C. G. Großmann, Großröhrsdorf, Mechanische Weberei für Kanevas und Decken zum Besticken, sowie für Gardinen-, Tapisserie- und Konfektionsstoffe

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Autor: Diverse
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Titel: C. G. Großmann, Großröhrsdorf, Mechanische Weberei für Kanevas und Decken zum Besticken, sowie für Gardinen-, Tapisserie- und Konfektionsstoffe
Untertitel:
aus: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Zweiter Teil, in: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild.
Herausgeber: Eckert & Pflug, Kunstverlag
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1893
Verlag: Eckert & Pflug, Kunstverlag
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons und SLUB Dresden
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C. G. GROSSMANN, GROSSRÖHRSDORF
Mechanische Weberei für Kanevas u. Decken zum Besticken, sowie für Gardinen­-Tapisserie- u. Konfektionsstoffe.


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C. G. Großmann, Großröhrsdorf
Mechanische Weberei
für Kanevas und Decken zum Besticken, sowie für Gardinen­-
Tapisserie- und Konfektionsstoffe.

Sachsen ist die Hauptpflegestätte der Textilindustrie in ganz Deutschland. In keinem anderen deutschen Staate finden sich so viele große, den Markt beherrschende Weltfirmen wie hier. Oft ist das Domizil eines solchen Hauses ein Dorf, ein kleines, weltabgelegenes Städtchen, dem es auf der Landkarte niemand ansieht, wie bekannt sein Name dem Handel und der Großindustrie ist. Verläßt man zum Beispiel die sächsisch-schlesische Eisenbahnlinie in ihrem Knotenpunkt Arnsdorf und fährt auf der Linie nach Kamenz weiter, so erblickt man unmittelbar vor der Station Großröhrsdorf ein Etablissement, welches infolge seiner gewaltigen Ausdehnung sofort das Auge des Fremden fesselt.

Es ist dies die Fabrik von C. G. Großmann, eine der bedeutendsten Webereien Sachsens. Sie beschäftigt nicht weniger wie 1000 Arbeiter, von denen 600 in der Fabrik, 400 außerhalb derselben thätig sind. Die Hauptprodukte der Firma sind: Kanevas und Decken zum Besticken, Gardinen-, Tapisserie- und Konfektionsstoffe. Der Betrieb ihrer ausgedehnten Werkstätten geschieht durch Wasserkraft in Verbindung mit zwei großen und drei kleinen Dampfmaschinen, die insgesamt 400 Pferdekräfte repräsentiren und von vier Dampfkesseln mit 680m Heizfläche gespeist werden. Die Beleuchtung der Fabrikräume erfolgt durch eine eigene Gasanstalt, welche 600 Flammen produziert und zwei Dynamo­-Maschinen, die 16 Bogenlampen und 650 Glühlampen speisen. Eine vorzüglich organisierte Fabrikfeuerwehr steht dem Etablissement bei Feuersgefahr zur Verfügung.

Diese wenigen Angaben mögen genügen, in flüchtigen Umrissen den kolossalen Betrieb zu skizzieren.

Aus der Geschichte der Firma C. G. Großmann sei folgendes erwähnt. Sie wurde im Jahre 1849 von Carl Gottlob Großmann begründet, der durch rastlose Thätigkeit und ungewöhnliche Energie dem Unternehmen sehr bald eine breite Basis schuf. Nach seinem Ableben ging das Etablissement an die Witwe über, welche die vier Söhne des Begründers, die Herren Karl Ernst, Karl Emil, Otto Richard und Max Florenz Großmann, als Teilhaber aufnahm. [Ξ] Leider verstarb Herr Karl Emil Großmann sehr frühzeitig, so daß gegenwärtig nur die vier Überlebenden Inhaber der Firma sind.

Das Etablissement wuchs von Jahr zu Jahr; es ist heute eines der bedeutendsten der sächsischen Textilindustrie und besitzt Weltruf. Es arbeitet, wie wir bereits oben gesehen haben, mit allen Hülfsmitteln der Neuzeit. Auf den wenigen Ausstellungen, die die Firma beschickte, erhielt sie schätzbare Auszeichnungen. So 1873 in Wien das Anerkennungsdiplom, 1883 in Amsterdam die bronzene und 1887 ebendaselbst die silberne Medaille. Auf der Welt-Ausstellung in Chicago werden ihre Erzeugnisse ebenfalls vertreten sein.

Die achtunggebietende Thätigkeit der Firma C. G. Großmann lenkte frühzeitig die Aufmerksamkeit der Regierung auf sich. Schon 1869 beehrte sie Se. Majestät der hochselige König Johann mit seinem Besuche, und 1892 unterzogen sie der Staatsminister von Metzsch, Excellenz, in Begleitung der Herren Geheimrat Vodel und Kreishauptmann von Salza und Lichtenau, einer eingehenden Besichtigung.

Wahrhaft großartig und ihrer Zeit weit vorauseilend ist die Fürsorge, die die genannte Firma ihren Arbeitern zu teil werden läßt. Zum Andenken an den Begründer wurde von den Hinterbliebenen ein Krankenhaus, das „Karl Großmann-Stift“, ins Leben gerufen und eigens mit einem Kapital von 50 000 Mark zum Zwecke der Unterhaltung und Gewährung von Freistellen ausgestattet. Außerdem besteht noch das „Karl-Stift“ mit einem Kapitale von 10 000 Mark zur Gewährung von außerhalb des Krankenkassenstatuts liegenden Unterstützungen an Arbeiter; die „Emil Großmann-Stiftung“ mit 10 000 Mark für Schulzwecke; endlich ein von den selbständigen Arbeitern der Fabrik gegründeter Konsumverein, dem die Firma das erforderliche Betriebskapital und die nötigen Lager- und Verwaltungsräume zinslos zur Verfügung stellte. Der Verein verkauft die Waren zum Tagespreis, und der erzielte Gewinn wird am Schlusse des Geschäftsjahres in Form einer Dividende an die Mitglieder verteilt.

Wenn irgend etwas geeignet ist, die richtige Anschauung von der Größe wie von den leitenden Prinzipien dieses Welthauses zu geben, so sind es diese aus dem Solidaritätsgefühl zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer hervorgegangenen Institute, die den Inhabern das ehrendste Zeugnis ausstellen. Möge die Firma in reichen Maße die Früchte davon ernten!