Textdaten
Autor: Karl Henckell
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Titel: Daniel Defoe
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aus: Gesammelte Werke, Band 2, S. 75–76
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Auflage:
Entstehungsdatum: 1883-1886
Erscheinungsdatum: 1921
Verlag: J. M. Müller
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Erscheinungsort: München
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Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[75]
 Daniel Defoe*

Seht, da steht der Edle Pranger,
Der satirische Dissenter,
Daniel Defoe, der Dichter,
Englands kühnster Journalist!

5
Highchurch läßt sich nicht verhöhnen,

Highchurch klirrt mit Kerkerschlüsseln,
Streicht den Schilling in den Beutel,
Kneift den Halsring dreimal zu.

Dreimal Pranger, dreimal Schandmal!

10
Marktwärts wimmeln Männer, Weiber,

Kinder, Jungfraun, marktwärts wimmelt
Massenweise Englands Volk.

Pfeifen ihm verfaulte Äpfel?
Kot und Scherben, alte Schuhe?

15
Speien schmutzige Megären

Ihm den Auswurf ins Gesicht? –

[76] Blumen schwirren, Kränze fliegen,
Schleifen flattern, Festgirlanden
Schlagen prangend ihn in Banden:

20
„Heil dir, Daniel Defoe!“


Prangend ragt er an dem Pranger,
Ehrenüberrankt am Schandpfahl,
Seines Volkes Blütenliebe
Kränzt des Helden schnöde Schmach.

25
Übers Antlitz des Gequälten

Zieht ein hoheitsvolles Lächeln –
Unbemerkt entschleicht der Menge
Winkelwärts ein schwarzer Wicht.


* Dem Gedicht liegt eine geschichtliche Episode aus dem Leben des berühmten Verfassers von „Robinson Crusoe“ zugrunde. Daniel Defoe war auch ein freigeistiger Tagesschriftsteller von großer Kühnheit und wurde deshalb von der römisch-katholischen Kirche in England, der sog. Highchurch, mit allen ihr zur Gebote stehenden Mitteln verfolgt.