Christliche Symbolik/St. Antonius der Grosse

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St. Antonius der Grosse,

ägyptischer Einsiedler im Anfange des 4ten Jahrhunderts, der zweite nächst dem heiligen Paulus und ein Hauptstifter des Einsiedler- und Klosterlebens. Nach der Legende des Hermann von Fritslar (deutsche Mystiker von Pfeiffer I. 60.) war er von königlichem Geschlecht; als er aber einmal in der Bibel las: „Willst du vollkommen werden, so verkaufe Alles und gib es den Armen,“ folgte er diesem Rath und ging nackt in die Wüste. Er ist besonders berühmt geworden durch die Anfechtungen, die er von dem Teufel erfuhr. Sie sind mit reicher Phantasie ausgemalt in seiner Legende in den Actis SS. unterm 17. Januar. Da kommen die Teufel zu ihm in allen möglichen Gestalten, als Thiere, Ungeheuer, Frazzen, zu Fuss und zu Ross und zu Wagen, erfüllen weit umher die Luft, schreien in allen erdenklichen Misstönen und verbreiten greulichen Gestank. Ihr Hauptzweck ist, bald ihn nur zu necken und zu verhöhnen, bald ihn durch Truggestalten, namentlich köstliche Mahlzeiten und schöne Weiber, zu verlocken. Da er aber standhaft bleibt und im Gebet und Psalmiren verharrt, äffen sie ihn nach, ein tausendstimmiges Echo wiederholt höhnend seine Gesänge. Bald nisten sie sich wie das kleinste Ungeziefer bei ihm ein, bald schrecken sie ihn durch ungeheure Grösse. Ein Teufel wächst bis an den Himmel empor. Seit einigen Jahrhunderten haben die Maler diese Versuchungen des heiligen Antonius oft dargestellt; aber sie lassen meist darin das Komische vorherrschen [68] und gefallen sich nur in der Erfindung toller Frazzen. Die Legende selbst ist reicher.

Ganz eigenthümlich fasste der Maler Brune die Versuchung auf (Kunstausstellung in Paris von 1834. Kunstbl. 1834. S. 211.). Statt der hässlichen Teufel drängt sich hier nur eine überaus fröhliche Gesellschaft in die Zelle des Heiligen, und Alles lächelt ihn mit zauberischer, ganz unbefangener Naturlust an. Ein schelmischer Knabe bietet ihm mit vollen Händen Gold, ein Zitherspieler und eine muthwillige Bachantin locken ihn zum Tanz, ein in trunkener Seligkeit lächelnder Jüngling bietet ihm den vollen Becher; ein wahrer Engel endlich von Mädchenunschuld und Mädchennaivetät schmiegt sich an ihn und enthüllt ihm den höchsten Zauber der Natur, ohne dass irgend etwas Dämonisches, Arglistiges hindurchblickt, überall nur das Verführerische allein ohne das Böse.

In der Symbolik dieser Legende liegt ein tiefer Ernst, und es gehört die ganze moderne Verweltlichung dazu, um ihn verkennen zu machen und dem Gegenstande eine ausschliesslich komische Wendung zu geben. Jeder Fromme muss an sich selbst mehr oder weniger die Legende wiederholen. Aeusserst eigenthümlich ist eine Versuchung des heiligen Antonius von Schongauer in Colmar.[WS 1] Hier verzerren sich nun die Bäume und Felsen der Einöde selbst in gespenstische Formen, und es ist nicht auf Verführung, sondern auf ein Aengstigen oder Wahnsinnigmachen des Heiligen abgesehen. Es ist die Bedrängung eines melancholischen, nicht mehr die Verlockung eines sanguinischen Gefühls.

Antoniusfeuer hiess im 12ten Jahrhundert eine Pest, gegen die sich die nach St. Didier la Mothe im Bisthum Vienne gebrachten Reliquien des Heiligen wirksam erwiesen. Bunsen, Beschr. von Rom III. 2. 298. Regis, Rabelais II 66. – Das Antoniuskreuz ist ein , die Form des Stabes, den der Heilige zu tragen pflegte. Helyot, Mönchsorden II, 132. – Attribute des Heiligen sind ferner ein schönes, jedoch gehörntes Weib, Personification der teuflischen Verlockung, und ein Schwein, welches ursprünglich ohne Zweifel auch nichts [69] anderes, als den Teufel (die personificirte Fressgier) bezeichnet hat. Molani, hist. imag. 255. Inzwischen wurden die Mönche Vorbilder guter Haus- und Landwirthschaft und erhielten später die Mönche des Ordens vom heiligen Antonius insbesondere das Vorrecht, Schweine zu mästen, und pflegten ihre Ankunft in einem Dorfe mit einem Glöckchen anzukündigen, welches jenen ältern Attributen beigesellt worden ist. Der Heilige gilt überhaupt als Patron der Hausthiere, und an seinem Gedächtnisstage (17. Januar) werden in Rom alle Hausthiere vom Priester in der Antoniuskirche geweiht. Bunsen, Beschr. von Rom III. 2. 298. Berckenmeyer, cur. Antiquar. I. 398. van der Recke, Tagebuch II. 245. Ueber die Klosterschweine s. Blunt, Ursprung der Ceremonien 184. Gmeiner, Regensb. Chronik IV. 23. 54. 89. 90. 112. Schmeller, bayer. Wörterbuch I. 86. Auch diese Schweine hat man ohne Grund in’s Lächerliche gezogen, da sie nur die gute Oekonomie in den Klöstern des Mittelalters bezeichnen.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Martin Schongauer (um 1445/50–1491), deutscher Kupferstecher und Maler.