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aus: Christliche Symbolik
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Lanze.

Die Lanze, womit Christus am Kreuz in die Seite gestochen wurde, war als Reliquie besonders dem kriegerischen Volke der Deutschen heilig, zu dessen Reichskleinodien sie gehörte. Otto Fris. chron. VI. 18. Obgleich von einem Feinde Christi geführt, diente diese Lanze doch dem grossen Erlösungswerke, und indem sie den heiligen Leib aufbrach, öffnete sie der Welt die Fülle der Gnade. Daher sie in einer altlateinischen Hymne angerufen wird: Dulcis hasta. [10] Zabuesnig I. 48. Der die Lanze führte, war nach der Legende St. Longinus, ein römischer Centurio, der sich am Kreuze Christi bekehrte und als Martyrer enthauptet wurde, 15. März. Man hat den Namen von der langen Lanze selbst entlehnt. Vgl. Hofmann, Apokr. 380.

Die Lanze ist Attribut vieler Heiligen, weil sie mit einer solchen durchbohrt wurden. So die Apostel Matthäus, Matthias und Thomas, St. Aurea, Canut, Coronatus, Demetrius, Donatian, Emmeran, Eulogius, Euphemia, Gengulph, Lambert, Johannes de Goto.

Christus mit drei Lanzen in der Hand, eine sehr eigenthümliche Vorstellung auf einem Bilde des Fiesole (Kugler, Berliner Museum S. 21.), bezieht sich auf die Legende, nach welcher Christus einmal die Erde wegen der drei Hauptlaster: Hoffahrt, Wollust und Geiz, mit jenen Speeren vertilgen wollte, aber durch die Fürbitte der heiligen Jungfrau zur Schonung bewogen wurde, indem sie ihm den heiligen Dominicus und den heiligen Franciscus als Helden darstellte, die fähig seyen, die Erde von jenen Lastern zu befreien.

In einer schönen Legende der Kaiserchronik wird erzählt, wie eine Schaar tapferer Jungfrauen im Kampf gegen die Heiden in Spanien den Tod des grossen Roland gerächt haben, und wie dann alle ihre in den Boden gesteckten Lanzen in Blätter und Blüthen ausgeschlagen seyen. — Im Titurel und Parcifal spielt die ewig blühende Lanze des Amfortas eine grosse Rolle; doch ist dieses Symbol der Templeisen wohl nicht christlichen Ursprungs.

Eine räthselhafte Symbolik liegt in der Verbindung der Lanze mit der Trennung zweier Verlobten. S. Gallicanus, ein vornehmer Römer, sollte die Tochter Kaiser Constantins des Grossen heirathen dürfen, wenn er die Feinde, die schon drei grosse Siege gewonnen, zurückschlagen würde. Es gelang ihm mit Hülfe eines Engels, der ihm eine himmlische Lanze reichte. Nun widmete er sich aber zum Danke auch dem Himmel allein, holte seine kaiserliche Braut nicht ab, sondern schenkte allen seinen Sklaven die Freiheit, gab alle [11] seine Güter auf und diente den Kranken in einem Spital, bis er unter Kaiser Julian den Martyrertod erlitt. 26. Juni. Lat. Schauspiel von der Nonne Roswitha. Dem entspricht noch eine andere Legende. St. Poppo, in Flandern gebürtig und Ritter, zog mit in’s heilige Land, wollte dann, heimgekehrt, heirathen, sah aber in der Hochzeitnacht eine himmlische Erscheinung, die ihn davon abbrachte, und wurde Mönch und Abt zu Stablo, im 11. Jahrhundert. 25. Jan. Einst im Felde glänzte seine Lanze wie ein Licht und diente ihm statt der Fackel. Acta SS. II. 640.