Brass Lektüre, Musik, 1935
Einführung
BearbeitenDer Artikel Brass Lektüre, Musik, 1935 zeigt die von Stefan Isensee im Rahmen seines Werkes „Brass Lektüre, Musik“ zusammengestellten Tagebuchauszüge von 1935. Textauslassungen wurden mit [...] gekennzeichnet, eingefügte Erläuterungen von Stefan Isensee in eckigen Klammern kursiv [Erläuterung].
Tagebuchauszüge
Bearbeiten[...] [2] Anschließend ging ich zu Herder, um mir einen lange gehegten Wunsch zu erfülllen. Ich kaufte mir die Hl. Schrift in drei Bänden, Ausgabe des Klosterneuburger Volks-Apostolates, drei Bände in Leinen zusammen 5,25 Rm. Das ist wirklich sehr billig. [...]
[3][...] [4] Ich lese ja wieder Joh. v. Kreuz u. bin diesmal ganz tief ergriffen davon; aber seine heroische Forderung der Abtötung übersteigt meine Zähigkeit. Was er sagt, ist richtig, – ich sehe es jetzt noch viel klarer als damals, als ich ihn zuerst studierte. Ich sehe vor allem, daß tatsächlich grade der Verstand, der sich mit seinem vorlauten Begreifenwollen immer dazwischen drängt, jede Vereinigung in der Kontemplation verhindert. Der Verstand ist wirklich wie ein lästiger Mensch, der immerzu fragt nach dem warum, wenn man sich grade vertiefen will. Mit seinem vorlauten u. unbescheidenen Wesen zerstört er alles. Aber wie soll man ihn zum Schweigen bringen? – Ich weiß es wirklich nicht! [...]
[5][...] [6] Nachdem ich das Buch „Gott in uns“ von R. Plus S.J. oberflächlich durchgelesen habe, habe ich gestern angefangen, es gründlich zu studieren. [...]
[6] In diesem Buch beschreibt nun R. Plus klipp u. klar u. in einfacher, volkstümlicher Sprache, was denn nun eigentlich diese Vereinigung mit Gott ist. [...]
[7][...] [8] dann gelesen in dem Buche von Donoso Cortéz: Der Staat Gottes, das mir s. Zt. P. Muckermann so sehr empfohlen hat u. das in der Tat ein umfassendes katholisches Weltbild gibt. [...]
[9][...] [9] Als ich neulich bei Dr. Tetzlaff war, gab mir dieser ein Buch mit biographischen Essays von Luzian Pfleger: „Menschen Gottes“. Neben vielen „Menschen Gottes“, die mich nicht interessieren, ist dort von einem die Rede, von dessen Leben ich bisher niemals etwas hörte, das aber wegen seiner nahen, geistigen Verwandtschaft zu mir einen starken, – sehr starken – Eindruck auf mich macht.
Es handelt sich um den Baron Charles de Foucauld, der von 1858 – 1910 gelebt hat u. vielleicht noch leben würde, wenn er nicht Wüstenräubern in die Hände gefallen wäre, die ihn ermordeten. Sein Leben ist so fesselnd u. für mich so vorbildlich, daß ich mir diese Erscheinung notieren muß. [...]