Das Archiv
1838.
Aus den tief gewölbten Gründen
Steigt zu Tage das Archiv,
Wo es, voll geheimer Sünden,
Viele hundert Jahre schlief.
Ängstlich sich mit seinem Schatz:
Wandern soll er ungefährdet
Aus dem lang belegnen Platz.
Drum in siebenfaches Eisen
Und im Panzerhemde kreisen
Sieben Söldner um den Schrein.
Hinter ihm vergebens rasselt
Viel Bedrückter fluchend Wort,
Dicht umringt der Wagen fort.
Dringt kein Räuber auf dem Pfad,
Und den eisenfesten Schanzen
Sicher ist’s! so denkt mit Wonne
Dicht zu Roß dabei der Graf.
Da verfinstert sich die Sonne,
Und der Wind erwacht vom Schlaf.
Drunten winkt mein neues Haus! –
Doch dem himmlischen Geschosse
Weicht die Beute nicht mehr aus.
Wolken wehen dicht zusammen,
Endlich schickt ein Blitz die Flammen
In das erzumschloßne Grab.
Und wie Wachs schmilzt die Truhe,
Drin es knistert, drin es brennt,
Flackert auf das Pergament.
Foltersprüche, Fluchprozesse,
Henkerthaten, Sündenglück,
Alles sprühet aus der Esse –