Christliche Symbolik/Bienen
uraltes Sinnbild einer frommen und einigen Gemeinde, daher der heilige Ambrosius die Kirche mit einem Bienenkorbe verglich und den Christen mit einer dem Stocke stets treuen und fleissig darin arbeitenden Biene, die den bösen Rauch der Hoffahrt, Schmeichelei etc. hasse und, die Blumen prüfend, von allen nur das Beste, den Honig, behalte. Später hat diese Vergleichung Thomas von Cantiprat in einem eignen Buche ausgeführt und alle Tugenden des Christen in der Biene wiedererkannt. Pater Abraham a St. Clara aber vergleicht in seinem Judas IV. 14 ausschliesslich das Klosterleben mit dem Bienenstocke, weil die Bienen jungfräulich leben. — Dagegen schrieb Marnix (übersetzt von Fischart) im 16ten Jahrhunderte einen „römischen Bienenkorb“ als Satyre auf die römische Kirche, und Mandeville 1729 eine „Fabel von den Bienen“, so antichristlich, dass sein Buch in London vom Henker verbrannt wurde.
Die Alten glaubten, die Bienen seyen aus dem Aas eines Stieres entstanden. Man verglich (sehr unziemlich) Christum mit dem Opferstier und mit den Bienen die Christen. — Die [129] Biene ist ein kleines Vöglein und gibt doch die süsseste Frucht, sagt Sirach 10, 3. Das ist ein schönes Lob derer, die arm und ruhmlos und doch tugendhaft sind.
Die Biene ist ferner ein Sinnbild der höchsten Reinheit. Im Liede von der Königin Anchroja wird die unbefleckte Empfängniss mit der Blume verglichen, aus welcher die Biene Honig nimmt, ohne sie zu verletzen. Daher auch Honig und Wachs so vielfach ehemals zu frommen Zwecken gebraucht wurden. Wachs behielt seine Bedeutung hauptsächlich in den Kerzen, denn nur Wachskerzen werden kirchlich geweiht. In Bezug auf die Kerzen, die man bei Begräbnissen trägt, sagt ein vlämisches Volkslied (Gent, bei van Pämel Nr. 5.) sehr schön:
- T’ is een angenaeme beeste,
- die getrouw is aen den mensch,
- verdrieft van ons de helsche gesten,
- as het gaet ten laesten end.
Von dieser Sympathie zeugt auch der Aberglaube, nach welchem man den Bienenstöcken in Frankreich den Tod ihres Herrn ansagen und ein schwarzes Tuch über sie hängen muss. Mémoires de l’ acad. celt. IV. 430. In den Pyrenäen, Ausland 1840. Nr. 43. In Deutschland, Haupt, Zeitschrift III. 366. In der Schweiz, Toblers Appenzeller Sprachschatz 284. Vgl. Scheitlin, Thierseelenkunde I. 272. Museum des Wundervollen I. 200.
Ein Bienenschwarm bedeutete in der heidnischen Symbolik eine Colonie. In diesem Sinne nennt ein altkatholischer Hymnus den Zug der Seligen, die von der Erde zum Himmel auffliegen, einen Bienenschwarm, im sichern Fluge süss beladen mit ihren Tugenden. Fortlage, christl. Gesänge S. 126. Der fromme Priester Gottfried sah einmal unter einer Brombeerstaude Bienen beschäftigt, einen zierlichen Altar von Wachs zu formen, baute daher an dieser Stelle ein Kirchlein. Darauf sah er im Traume einen langen Zug von weissen, mit Blumen geschmückten Jungfrauen kommen, und nicht lange nachher wurden wirklich Gebeine von Jungfrauen aus [130] dem Gefolge der heiligen Ursula hiehergebracht, und das Kirchlein wuchs zu dem grossen und berühmten Kloster Altenberg. Von Stramberg, Rhein. Antiquarius II. 3. 781. – Ein Sinnbild der seligen Seele im Himmel scheint auch die Biene zu sein, die auf einem altchristlichen Grabdenkmale von einem Genius in einer Hand gehalten wird, während er im andern Arm einen Pfau (Sinnbild der Unverweslichkeit) hält. Bottari, die Vignette zur Vorrede.
Im Sinne der zartesten Unschuld und Reinheit bilden in mehrfach sich wiederholenden Legenden Bienen um eine weggeworfene Hostie eine zierliche Monstranz von Wachs. Zur Beschämung und Verdammung des ruchlosen Menschen, der das Sakrament des Altars missbraucht und die Hostie wegschleudert, dienen die frommen Thiere dem Heiligthum. Thomas Cantiprat. de proprietate apium II. 40. Silberts Legenden I. 296. Auch vom berühmten Balde besungen. In der Kirche des heiligen Antonius von Padua zu Rom ist abgebildet, wie dieser Heilige einmal den Bienen befahl, um eine in den Kelch geworfene Hostie eine Monstranz von Wachs zu formen. Eine Frau, welche die Hostie frevelnd in ihren Bienenstock that, damit die Bienen besser gedeihen möchten, sah erschrocken, wie sie eine Monstranz darum von Wachs formten. Caesar. Heisterb. hist. mem. IX. de eucharistia cap. 8. Nach der Legende der heiligen Bonizella formten ihr die Bienen, als sie einsam gestorben war, einen schönen Wachskelch in die todte jungfräuliche Hand. Acta SS. zum 6. März. Eigenthümlich ist das Symbol einer zwischen drei Aehren gefallenen Hostie, um welche die Bienen die Monstranz bildeten. Stöber, Elsäss. Sagenbuch S. 86. – Im Herrnhuter Gesangbuch wird öfters die Seitenwunde des Heilands mit einer Rose und der in Liebe und Andacht in die Wunde sich versenkende Christ mit der Biene verglichen, die in jener Rose den Honig sucht.
Bienen kommen in Legenden als treue Begleiter von Heiligen vor. Sie folgten dem heiligen Modomoc, als er Irland verliess. Acta SS. zum 13. Februar. Auch dem [131] heiligen David, Acta SS. zum 1. März. Sie setzten sich im Kranz um das Haupt des heiligen Maurontus, als Vorbild der Tonsur, denn er wurde Mönch, Acta SS. zum 5. Februar. Sie vertrieben die Feinde der heiligen Gobinate, Acta SS. zum 11. Februar. Eben so vom Kloster des heiligen Serenicus, Acta SS. zum 7. März.
Ein Bienenkorb ist Sinnbild des heiligen Chrysostomus, Ambrosius und Bernhard von Clairvaux (des sogenannten doctor mellifluus), weil ihre Beredsamkeit süss wie Honig war. Aus gleichem Grunde setzten sich Bienen auf den Mund der neugebornen heiligen Ambrosius, Isidorus, Dominicus und der heiligen Rita. Bagatta, admir. VII. 1. In römischen Kirchen kommen oft Bienen vor nur als Wappenthiere des Hauses Barberini. So umschwärmen sie die christlichen Tugenden in einem grossen Plafonds des Pietro von Cortona im Pallast Barberini. Auch die Kirche der Sapienza hat die Bienengestalt zum Grundriss, dem barberinischen Papst Urban VIII. zu Ehren.