Das Bombardement von Sansibar

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Titel: Das Bombardement von Sansibar
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aus: Die Gartenlaube, Heft 38, S. 648a
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1896
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung: Tod von Sultan Hamad ibn Thuwaini ibn Said und anschließende militärische Auseinandersetzung zwischen Chalid ibn Barghasch und der britischen Kolonialmacht
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[648a] Das Bombardement von Sansibar. Ein Kranz arabischer Kolonien umsäumt seit uralten Zeiten die Ostküste von Afrika. Zu Anfang dieses Jahrhunderts errang unter ihnen das Sultanat Sansibar die führende Stellung. Seine Bedeutung war beachtenswert; war doch Sansibar der Stapelplatz des ostafrikanischen Handels, das Thor, durch das man nach Ostafrika gelangte. Die Autorität des Sultans von Sansibar reichte, soweit die Araber von der Küste in das Innere des dunkeln Weltteils vordrangen – bis zu den großen Seen und gar bis zum oberen Kongo. Sansibar war auch der Ausgangspunkt berühmter Forscherkarawanen. Ein Teil des Erwerbs der Araber im Handel oder vielmehr im Raub von Elfenbein und Sklaven kam als Tribut oder Zoll dem Sultan zu gute, so daß er auf der schönen Insel Sansibar ein herrliches Leben führen und sich auch einen Palast bauen konnte, der, in der Nähe des Strandes, von Veranden umgeben, einen für dortige Verhältnisse bedeutenden Anblick bot.

Sultan Hamed bin Thwain.

Als die europäische Kolonialbewegung auch auf die Ostküste von Afrika sich erstreckte, schmolz die Macht der Araber bald dahin. Die Besitzungen auf dem Festlande erwarb Deutschland, und der Rest des Sultanats wurde unter englisches Protektorat gestellt. In Wirklichkeit waren fortan die Sultane von Sansibar nur Scheinherrscher, die aber über nicht geringe Einnahmen verfügten. Darum konnte noch immer der Thron von Sansibar ehrgeizigen Araberprinzen verlockend erscheinen. Seit dem Jahre 1893 saß auf ihm ein ruhiger Mann, Hamed bin Thwain, dem schon beim Regierungsantritt dessen Onkel Said Kalid die Würde ohne Erfolg streitig machte. Am 25. August starb Sultan Hamed bin Thwain so plötzlich, daß die Behauptung entstand, man habe ihn vergiftet. Noch in derselben Nacht bemächtigte sich der ehrgeizige Said Kalid des Palastes, ließ den Toten begraben und rief sich zum Sultan aus. Mit 700 Soldaten und einigen Geschützen verschanzte er sich in dem leichtgebauten Palaste. Er hatte aber die Rechnung ohne den Wirt, den Schutzherrn von Sansibar, gemacht. Die Engländer zogen ihre an der Ostküste kreuzenden Kriegsschiffe zusammen, Admiral Rawson stellte ein Ultimatum, und als Said Kalid in verblendeter Weise, anstatt sich zu ergeben, seine Flagge auf dem Palast weiter flattern ließ, begann bereits den 27. August um 9 Uhr vormittags das Bombardement. Der Palast und das daneben befindliche Zollgebäude wurden in 50 Minuten in Trümmer geschossen[.] Auch der schwache Dampfer des Sultans, der die Schüsse der Engländer erwiderte, sank bald unter den Kugeln des Feindes auf den Grund. Die Herrschaft Said Kalids war zu Ende, und der Besiegte floh in das deutsche Konsulat, wo er nun den Schutz eines politischen Flüchtlings genießen durfte. Auf dem Thron Sansibars sitzt nun wieder ein den Engländern gefügiger Herrscher. Hoffentlich bringt das rasche Unterdrücken des jüngsten Putsches den Arabern die Ueberzeugung bei, daß die Tage ihrer Herrschaft in Ostafrika dahingegangen sind, daß sie sich fortan den Anordnungen europäischer Mächte zu fügen haben. Unser Bild stellt den Palast und dessen nähere Umgebung dar. Im Vordergrunde erblicken wir den Leuchtturm; hinter ihm ist ein Teil des „alten Palastes“ versteckt, während rechts der „neue“ Palast mit seinen zahlreichen Veranden sich erhebt. Links neben dem alten Palaste erstreckt sich das lange Gebäude des Harems. Im Vordergrunde schwimmt der inzwischen von den Engländern in Grund geschossene Dampfer des Sultans.

Der Palast des Sultans in Sansibar vor dem Bombardement.