C. G. Unger in Kirchberg i. S., Tuchfabrik Herrenmühle
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Die Tuchfabrik C. G. Unger in Kirchberg i./S. wurde von dem Vater der jetzigen Inhaber, von Herrn Christian Gottlob Unger im Jahre 1826 gegründet. – In jener Zeit und noch Jahrzehnte danach war in Kirchberg die Herstellung von Tuchen, die Tuchmacherei, lediglich Gegenstand der Hausindustrie.
Der Tuchhändler kaufte dem Tuchmacher die gewebten resp. gewalkenen Waren ab, färbte dieselben und ließ solche beim Appreteur für den Verkauf appretieren. – Nach der Färberei nahm die Firma zunächst die eigene Appretur in die Hand, um auf diese Weise dem Artikel eine sachgemäßere Behandlung zu teil werden lassen.
Es wurden damals billige, farbige und melierte ordinäre Tuche hergestellt.
Die Fortschritte, welche der Textilindustrie durch Erfindungen die Einführung des mechanischen Betriebes ermöglichten, ließen den Inhaber mit der Anlage einer Lohn-Streichgarnspinnerei und Walkerei vorgehen.
Die Hausarbeit der Tuchmacher war jedoch stehen geblieben, und Stillstand bedeutet meist Rückgang. Auch hier war die Folge des Stillstandes, daß die bisherigen Fabrikate nicht mehr hinreichenden Absatz fanden, zumal die Ansprüche durch die Leistungen des mechanischen Webstuhles und der gesamten Textilbranche höhere geworden war.
Den Söhnen des Gründers, den Herren Moritz, Oscar und Otto Emil Unger war es vorbehalten, mittelst einer erworbenen Wasserkraft, durch Aufführung neuer Fabrikgebäude, Hinzufügung einer größeren Dampfanlage, mit Fachkenntnis, Umsicht und Thatkraft begabt, durch die Herstellung besserer Ware in Köper und Mustersachen, den Anforderungen der Zeit entsprechend bereits Mitte der 60er Jahre einen durchschlagenden Erfolg zu erzielen. Dieser wurde bahnbrechend für die gesamte Textilindustrie der Kirchberger Gegend, so daß die Fabrikthätigkeit nach wenigen Jahren einen anderen Charakter annahm und in neuen Bahnen sich bewegte.
Hierdurch sind die Inhaber der Firma C. G. Unger zu Wohlthätern ihres engeren Heimatbezirkes geworden und haben sich den Anspruch auf die Dankbarkeit ihrer Mitmenschen und nicht zum geringsten Teil der arbeitenden Klasse erworben. Besonders für letztere ist mit dem Aufblühen eines so großen Industriezweiges eine bedeutende Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Verhältnisse eingetreten.
Während, wie bereits erwähnt, früher nur billige, glatte Tuche hergestellt wurden, sind gegenwärtig die Hauptartikel der Fabrik in solidester Ausführung seit 20 Jahren: Buskins, Köper, Satins und Kaisermantelstoffe je in 6–8 verschiedenen Qualitäten, auch sogenannte Lieferungstuche für Feuerwehren, königliche und städtische Anstalten.
An Rohstoffen verarbeitet die Fabrik Wolle und Wollabgänge; – keine Baumwolle. –
Zur Zeit beschäftigt das Etablissement 180 Arbeiter und Arbeiterinnen in den eigenen Räumen, außerhalb derselben finden 40 Arbeiterinnen durch Handarbeit Beschäftigung.
Die Betriebseinrichtung ist nach den Hilfsmitteln der neuesten Technik, namentlich auch bezüglich des Arbeiterschutzes hergestellt. Als Motoren dienen Wasserkraft und eine Dampfmaschine von 150 Pferdekräften.
Der jährliche Umsatz der Firma beläuft sich auf 1 500 000 Mark und erstreckt sich das Absatzgebiet auf Deutschland, die Schweiz, Skandinavien, Dänemark und Holland.
Die Tuchfabrik der Firma C. G. Unger in Kirchberg i./S. gehört unstreitig zu den hervorragendsten Etablissements der Textilindustrie im Königreich Sachsen und hat sich, wie wir weiter oben berichteten, um den Aufschwung der Tuchbranche ihres Heimatbezirkes große Verdienste erworben. Diese Thatsachen sichern dem Etablissement einen ehrenvollen Platz in der sächsischen Groß-Industrie!