Textdaten
Autor: Kurt Tucholsky
unter dem Pseudonym
Peter Panter
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Titel: Bilderbuch
Untertitel:
aus: Die Weltbühne. Jahrgang 22, Nummer 18, Seite 715-716
Herausgeber: Siegfried Jacobsohn
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 4. Mai 1926
Verlag: Verlag der Weltbühne
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Erscheinungsort: Berlin
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Die Weltbühne. Vollständiger Nachdruck der Jahrgänge 1918–1933. Athenäum Verlag, Königstein/Ts. 1978. Scan auf Commons
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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Bilderbuch

Auf Seite 533 der Literaturgeschichte von Albert Soergel: ‚Dichtung und Dichter der Zeit‘, Neue Folge: ‚Im Banne des Expressionismus‘ oder: Die Hand der Gräfin auf der Kirchhofsmauer – auf Seite 533 ist derselbe Mann zweimal abgebulden: „Die beiden Bilder geben bei vollkommener Bildähnlichkeit ganz verschiedene Wesenszüge des Dichters besonders eindrucksvoll wieder“. Lersch heißt der Mann. Auf Seite 273 sitzt Herrn Paulsen der Kragen nicht, es ist gradezu aufreizend, wie er nicht sitzt. Auf Seite 141 sieht uns Samuel Lublinski an, dem hier einmal die Bilanz gezogen wurde. Auf Seite 71 Ewers. Sieht nett aus. Auf Seite 11 haben sie Wilhelm Schmidtbonnen hingezeichnet: er soll vor Gletscherfirnen dasitzen und den Kopf in die Handfläche stützen. Es sieht aber aus, als halte er die Hand an der Backe und spräche: „Allmächtiger Gott, ist das ein Bild!“ Herr Uzarski hat es gezeichnet, der auch schriftstellert. Das muß ein vorzüglicher Musiker sein.

Ein wunderschönes Bild von Franz Kafka ist da – ich kannte [716] ihn, als er schon älter war; aber unter der merkwürdig getönten Haut seines Gesichts kann ich noch jetzt, in der Erinnerung, die jugendlichen Züge der Photographie wiederherstellen. Ein Kollege hat sich als Rasiercreme-Plakat lichtbilden lassen – in Soldatenuniform, im roten Kreuz und weißen Burnus. Wer hätte das von dir gedacht, Armin! Handschriftproben sind da und Bilder meiner Lieblinge, daß man vom Sessel nur langhinschlagen kann. So sehn sie aus – sollte groß darüber stehn.

Der herrliche Kopf Christian Morgensterns, natürliche Zeichnungen und unnatürliche Photos, und nun will ich aber gewiß keine Witze mehr auf den seligen Edschmid machen: er hatte keinen schlechten Kopf. Die Arbeiterdichter aus der Zeit des Krieges sind da, die, die gar nicht genug Arbeitsgenossen in den Gräben sehen konnten – dafür hat sie aber auch der Reichskanzler zitiert und sie belobt, und heute können sie alle schon wieder pazifistisch. Und schöne Zeichnungen des alten, unvergeßlichen Paule Scheerbart, und das ganze Bilderbuch ist eine Erfüllung des Weisen, der da forderte, man solle vor jedes Buch erst einmal das Portrait seines Verfassers setzen.

Die Lücken zwischen den Bildern werden durch Text ausgefüllt.

Peter Panter