Textdaten
Autor: Gustav Schwab
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Das Gewitter
Untertitel:
aus: Gustav Schwabs Gedichte, S. 298–299
Herausgeber: Gotthold Klee
Auflage:
Entstehungsdatum: 1828
Erscheinungsdatum: 1882
Verlag: Bertelsmann
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Gütersloh
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons, Google
Kurzbeschreibung: Ballade auf eine wahre Begebenheit des Jahres 1828 in Tuttlingen
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
[[index:|Indexseite]]

[298]

 Das Gewitter.*)[1]
 1828.

Urahne, Großmutter, Mutter und Kind,
In dumpfer Stube beisammen sind;
Es spielet das Kind, die Mutter sich schmückt,
Großmutter spinnet, Urahne gebückt

5
Sitzt hinter dem Ofen im Pfühl –

Wie wehen die Lüfte so schwül!

Das Kind spricht: „Morgen ist’s Feiertag,
Wie will ich spielen im grünen Hag,
Wie will ich springen durch Thal und Höh’n,

10
Wie will ich pflücken viel Blumen schön;

Dem Anger, dem bin ich hold!“ –
Hört ihr’s, wie der Donner grollt?

[299] Die Mutter spricht: „Morgen ist’s Feiertag,
Da halten wir alle fröhlich Gelag,

15
Ich selber, ich rüste mein Feierkleid;

Das Leben es hat auch Lust nach Leid,
Dann scheint die Sonne wie Gold!“ –
Hört ihr’s, wie der Donner grollt?

Großmutter spricht: „Morgen ist’s Feiertag,

20
Großmutter hat keinen Feiertag,

Sie kochet das Mahl, sie spinnet das Kleid,
Das Leben ist Sorg’ und viel Arbeit;
Wohl dem, der that, was er sollt’!“ –
Hört ihr’s, wie der Donner grollt?

25
Urahne spricht: „Morgen ist’s Feiertag,

Am liebsten morgen ich sterben mag:
Ich kann nicht singen und scherzen mehr,
Ich kann nicht sorgen und schaffen schwer,
Was thu’ ich noch auf der Welt?“ –

30
Seht ihr, wie der Blitz dort fällt?


Sie hören’s nicht, sie sehen’s nicht,
Es flammet die Stube wie lauter Licht:
Urahne, Großmutter, Mutter und Kind
Vom Strahl miteinander getroffen sind,

35
Vier Leben endet ein Schlag –

Und morgen ist’s Feiertag.

__________
  1. *) Am 30. Juni 1828 schlug der Blitz in ein von zwei armen Familien bewohntes Haus der württembergischen Stadt Tuttlingen, und tötete von zehn Bewohnern desselben vier Personen weiblichen Geschlechts: Großmutter, Mutter, Tochter und Enkelin, die erste 71, die letzte 8 Jahre alt. Siehe Schwäb. Merkur, 8. Juli 1828, Nr. 163. (Anm. Schwabs in der 1. Aufl. der Gedichte.)

Anmerkung (Wikisource)

Zu diesem Gedicht existieren mehrere Parodien, etwa Schwerer Unglücksfall von Hanns von Gumppenberg oder Das Unwetter von Heinz Erhardt.



  Dieser Quellentext existiert auch als Audiodatei. (Mehr Informationen zum Projekt Gesprochene Wikisource)

Datei speichern | Lizenz