<<< Ameise >>>
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Ameise,

Sinnbild des Fleisses. Sprüche Salom. 6, 6. 30, 25. Geyler von Kaisersberg schrieb ein Buch von der Emeis, worin er die Schwäche, Demuth, Dienstfertigkeit, Rührigkeit und Einigkeit der Ameisen mit den Tugenden der Christen vergleicht. Geistvoll ist besonders S. 61 der Gedanke: Bist du kein Falke, um zum Himmel zu fliegen, so wandle doch langsam deinen Weg dahin, wie die Ameise. Auch der berühmte Formicarius des Joh. Nider enthält eine Ameisenmoral als Muster für die menschliche. Der altdeutsche [54] Physiologus in Hoffmanns Fundgruben I. 21. vergleicht die fünf klugen Jungfrauen, im Gegensatze gegen die fünf thörichten, mit Ameisen. Als der heilige Auxibius einmal als junger Schüler unter einem Baume schlief, setzten sich Ameisen im Kranz um sein Haupt, vorbildend nicht blos die Tonsur, sondern auch den Eifer und die tiefe Weisheit des künftigen Heiligen. Acta SS. 19. Februar.

Eine Sure des Koran führt den Titel: „Die Ameise.“ Unter andern wird im Koran Gottes Allmacht anschaulich gemacht an der Ameise, die Gott auch dann noch sieht, wenn sie, die selbst schwarze, auf einem schwarzen Steine in der schwärzesten Nacht sitzt. König Salomon hat viel mit den Ameisen zu thun. Sie halfen ihm nach muhamedanischer Legende die Stadt Tadmor bauen. Asiat. Rosengebüsch I. 189. Als Muster eines wohlgeordneten Staates erscheint der Ameisenstaat in Weils biblischen Legenden der Muhamedaner S. 238. Hier sind die Ameisen alle so gross wie Wölfe und haben eine Königin, welche Salomon auf einer seiner Reisen antrifft, und die ihn durch ihre grosse Bescheidenheit bei trefflicher Regierung so sehr beschämt, dass er erkennt, sein eigenes Reich sey weniger gut bestellt, wie das der Ameisen, obgleich er als der weiseste aller Könige gilt.

Ein merkwürdiges, bisher noch nie beachtetes Sinnbild ist der Ameisenlöwe, nicht das bekannte Thierchen dieses Namens, sondern der rein symbolische Myrmikoleon, dessen der physiologus Syrus, ed. Tychsen 12. gedenkt. Das ist ein vom Löwen mit der Ameise erzeugtes Thier, vorn Löwe, hinten Ameise. Der Löwe bedeutet die höchste Kraft der Sonne im Sommer (im Zeichen des Löwen), die Ameise dagegen wegen ihrer Farbe die Nacht und wegen ihrer unterirdischen Arbeit den Winter. Die wunderliche Composition des Ameisenlöwen scheint nun die Zeit zu bedeuten, in welcher sich Sommer und Winter unmittelbar berühren, d. h. die Tag- und Nachtgleiche im Herbste. Die Ameisen erscheinen auch bei Plinius, Naturg. XI. 30. und Joh. Lydus, de mens. ed. Röther 102. als Dienerinnen der Mond- und [55] Nachtgöttin, indem sie während des Neumonds feiern und nicht arbeiten. Wenn nach Porphyrius, de antro nymph. 16 flgd. und Macrobius, somn. Scip. I. 12. alle Geburt der Dinge durch Sündenfall und Herabsinken aus dem Himmel in der Sommersonnwende und umgekehrt alle Wiedergeburt und Rückkehr zum Himmel in der Wintersonnwende erfolgte, so scheinen die Ameisen Sinnbilder der zur irdischen Arbeit und Plage verurtheilten, dagegen die Bienen Sinnbilder der zum Himmel heimkehrenden Seelen gewesen zu seyn, jene zur Nacht des Winters tendirend, diese zum Lichte des Frühlings. – Ich gehe auf diese ältere heidnische Symbolik hier nur deshalb ein, weil sie sich in einer christlichen erhalten hat. Zu Bologna steht eine Kirche auf dem monte delle formiche (Ameisenberge). Jährlich am 8. September, als am Geburtstage der Madonna, sollen sich auf dem Altare derselben eine Menge geflügelter Ameisen einfinden und todt darauf liegen bleiben. Sie werden von den Mönchen als ein Mittel gegen den Hautwurm (das Ameisenübel, male di formica) verkauft. Keysslers Reise S. 964. An demselben Tage, aber nur alle sieben Jahre, versammeln sich die Ameisen in der Bergkirche Unserer Lieben Frau zu Worresch in Krain. Hormayr, Taschenb. 1834, S. 263. Kaltenbäk, Mariensagen S. 234. Jährlich zu Igg in Krain. Valvasor, Ehre des Erzh. Krain. II. 751. Da nun der Tag Mariä Geburt dem Herbstäquinoctium sehr nahe fällt, so scheint dieses Fest eine ältere heidnische Feier verdrängt und im christlichen Sinn veredelt zu haben, eine Feier, in welcher es sich von dem Hinabsteigen des sommerlichen Lichtreichs und vom Aufsteigen des winterlichen Nachtreichs handelte. Die Jungfrau Maria musste als ein Nacht- und Winterwesen gedacht werden, sofern ihr Sohn Christus mit der in der Wintermitte gebornen Sonne verglichen werden sollte. – Die Erscheinung der Ameisen an Mariä Geburt könnte auch noch eine andere Beziehung zulassen, wenn man erwägt dass nach einer sehr alten indischen Vorstellungsweise die Ameise unter allen erschaffenen Thieren das letzte gewesen [56] seyn soll. Oupnekhart I. 121. Görres, asiat. Mythengeschichte I. 91.