Das Gelübde (Weiße)
Unter dicht bewachsnen Linden
Fand mich Damon ganz allein,
Und er glaubt aus tausend Gründen,
Meiner Liebe werth zu seyn:
Lieber Damon, geht nicht an,
Von der Freyheit Glück getrieben,
Hab ich ein Gelübd gethan.
Seines Lebens ganzes Glücke,
Nennt er mich: mit sanftem Blicke
Drückt er mir dabey die Hand.
Ja, er raubt mir einge Küsse,
Eh ich weis, wie mir geschicht;
Mein Gelübd brach ich doch nicht.
Setzte mich auf seinen Schoos;
Doch mir bebten alle Glieder,
Nacht umnebelte die Sinnen,
Ich weis nicht, wie mir geschah!
Kurz: beklagt mich Schäferinnen,
Mein Gelübde brach ich da!
Wagt nur ein Gelübde nicht!
Denn ihr brechts in ersten Tagen,
Wenn euch nur ein Schäfer spricht:
Mit der Freyheit frey zu walten,
Götter! dieß Gelübd zu halten,
Schafft uns und die Schäfer um!