Das Eisenhüttenwerk Pfeilhammer bei Schwarzenberg. (Porst & Co.)
Ohngefähr eine Stunde von Schwarzenberg entfernt, und in unmittelbarer Nähe des Dorfes Pöhla, liegt in einem freundlichen, rings von Bergen umschlossenen Thale das Eisenhüttenwerk Pfeilhammer, welches zu den bedeutendsten derartigen Etablissements Sachsens mit zählt und sich durch seine Leistungen von jeher rühmlich ausgezeichnet hat.
An Gebäuden besitzt dasselbe:
- ein Hohofengebäude, in dem sich befinden: ein Hohofen, zwei Cupolöfen, ein Gießereiraum, die Putzerwerkstatt, die Dreherei und die Tischlerwerkstatt; dazu gehörig und unmittelbar angebaut sind
- ein Pochhaus,
- zwei Kohlenhäuser,
- zwei Kohlenschauer,
- ein Eisensteinschauer; ferner
- ein Frischhüttengebäude mit zwei Frischfeuern und einem Zainfeuer, und
- ein dazu gehöriges Kohlenhaus,
- ein Wohnhaus für die Herren Besitzer, an welches sich die den Hofraum bildenden ansehnlichen Oekonomiegebäude anschließen, und in denen sich auch das Comptoir, Waarenniederlagen u.s.w. mit befinden;
- ein Gebäude zur Aufbewahrung der Modelle;
- ein Brauereigebäude mit Malzhaus;
- ein Gasthaus und außerdem noch
- acht Häuser mit Arbeiterwohnungen.
Dicht an dem Wohnhause befindet sich ein Gewächshaus und hinter demselben ein großer Obst- und Gemüsegarten. Auch schließen sich an die Gebäude zwei große Teiche, deren Gewässer in trockenen Jahreszeiten zur Aushilfe beim Betrieb der Werke dienen.
Außerdem umfaßt das Besitzthum noch circa 210 Acker Feld und vortreffliche Wiesen.
Als Branchen umfaßt die Fabrik
- den Hohofenbetrieb mit Holzkohle,
- die Eisengießerei und
- die Schmiedeeisenfabrikation.
Hauptsächlich werden Oefen, sowie auch Maschinen-, Guß-, Stab-, Reif- und Zaineisen erzeugt, und finden die Fabrikate ihren Absatz ausschließlich im Inlande, wo sie ihrer anerkannten Güte halber stets gern gesucht sind. Die Gußwaaren zeichnen sich durch feine und geschmackvolle Modellirung aus.
An Maschinen sind vorhanden
- eine Gebläsemaschine für den Hohofen,
- eine dergleichen für die Cupolöfen,
- eine dergleichen für die Frischfeuer,
- zwei Drehmaschinen und
- eine Bohrmaschine,
welche sämmtlich durch Wasserkraft betrieben werden.
[28] Das Personal besteht in
- drei Beamten und
- siebenzig Arbeitern, exclusive der Bergarbeiter, Köhler und Fuhrleute.
Besitzer des Etablissements sind die Herren Friedrich Adolph, Carl Wilhelm und Adolph Herrmann Porst, welche die Firma Porst und Co. führen.
Das Werk ist schon vor länger als dreihundert Jahren gegründet, und sein Name Pfeilhammer scheint aus Pöhl- oder Bielhammer entstanden, obwohl der jetzt sogenannte Pöhlhammer ein ganz anderes Werk ist, welches nur einige hundert Schritt vom Pfeilhammer entfernt liegt. Schon im Jahre 1593 besaß Hans Klinger aus Elterlein den Pfeilhammer und nach ihm der Hauptmann Karl von Goldstein zu Quedlinburg und der Kammermeister Markus Röhling im Jahre 1600. Von den Erben des Letzteren wurde das Werk an die Familie von Elterlein verkauft, die dann über zweihundert Jahr ununterbrochen in dessen Besitz blieb und außer dem Pfeilhammer noch mehrere andere Handwerke im oberen Erzgebirge besaß, wie Rittersgrün, Breitenhof u.s.w. Ende des vorigen Jahrhunderts brannte das Herrenhaus des Pfeilhammers ab und wurde von dem Herrn von Elterlein neu im großartigen Stil aufgebaut; es galt dann lange Zeit für das schönste Gebäude im obern Erzgebirge. Von der Familie Elterlein führte der Pfeilhammer lange Jahre auch den Namen Elterleiner Hammer.
Den letzten Besitzern aus dieser Familie verdankte das Werk große Verbesserungen und Erweiterungen, wie die Gründung der Gießerei; aber die hier gemachten Versuche zur Stahlfabrikation mißlangen, und wurden nach kurzer Zeit wieder aufgegeben. Der letzte Herr von Elterlein auf dem Pfeilhammer erwarb sich in Pöhla ein bleibendes Andenken durch das Vermächtniß von mehr denn tausend Thaler als fromme Stiftung für diesen oft sehr bedürftigen Ort.
1846 erkauften die jetzigen Herren Besitzer das Eisenhüttenwerk Pfeilhammer und erhöhten durch umsichtige Thätigkeit dessen Betrieb, so daß er im beständigen Fortschreiten begriffen ist. Auch um Pöhla erwarben sie sich Verdienste, indem sie zu Ostern 1848 eine Sonntagsschule für die aus der Schule Entlassenen gründeten.