Bonapartistin und Legitimistin

Textdaten
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Titel: Bonapartistin und Legitimistin
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aus: Die Gartenlaube, Heft 2, S. 32
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1868
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[32] Bonapartistin und Legitimistin. Julie Récamier, die seltene Frau, die durch ihre Schönheit wie durch ihre Tugend so berühmt war, traf im Jahre 1821 in Rom mit der reizenden Königin Hortense zusammen. Beide Frauen kannten sich schon in Frankreich zur Zeit des höchsten Glanzes Napoleon’s des Ersten, in Rom aber durften sie nicht mit einander umgehen, weil die Bourbonen wieder allmächtig waren und Julie Récamier fürchten mußte, sich und ihre Freunde, zu denen Chateaubriand und der Herzog von Montmorency gehörten, aus der Gunst derselben zu verdrängen, wenn sie mit einer „Bonaparte“ verkehrte. Die beiden schönen Frauen liebten sich jedoch aufrichtig, und namentlich wollte die edle Récamier der gestürzten Königin nicht den Trost ihres Umgangs entziehen; sie verabredeten deshalb heimliche Zusammenkünfte wie ein Liebespaar. Bald trafen sie sich tief verschleiert in irgend einer Kirche, bald im Coliseum oder in einer Gemäldegalerie. Einmal aber gingen Beide ganz gleich gekleidet, in einem Domino von weißem Atlas mit Rosen bekränzt, auf einen Maskenball und machten sich das Vergnügen, fortwährend verwechselt zu werden. Der strenglegitimistische französische Gesandte war der Cavalier der schönen Récamier, Jerome, Exkönig von Westphalen, der von Hortense. Ohne daß beide Herren es merkten, hatten die Damen ihre Rollen getauscht und der Gesandte führte die Königin am Arm, Jerome die Récamier, wobei die Unterhaltung die pikantesten Wendungen annahm. Die Verwechselten erregten jedoch den Zorn des düpirten Diplomaten und mußten in Folge dessen ihren unschuldigen heimlichen Umgang aufgeben. Später hat die Königin Hortense, die den Glanz ihres Sohnes nicht erlebte, der Récamier den Spitzenschleier in ihrem Testamente vermacht, welchen sie bei den Zusammenkünften in Rom trug.
– v. –