Textdaten
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Autor: Wilhelm Hertz
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Titel: Brief auf’s Land
Untertitel:
aus: Gedichte, S. 63–65.
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Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1859
Verlag: Hoffmann und Campe
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Erscheinungsort: Hamburg
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Quelle: Google und Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[63]
Brief auf’s Land.
An Irenion.

Rura meam, Cerinthe, tenent villaeque puellam;
Ferreus est, eheu, quisquis in urbe manet.
Ipsa Venus laetos jam nunc migravit in agros,
Verbaque[1] aratoris rustica discit[2] Amor.

Tibull.


Aus der dampfenden Stadt entfloh mein Täubchen mir gestern,
Hat sich dem grünenden Schutz lachender Fluren vertraut.
Und ich spähe vom Berg mit vorgehaltenen Händen,
Aber in Duft und Schein schwimmet das ferne Gefild.

5
Amor auch entschlüpfte auf’s Land, ich mein’ ihn zu sehen,

Wie er mit trippelndem Schritt hinter dem Pfluge sich müht;

[64]

Lieder des Landmanns singt er, und ungelehrige Weisen
Bläst sein schelmischer Mund hell in die Flöte hinein. –
Und wo weilest nun du, mein Liebchen, im fernen Gelände,

10
Während des Tages Gluth leise am Himmel verglimmt?

Giengst du hinaus mit den Mädchen zu sammeln das Obst auf der Wiese, –
Das dem belasteten Baum freudigen Sprunges entfällt?
Drüben vom Waldessaum zieht sachte die Heerde herüber,
Und der Pflüger entschirrt singend das müde Gespann.

15
Oder kehrest du heim vom Berg durch säuselnde Waldung

Mit der freundlichen Last saftiger Beeren im Korb?
Droben vom Abhang blicket ein Reh neugierig herunter,
Während güldener Glanz scheidend die Wipfel berührt.
Oder weilst du am Quell unferne dem dämmernden Garten?

20
Eben kehret vom Trog munter das scheckige Rind.
[65]

Unter die Röhre stellst du den Krug, die Blumen zu tränken,
Die dir am Fensterlein dort neben dem Bettchen erblüh’n.
Längst schon überstrudelt der Krug, du sitzest am Raine,
Blickest mit träumendem Aug’ in den verrinnenden Bach.

25
Wüßt’ ich doch, wessen du denkst! Und käm ich, ein staubiger Wandrer,

Unter dem Mantel versteckt leise die Straße herauf!
Neben dir setzt’ ich mich nieder und spräche: Mädchen, mich dürstet!
Und vom heimlichen Traum fährst du erschrocken empor. –
Warte nur, schelmisches Kind! der Weg ist mir lange zu weit nicht,

30
Und in strengere Haft führ’ ich den Flüchtling zurück. –

Nein, ich störe dich nicht! Doch kehrst du mir wieder, so sollst du
Meinem sehnenden Leid reichliche Buße ersteh’n!

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Verbaqne
  2. Vorlage: disci. Druckfehler, s. S. 261