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Psalmen.

Es ist hier nicht der Ort, mich über die Herrlichkeit des Psalters auszubreiten. Nur die symbolische Beziehung darf hier nicht übergangen werden, in welcher die alten Psalmen [248] zur christlichen Gemeinde stehen. Die Psalmen des alten Testamentes enthalten, wenn auch in friedlicher Zeit unter den Königen verfasst oder gesammelt, doch wesentlich die Erinnerung an die lange Wanderung des Volkes Gottes durch die Wüste, an die Schrecken der Verfolgung, an die Gefahren der Verführung und Gottesvergessenheit, an den Zorn und die Gerichte Gottes, an die Reue, Busse und überschwengliche Dankbarkeit für die wiedergeschenkte Gnade Gottes. Auch unter seinen Königen und im anscheinend sichern Besitze des gelobten Landes, erscheint das Volk Gottes immer noch als ein Wandervolk, jeden Augenblick in Gefahr, wieder in fremde Gefangenschaft entführt zu werden, aus der ägyptischen in die babylonische. Und wirklich wurde dem Volk der heilige Boden unter den Füssen entrissen und der Tempel zerstört, und es wandert noch jetzt ruhelos durch die Welt. Dieses alte Volk Gottes aber dient insofern nur zum Vorbild auch für die Christenheit. Denn auch wir sind nur Pilger auf Erden, auch wir sind Menschen, leicht der Verführung anheimfallend, trutzig im Glück, verzagt im Unglück, und haben tausendmal Gott in tiefster Noth um Hülfe anzuflehen, und tausendmal ihm für unsre Rettung und seine gnädige Führung zu danken.

Daher das Psalmensingen in der christlichen Kirche beibehalten und der ganzen spätern Hymnologie zu Grunde gelegt worden ist. Unser Kirchengesang klingt fort in Psalmentönen, unsre Kirchenmusik wiederholt diese Grundtöne, den gellenden Nothschrei der misshandelten Natur, den tiefen, wühlenden Schmerz des Gerechten, das innerste Erbeben der schuldvollen Seele, die Innigkeit des kindlichen Hülferufes, die Hingebung in Gottes Willen, die Wonne der Rettung und Erlösung, die heisse Gluth des Dankes und das hohe Wogen der Siegsgesänge, wie sie die Psalmen uns darbieten. Nie wurde das menschliche Gemüth tiefer getroffen, höher erhoben in Gram und in Lust. Was sie uns aber vorzugsweise heilig machen muss, ist, dass es sich in ihnen nicht um ein individuelles Interesse, sondern um die Leiden und Freuden, Versündigungen [249] und Rettungen eines ganzen Volkes handelt. Jede persönliche Eitelkeit, jeder Egoismus verschwindet von vorn herein vor der Grösse des Schicksals, das hier seinen schrecklichen Donner entrollt.

Gleichwohl ist die christliche Kirchenmusik in den Psalmen und ihrer Nachahmung nicht erschöpft. Sie geben doch nur die alttestamentliche Auffassung, sie kehren die menschliche Seite hervor, die sich zu Gott wendet. Dem kommt nun eine auf das neue Testament gegründete Musik entgegen, die mehr die himmlische Seite festhält, und in der minder die Donner vom Sinai als der Harfenton vom Altar des Lammes und Stimmen der Engel in der Höhe wiederklingen, in der die heilige Beruhigung des neuen Testamentes sich über die nächtlichen Stürme des alten ausbreitet wie das Licht einer grossen Morgensonne.