Conradin
Kaum ist der Frühling im Erwachen,
Es blüht der See [1], es blüht der Baum,
Es blüht ein Jüngling dort im Nachen,
Er wiegt sich in der Wellen Schaum.
Ein junges Purpurkleid ihn ein,
Und unter einer Krone quillet
Sein Haar von güldenerem Schein.
Es irret auf den blauen Wellen
Der Leyer, die er schlägt, entschwellen
Gesänge von der schönsten Frau.
Des ersten Donners Stimmen hallen,
Im Süden blitzt es blutig roth;
Ihn kümmert nichts, als Liebesnoth.
Und wenn er Minne sich errungen,
So holt er sich dazu den Ruhm,
Und herrscht vom Lorberkranz umschlungen
So rufet dich ein schwanker Thron,
Vertrau’ dem Schatten nicht, dem Ahne,
Verlaßner, armer Königssohn!
Du sinkest, eh’ du es geglaubt,
Es sitzt die Kron’ auf deinen Locken,
Als träumte nur davon dein Haupt! –
Er höret keine Warnungsstimme,
Was weiß er von des Sturmes Grimme?
Nach Lieb’ und Leben steht sein Sinn.
So gieb ihm Leben, gieb ihm Liebe,
Du wonnevolles Schwabenland,
Knüpf’ ihm der Minne seel’ges Band!
Es hat zu leben kurz der Knabe,
Hauch’ ihm entgegen Lebensluft,
Durchwürze jede kleine Gabe
Mach’ ihm den Augenblick zu Jahren,
Den er an diesen Ufern lebt,
Daß er mit ungebleichten Haaren
An Freude satt gen Himmel schwebt!
Er springt an’s Ufer, greift zum Schwerdt,
O seht ihn über Alpen wallen
Mit treuen Männern, hoch zu Pferd!
Der Lust, der Liebe Lieder schweigen,
Er will der Väter Thron besteigen –
Und wandelt auf das Blutgerüst.
Was willst du mit der Blumen Kranze
Du grünes seebespültes Land?
Was willst du, leerer Kahn, am Strand?
Ihr schmücktet euch zu seiner Wonne,
Hin ist er ohne Wiederkehr!
Wirf einen Schleier um, o Sonne!
- ↑ Ueber diese Erscheinung s. Schwabs Bodensee S. 302 f.