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Feuer.

Das Licht ist heilig, nicht das Feuer. Wenn Gott auch Feuer vom Himmel schickt, um zu retten, zu warnen, zu strafen, so ist damit das Feuer an sich nicht geheiligt, so wenig wie es dadurch verflucht wird, dass es aus höllischen Tiefen bricht und Athem der Teufel und Drachen ist. Es erscheint in der christlichen Vorstellungsweise als indifferentes Element, dem der segnende oder verderbliche Charakter nur durch die in ihm wirkende Ursache beigelegt wird.

Gott offenbart sich dem Moses im feurigen Busch, auf Sinai in Donner und Blitz, lässt Feuer vom Himmel fallen, um des Elias Opfer zu entzünden, um Hiobs Heerden, die Rotte Korah, Nadab und Abihu, um Sodom und Gomorrha, um Babel (Jeremias 50, 58. Offenb. Joh. 18, 8.) zu vertilgen. Er warnt Paulus durch den Blitz etc. Andererseits erscheint das Feuer als unterirdischer Ort der Qual, in dem der Reiche seufzt, aus dem er zum armen Lazarus in Abrahams Schooss lechzend emporblickt, und als Feuermeer, in das nach der Offenb. Joh. 20, 10. der Teufel selber geworfen wird.

Ist das Feuer an sich indifferent, so erscheint es doch hauptsächlich als Mittel der Reinigung, sey es um das Böse zu vertilgen und die Welt vom Bösen zu reinigen, sey es um in der Vertilgung das Unvertilgbare (wie Gold im Tiegel) [282] zu erproben, sey es um das Gute von den ihm anklebenden Schlacken zu befreien, sey es um den Unschuldigen vom falschen Verdachte rein zu waschen.

Dem strafenden und vertilgenden Feuerregen vom Himmel stehen in dieser Beziehung zunächst die Scheiterhaufen der Heiligen gegenüber. Unzählige Heilige leiden den Feuertod nur, um im Feuer das unvertilgbare Gold ihres reinen Glaubens zu erproben und dadurch die himmlische Krone zu erwerben. Unter den vielen Heiligen, die in Flammen starben, zeichnet sich St. Afra, an einen Baum gebunden und von Feuer umgeben, St. Agapitus, verkehrt über Feuer aufgehangen, St. Laurentius auf dem glühenden Rost, St. Eleutherius im glühenden Ofen, St. Pelagia in einem glühenden Ochsen von Eisen, St. Restituta in einem brennenden Schiffe aus.

Die alte Feuerprobe wurzelte in dem Glauben, dass die gemeinen Naturgesetze den höhern sittlichen Gesetzen weichen müssten und dass die Unschuld ein hinreichender Schutz sey, um die Wirkungen des zerstörenden Elements zu hemmen. Hieher gehören auch die Legenden von den verschiedenen Heiligen, auf welche das Feuer, das sie verbrennen sollte, keine Gewalt ausübte, und deren Vorbild die drei Jünglinge im feurigen Ofen waren. Den weiblichen Gegensatz zu ihnen bilden die heilige Menodora, Metrodora und Nymphodora, die im Scheiterhaufen unversehrt blieben, während die Flammen Richter und Volk verzehrten. Surius zum 10. September. Regen löschte den Scheiterhaufen der heiligen Charitina, Columba, Martina. Als St. Polycarpus, Martyrer zu Smyrna im 2ten Jahrhunderte, verbrannt werden sollte, bildete das Feuer einen Mantel um ihn und zeigte ihn in Verklärung, ohne ihm zu schaden. Als ihm aber ein Heide ingrimmig das Schwert in den Leib stiess, floss so viel Blut aus, dass das Feuer plötzlich erlosch. 26. Januar. Als die heilige Theodora verbrannt wurde, erschien ihre früher schon verbrannte Schwester Anastasia als Geist und umarmte sie in den Flammen, Allen sichtbar, 25. Dezember, besungen [283] von Herder. Eine grosse Menge ähnlicher Beispiele aus der Legende s. Bagatta, admiranda II. 1.

Die heilige Kunigunde, der Untreue beschuldigt, rechtfertigte sich durch die Feuerprobe und trug glühende Pflugscharen unverletzt. Zu Wittenberg trug Einer, den man fälschlich der Brandstiftung beschuldigt, das glühende Eisen ohne Verletzung; nach Jahr und Tag fand ein Anderer das Eisen und verbrannte sich daran — das war der wahre Thäter. Alb. Kranz, Vandalia VIII. 30. Büsching, Volkss. I. 210. Aehnliche Beispiele wiederholen sich in den Legenden und Volkssagen in grosser Zahl. — Eben so das Unversehrtbleiben von heiligen Gegenständen, Reliquien, Bildern, Hostien etc., im Feuer. Vgl. Bagatta, admir. II. 1. 4.

Agnes von Venosa, eine eben so reiche als schöne Buhlerin, unternahm es, als einst am Hofe des Königs Roger von Sicilien über die Keuschheit des heiligen Wilhelm, Abtes von Monte Vergine, gespottet wurde, denselben durch ihre Reize zu verführen. Sie kam zu ihm in’s Kloster, entfaltete ihren ganzen Liebreiz und alle ihre Verführungskünste, und brachte den Heiligen wirklich dahin, dass er sie in seine Schlafkammer einlud, wohin er vorausging. Aber wie erschrak sie, als sie dahin kam und ihn auf einem Bett von glühenden Kohlen liegen fand, auf das er sie einlud. Schaudernd wandte sie sich ab, bekehrte sich von Stund an, stiftete von ihren Schätzen ein Nonnenkloster und starb im Ruf der grössten Frömmigkeit. Helyot V. 147.

St. Fructuosus, Bischof von Tarragona, starb am 21. Januar 259 den Feuertod als Martyrer und sang noch mitten in den Flammen. So wird er auch gemalt. Besungen hat ihn Aurel. Prudentius Clemens in lateinischen Versen, übers. von Silbert. Vgl. Purpurviolen III. 213.

An der Decke der Abtei Brauweiler bei Cöln sind auf sehr sinnige Weise die drei Männer im feurigen Ofen der heiligen Justina mit dem heiligen Cyprianus gegenübergestellt. Cyprian verbrannte seine Zauberbücher, als alle seine Künste durch die heilige Unschuld Justina’s besiegt [284] worden waren, wurde ein Christ und starb mit ihr auf demselben Scheiterhaufen den Martyrertod. Die drei Männer des alten Testaments besiegen nur das irdische Feuer, Cyprian und Justina das höllische.

Die Feuersäule, die dem Volk Gottes aus Aegypten den Weg zeigte, wiederholt sich in christlichen Legenden. Das Grab des heiligen Servatius wurde an einer Feuersäule erkannt, die von ihm bis zum Himmel reichte. Bonfinius V. I.

Schutzpatrone gegen Feuersgefahr sind der heilige Florian, der daher mit einem Eimer ein kleines brennendes Haus löschend dargestellt zu werden pflegt, und die heilige Agatha, deren Schleier noch jetzt in Catanea aufbewahrt und der glühenden Lava des Aetna feierlich als Schutzwand entgegengetragen wird. Sie wird auch zu Villingen im Schwarzwald gegenüber einem längst ausgebrannten Vulkan verehrt. Schnezler, bad. Sagenb. I. 446. Als Patronin des Geschützfeuers gilt die heilige Barbara, weil ihr böser Vater durch einen strafenden Blitz erschlagen wurde.

Wenn im Mittelalter (und zum Theil noch jetzt) in den Zeiten der Sonnwende und Tag- und Nachtgleiche Feuer auf Bergen angezündet wurden, man Brände davon um die Felder trug, um sie zu segnen, oder Vieh hindurchjagte, um es vor Schaden zu behüten, so sind das Reste alten Heidenthums. Eben so dürfte das heilige Feuer im Kloster der heiligen Brigida in Schottland (Acta SS. zum 1. Februar) nur von ältern druidischen Vestalinnen herstammen. Die Kirche kennt kein heiliges Feuer, und wenn sie zu Ostern das Oel für die ewigen Lampen, an denen alle andern Kirchenlichter entzündet werden müssen, weihen heisst, so geschieht es in Hinsicht auf den Begriff des Lichts, nicht des Feuers. Inzwischen duldete die Kirche jene ältern Reinigungsfeuer zu Weihnachten, Ostern, Johanni in sinnbildlicher Beziehung, sofern der besondere Segen des Feuers an diesem Tage lediglich in der Weihe der heiligen Zeit, der Geburts- und Auferstehungsstunde des Heilands etc. begründet erschien.