Das Guckkasten-Lied vom großen Hecker
Wie wir vom Deutschen Volksliedarchiv in Freiburg erfahren haben, stammt das hier gezeigte Guckkastenlied vom Großen Hecker vom Pfälzer Dichter Karl Christoph Nadler (1809–1849). Der Freiburger Antiquar Chr. Walter bot es in einem Inserat in der „Oberrheinischen Zeitung“ vom 10.8.1848 mit folgenden Worten zum Verkauf an:
- Das interessante Bild und Lied "Das Guckkastenlied vom grossen Hecker" nach bekannter Melodie zu singen, in 17 verschiedenen Versen illustriert und color. Bogenformat 12kr [Kreuzer] in trüber Zeit wohl der gelungenste, harmloseste Scherz, der seinen Zweck, Heiterkeit zu erregen, nicht verfehlen und im ganzen teutschen Lande Anklang finden wird.
1.
Seht, da steht der große Hecker,
Eine Feder auf dem Hut,
Seht, da steht der Volkserwecker,
Lechzend nach Tyrannenblut!
Säbeln trägt er und Pistolen,
Und zum Peter sagte er:
„Peter sei du Statthalter!“
2.
„Peter“, sprach er, „du regiere
„Ich zieh’ aus und commandire
„Unsre tapfre Arimée;
„Mit Polacken und Franzosen
„Wird der Herwegh zu mir stoßen,
„Als daß er ein Hundsfott wär’.“
3.
Pflästerer und Schieferdecker,
Alles, niederig und hoch,
Alles jauchzte unserm Hecker,
Handwerksburschen, Literaten,
Tailleurs, Bauern, Advokaten,
Alles folgte rasch dem Zug,
Als er seine Trommel schlug.
4.
Rumbidibum, Dumdumdumbum;
Und bei Straf’ ließ Weißhaar sagen
Rings im ganzen Land herum:
„Thut euch schnell zusammenraffen,
„Oder ich bring’ Alles um;
„Rumbidibum, Dumdumdumbum.“
5.
Durch die Baar that man jetzt wandern,
Und hernach in’s Wiesenthal,
Auf Soldaten ohne Zahl.
Edler Gagern, wackre Hessen,
Wollt ihr euch mit Hecker messen?
Gagern, du kommst nicht zurück,
6.
Gagern wollt’ parlamentiren,
Doch das ist nicht Hecker’s Art;
„Ich, sprach er, „soll retiriren
„Ich mit meinem rothen Bart!?“ –
General Gagern sah man fallen –
Und der tapf’re Hinkeldey
Saß zu Pferde auch dabei.
7.
Und als Gagern war gefallen,
Zur Bekümmerniß uns Allen,
Unsern edeln Struwel ein;
Man that ihn in Eisen legen,
Aber von des Heckers wegen
Den Gefang’nen wieder frei.
8.
Kaiser, Weishaar, Struwel, Peter,
Alle trieb man allbereits
Gleichsam als wie Uebelthäter
Doch der Peter, der kam wieder,
Legt die Statthalterschaft nieder,
„Denn, sprach er, ich werde alt,
„Und verlier’ sonst mein’ Gehalt.“
9.
Legst die Hände in den Schooß?
Auf nun, du Tyrannenschrecker,
Jetzt geht es auf Freiburg los.
Badner, Hessen und Nassauer
Doch wir kommen schon hinein,
Denn neutral will Freiburg sein.
10.
All die schönen Stadtkanonen,
Großer Hecker, sie sind dein;
Nebst Kartätschen schnell hinein.
Langsdorf will recognosciren,
Läßt sich auf den Münster führen,
Und guckt durch ein Perspektiv,
11.
Oben her vom Güntersthale,
Hinter Wald und Hecken vor,
Kam im Sturm mit einem Male,
Siegel’s wildes, tapf’res Corps.
Ließen ihre Büchsen blitzen,
Und das Corps zog sich zurück,
Aus war’s mit der Republik!
12.
Denn hinein zu allen Thoren
Und die Freischaar war verloren
Trotz der tapfern Gegenwehr;
Alle, die sich blicken ließen,
That das Militär erschießen;
Und erobert war Freiburg.
13.
Doch nun kamen Herwegh’s Schaaren,
Er und seine Frau kam nach,
Kamen in der Chais gefahren
Doch zu ihrem großen Aerger
Sah man dort die Würtemberger;
Miller, dieser grobe Schwab,
Kam von einem Berg herab.
14.
Machten da den Schwaben warm:
Herwegh sah’s, er fuhr einspännig,
Und es fuhr ihm in den Darm,
Unter seinem Spritzenleder
Heiß fiel es dem Herwegh bei,
Daß der Hinweg besser sei.
15.
„Ach, Madamchen, that er sagen,
„Aus ist’s mit der Republik!
„Nein! für jetzt nur schnell zurück!
„Laß für meinen Kopf uns sorgen,
„Komm’ ich heut nicht, komm’ ich morgen;
„Ach, wie kneipt’s mich in den Leib,
16.
Und Madam hieß ihn verkriechen
Sich in ihren treuen Schooß,
Denn er konnt’ kein Pulver riechen,
Und es ging erschrecklich los;
Manche Sense ward zerbrochen,
Und erschossen mancher Mann,
Die ich nicht all nennen kann.
17.
Also ist’s in Baden gangen;
Ward vom Militär gefangen,
Liegt zu Bruchsal auf dem Stroh –
Ich, ein Spielmann bei den Hessen,
Der kann Baden nicht vergessen,
Habe dieses Lied erdacht.