Christliche Symbolik/Tanz
Im Gegensatz gegen das Heidenthum, welches mit seinem Cultus eine Menge theils anmuthiger, Freude ausdrückender, theils orgiastischer und wahnsinniger Tänze verband, weist die christliche Kirche den Tanz ausschliesslich in das weltliche Gebiet zurück. Sie unterlässt auch bei den Lobpsalmen die alttestamentalischen Freudensprünge der Mirjam und des David. Der berühmte sogenannte religiöse Tanz der Wallfahrer zu Echternach bei Trier am Grabe des heiligen Willibrord ist eigentlich nur ein Vorschreiten mit zwei Schritten, worauf ein Schritt wieder zurückgemacht wird, und stösst keineswegs die Regel um, sondern bestätigt sie vielmehr, denn dieses feierliche Schreiten zum Grabe des Heiligen bewahrt nur die Erinnerung an den St. Veitstanz, der einst in jenen Gegenden grassirte und auf keine andere Weise geheilt werden konnte, als dadurch, dass sich die unwillkührlichen Tänzer jenem wunderthätigen Grabe nahten, an welchem ihre böse Bezauberung sich brach. Mémoires de l’acad. Celtique III. 454. Calmet II. 366. Also bewahrt die kirchliche Feier in diesem sogenannten Tanze der Pilger nur das Andenken an einen durch die Kirche besiegten dämonischen Tanz.
Abgesehen von der kirchlichen Anerkennung des unschuldigen Laientanzes, hat doch die kirchliche Anschauungsweise nie verfehlt, das Dämonische in der Tanzwuth als solches anzusehen und zu verdammen. Vor Allem in den falschen heidnischen Culten, wofür der Tanz der verführten Kinder Israel um das goldne Kalb Prototyp ist. Sodann den verführerischen [435] Tanz, wofür die Tochter des Herodes, deren Tanz den Tod des Täufers veranlasste, als Prototyp gilt. Charakteristisch für die christliche Kunst aber ist insbesondere, dass sie selbst den Engeln und Seligen im Himmel nur zu schweben, aber nicht zu tanzen erlaubt, während sie sehr ausgebildete Todtentänze, Hexen- und Teufelstänze kennt.