Textdaten
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Autor: Frank Wedekind
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Titel: Christine
Untertitel:
aus: Die vier Jahreszeiten
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1905
Verlag: Albert Langen, Verlag für Litteratur und Kunst
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Erscheinungsort: München
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans dieser Ausgabe auf Commons
S. 114–115
Kurzbeschreibung:
Aus dem Zyklus Herbst.
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[114] Christine

Bessern soll ich mich? – O Himmel,
Wie werd’ ich wohl besser!
Eher reiten schwarze Schimmel
Weiße Menschenfresser,

5
     Eh’ daß solch ein Kauz wie ich

     In sich geht und bessert sich.

Nein, mein Fräulein, ich verzichte
Auf die Tugendpalme;
Schreibe meine Mordgedichte

10
Tief im Tabaksqualme,

     Bis der Satan kommt und spricht:
     Fort mit dir, du Bösewicht!

Ja, der Teufel wird mich holen
Früher oder später,

15
Und ich Ärmster muß verkohlen

Unter Schmerzgezeter;
     Haut und Haar und Fleisch und Bein,
     Alles muß gebraten sein.

[115] Sie indessen wandeln lieblich

20
In der Engel Scharen,

Blumen tragend, wie dort üblich,
In gelockten Haaren,
     Und das ganze Angesicht
     Angestrahlt vom Himmelslicht.

25
Sehn Sie nun, wie weit geschieden

Unsre beiden Pfade:
Ihnen eines Gartens Frieden,
Mir die Barrikade,
     Wo man sich bei jedem Schritt

30
     Auf die Hühneraugen tritt.


Ihnen freundliche Erbarmung,
Mir der Waffen Blinken
Und des wilden Bärs Umarmung,
Ihnen seine Schinken,

35
     Mir des Feinds entmenschter Streit,

     Ihnen seine Menschlichkeit!