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Transfiguration.

Dieselbe hat für das Leiden des Herrn die Bedeutung, wie die Taufe für sein Wirken; es ist nämlich die von Gott in einer Verklärung empfangene Weihe zum Leiden und Sterben (Herder, zur Theologie XVI. 232.). Das alttestamentalische Vorbild dazu ist die Verklärung des Moses auf dem Sinai, als er das Gesetz des Herrn empfing und sein Angesicht leuchtete (2. B. Mos. 24.). Die Wiederholung der Scene ist aber hier um so erhabener, als Jesus hier nicht wie Moses ein Gesetz blos empfängt, um es Andern mitzutheilen, sondern als er das Gesetz an sich selbst vollstrecken lassen will, an sich allein zur Sühne für Alle.

Die Evangelien erzählen: Jesus habe nur drei Jünger mit sich genommen, den Petrus, den alten Jacobus und den jungen Johannes, und sey mit ihnen auf einen hohen Berg gegangen. Die Kirchenväter nehmen an, dieser Berg sey [505] der Thabor gewesen. Hieronymus, epist. 17. Oben wurde Jesus verklärt und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne. Zugleich erschienen Moses und Elias und unterredeten sich mit Christo. Petrus aber sprach: „Hier ist gut seyn, hier lasset uns Hütten bauen, eine für Christum, eine für Moses, eine für Elias.“ Da ergoss sich über sie eine Wolke, und eine Stimme aus der Höhe sprach: „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“ Die Jünger fielen erschrocken auf ihr Angesicht und beteten. Jesus rührte sie an, da war die Lichtwolke und Moses und Elias verschwunden. Die Jünger erinnerten an die alte Sage, derzufolge Elias vor den letzten Zeiten erscheinen soll. Jesus aber sagte: „Elias ist schon gekommen, aber sie haben ihn nicht erkannt.“ Darauf verkündete er ihnen sein nahe bevorstehendes Leiden.

Als er den Berg herabgekommen war, warf sich ihm ein Mann zu Füssen und flehte ihn um Heilung seines mondsüchtigen oder von einem bösen Geist besessenen Knaben an. Da trieb Jesus den Teufel aus dem Knaben. „Warum konnten wir das nicht?“ frugen die Juden. Und Christus antwortete: „Um eures Unglaubens willen!“ Matth. 17. Bei Marcus 9. ist ausführlicher beschrieben, wie der Knabe auf dem Boden sich wälzte und schäumte, und wie, als Christus sprach: „Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubet,“ der Vater des Knaben ängstlich rief: „Ich glaube, lieber Herr, hilf meinem Unglauben!“ Vgl. Lucas 9.

Die Rationalisten geben die himmlische Verklärung nicht zu, sondern behaupten, Jesus habe in einem Gewitter (Bauer, hebr. Mythologie S. 240), oder im Glanz der Morgenröthe (Paulus, Leben Jesu) so gestanden, dass die Jünger den Glanz für überirdisch gehalten hätten.

Die einzig richtige Erklärung dieser wunderbaren Scene ist eine tiefe mystische Combination. Gott selbst kommt in der Wolke herab und verbindet persönlich das alte und neue Testament, die Verheissung und die Erfüllung, das Gesetz und die Gnade. Wenn Moses mehr auf die Schöpfungsgeschichte [506] hinweist, so Elias auf das Ende der Dinge, Christus aber steht als ewig lebendige Gegenwart in der Mitte zwischen Vergangenheit und Zukunft.

Aber auch in der Verbindung dieser erhabenen Verklärungsscene mit dem düstern Nachtbild des dämonischen Knaben liegt ein mystischer Sinn. Jenes Nachtbild umfasst im kürzesten Ausdruck alles Elend der vom Bösen besessenen Welt, wie sie wäre ohne das Heil der Erlösung. Von unnachahmlicher Wahrheit und Schönheit ist das Ringen der tiefsten Sehnsucht in der Seele des Vaters, bis sie zum Glauben durchbricht, dem die Gnade entgegenkommt.

Diese mystische Bedeutung nun hat vor allen Malern Raphael in sein unsterbliches Bild der Transfiguration gelegt. Es ist bekanntlich ein Doppelbild, oben Christus im weissen Kleide, schwebend leicht wie eine Flamme in der Lichtwolke, umgeben von Moses und Elias, zu seinen Füssen die drei Jünger; unten der dämonische Knabe, umgeben von angstvollen Zuschauern und Aposteln. Die höchste Herrlichkeit und Wonne dort, das tiefste Elend, Rathlosigkeit und zitternde Angst hier unten. Am besten fasste das Bild auf Friedrich Schlegel, Werke VI. 44. 45.

In der griechischen Kirche ist eine Darstellung der Transfiguration herkömmlich, die der tiefen Idee wenig entspricht. Christus steht hier nämlich in einer Glorie, die durch sechs Strahlungen dergestalt radförmig erscheint, dass es aussieht, als läge er selbst auf dem Rade. Die Strahlen bezeichnen oben ihn, Elias und Moses, unten die drei Jünger. Didron, man. p. 178. Das älteste bekannte Bild der Transfiguration ist ein Miniaturbild aus dem 9ten Jahrhundert. Vgl. Waagen, Paris 206. Der segnende Christus in einer Glorie, Moses jung gehalten, dagegen unter den staunenden drei Jüngern Johannes alt und bärtig.

Alttestamentalische Vorbilder der Transfiguration sind in der alten biblia pauperum: 1) die drei Männer im feurigen Ofen; 2) die drei Engel bei Abraham. — Das Fest der Transfiguration [507] ist am 6. August, am 28. März jedoch wird das Andenken daran deshalb gefeiert, weil an diesem Tage die drei Jünger die Erscheinung, die sie gehabt, zuerst verkündeten, nämlich erst nach der Auferstehung. Darauf bezieht sich auch die an diesem Tage vorgenommene Erneuerung und Weihung des Abendmahlsweines. Durandi, rat. VII. 22. Siehe den Artikel Wein.