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Schiff,

altes Sinnbild der Kirche. Die Kirche selber stellt ein Schiff, der Chor die Cajüte, der Thurm den Mast, die Strebepfeiler Ruder dar. Das Kreuz gilt bald als Anker, bald als Mast, die Siegesfahne mit dem Kreuz als Segelstange. Cyprianus Hymne bei Fortlage S. 115. In einem Auto des Lope de Vega wird die Vergleichung sinnig durchgeführt. Das Schiff der Kirche trägt das Kreuz als Mast, darauf den Kelch als Wimpel, drei verschiedenfarbige Masten als Glaube, Liebe, Hoffnung, die Passionswerkzeuge als Tackelwerk, das heilige Grab als die heilige Fracht auf dem Verdeck und St. Petrus führt das Steuerruder. v. Schack, dramat. Lit. der Spanier II. 405.

Sofern die Kirche gleich einem Schiff auf stürmischem Meere in der Menschheit schwimmt und immer neuen Gefahren ausgesetzt ist, aber doch die Verheissung der sichern Landung hat, wird sie mit der Arche Noä verglichen. Darin liegt zugleich die Lehre: Extra ecclesiam nulla salus. Ringsum ist Sündfluth und Tod, nur im Schiff der Kirche ist Rettung. Hiebei ist von besonderer Wichtigkeit Matth. 8, 24. Christus schläft im Schiff, während seine Jünger ob des Sturmes verzagen. Erwachend ruft er: „Ihr Kleingläubigen!“ und stillt das Meer. Sie hätten an ihn glauben sollen, auch wenn er nicht erwacht wäre. Vgl. den Artikel Gergesener Säue, wo die tiefere Symbolik dieser Begebenheit erklärt ist. Die Säue, vom Teufel besessen, müssen in die Tiefe des Meeres versinken, weil sie der Tiefe angehören, als ihrer eigentlichen Heimath, während das Schiff, wenn auch von Gefahren umringt, der himmlischen Heimath sicher zusegelt. Das Symbol [321] ist im Mittelalter zu einer sehr ausführlichen Legende ausgesponnen worden. Der heilige Brandanus schifft sich mit seinen Mönchen ein, um das Paradies zu erreichen, fährt um die ganze Erde und besteht eine Menge Gefahren, schaut eine Menge wunderbarer Dinge, in denen sinnbildlich der Weg des Christen durch’s Leben, der Weg der Kirche durch die Welt charakterisirt ist. Acta SS. Maji III. 602. Bearbeitet in einem altfranzösischen Gedicht. Vgl. Keller, altfranzösische Sagen II. 1. und als deutsches Volksbuch gedruckt, Basel 1491. In dieser Legende wird einmal das Schiff des Heiligen von unzähligen Teufeln bestürmt, die ringsum das Meer erfüllen.

Der kürzeste Auszug des Symbols ist auf Gräbern, altchristlichen Lampen, Ringen das Schiff mit dem Kreuz als Anker, auch das Schiff mit der Taube, ferner Christus auf einem Delphin (christliche Anwendung eines antiken Motivs). Vgl. Münter, Sinnbilder I. 99. Piper, christl. Myth. I. 218 f.

Auf christlichen Gräbern hat das Schiffsymbol den besondern Sinn eines glücklichen Hinüberschiffens in die Seligkeit. Schon die Alten glaubten, die Seelen der Verstorbenen würden von Charon auf einem Kahn über den Styx gefahren. Diese Vorstellung wurde im Christenthum um so mehr beibehalten, als noch der neue Begriff des Schiffs der Kirche hinzukam, in welchem man dem ewigen Verderben, wie in der Arche Noä der Sündfluth entgehen sollte. Daher in den Grabbildern der Katakomben zu Neapel, herausgegeben von Bellermann S. 31, Christus als Steuermann. Vgl. Boldetti p. 345. 360. 362. 372. Hier kommt namentlich auch die Taube als Sinnbild des heiligen Geistes auf dem Mast des Seelenschiffes vor. Walz im Kunstblatt 1840. Nr. 16. ist geneigt, bei diesem Schiffe auf Grabdenkmälern nur an die glückliche Ueberschiffung aus dem einen Leben in’s andere oder in den Hafen der Ruhe zu denken; allein offenbar haben die frommen Christen, die einander jenes Schiff auf das Grab setzten, darunter zunächst das Schiff der Kirche verstanden, in dem allein im Tode Rettung sey. Ganz verschieden von jenen Gräbersymbolen erscheint das von Teufeln besetzte [322] Schiff am Grabe des heiligen Dagobert zu St. Denis; das ist noch ganz der Nachen des Charon. Die Teufel wollen den armen König in die Hölle fahren, aber Engel kommen, ihn zu retten. Vgl. Piper I. 229.

Wieder ganz eigenthümlich ist das Schiffsymbol der Manichäer. Diese nämlich hielten den Mond für das Schiff, welches sich periodisch mit den gereinigten Seelen der Frommen anfülle, um sie von der Erde in den Himmel zu befördern. Baur, manichäische Systeme S. 231.

Das Schiff der Kirche kommt auch als Luftschiff vor. Nach einem schönen alten Weihnachtsliede fuhr es vom Himmel herab und ankerte auf der Erde, indem es uns den Heiland brachte. Wackernagel, Kirchenlied Nr. 119. Ein merkwürdiges Bild zu Weilheim stellt das Schiff der Kirche gleichfalls in der Luft schwebend dar, wie es ein auf der Erde stehender Mann zu entern versucht. Fiorillo I. 311.

Auch Maria kommt auf dem Schiff der Kirche fahrend vor, theils als Retterin aus Stürmen, theils als Fischerin der Seelen. Wackernagel, Kirchenlied Nr. 177.

Ein sehr gutes Gleichniss vom Schiffe ist folgendes. Eine alte, sehr reiche Dame fuhr aus Holland ab. Als nun auf dem Meer ein gewaltiger Sturm tobte und man das Schiff erleichtern musste, warf sie willig alle ihre Kisten, Güter und Schätze in’s Meer, um nur noch die wenigen ihr übrigen Lebensjahre zu fristen. Aber nicht einen Heller hatte sie je zum Opfer bringen wollen, um sich das ewige Leben im Himmel zu erkaufen. P. Abraham, Judas II. 40.

Das Schiff als Attribut von Heiligen. Die heilige Magdalena fuhr mit den Ihrigen nach Marseille und ging, nachdem das Schiff versunken war, zu Fuss mit ihnen weiter. Die heilige Ursula fuhr mit ihren vielen Jungfrauen zu Schiffe auf dem Rhein, als sie vom Ufer her durch die Hunnen mit Pfeilen getödtet wurden. St. Restituta wurde in einem Schiffe verbrannt. Gegen den Strom schifften ohne Ruder eine Menge heiliger Leichname, z. B. der des h. Emmeranus zu Regensburg, des h. Melanius, Werenfridus etc. Vgl. Fluvius in [323] den Registern der Acta SS. St. Castor, Patron von Coblenz, rettet ein sinkendes Schiff.

St. Andres von Slagelse, ein dänischer Heiliger, pilgerte nach Jerusalem und wollte sich auf dem Rückweg zu Joppe einschiffen, hörte aber erst eine Messe und unterdess fuhr das Schiff ab. Ein unbekannter Reiter aber nahm ihn mit auf sein Pferd, und als der entschlafene Heilige erwachte, befand er sich daheim und erst lange Zeit nachher kamen seine Reisegefährten mit dem Schiffe an. Dänische Volkssagen von Thiele.

Patron der Schiffer ist im Abendlande ausser St. Elmo (vgl. den Artikel Elmsfeuer) hauptsächlich der heilige Nicolaus von Bari, der schon bei Lebzeiten Schiffe im Sturme rettete und trocknen Fusses über die Wellen schreiten konnte. In der Levante St. Phokas. Dieser Gärtner in Sinope wurde unter Kaiser Diocletian verfolgt. Die Schergen kamen in sein Haus, ohne ihn zu kennen, und er bewirthete sie gastfrei. Bei Nacht aber grub er sich selber sein Grab und gab sich des Morgens seinen Gästen als den an, den sie suchten, worauf er enthauptet und begraben wurde. Die Schiffer des schwarzen Meeres ehren ihn als ihren Patron, denn er erscheint ihnen in Stürmen und lenkt das Schiff, oder weckt die Schlummernden in Gefahren; weshalb sie ihn auch bei ihren Mahlzeiten als unsichtbaren Gast ansehen und ihm Speise und Trank vorsetzen. Dieselben kauft dann Einer ab und schenkt das Geld den Armen. Eine sehr schöne Sitte. Surius zum 22. September. Die Gartenscene hat Börnecke besungen. Legenden, Leipzig 1846. II. 415. In der Türkei gelten auch die heiligen Siebenschläfer als Patrone der Schiffer und werden oft auf Schiffen abgebildet, weil es am Schlusse des Koran heisst, sie seyen in ein Schiff gestiegen.