Boetticher:Müller, Andreas Joh. Jacob Heinrich

Müller, Adolf Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts – Zweiter Band (1898) von Friedrich von Boetticher
Müller, Andreas Joh. Jacob Heinrich
Müller, Andreas
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[91] Müller, Andreas Joh. Jacob Heinrich, Historienmaler, geb. zu Cassel am 9. Februar 1811, gest. zu Düsseldorf am 29. März 1890, der ältere Bruder des zu Darmstadt geborenen Historienmalers Karl M., war anfangs Schüler seines Vaters, des Darmstädter Galerie-Inspectors Franz Hubert M., dann seit 1832 Jul. Schnorr’s u. Cornelius’ in München u. seit 1834 Carl Sohn’s u. Schadow's in Düsseldorf. Nachdem er bereits einige Oelgemälde ausgestellt, wurde er nebst seinem Bruder Carl, Ernst Deger u. Franz Ittenbach zur Ausmalung der Apollinariskapelle zu Remagen berufen, welche Aufgabe ihn u Deger 1837 zur gemeinsamen Studienreise nach Italien bewog, wohin die beiden anderen Künstler ihnen 1839 folgten. Erst 1842 heimgekehrt, begannen sie nach Deger’s Plane ihr grosses Werk, das in einem der beiden Cyklen, links vom Eingange, die Hauptmomente des neuen Bundes, im andern, rechts, Scenen aus dem Leben des heil. Apollinaris darstellt. Diese vier grossen Scenen sind die Schöpfung des Andreas M., der neben der Orgeltribüne in der Apollinariskapelle ferner einen „David“, eine „heil. Caecilie“ u. zu beiden Seiten der vier grossen Bilder zwei Figuren von Heiligen malte, während die zehn unter den grossen Compositionen [92] befindlichen Predellenbilder mit legendarischen Darstellungen nach Andr. M.’s Cartons von Joseph Kehren grau in grau ausgeführt wurden. Die Herstellung sämmtlicher Gemälde der Kapelle erfolgte in einer von Andr. Müller entwickelten Oeltechnik. Mehreren Tafelbildern, besonders für Kirchen, folgten die in Gemeinschaft mit seinem Sohn Franz ausgeführten Wandgemälde (Künstlerbilder mit reicher ornamentaler Umrahmung) im fürstlichen Schlosse zu Sigmaringen. Neben seinem malerischen Wirken auch als Lehrer u. Professor an der Kunstakademie u. als Conservator an den Kunstsammlungen Düsseldorfs tätig, zwang ihn ein lähmender Schlaganfall zur Niederlegung seines Amtes. Der Brand des Ddfer Akademiegebäudes 1872, durch welchen mehrere Kunstwerke, worunter auch bedeutende Arbeiten u. Entwürfe des Künstlers vernichtet wurden, mag auf denselben damals schon tieferschütternd gewirkt haben. Andreas M. war Mitglied der Akademien zu Wien, Amsterdam u. Lissabon. Kl. gold. Med Berlin.

I. Oelgemälde.

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1. „Der Knabe vom Berge“. Auf Bergeshöhe stehend, schwingt er jubelnd den Hut. 1835 in Ddf. gemalt, angekauft vom KV. f. Rh. u. W. – Berl. ak. KA. 36.
2. Drei singende Engel. (1836). E: Herzog von Cambridge, Hannover.
3. Lesender Mönch in einem Klosterhofe. (1837). Angek. vom KV. f. Rh. u. W.
4. Der Morgen. (1838). E: Geh. Med.-R. Dr. Hahn. – Hannov. A. a. Privatbesitz 82.
5. Madonna mit Heiligen, für die Pfarrkirche zu Laub, Bayern.
6. 7. Die Verkündigung; Die vier Evangelisten.
6 u. 7 für die Kirche zu Budberg, Rgbz. Düsseldorf.
8. Maria mit dem Jesuskinde u. dem Johannesknaben in landschaftlicher Umgebung.
9. Die heil. Anna mit der kleinen Maria.
8 u. 9 Pendants, für den Grossh. v. Hessen, Darmstadt.
10. Die heil. Caecilie. – Ddf. perm. KA. 53.
11. 12. Reliquienschrein mit Kreuz; Fünf Scenen aus der Passion. Für den Fürsten Löwenstein-Wertheim.
13. Der h. Rosenkranz. Altarbild für die Pfarrkirche zu Zyfflich bei Cleve. Kleiner Stich von F. Seifert. Die Zeichn. zum Gemälde war auf der Brüsseler Carton-A. 1864.
14. Die heil. Barbara, für die Domkirche zu Breslau (1865–67).
15. Grosses Altarwerk aus dem Leben des heil. Joseph für die Pfarrkirche zu Zyfflich bei Cleve, Gegenstück zum Rosenkranzbilde daselbst. Das fast vollendete Original musste beim Brande des Ddfer Akademiegebäudes in der Nacht zum 20. März 1872 auf der Flucht durch die Gänge zurückgelassen werden. Eine Neuschöpfung des Werks, Stiftung des KV. f. Rh. u. W., wurde 1877 vollendet u. befindet sich an seinem Bestimmungsort.
16. Passionskreuz. In der Füllung eines plastischen Holzkreuzes, dessen obern Abschluss eine gotische Kreuzblume mit dem Pelikan, dem Sinnbilde des Opfertodes Christi, bildet, ist Christus am Kreuze mit vier Momenten aus der Passion auf den Kreuzarmen: Chr. auf dem Oelberge, Chr. an der Säule, Chr. mit Rohr u. Dornenkrone u. Chr. das Kreuz tragend, Alles auf Goldgrund dargestellt. Pergament. h. 1,02, br. 0,76. E: Preuss. Staatsbesitz, Nat.-Gal. Berlin, angekauft 1884. Gest. von Jos. Keller u. von J. F. Vogel, späterer Stich von Jos. Kohlschein 1888 in Bildgrösse von 0,66:0,50.

II. Wandgemälde.

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1. Wandgemälde in der Apollinariskapelle bei Remagen:
1) Im südlichen Querschiff: Darstellungen aus dem Leben des Kirchenpatrons.
a) Die Weihe des h. Apollinaris zum Bischof durch S. Petrus, und
b) Die Auferweckung der Tochter des Stadthauptes von Ravenna. Letzteres als Carton auf der Brüsseler Carton-A. 1864.
2) Im nördlichen Querschiff:
a) Die Zertrümmerung des Jupiterbildes durch das Gebet des h. Apollinaris, und
b) Der Tod u. die Glorification des Heiligen. Letzteres als Carton auf der Brüsseler Carton-A. 1864.
2. Wandgemälde im Kunstsaal des fürstlichen Schlosses zu Sigmaringen: 26 Künstlerbildnisse nebst mittelalterlichen Ornamenten, ausgeführt unter Beistand seines Sohnes Franz u. des Historienmalers Heinrich Lauenstein.

III. Zeichnungen, Cartons.

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1. S. Carlo Borromeo, gest. von X. Steifensand.
2. 3. 4. S. Hubertus; S. Theresia; S. Liborius, gest. von H. Kipp.
5. S. Bruno, gest. von H. Nüsser.
6. S. Paula Romana, gest von F. Ludy.
7. S. Margareta u. S. Christina, gest. von Ludy.
8. S. Clemens, P. M., u. S. Theodorus M., gest. von R. Stang.
9. S. Wilhelmus, gest. von F. Dinger.
10. S. Conradus Eremita, gest. von Rittinghausen.
11. Communionbild, gest. von F. Massau.
Mehrere dieser Zeichnungen befanden sich auf der Brüsseler Carton-A. 1864. Die kleinen meist in 8. erschienenen Stiche gehören dem Ddorfer Verein zur Verbreitung religiöser Bilder.
12. Zeichnung zum Altarbilde „Der heil. Rosenkranz“ in Zyfflich. In Preuss. Staatsbesitz. – Berl. Jub.-A. 86.
13. 14. Die Demut, allegor. Figur; Der König David.
15. u. 16. Die Legende vom heil. Apollinaris.
12–16 auf der Brüsseler Carton-A. 1864.
17. Heilige Familie. Carton. – Schulte’s Ddfer Salon 66.
18. Passionskreuz. Kreidezeichnung zum Bilde in der Berliner Nat.-Galerie. (Vgl. Oelgem. Nr. 16). h. 1,11, br. 0,83. E: Städt. Museum Leipzig, Geschenk Dr. Hermann Härtel’s 1861.

IV. Radirungen.

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1. Orig.-Radirung zu „Mariä Flucht, Chorgesang zu einem Bilde von Dürer“, aus einem Festspiel am Dürerfest. Bez: AMR Düsseldorf 18 6/2 37. In Reinick's „Lieder eines Malers mit Randzeichnungen seiner Freunde“. 4.

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2. „Passionsblume“. Gedicht von E. v. Groote. Gez. u. radirt von And. Müller. 4.
3. „Der Knabe im Erdbeerschlag“ von Hebel. Radirung. Bez: AMR. 28/12 1842. 4.

Erwähnt sei noch folgende Schrift des Künstlers: „Ein Kupferstich von Rafael in der Sammlung der K. Kunst-Akademie zu Düsseldorf, beschrieben von dem Conservator dieser Sammlung Andreas Müller, Historienmaler u. K. Professor. Nebst einem Facsimile des Stiches von Rafael u. einer Photographie nach Marc Antonio“. Ddf., Buddeus 1860.