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Auge,

Sinnbild des göttlichen Schauens, der Allwissenheit. „Wer das Auge gemacht hat, sollte der nicht sehen?“ Psalm 94, 9. Ein Auge im Sonnennimbus bedeutet Gott; ein Auge in der Hand Gottes Weisheit, wirksam in seiner Allmacht; ein Auge im Dreieck die Sophia in der Dreieinigkeit. Ein Auge im Herzen die Liebe Gottes. Drei Augen erklärte Hugo de St. Victor für die dreifache Richtung der Seele in’s Sinnliche, Verständige und Göttliche. Vgl. Görres, Gesch. der Mystik I. 300. Abgeschmackt erscheint die Vergleichung der Dreieinigkeit mit dem Stern, der Pupille und dem Weissen im Auge in dem Gedicht von der Königin Anchroja; dagegen vergleicht Jakob Böhme in den vierzig Fragen I. 102. 202. eben so geistreich als originell die zehn in und mit einander wirkenden Weltkräfte mit zehn zwiebelartig in einander liegenden Augen, von denen eins durch das andere hindurchblickt, jede durch die andere sich verstärkend. Mises in seiner vergleichenden Anatomie der Engel will, die Engel sollten nichts anderes, als nur Augen seyn. Sieben Augen Gottes kommen vor beim Propheten Zacharias 4, 10., übereinstimmend mit dem siebenarmigen Leuchter, d. h. Gott wirkend in sieben Kräften. Von den Flammen und Fackeln in Gottes Augen s. Offenb. Joh. 1, 14. 19, 12.

Vielaugig erscheinen die Cherubim. Ezechiel 10, 12. Apokalypse 4, 6. 8. Auch sie bezeichnen Urkräfte der Gottheit, wirkend in der Natur. Auf altdeutschen Bildern haben sie oft Flügel aus Pfauenfedern mit deren natürlichen Augen. Auch der Todesengel bei den Juden wurde als vielaugig gedacht, weil er die Todten aus allen Himmelsgegenden zusammenholen muss. Sein Leib und seine Flügel sind voll Augen. Eisenmenger, entdecktes Judenthum I. 873. Oder er hat drei Gesichter und sieht mit sechs Augen nach allen Richtungen. Weil, biblische Legenden 275.

Das Auge ist auch Sinnbild der Seele. Darum heisst [93] es Matth. 6, 22. und Luk. 11, 34: „Das Auge ist des Leibes Licht; wenn dein Auge einfältig ist, so wird dein ganzer Leib licht seyn.“

Die sittliche Allgewalt des göttlichen Blickes ist am schönsten ausgedrückt in der Legende von der heiligen Margaretha von Cortona. In Weltlust befangen, sah sie einmal vor einem Crucifix, wie der Heiland vom Kreuze herab sie durchdringend ansah, und von Stund an erkannte sie ihre Sünden, warf allen ihren Schmuck von sich und that Busse in der ärmsten Gestalt. — So liest man in Kerners Seherin von Prevost von einem alten Manne, Namens Boley in Berg bei Stuttgart, zu dem einmal ein Bauernweib eintrat, ihn fragend, ob er nicht etwas kaufen wolle? Er antwortete nichts, sah sie aber so fest an, dass sie zitterte und ohne irgend eine Aufforderung sich als Kindsmörderin bekannte. — Die schrecklichste Gewalt dieser Art wird der Blick des Weltrichters üben, wenn am allgemeinen Auferstehungstage die Seelen zu Gericht kommen werden. Davon singt die Kirchenhymne Jucundantur et laetantur, Vers 7:

Tunc, qui eum pupugerunt, cernent omnes impii
Throno igneo subnixum specie terribili,
Royant montes, orant colles, postulantes obrui.

Dass aus den Augen sichtbare Lichtstrahlen wie aus der Sonne hervorgebrochen, kommt öfter in Mythen und Legenden vor. Moses wird herkömmlich mit zwei solchen Strahlen gemalt, die aus seinen Augen aufschiessen und die man daher seine Hörner genannt hat. 2. Mos. 34, 29 u. 35. Auch Christus und Gott der Vater kommen auf alten Bildern häufig mit solchen Augenstrahlen vor. Statt des Lichtstrahls geht nach einer apokalyptischen Vorstellung auch ein Schwert aus dem Auge Christi, als des ewigen Richters, hervor. Jane Leade sah das Auge Gottes Flammen auswerfen, die nach allen Seiten einen Regenbogen bildeten und in unzähligen Sternen sich verloren. Ida von Löwen warf nach der Legende, wenn sie das Abendmahl empfing, einen Strahl aus den Augen, der hell wie Sonnenschein leuchtete. Angela [94] von Foligno erschreckte schon in ihrer Jugend ihre Gespielinnen durch die Flammen ihres Auges. Der heilige Ludovicus schlug noch hundert Jahre nach seinem Tode die Augen auf, die nicht verwesen konnten, weil er nie damit gesündigt hatte.

Ausgestochene Augen bezeichnen den zugleich gekreuzigten St. Capitoleon in der griechischen Kirche. Didron, man p. 387. Seine zwei ausgestochenen Augen trägt der heilige Trophymus vor sich. Seine zwei durch Gebet geheilten gleichfalls der heilige Goericus.

Zwei Augen auf einem Buch sind das Attribut der heiligen Ottilie, die, blind geboren, durch die Taufe sehend wurde; zwei Augen auf einer Schüssel das Attribut der heiligen Lucia, die sich ihre schönen Augen ausriss und sie ihrem Liebhaber zuschickte, damit er habe, was ihn so sehr reize. – Die heilige Brigida bot Gott eines ihrer Glieder dar und er nahm ihr ein Auge. Einer wollte den heiligen Medardus verspotten und stellte sich einäugig, aber das zugedrückte Auge erblindete wirklich. – Der heilige Hyacinthus verschaffte einmal durch sein Gebet zwei blindgebornen Zwillingsbrüdern in Polen Augen von Engeln, und seitdem sollen alle ihre Nachkommen des Geschlechts Vitoslawski wunderschöne Augen haben. Steill, Ephemeriden des Dominicanerordens, zum 16. August. St. Epiphanius lebte als Einsiedler; da überfielen ihn die Heiden und ein Einäugiger unter ihnen wollte ihn eben umbringen, als er plötzlich auf beiden Augen sehen konnte und erschrocken das Schwert fallen liess. 12. Mai.

Der Sonntag Oculi führt diesen Namen wegen Psalm 25, 15: „Meine Augen sehen stets zu dem Herrn“. Oculus canonicus heisst das linke Auge, weil während des Canons der Messe das Messbuch zur Linken des Priesters ist und er also vorzugsweise das linke Auge braucht.