Dankopfer der Liebe
[260] Dankopfer der Liebe. (Zu unserer Kunstbeilage.) Was hat der kleine kluge Amor, der dort in der Ecke von seinem Postament herab mit schlauem Lächeln das Thun seiner Umgebung belauscht, in jüngster Zeit nicht alles erleben dürfen! Wie hat das Schicksal seiner schönen Schutzbefohlenen, die ihn jetzt als glückliche Braut dankbaren Herzens bekränzt, seine siegreiche Allgewalt wieder bestätigt! Wie spröd’ und kühl nahm sie im Anfang die Bewerbungen des Mannes auf, aus dessen Armen sie sich vorhin gelöst, um die Blumen, die er ihr gebracht, dem Gotte, der alles so schön gefügt, als Dankopfer darzubringen! Und wie bald kam es dann doch unter seinem Schutz zu Sehnsuchtsseufzern und schmachtenden Blicken, zu zärtlichem Händedruck, zum ersten Kuß und schließlich zu jenem heimlichen Briefwechsel, für welchen er der getreue Vermittler ward. Hinter seinem Rücken ließen sich die duftigen Liebesbriefchen ja so schön verstecken! Nun, er hat redlich dafür gesorgt, daß ein jedes Billet auch in die rechten Hände kam. Ja, das Fräulein hat alle Ursache, ihm dankbar zu sein; aber der Blumen bedurfte es kaum, ihren Dank zum Ausdruck zu bringen – das Glück, dem sie sich im Glanz ihrer jungen Schönheit mit voller Seele hingiebt, ist für Gott Amor der beste Dank.