Erde.
  2. Die Zeit.