Boetticher:Reinhart, Johann Christian
← Reinhart, Heinrich | Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts – Zweiter Band (1898) von Friedrich von Boetticher Reinhart, Johann Christian |
Reinheimer, Ursula Magdalena, geb. Prestel → |
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig. |
[378] Reinhart, Johann Christian, Landschaftsmaler, geb. bei Hof am 24. Januar 1761, gest. zu Rom in der Nacht zum 9. Juni 1847, begann neben dem Studium der Theologie in Leipzig bei Oeser den Zeichnen- u. Malunterricht u. copirte darauf meist in der Galerie zu Dresden, ohne Verbindung mit der Akademie. Auf einer Studienreise in Thüringen 1787 befreundete er sich mit dem Herzoge Georg v. Meiningen, der ihn an seinen Hof zog u. mehrfach mit Aufträgen betraute. 1789 ging R. nach Rom, wo er anfangs der Richtung Ph. Hackert’s folgte, allmählich aber von Carstens u. J. A. Koch beeinflusst wurde. Von grosser [379] Tätigkeit, die ihn, neben Koch, auch an den literarischen Fehden gegen die „Kunstschreiber“ beteiligte, erwarb sich R. unter den Künstlern Rom’s ein nicht unbedeutendes Ansehen, das er bis zu seinem Tode behauptete. Im J. 1800 hatte er sich mit der Römerin Nanna, seiner treuen Pflegerin während rheumatischer Leiden, vermählt, wodurch Italien noch mehr als bisher ihm zur zweiten Heimat ward. Mit mehreren bedeutenden Persönlichkeiten, unter denen Schiller u. Wilh. v. Humboldt hervorragen, stand er in brieflichem Verkehr, welcher der Nachwelt meist erhalten. R. war seit Nov. 1810 ord. Mitgl. der Berl. Akad., seit 1813 Ehrenmitgl. der Akad. von S. Luca in Rom u. seit 2. Nov. 1839 Ehrenmitgl. der Akad. zu München. 1839, am 50. Jahrestage seines Aufenthaltes in Rom, hatte König Ludwig ihn zum Bayer. Hofmaler ernannt. (Vgl. Otto Baisch, Johann Christian Reinhart u. seine Kreise. Ein Lebens- u. Culturbild nach den Originalquellen dargestellt. Leipzig, E. A. Seemann 1852. 8.)
I. Oelgemälde.
Bearbeiten- 1. Brustbild des Arztes H. Kohlrausch in Kapuzinertracht. 1806 in Rom gemalt. h. 24″, br. 21″. E: v. Kohlrausch, Hannover.
- 2. Gegend bei Rom. – Berl. ak. KA. 1812.
- 3. Ideale Landschaft mit See u. Stadt u. schönen Bergen im Hintergr. Rechts am Fuss eines Berges liegt bei einer Quelle der von einer Schlange umwundene Knabe Archemoros, dem Hypsipyle mit den sieben Helden zueilt. Bez: C. Reinhart 1816. h. 0,95, br. 1,34. E: Museum Gotha.
- 3. Die Steinbrüche der Cervara. – Röm. KA. im Pal. Caffarelli, April 1819.
- 4. Landschaft während eines Sturmes. (Wanderers Sturmlied). h. 0,70, br. 0,92. E: Museum Stuttgart.
- 5. Felsige Landschaft bei heftigem Gewittersturm. Am Wege zwei grosse Bäume, denen ein Reiter vorbeijagt. Bez: Reinhart 1824. h. 2′ 6″, br. 2′ 1″ altfranz. Mass. Aus der Samml. des Grafen Schönborn-Wiesentheid durch die Montmorillon’sche Kunsth. in München am 9. Oct. 1865 an Frau Dr. Seeburg in Leipzig. – Berl. Jub.-A. 86.
- 6. Erhielt vom Marchese Massimi den Auftrag, 8 Landschaften in Tempera auf Leinwand für den Palazzo (nicht die Villa) Massimi auszuführen. Die Bilder, deren vier 1825 vollendet waren, sollten in die Wand eingelassen werden.
- 7. Wald am Strande. Vorn Bäume im Sturmwind u. ein nach links sprengender Reiter. Im Mittelgr. ein Teich, dabei ein Landhaus. In der Ferne das Meer. Gewitter mit Regen. Bez: C. Reinhart Roma 1824. h. 0,73, br. 0,62. E: Städt. Museum Leipzig, Geschenk von Frau Hedwig v. Holstein 1889.
- 8. Ideale Felsenlandschaft. Der Adler des Zeus bringt der Psyche den mit stygischem Wasser gefüllten Krug. Bez: C. Reinhart f. Roma 1828. 0,74, br. 1,02. Früher in der Samml. des Grafen Schönborn-Wiesentheid, welche durch die Montmorillon’sche Kunsth. in München am 9. Oct. 1865 versteigert wurde, jetzt im Städt. Museum zu Leipzig, angek. aus dem Geschenk H. Göschen’s in London 1865. – Münch. KA., October 1829.
- 9. Vier Aussichten über Rom von der Villa Malta aus. In Tempera 1832 für König Ludwig v. Bayern begonnen, 1836 nach München befördert.
- 10. Landschaft mit einer Gruppe von Bäumen, durch welche der Weg zu einer Aussicht auf die Campagna di Roma führt. Bez. 1836. h. 0,70, br. 1,00. E: Neue Pin. München.
- 11. 12. Landschaft mit Ganymed; Landschaft mit Prometheus. – Röm. KA. gelegentlich der Anwesenheit des Grossfürsten Thronfolgers v. Russland 1838.
- 13. Landschaft mit dem Castell von Palo. Angekauft im Januar 1839 für den russ. Thronfolger (Alexander II.) durch dessen Begleiter Joukowskij.
- 14. 15. Felsenlandschaft, Gegend von Albano; Landschaft mit einer Brücke, bei Albano. – Leipz. KA. 41.
- 16. Landschaft mit der Aussicht in ferne Gebirge, im Vordergr. liegen antike Trümmer. Bez. 1846. h. 0,93, br. 1,35. Von Reinhart in seinem 85. Lebensjahre ausgeführt, sein letztes Gemälde.
- 17. Auf einem an einem Wasserfalle vorbeiführenden Wege treibt ein Hirt einige Ziegen. h. 0,46, br. 0,60.
- 18. Landschaft mit Wasserfall. (1832). h. 0,49, br. 0,66.
- 16–18 E: Neue Pin. München.
- 19. 20. Villa Pamfili; Ansicht von Rom. – Münch. d. allg. u. histor. KA. 58.
- 21. Landschaft mit Wasserfall. Im Vordergr. ein Jäger mit seinem Hunde. h. 0,72, br. 0,60. E: Museum Wallraf-Richartz, Köln, angek. aus dem Dispositionsfonds 1879.
- 22. Landschaft mit dem barmherz. Samariter. h. 0,66, br. 0,91. – Bangel’s Frankf. K.-Auct., Nov. 88.
- 23. Ansicht von Acqua acetosa bei Rom. Links vorn sitzt ein Jäger unter einem Baum. h. 17″, br. 26″.
- 24. Italienische Landschaft, im Mittelgr. ein Schloss auf einem Berge. Holz. h. 13″, br. 18″.
- 25. Landschaft mit zwei badenden Männern unter steilen bewachsenen Felsen. Holz. h. 13″, br. 18″.
- 23–25 E: v. Kohlrausch, Hannover.
II. Zeichnungen, Cartons.
Bearbeiten- 1. Ideale Landschaft mit hohen Baumgruppen über einem See, dabei Tempel u. andere Bauten. Sepiaz. Bez: d. 14. April 1808. C. Reinhart.
- 2. Portr. Friedrich Rückert’s. 1818 in Rom gez.
- 3. Antike Phantasie-Landschaft, zum K. Ludw.-Album. 1850. Tuschz.
- 4. S. Scholastica bei Subiaco. Aquarell. Bez: C. Reinhart fec. Befand sich in J. G. v. Quandt’s Nachlass, versteigert August 1860.
- 5. Schiller in Carlsbad. Der Dichter auf einem Esel sitzend, die Thonpfeife rauchend. Holzschn. auf Tondruck, bez: nach Reinhard in Rom. 4.
- 6. Profilbildniss des Dichters v. Göckingk, nach links, in einer Rundung, Durchm. 0,145. Kreidez. E: Kunsth. Franz Meyer in Dresden, Dec. 1891.
[380]
- 7. Landschaft mit der Geschichte der Hypsipyle, der Königstochter auf Lemnos. In Sepia getuschter Carton. h. 0,79, br. 1,06.
- 8. Landschaft mit dem Opfer Kain’s u. Abel’s. In Sepia getuschter Carton. h. 0,79, br. 1,06.
- 7 u. 8 E: Städel’sches Kunstinstitut in Frankf. a. M., angek. von Otto Cornill 1865.
- 9. Am Durchgang einer grossen Felswand ruhen fünf Jäger mit ihrem Hunde. Sepiaz. h. 23″, br. 29″. Kam aus der Winkler’schen Samml. zu Leipzig in die Speck-Sternburgsche. Von Geyser in Kupfer geätzt.
- 10. Landschaft mit Ruinen. Sepia- u. Tuschz. h. 0,37, br. 0,46. – Helbing’s Münch. K.-Auct., 21. Oct. 1895 u. ff. Tage.
III. Radirungen, Lithographien.
BearbeitenDas von A. Andresen (Die deutschen Maler-Radirer des 19. Jahrh., Leipzig 1866) beschriebene „Werk des J. C. Reinhart“ umfasst 170 Radirungen, worunter die Schiller gewidmete grosse Sturmlandschaft vom Jahre 1800, und 5 Lithographien. Von den Radirungen sind 33 Bll. Deutsche u. 137 Bll. Römische Arbeiten, erstere, soweit datirt, aus den Jahren 1782–89, letztere aus den Jahren 1791–1828 stammend. 54 der Radirungen sind Einzelblätter, während 116 Bll. sich zu genannten achtzehn Folgen gruppiren:
- 11.–13. 3 Bll. Die Grabmonumente. Vignetten zu einem Leichengedicht. Durchm. 3″ bis 3″ 2‴.
- 34.–45. 12 Bll. Die erste Tierfolge (Hunde, Kälber, Ziegen, Kuh u. Stier). 1791–1798.
- 46.–51. 6 Bll. Die Römischen Grabdenkmäler. 1792. h. 5″ 5‴, br. 7″ 5‴.
- 52.–75. 24 Bll. Malerisch radirte Prospecte aus Italien. Zur Folge von 72 Bll. dieser von Reinhart in Gemeinschaft mit Dies u. Mechau für Frauenholz in Nürnberg 1792–1798 nach der Natur gezeichneten u. radirten Ansichten hatte jeder der genannten Künstler 24 Bll. beigetragen. Die Prospecte Reinhart’s haben die Höhe von 8″ 10‴ bis 12″ 11‴, bei einer Breite von 9″ 6‴ bis 13″ 5‴.
- 76.–81. 6 Bll. Landschaften in heroischem Stil. Aus den Jahren 1792, 1795 u. 1799.
- 82.–95. 14 Bll. Die zweite Tierfolge (Hunde, Ochsen, Maultiere, Ziegen, Kuh, Kalb, Köpfe eines Pferdes, eines Stiers, eines Büffels). 1799, 1800, 1803.
- 103.–108. 6 Bll. Kleine italienische Ansichten. Ursprünglich zu einer neuen Ausgabe von Schiller’s „Tell“ bestimmt, die nicht zur Ausgabe gelangte. (Brief Reinhart’s vom 6. März 1806).
- 109.–114. 6 Bll. Italienische Ansichten mit der Widmung an Jos. Abel. Vier Bll. bez: Reinhart f. Roma 1805, zwei Bll.: Reinhart f. Roma 1811. Höhe etwa 5″, Breite etwa 6″ bis 8″.
- 116.–119. 4 Bll. Römische Ansichten zum „Almanach aus Rom für Künstler u. Freunde der bildenden Kunst. Herausg. von F. Sickler u. C. Reinhart in Rom“. Leipzig bei G. J. Göschen. 1810. kl. 4. Zwei Radirungen bez: Reinhart fec. Roma 1809, zwei: Reinhart Roma 1809. Höhe etwa 3″, Breite etwa 5″.
- 120.–122. 3 Bll. Römische Ansichten zum zweiten Jahrgang des „Almanachs aus Rom“ 1811.
- 123.–128. 6 Bll. Die Landschaftsfolge mit dem heil. Hubertus als erstem Blatt. 1810–1815.
- 130.–135. 6 Bll. Die dritte Tierfolge (Windspiel, vier Stiere, zwei Hundeköpfe). 1811, 1812, 1815.
- 137.–140. 4 Bll. Kleine römische Landschaften. Bez: C. Reinhart f. Roma 1820. Höhe etwa 3″, Breite etwa 5″.
- 142.–146. 5 Bll. Verschiedene römische Ansichten. 1827 u. 1830. Höhe etwa 7″ 10‴, Breite etwa 10″ 3‴
- 157. 158. 2 Bll. Römische Landschafts-Compositionen. h. 3″, br. 5″.
- 160.–163. 4 Bll. Kleine römische Landschaften.
- 164.–166. 3 Bll. Ansichten des Apollotempels zu Bassae bei Phigalia. Nach Stackelberg’s Zeichnungen für dessen Werk: „Der Apollotempel zu Bassae in Arkadien“. Rom 1826. fol.
- 169. 170. Der colossale Löwe auf der Insel Keos im ägäischen Meere. Zwei Darstellungen des Steingebildes auf einer Platte qu. fol., jede Darstellung 8″ h., 5″ 7‴ br. Radirt für Bröndstedt’s „Untersuchungen in Griechenland“. Par. 1826.
Die Lithographien Reinhart’s bieten 2 Bll. Römische Landschaften u. 3 Bll. Landschaftscompositionen in römischem Stil. Erstere etwa 7″ h., 6″ br., letztere etwa 4′ h., 5″ br.