Buntweberei vorm. Hermann Wünsche, Ebersbach in Sachsen

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Titel: Buntweberei vorm. Hermann Wünsche, Ebersbach in Sachsen
Untertitel:
aus: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Erster Theil, in: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild.
Herausgeber: Eckert & Pflug, Kunstverlag
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1892
Verlag: Eckert & Pflug, Kunstverlag
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons und SLUB Dresden
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BUNTWEBEREI VORM. HERMANN WÜNSCHE IN EBERSBACH IN SACHSEN.
FABRICATION BAUMWOLLENER, HALBWOLLENER und HALBLEINENER GEWEBE.


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Buntweberei vorm. Hermann Wünsche,
Ebersbach in Sachsen.

Die Buntweberei vorm. Hermann Wünsche in Ebersbach i. S., jetzt Aktiengesellschaft mit einem Kapital von M. 3 000 000, wurde am 10. Dezember 1868 von Herrn Hermann Wünsche in Ebersbach gegründet und befaßt sich mit der Herstellung bunter Hemdenstoffe aller Art, baumwollener und halbleinener Schürzenstoffe, BettzeugeInletts etc. – sowie halbwollener Rockstoffe. In vier Fabriken, bestehend aus mechanischen Webereien, Appretur, Bleicherei, Bunt- und Türkischrotfärberei sind gegenwärtig 3 300 Arbeiter beschäftigt, darunter 600 in der Haus-Industrie; die vorhandenen Dampfmaschinen leisten mindestens 600 Pferdekräfte, wozu noch Wasserkraft von ca. 40 Pferdekräften kommt. Von Rohmaterialien werden hauptsächlich gebraucht baumwollene und leinene sowie halbwollene Garne, letztere jedoch in geringerem Maße.

Das letzte Geschäftsjahr ergab einen Umsatz von M. 6 000 000. Absatzgebiete sind außer dem gesamten deutschen Reiche fast alle Erdteile. Der am 29. Juni 1889 im Alter von 48 Jahren verstorbene Begründer besaß im Anfange nur bescheidene Mittel. Durch Energie und rastlosen Fleiß, geschäftliche Tüchtigkeit und gediegene Kenntnisse in der Fabrikation gelang es ihm indessen sehr bald, das Geschäft, welches in den ersten Jahren nur Handweberei umfaßte, zur Blüte zu bringen. – Im Jahre 1872 wurde eine Färberei, Appretur sowie mechanische Weberei erbaut, durch welche Einrichtungen das Geschäft von Jahr zu Jahr an Umfang gewann. Durch die Erfolge ermuntert, wurde im Jahre 1883 zu Schirgiswalde eine zweite mechanische Weberei erbaut sowie eine dritte, unweit der Stammfabrik gelegene 1886 hinzugekauft, so daß z. Zt. über 1700 mechanische Stühle im Betriebe sind, wozu gegenwärtig 300 Handwebstühle kommen. Das rapide Anwachsen des Geschäfts machte die Erweiterung der Färberei notwendig, weshalb 1888 das Gocht’sche Bleichgrundstück erworben und die Bunt- und Küpenfärberei sowie Bleicherei dorthin verlegt und Türkischrotfärberei eingerichtet wurde.

Seit 1883 besteht eine Fabriksparkasse, in welche von Seiten des Personals und der Arbeiter 10 Pf. bis M. 1.50 pro Woche eingelegt werden können. Die Verzinsung der Einlagen geschieht zu einem hohen Zinsfuß und werden die Zinsen zum Kapital geschlagen. In den letzten Jahren wurde von dieser Einrichtung besser und reichlicher Gebrauch gemacht als vorher. Ferner wurde von dem Begründer eine Alters- und Invaliditätskasse gestiftet, welcher alljährlich nennenswerte Beträge aus den Privatmitteln des seligen Chefs zugewiesen worden sind. Die Firma besitzt eine eigene Feuerwehr mit vorzüglichen Löschvorrichtungen sowie gute Ventilations-Vorrichtungen etc. in sämtlichen Räumen.

Die Buntweberei wird beleuchtet durch 2000 Gasflammen, 1400 Glühlampen – erzeugt durch 4 Dynamomaschinen von zusammen 90 Pferdekräften870 Petroleum- und 100 Ligroinlampen, insgesamt rund 4 400 Lampen. Die 14 Dampfkessel besitzen zusammen rund 2000 □Meter Heizfläche und bedürfen zur Erzeugung des nötigen Dampfes pro Jahr ca. 1500 Waggons Kohlen. – Die Arbeiter-Speisesäle, welche mit Koch- und Wärmvorrichtungen ausgestattet sind, enthalten 1260 Sitzplätze. Die Fabriken sind untereinander mittelst Fernsprecher verbunden, die Gesamtlänge der Leitungen beträgt ca. 30 Kilometer, wobei eine Leitung nach der Filiale Schirgiswalde von 22 Kilometer Länge.

Im Jahre 1883 hatte die Firma die Ehre, durch einen Besuch Sr. Königl. Hoheit Prinz Friedrich August von Sachsen ausgezeichnet zu werden. –