Das Gnadenbild aus dem Lerchenstock zu Waldrast

Textdaten
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Autor: Brüder Grimm
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Titel: Das Gnadenbild aus dem Lerchenstock zu Waldrast
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aus: Deutsche Sagen, Band 1, S. 447–449
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1816
Verlag: Nicolai
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Erscheinungsort: Berlin
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Quelle: Google, Commons
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348.
Das Gnadenbild aus dem Lerchenstock zu Waldrast.
Tyroler Sammler V. 1809. S. 251–265. aus der Volkssage und dem waldraster Protocoll.

Im Jahr 1392. sandte die große Frau im Himmel einen Engel aus nach Tyrol in die Waldrast auf dem Serlesberg. Der trat vor einen hohlen Lerchenstock und sprach zu ihm im Namen der Gottesmutter:

„du Stock sollst der Frauen im Himmel Bild fruchten!“

Das Bild wuchs nun im Stock und zwei fromme Hirtenknaben, Hänsle und Peterle aus dem Dorfe Mizens, gewahrten sein zuerst im Jahr 1407. Verwundert liefen sie hinab zu den Bauern und erzählten: „gehet auf das Gebirg, da stehet etwas wunderbarliches im hohlen Stock, wir trauten uns nicht es anzurühren.“ Das heilige Bild wurde nun erkannt, mit einer Säge aus dem Stock geschnitten und einstweilen nach Matrey gebracht. Da stund es, bis daß ihm eine eigene Kirche zur Waldrast selbst gebauet wurde, dazu bediente sich U. L. F. eines armen Holzhackers Namens Lusch, gesessen zu Matrey. Als der eines Pfingsttags Nacht an seinem Bett lag und schlief, kam eine Stimme, redete zu dreienmalen und sprach: „schläfst du oder wachst du?“ Und beim drittenmal erwachte er und frug: „wer bist du oder was willst du?“ Die Stimme sprach: „du sollst aufbringen eine Capelle in der Ehre U. L. F. auf der Waldrast.“ Da sprach der [448] Holzhauer: „das will ich nit thun.“ Aber die Stimme kehrte wieder zu der andern Pfingsttagnacht und redete mit ihm in der Maas als zuvor. Da. sprach er: „ich bin zu arm dazu.“ Da kam die Stimme zu der dritten Pfingsttagnacht abermal an sein Bett und redete als vor. Also hatte er dreier Nacht keine vor Sorgen geschlafen und antwortete der Stimme: „wie meinest du’s, daß du nicht von mir willt lassen?“ Da sprach die Stimm: „du sollt es thun.“ Da sprach er: „ich will sein nit thun!“ Da nahm es ihn und hob ihn gerad auf in die Höhe und sagte: „du sollt es nun thun, berathe dich drum!“ Da gedacht er: „o ich armer Mann, was rath ich, daß ichs recht thue?“ und sprach, er wollte es thun, wo er nur die rechte Stätte wüßte. Die Stimme sprach: „im Wald ist ein grüner Fleck im Moose, da leg dich nieder und raste, so wird dir wohl kund gethan die rechte Stätte.“ Der Holzhauer machte sich auf, legte sich hin auf das Moos und rastete, (davon heißt der Ort: die Rast im Walde, Waldrast.) Wie er entschlafen war, hörte er im Schlaf zwei Glöckel. Da wachte er und sah vor sich auf dem Flecken, da jetzund die Kirch stehet, eine Frau in weißen Kleideren und hätte ein Kind am Arm, deß ward ihm nur ein Blick [1]. Da gedachte er: allmächtiger Gott, da ist freilich die rechte Statt! und ging auf die Statt, da er das Bild gesehen hatte, und merkts aus, nach dem als er vermeinte eine Kirche zu [449] machen, und die Glöckel klungen, bis er ausgemerkt hatte, hernach hörte er sie nicht mehr. Da sprach er: „lieber Gott, wie soll ichs verbringen? ich bin arm und habe kein Gut, da ich solchen Bau mit verbringen möge.“ Da sprach wiederum die Stimme: „so geh zu frommen Leuten, die geben dir wohl alsoviel, daß du es verbringst. Und wann es beschiehet, daß man es weihen soll, da wird es stillstehen 36 Jahr, darnach wird es fürgäng und werden große Zeichen da geschehen zu ewigen Zeiten.“ Und da er die Capelle anfangen wollte zu machen, ging er zu seinem Beichtvater und thät ihm das kund. Da schuf er ihn vor den Bischof Ulrich gen Brixen, da ging er zu fünfmalen gen Brixen, daß ihm der Bischof den Bau und die Capelle zu machen erlaubte. Das thät der Bischof und ist beschehen am Erchtag (Dienstag) vor S. Pancratius im Jahr 1409.


  1. d. h. er sah die Erscheinung nur einen Augenblick.