Beschreibung einer Elektrisirmaschine

Textdaten
Autor: Johan Rudolph Deiman und Adriaan Paets van Troostwijk
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Titel: Beschreibung einer Elektrisirmaschine und einigen damit von J. R. Deimann und A. Paets von Troostwyck angestelten Versuchen
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Herausgeber: John Cuthbertson
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Erscheinungsdatum: 1790
Verlag: Paul Gotthelf Kummer
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originaltitel: Beschrijving van eene electrizeer-machine, en van proefneemingen met dezelve
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[I]
Beschreibung
einer
Elektrisirmaschine


und einigen damit

von

J. R. Deimann M. D.

und

A. Paets von Troostwyck

angestelten Versuchen.


Herausgegeben von

John Cuthbertson.


Aus dem Holländischen mit Kupfern.


Leipzig,

bei Paul Gotthelf Kummer, 1790.


[II]

[III]
Vorrede.

Die Erfahrung hat gelehrt, daß, je größere Fortschritte man in der Verbesserung und Einrichtung der Elektrisirmaschinen gemacht hat, man auch mehrere Kenntniß von den Eigenschaften der Elektricität selbst bekommen, und daß diese Kenntniß wiederum gegenseitig Anleitung gegeben hat, die Elektrisirmaschinen zu verbessern, so daß sie nun zu einem merklichen Grad von Volkommenheit gebracht zu seyn scheinen.

Indeß, welche Vorschritte man auch von dieser Seite mag gemacht, und wie viel die verbesserten Maschinen auch dazu mögen beygetragen haben, um die elektrischen Versuche zu vermehren und zu verbessern, so scheinet es doch gewiß, daß der eigentliche wahre Fortgang dieser Wissenschaft in den lezten Jahren unbedeutend gewesen, und daß die Aussichten selbst auf neue Entdekkungen einigermaßen beschränkt sind.

Es scheint demnach, daß man, um weitere Fortschritte in dieser Wissenschaft zu machen, gewißermaßen einen andern Weg als den, welchen man bishero befolgt hat, einschlagen müße; daß man der Veränderung nachspüren müße, welche gewisse bekannte Substanzen oder Dinge durch die Wirkung der Elektricität erfahren, so wie im [IV] Gegentheil die Veränderungen, welche der elektrische Stoff durch diese Dinge erleidet, um auf diese Weise die Beschaffenheit des elektrischen Stoffs einigermaßen kennen zu lernen.

Eins der vornehmsten Mittel um in dieser so sehr beliebten Untersuchung glücklich zu seyn, ist, sich nach Dingen umzusehen, um den elektrischen Stoff in größter Menge und geschwind darzustellen, und daß man trachte Elektrisirmaschinen zu bekommen, die die gewöhnlichen und bisher gebrauchten an Vermögen weit übertreffen. Und in der That die Maschine, welche sich der H. van Marum für die Teylersche Societät durch den H. Cuthbertson hat verfertigen lassen, und welche an Vermögen alle andere bis jetzt bekannte übertrift, hat dieser so gegründeten Erwartung bereits merklich entsprochen, indem wir dadurch von verschiedenen Dingen Kenntniß erlangt haben, welche man außerdem und das so viel größere[WS 1] elektrische Vermögen noch nicht zu wissen bekommen hätte.

Da es nun höchst wahrscheinlich ist, daß wir uns von der Vermehrung der Kraft der Elektrisirmaschinen, alle Vortheile versprechen können; da die besagte Maschine, ob sie gleich sonst alle Verdienste besizt, doch diesen Fehler hat, daß sie wegen ihre Kostbarkeit und insbesondere wegen des dazu erforderlich geweßnen Raums nicht [V] algemein werden kan; und endlich da die Erfahrung zu allen Zeiten bewiesen, daß die Entdekkungen in einer Wissenschaft eben dann vervielfältigt worden, wenn viele zugleich sich derselben haben widmen können; so haben wir uns genöthiget gesehen, zu versuchen, ob man mit einer Maschine von gleicher Art und Weise wie die van Teylersche, jedoch von einer Größe, die mehr zum allgemeinen Gebrauch tauglich ist, nicht gewissermaßen sollte dem Vermögen der genannten Maschine nahe kommen, d. i. ob man nicht die nehmliche Art von Untersuchungen damit machen könne.

Der Ausgang hat unsere Erwartung übertroffen und wir haben uns deßwegen entschlossen, die Beschreibung von dieser unsrer Maschine, so wie einige Versuche, woraus man ihre Kraft beurtheilen kann, algemein zu machen, in dem wir uns vorgenommen, wenn diese Arbeit einigermaßen günstig aufgenommen wird, mit Versuchen von einer andern Art in der Folge fortzufahren. Für jezt haben wir uns nur darauf eingeschränkt, von den Versuchen, die bereits mit der Teylerschen Maschine angestellt worden, diejenigen zu wiederholen, welche uns am geschicktesten schienen, das beträchtliche Vermögen dieser Maschine und der unsrigen anzuzeigen. Wir haben dieses sowohl gethan in Rüksicht der Versuche, die blos mit dem ersten Konduktor angestelt [VI] worden, als in Rüksicht derer, welche mit Beihülfe der Batterien durch die Teylersche Maschine geschehn sind; auch haben wir die ersten durch die negative Wirkung unserer Maschine untersucht und sind dadurch in Stand gesezt worden sowohl das negative als positive Vermögen derselben anzugeben. Die Versuche mit den Batterien betreffend, haben wir für unnöthig befunden, die alle zu wiederholen, welche von der Teylerschen Societät angestelt worden; wir haben von diesen allein nur diejenigen ausgesucht, die uns die tüchtigsten zu seyn schienen, um das Vermögen anzuzeigen, das man auf diese Weise mit unserer Maschine darstellen kann. Uebrigens haben wir, damit das beträchliche Vermögen dieser beiden Maschinen noch um so viel besser könnte wahrgenommen werden, uns bey alle den Versuchen derselben Sorte von Amalgama nemlich der von Queksilber und Zink, oder Quecksilber und Bladtin bedient, womit die Versuche bey der Teylerschen Maschine angestelt werden.

Endlich müßen wir noch anmerken, daß wir alle diese Versuche mit dem H. Cuthbertson gemeinschaftlich angestelt haben, welcher auch die Maschine verfertigt und mit uns die Veränderungen ausgedacht hat, wodurch sich dieselbe von der Teylerschen unterscheidet.

[VII]
Inhalt.
Erster Abschnit.
Beschreibung der Elektrisirmaschine, und der Versuche die an dem Konduktor derselben angestelt worden sind.
I. Beschreibung der Elektrisirmaschine S. 1.
II. Versuche, welche an dem Leiter der Maschine angestelt worden sind
01) I. Länge des Funkens oder Strahls, an dem positiven Konduktor 15.
II.      „     „     „      an dem negativen Konduktor 17.
2) Länge des Funkens oder Strahls, wenn er über eine ebene leitende Oberfläche geht
I.      „     „     „      an dem positiven Konduktor 19.
II.      „     „     „      negativen Konduktor 21.
3) Länge des Funkens, der zu einer scharfen stählernen Spize übergeht
I.      „     „     „      an dem positiven Konduktor 22.
II.      „     „     „      negativen Konduktor 22.
4) Länge des Funkens, der aus einer dergleichen Spize ausfährt
I.      „     „     „      an dem positiven Konduktor 23.
II.      „     „     „      negativen Konduktor 23.
5) Länge des Funkens zwischen zwey scharfen stählernen Spizen, wovon die eine an dem Konduktor angebracht ist
I.      „     „     „      an dem positiven Konduktor 24.
II.      „     „     „      negativen Konduktor 25.
6) I. Größe oder Ausbreitung der Lichtbüschel oder Federn aus einem Knopf an dem positiven Konduktor 25.
II.      „     „     „      dem negativen Konduktor gegenüber 26.
7) I. Ausstralung zur Seite von dünnen Metalldrahten, die den elektrischen Stoff von dem positiven Konduktor ableiten 27.

[VIII]

II. Erleuchtung von dünnen Metalldrahten, die den Stoff zu dem negativen Konduktor anleiten 29.
8) I. Die Ladung, die ein einzelner Funke oder Strahl von dem positiven Konduktor an einer Leidnerflasche von einem Quadratfuß Belegung zu wege bringt 29.
I. Die      „      von dem Funken oder Strahl von dem negativen Konduktor 34.
9) I. Die mangelhafte Ableitung des elektrischen Stofs längs einem Kupferdraht 1 Viertel Zoll dicke, der mit der Kugel vereinigt ist, zu welcher der Funke von dem positiven Konduktor übergeht 34.
II. Die mangelhafte Anführung des elektrischen Stofs längs dem obigen Draht, wenn er von einer Kugel zu dem negativen Konduktor übergeht 35.
10) Anzündung von Schiespulver, Zunder, Schwamm und Harz, und die Entzündung von Oelen.
I.      „     „     „      an dem positiven Konduktor 36.
II.      „     „     „      negativen Konduktor 38.
11) I. Schmelzung von langen Streifen Blattgold an dem positiven Konduktor 38.
II.      „     „     „      negativen 39.
12) I. Durchbohrung von Spielkarten und Ertödtung von Vögeln, durch einen einzelnen Funken oder Strahl an dem positiven Konduktor 40.
II.      „     „     „      an dem negativen Konduktor 42.
13) I. Die Zeit in welcher eine Leidnerflasche von einem Quadratfuß Belegung durch den positiven Konduktor geladen wird, so daß sie sich über ihren unbelegten Rand, welcher 4 Zoll hoch ist, entladet 42.
Die größere Kraft der Entladung von einer Leidnerflasche, die an dem Konduktor von dieser Maschine geladen ist, als bey einer gewöhnlichen Elektrisirmaschine, obschon der Abstand, auf welchen sie sich entladet, der nähmliche ist 44.
Die Länge von Eisendraht, die durch eine Leidnerflasche von einem Quadratfuß Belegung an dem positiven Konduktor dieser Maschine geschmolzen wurde 46.
Die Entladung die von einer Leidnerflasche längst über ihrem unbelegten Rand geschieht, ist kein Beweis von ihrer höchsten Ladung 47.
II. Die Zeit in welcher eine Leidnerflasche von einem Quadratfuß Belegung an dem negativen Konduktor geladen wird, so daß sie sich über ihren unbelegten Rand entladet 58.

[IX]

Die Länge von Eisendraht, die durch eine solche Flasche an dem negativen Konduktor geschmolzen wird 51.
14) I. Der Abstand von dem positiven Konduktor, auf welchen man die Erregung der entgegengesezten Kraft bemerken kann 51.
II. Die Entfernung von dem negativen Konduktor, in welcher man dieses bemerkt 52.
15) I. Der Abstand von dem positiven Konduktor, auf welchen man, an dem Uebergange des Funkens oder Strahls, die Herstellung der entgegengesezten Kraft bemerkt 53.
II.      „     „     „      an dem negativen Konduktor 53.
16. I. Der Abstand von dem positiven Konduktor, auf welchen die Erwekung und Herstellung der entgegengesezten Kraft, durch einen Funken, oder die Ladung einer Leidnerflasche merkbar ist 54.
II.      „     „     „      an dem negativen Konduktor 55.
17) Beschreibung eines Elektrometers, wodurch man das Gewicht der abstoßenden und anziehenden Kraft an dieser Maschine sehen kann 56.
Wie viel die abstoßende und anziehende Kraft an dem positiven und negativen Konduktor beträgt 59.
 
Zweiter Abschnit.
Beschreibung der Batterie dieser Maschine und der damit angestellten Versuche.
I. Beschreibung der Batterie
Ihre Zusammensezung, Elektrometer Ladung und Entladung 61.
II. Beschreibung der Versuche, welche mit der Batterie dieser Maschine angestellt worden sind.
1) Die Schmelzung des Eisendrahts von verschiedener Dikke und Länge 70.
2) Die größre Länge des Eisendrahts, die davon kan geschmolzen werden, wenn er vorher erst heis gemacht worden 72.
3) Die Veränderung des Eisendrahts in Rauch und Flokken 75.
4) Die Verkalkung des Eisendrahts in sofern sie aus der Verwandlung des Eisens selbst gemacht werden kann 76.

[X]

5) Die Verkalkung des Eisens und die Verminderung der athmosphärlichen Luft 80.
6) Verkalkung von Blei in athmosphärischer und reiner Luft 83.
7) Verkalkung von Zinn in athmosphärischer und reiner Luft 86.
8) Die Veränderung und das Nichtverkalken vom Silber 89.
9)      „     „     „      vom Golde 92.
10) Die Veränderung von verschiedenen Metallen in Stikluft 96.
11)      „     „     „      im Luftleeren Raume 99.
12) Die Wiederbelebung von Queksilberkalk 100.
13) Die Hervorbringung von reiner Luft durch Wiederbelebung von Metalkalken 103.


[1]
Erster Abschnit.
Beschreibung der Elektrisier-Maschine, und der Versuche die an dem Konduktor derselben angestelt worden sind.


I.
Beschreibung der Elektrisier-Maschine.

Diese Maschine, welche auf der ersten Tafel abgebildet worden, bestehet aus zwei Glaßscheiben, jede von 31 Zol im Durchmesser *)[1], die in Frankreich in derselben Fabrik gemacht worden sind, aus welcher man die Scheiben für die Teylersche Maschine erhalten hat. Diese Scheiben sind, in einer Entfernung von siben Zol von einander, an Eine [2] Achse befestiget, und werden durch vier Paar Küssen gerieben, von welchen die beiden untersten Paare auf der Tafel nnnn bezeichnet sind. Die Küssen sind, wie bei der Teylerschen Maschine, mit Leder überzogen, und mit Streifen von Wachstaffent versehen, welche mitten auf das Leder fest gemacht sind. Uebrigens sind diese Küssen auf eben die Art, wie bei der Beschreibung der Teylerschen Maschine angegeben worden ist, verfertiget und an die Maschine angebracht, jedes ist acht Zol lang und zwei breit, daher auf jeder Glasscheibe ein Ring von 1150 Qvadratzollen an Inhalt gerieben wird.

Die Achse, welche die Scheiben trägt, ist von Messing, und hat im Durchmesser anderthalb Zol. Zwischen den Scheiben, und da wo sie durch die Scheiben geht, ist sie mit einem hölzernen Zilinder umgeben, wodurch die Scheiben die gehörige Verbindung mit der Achse erhalten. Dieser hölzerne Zilinder ist, in einer Dikke von vier Zol, mit einem elektrischen Küt überzogen, um die Abströmung der elektrischen Materie nach der Achse zu verhüten; in eben der Absicht ist auch jede Fläche der Scheiben, bis auf eine Entfernung von drei Zollen von der Achse, mit einer dünnen Lage von Feuerlak bedekt. In das Ende der Achse a welchem die Bewegung mitgeteilt wird, sind Schraubengänge geschnitten, und vermittelst derselben ist ein Stük massifes Glaß c von zehn Zollen im Durchmesser und zwei Zollen Dikke, an die Achse angeschraubt; dieses Glaß ist überal mit [3] einem Ueberzug von Lak und Harz bedekt, an der Seite nach der Achse ist ein Stük Messing, mit einer Schraubenmutter, daran befestiget, an der andern Seite eine vierekkigte messingne Platte, die ebenfals eine Schraube hat; an diese vierekkigte Platte wird die Kurbel b von Buchsbaumholz eingeschraubt. Die Kurbel beschreibt einen Kreis von 22 Zollen im Durchmesser, und kan von einer Person leicht umgedrehet werden.

     Die Säulen, welche die Achse halten, bestehen wie bei der Teylerschen Maschine aus massifem Glaß. Die Veränderung der sonst gewöhnlichen hölzernen Säulen in Glaßsäulen, welche von einem von uns *)[2] zuerst ausgedacht, und auf seinen Vorschlag bei der Teylerschen Maschine gebraucht worden ist, war zu wichtig, als daß wir sie bei dieser Maschine hätten unterlassen sollen. Die Achse wird hierdurch weit volkomner isoliert, und auf diese Art nicht allein bei der positifen Wirkung der Maschine die Abströmung der erregten elektrischen Materie von dem ersten Leiter nach der Achse desto sicherer verhütet, sondern auch bei der negatifen Wirkung verhindert, daß die elektrische Materie nicht so leicht in die Achse und von dieser längst dem ungeriebenen Teile der Scheiben in die Küssen übergehen kan. Um nun diese Isolirung, die überhaupt genommen allemahl desto volkomner ist, durch je weniger isolirende Körper sie bewirkt wird, desto besser zu erlangen, haben wir stat der vier Säulen bei der Teylerschen Maschine, [4] bei dieser nur von dreien Gebrauch gemacht. Von diesen drei Säulen befinden sich zwei d und e in einer Entfernung von vier Zol neben einander, an dem vordersten Teile der Maschine bei der Kurbel; die dritte f steht an dem Hinterteile, und trägt das Ende der Achse. Diese Säulen haben zwei Zol im Durchmesser, jede besteht, wie bei f und g zu sehen ist, aus zwei Stükken, die in der Mitte, in der Höhe der Achse, durch den messingenen Zilinder h mit einander verbunden sind. Zwischen den messingnen Zilindern an den beiden vordersten Säulen, ist ein horizontalliegendes Stük Messing befestiget, welches die Achse trägt, und zugleich beide Säulen mit einander verbindet; in dem Zilinder der hintersten Säule ist ein Lager gebohrt, in welchem die Achse ruht. Ausserdem hat jede Säule noch einen großen messingnen Fuß, und ein dergleichen Kapital, vermittelst des ersten ist sie an das Fußstük, und vermittelst des andern an das Gebälke der Maschine angeschraubt. Die ganze Länge einer Säule, wenn sie zusammengesezt ist, beträgt drei Fuß und vier Zol.

     Das Fußstük und Gebälke der Maschine, an welche auch die Küssen befestiget werden, ist von Mahogonyholz. Das Gebälke i k l hat keine größere Oberfläche als eben nötig ist, um die Vorrichtung an welcher die Küssen sind zu halten, oben liegt ein dünnes Bretchen von eben der Größe darauf, um die Schrauben, welche den Kopf der Säulen mit diesem Gebälke verbinden, zu bedekken. Das Fußstük m o, dessen Gestalt man aus der Abbildung [5] sieht, beträgt in der größten Breite (wovon man in der Figur nur den Teil m p sieht) drei Fuß, von p nach o gerechnet aber zwei Fuß; die Dikke desselben ist zwei Zol. Unter diesem Fußstük befindet sich eine andere Tafel von Mahogonyholz von eben der Gestalt und Dikke wie das Fußstük; diese ist an das Fußstük angeschraubt, unten ruht sie auf drei massifen Glaßsäulen r, s, t, die zwei Zol dik, und sechszehn Zol lang sind; diese Säulen sind mit ihrem Fuß in eine andere Tafel von Mahogonyholz befestiget, die eben die Form hat wie die vorigen, nur etwas größer ist. Mit dieser lezten Tafel berührt die Maschine den Boden, und steht auf demselben, ihrer eignen Schwere wegen, hinlänglich sicher, ohne weiter befestiget werden zu dürfen; dies hat den Vorteil, daß man die Maschine allemahl, wenn man es braucht, verrükken kan.

     Der erste Leiter dieser Maschine ist aus holen messingnen Zilindern zusammengesezt, und besteht aus fünf Stükken; zwei derselben B und C, welche die Arme des Leiters ausmachen, haben die Gestalt eines Winkelhakens, an dem sich in dem Winkel bei D eine Kugel befindet; diese beiden Arme stekken bei F in einer Kugel, und sind hierdurch mit dem Hauptstük des Konduktors verbunden. An dem andern Ende dieser Arme befinden sich (wie man bei E sieht) die Empfangstükken; sie bestehen aus einer engern Röhre wie die vorigen, und haben an jeder Seite fünf stählerne Spizen; an dem einen Ende gegen die Achse zu sind sie mit einem gut abgerundeten [6] Stük Buchsbaumholz geschlossen, das andere Ende stekt in einer Kugel, die bei E, wo sie an den Arm des Konduktors angebracht ist, eine Art von Bajonetbügel hat, welcher in einen andern ähnlichen Bajonetbügel paßt, der sich bei E in dem Arm des Konduktors befindet. Diese Bügel sind so angebracht, daß die Empfangstükken, wenn sie an die Arme befestiget sind, sowohl senkrecht als horizontal gestelt werden können; die Empfangstükken selbst können in den Kugeln so gedrehet werden, daß sie ihre Spizen auf- und niderwärts kehren. Durch diese doppelte Bewegung lassen sich die Empfangstükken leicht zwischen die Scheiben bringen, welches sonst, bei der Größe und Schwere des ersten Leiters vielen Schwierigkeiten unterworfen sein würde. Die Entfernung dieser Empfangstükken von der Achse beträgt acht Zol; und die Kugeln welche sie mit den Armen des Leiters verbinden, stehen einen Zol über den Rand der Scheiben hervor. – A ist der Hauptkörper des Leiters; er besteht aus einem Zilinder, der einen viel größern Durchmesser hat als die schon beschriebenen; mit dem einen Ende stekt er in der Kugel F, an dem andern endigt er sich in der Kugel G, die ein horizontales und ein senkrechtes Loch hat, in welche, nachdem es die Versuche erfordern, Kupferdräte gestekt werden. – Das Verhältnis der verschiednen Teile des Leiters gegen einander und gegen die ganze Maschine kan man aus der Abbildung sehen, bei welcher man es genau befolgt hat.

[7]      Der ganze erste Leiter ruht auf einer zwei Zol dikken und zwei Fuß hohen massifen Glaßsäule, welche unten einen hölzernen Fuß, oben aber einen vertikalen messingnen Stift hat, der in ein senkrechtes durch die Kugel F gehendes Loch past; der Stift geht durch diese Kugel hindurch, oben wird eine andere kleine Kugel H darauf geschraubt, und dadurch der Leiter an die Säule befestiget. Die beschriebene Glaßsäule ist bei I, wo der Konduktor darauf ruht, in einer Länge von sechs Zol, mit einem dikken Ueberzug von Lak bedekt, der nach unten zu nach und nach dünner wird. Bei K befindet sich ein ähnlicher Ueberzug, der ebenfals in der Mitte dikker ist. Diese beiden Ueberzüge sind darum angebracht worden, damit sie die Abströmung der in dem Leiter angehäuften elektrischen Materie, die, wie die Erfahrung gezeigt hat, immer noch zum Teil längst der Oberfläche der Glaßsäule geschieht, mehr verhindern sollen.

     Auf diese Art ist der positife erste Leiter dieser Maschine eingerichtet; eben derselbe wird auch gebraucht, wenn negatif elektrisiert werden sol. (Taf. II. Fig. I.). – Die Veränderung welche man in diesem Fal mit dem beschriebenen positifen Leiter vornimt, besteht in folgendem. Man nimt die Empfangstükken mit ihren Kugeln von den Enden der Aerme weg, und der Konduktor wird, nicht wie vorhin, vermittelst des in der Kugel F befindlichen Loches, sondern vermittelst eines andern, (das in den Zilinder selbst bei L gebohrt [8] ist, und dessen Richtung mit der Richtung des vorigen einen rechten Winkel macht,) an den messingnen Stift über der Glaßsäule gestekt, und durch die Kugel H befestiget. Die Aerme des ersten Leiters kommen, wie man aus der Abbildung (Taf. II. Fig. 1.) sieht, durch diese Veränderung in Eine Vertikalfläche zu stehen, und ihre Enden E und M berühren, wenn der Leiter an die Maschine angeschraubt wird, das Messing an dem Kopf und Fuß der Säule F; da nun zwischen diesen beiden Stükken Messing und den nächsten Küssen, vermittelst eines in das Holz eingelegten Drates, eine Verbindung eröfnet ist, so haben auch die Küssen mit dem ersten Leiter Gemeinschaft.

     Ausser diesem bedienen wir uns noch eines andern Konduktors, wenn wir mit dieser Maschine negatif elektrisiren wollen. Dieser, den wir in der Folge den zweiten negatifen Leiter nennen wollen, besteht aus einer messingenen Röhre von einem Zol im Durchmesser, die gebogen ist, und mit dem größten Bogen zwei Fuß von der hintersten Säule F der Maschine absteht. Diese Röhre hat an beiden Enden eine anderthalbzollige Kugel, die unterste derselben ist mit einem messingnen Stift versehen, der in ein hierzu in das Fußstück gebohrtes Loch gestekt wird; die andere Kugel ist durchbohrt, eine Schraube, die an dem einen Ende eine kleine messingene Kugel hat, wird durch diese Oefnung gestekt, und sodan in das Gebälke der Maschine angeschraubt, wodurch die gedachte Kugel des [9] zweiten Leiters an die Maschine befestiget wird. Wenn die Röhre auf diese Art an die Maschine gebracht worden, so berührt sie mit ihren Kugeln den Fuß und Kopf der Säule F und steht daher mit allen Küssen in Verbindung. In der Mitte, oder in der Höhe, der Achse, befindet sich an ihr ein einen halben Zol dikker und sechs Zol langer Messingdraht, der in der Richtung der Achse von der Maschine abgewendet ist, und an dem Ende eine Schraube hat, an welche Kugeln von verschiedner Größe angeschraubt werden können. – Wir bedienen uns dieses Konduktors in manchen Fällen, um auf die Art die Glaßsäule, welche den vorhin beschriebenen Leiter trägt, entbehren zu können, und daher so wenig isolirende Körper als nur möglich ist, zu gebrauchen; auch verschaft uns dieser Leiter ein besseres Mittel die Batterien negatif zu laden, wobei, wie man leicht sieht, ein ausgebreiteter Konduktor allezeit nachteilig ist.

     Man wird sich hieraus von den verschiednen Teilen der Maschine selbst einen hinlänglichen Begrif machen können, wir wollen nun noch kürzlich hinzusezen, wie sie sowohl bei dem positif als negatif Elektrisiren gebraucht werden. – Was das positif Elekrisiren betrift, so versteht sich von selbst, daß, nach der ersten Tafel, der Konduktor so gestelt sein mus, daß dessen Arme eine horizontale Lage, die Empfangstükken aber den Abstand von der Achse haben, und mit ihren Kugeln so weit über den Rand der Scheiben hervorstehen, als [10] oben angegeben worden ist *)[3]. Wir verbinden alsdan das Gebälke der Maschine i k l, vermittelst eines Messingdrates u, mit einem andern Messingdraht, der wie der vorige einen Viertel Zol im Durchmesser hat, und an der Dekke des Zimmers festgemacht ist; von der Dekke ist er an einer Wand bis auf den Boden herabgeführt, und auf diesem läuft er zwischen den Dielen bis an das entgegengesezte Ende des Zimmers fort, wo er durch ein Loch in dem Boden hindurch geht, bis in eine Grube, die beständig mit Grundwasser angefült ist. Mit diesem Draht, den wir in der Folge den leitenden Draht nennen werden, wird auch das Fußstük m o verbunden; dieses geschieht vermittelst des Drates v, der mit dem einen Ende den leitenden Draht auf dem Boden berührt, und mit dem andern an den Kopf der Schraube, welche die untern Küssen an das Fußstük befestiget, und daher unten an dem Fußstük ist, gebracht wird. – Auf diese Art wird den Küssen die elektrische Materie, die sie den Scheiben übergeben, zugeführt; und um die elektrische Materie, welche der Leiter von den Scheiben erhält, und einem andern Körper übergibt, wider abfliessen zu lassen, wird der [11] leztere Körper ebenfals mit dem leitenden Draht in Verbindung gesezt.

     Wenn negatif elektrisiert werden sol, so werden, wie Tafel II. Fig. 1. vorgestelt ist, die Empfangstükken von den Armen abgenommen, und der erste Leiter wird so auf die Säule I K gestelt, daß die Arme in Einer Vertikalfläche stehen, und den Kopf und Fuß der Säule f berühren; diese beiden messingenen Teile der Säule f müssen auch die Kugeln an dem zweiten negatifen Leiter berühren, wenn man sich dieses, stat des in der Tafel vorgestelten, bedienen wil. Die Messingdräte u und v, die bei dem positif Elektrisiren das Gebälke und Fußstük mit dem leitenden Draht verbinden, werden nun weggelassen; dagegen aber N O, P Q, R, und S T, das ist jede der vordersten und hintersten Kanten des Gebälkes und Fußstüks, mit einem Messingdraht versehen, der eben so lang ist, als die Kante an welche er kömt, und an jedem Ende eine dreizollige Kugel hat. Die Messingdrähte sind bei N O und P Q nur auf den Dekkel gelegt, bei R und S T aber zwischen das Fußstük und die darunter liegende Tafel gestekt; in beiden Fällen werden sie durch die Kugeln angeklemt, welche daher auch da, wo sie an den Draht geschraubt werden, etwas flach gemacht sind. – Diese Metode, die hervorragenden Teile des Gebälkes und Fußstükkes zu bedekken, haben wir sehr vorteilhaft gefunden, das Einströmen der elektrischen Materie durch die Kanten und Ekken beider Teile, zu verhüten; welches sonst, wie bei der Teylerschen [12] Maschine, sehr merklich ist, und sich sowohl durch ein starkes Blasen, als durch häufige Lichtpinsel zu erkennen gibt.

     Um die elektrische Materie, welche die Scheiben von den Küssen erhalten, wider abzuführen, (welches bei der Teylerschen und bei allen andern Scheiben-Maschinen dadurch bewirkt wird, daß man den positifen oder ersten Leiter mit dem Boden des Zimmers verbindet) bedienen wir uns bei dieser Maschine, wo immer nur Ein Leiter gebraucht wird, der beiden Stükken x x, die an beiden Seiten, in der Mitte des Fußstüks zwischen die Ränder der Scheiben gestelt werden. Jedes dieser beiden Stükke besteht aus einer massifen Glaßsäule, die oben eine hölzerne Bekleidung hat, in welche das Empfangstük, das sich vorhin an dem Arm des ersten Leiters befand, mit seiner Kugel gestekt wird. Um auch hier alle Abströmung der Materie zu verhüten, ist diese Säule oben und in der Mitte auf eben die Art mit Lak überzogen, wie wir oben bei der Säule, welche den ersten Leiter trägt, beschrieben haben. Unten steht die Säule in einem Stük Holz, das nach der Rundung des Fußstüks ausgeschnitten ist, und in dieser Holung zwei messingne Stifte hat; diese Stifte passen in Löcher, die zu dieser Absicht von der Seite in das Fußstük gebohrt sind (man sieht diese Löcher in dem Fußstük auf der ersten Tafel), und vermittelst welcher also die Säule mit der Maschine verbunden wird. Die Höhe dieser Säule ist so abgemessen, daß, [13] wenn sie an das Fußstük befestiget ist, das Empfangstük gerade gleich hoch mit der Achse steht, und eben den Abstand von derselben hat, als wenn es sich an dem Arm des Konduktors befindet. Um nun diese Empfangstükken mit dem Boden des Zimmers in Verbindung zu sezen, stekt man auf die Kugel, die an jedem Empfangstükke ist, und zwar in ein Loch, das man in derselben findet, eine andere kleinere messingene Kugel, die deswegen mit einem messingenen Stift versehen ist, und auf der Seite ein Loch hat, in welches der Messingdraht z kömt, der den leitenden Draht auf dem Boden berührt. – Der Gebrauch dieser beiden Theile x x ist unterdessen nicht darauf eingeschränkt, daß sie bei dem negatif Elektrisiren die elektrische Materie von den Scheiben in den Boden ableiten, sondern sie können auch, auf eben die Art als bei der Teylerschen Maschine geschieht, gebraucht werden, die Batterien ohne Hilfe des gewöhnlichen Konduktors zu laden, welches geschieht wenn man die beiden Drähte z z mit den Batterien verbindet. Man hat daher bei dieser Maschine den Vorteil, die Batterien sowohl positif als negatif laden zu können, ohne durch den großen Umfang eines ersten Leiters gehindert zu werden; hierdurch wird nicht allein der Nachteil verhütet, den der Gebrauch eines Konduktors, besonders bei feuchter Luft, durch die große Oberfläche die er derselben darbietet, dem Laden einer Batterie verursacht, sondern man hat auch noch den Nuzen, daß man auf diese Art kein so großes Zimmer zu diesen [14] Versuchen braucht, weil der ganze Apparat nun einen weit kleinern Raum einnimt *)[4].

     Aus der bisherigen Beschreibung wird man sehen, daß man bei dieser Maschine zwar in mehreren Rüksichten die Teylerische nachgeahmt, doch aber auch in einigen Umständen gewisse Vorteile angebracht hat, die entweder der Beschaffenheit dieser Maschine eigen sind, und daher auf keine Art bei der andern angewendet werden können, oder die man überhaupt als Verbesserungen dieser Art von Elektrisiermaschinen ansehen kan. Man wird gewis zugeben müssen, daß die Einrichtung, einen und denselben ersten Leiter bei dem positif und negatif Elektrisiren zu gebrauchen, und zugleich alle Stükken die bei dem einen nötig sind, zu dem andern anzuwenden, ausser dem Vorteil, den man dadurch erhält, die positife und negatife Kraft einer Maschine mit mehrerer Genauigkeit vergleichen zu können, zugleich dieser Maschine eine Simplizität gibt, die man bei der Teylerischen nicht findet; bei welcher der große und aus verschiednen Stükken bestehende Konduktor, der von drei Säulen getragen wird, dieses unmöglich macht. Zweitens [15] ist es auch sicher, daß die Anbringung des zweiten negatifen Leiters, und das Bedekken der hervorragenden Teile an dem Gebälke und Fußstük mit messingenen Kugeln, eine wesentliche Verbesserung bei dem negatif Elektrisiren ausmachen, die bei der gedachten Maschine fehlet; und die den Vorteil verschaft, daß man die Batterien auch negatif laden kann, welches bei der Teylerschen Maschine, teils des großen Raumes wegen welchen der negatife Leiter einnimt, teils auch weil die Kanten und Ekken an dem Gebälke und Fußstük zu viel Gelegenheit haben elektrische Materie einzusaugen, nur sehr mangelhaft geschehen könte.


II.
Versuche, welche an dem Leiter dieser Maschine angestelt worden sind.


1.

     I. Es ist bekant, daß der elektrische Funken oder Strahl in einer größeren Entfernung aus dem ersten Leiter gezogen werden kan, wenn man an die Kugel, die sich am Ende des Konduktors befindet, eine andere Kugel von geringerer Größe in einer gewissen Entfernung von derselben befestiget; wie auch, wenn diese Kugel kleiner ist, als die, [16] in welche der Funken übergeht *)[5]. In Rüksicht beider Umstände haben wir es bei dieser Maschine am vorteilhaftesten gefunden, wenn wir der ersten Kugel, die auf Taf. I. mit a bezeichnet ist, einen Durchmesser von zwei Zollen geben, und sie, vermittelst eines horizontalen Messingdrates, so an die Kugel G anbringen, daß sie einen halben Zol von derselben absteht; von dieser Kugel a lassen wir den Funken oder Strahl in eine andere Kugel b übergehen, die fünf Zol im Durchmesser hat, und der ersten gegen über, auf einer hölzernen Säule steht, die mit dem leitenden Draht in Verbindung gesezt worden ist.

     Der Funken oder Strahl, der auf diese Art aus dem ersten Leiter fährt, hat gewöhnlich eine Länge von 11 1/2 Zol; nur eine wenige Mahl, und zwar bei ungünstigem Wetter, ist er einen halben Zol kürzer gewesen; im Gegenteil haben wir ihn öfter, wenn die Beschaffenheit der Luft den Versuchen vorteilhaft gewesen ist, eine Länge von 12 1/2 Zol bekommen sehen. Dieser Strahl bewegt sich in einer schlangenförmigen Linie, und ist in allen Stükken, nur die Größe ausgenommen, dem gleich, den man in der Beschreibung der Teylerischen Maschine abgebildet hat; wenn man ihn im Dunkeln [17] steht, so hat er, soweit man dieses durch das Augenmaas bestimmen kan, eine Dikke von 1/8 Zol; und aus demselben fahren seitwärts, in einer von dem Konduktor abgewendeten Richtung, verschiedne kleinere Stralen aus, von welchen die meisten zwei bis drei Zol, manche selbst vier Zol lang sind *)[6].

     II. Die Länge des negatifen Funken oder Strales haben wir erst bei dem zweiten negatifen Leiter beobachtet, und dabei gefunden, daß er alsdan die größte Länge hatte, wenn er aus einer Kugel von 3/4 Zol im Durchmesser auf eine zwölfzollige Kugel überging, die an dem in der Mitte dieses Leiters befindlichen Messingdraht befestiget war. Es hat uns geschienen, daß der gewöhnliche Konduktor, wenn er zum negatif Elektrisiren eingerichtet wird, für die Länge der Funken weniger vorteilhaft ist; ausgenommen wenn wir den Funken nicht auf die Kugel G am Ende des Leiters, sondern auf D, oder auf die Kugel am Winkel des Armes der nach unten zu gekehrt ist, übergehen liessen. In welchem Fal der Funken, der [18] auf D von einer dreiviertelzolligen Kugel übergeht, ungefähr eben so lang ist, als der Funken den der zweite negative Leiter auf die oben beschriebene Art erhält. Wahrscheinlich kömt dieses daher, weil der Teil des Leiters, an welchem die Kugel D ist, mehr als jeder andere im Stand ist, in dem Boden die entgegengesezte Elektrizität zu erregen; woraus folgt, daß die negatife Wirkung, das ist die Anziehung der elektrischen Materie, in dem ganzen Konduktor, vornämlich nach diesem Teile gerichtet sein mus; da sich nun die negatife Wirkung des ganzen Konduktors durch den Teil welcher dem Boden am nächsten ist, zu äussern sucht, und daher durch die positife Kraft, welche dieser Teil in dem Boden erregt, etwas von der negativen Kraft des Leiters an diesen Teil gebunden, und seine anziehende Kraft an andern Stellen zu äussern verhindert wird; so sieht man, daß aus dieser Ursache die Kugel am Ende des gewöhnlichen Leiters nie die elektrische Materie in einer eben so großen Entfernung anziehen, und daher so lange Funken und Stralen darstellen kan, als die Kugel an dem zweiten negatifen Leiter, welche als der einzige hervorragende Teil dieses Leiters vornämlich die gedachte Anziehung äussert.

     Der Strahl nun, den man unter den vorteilhaftesten der beschriebenen Umstände bei dem negatif Elektrisiren hervorbringen kan, hat gewöhnlich eine Länge, von 8 1/4 Zol; doch haben wir ihn auch einige Mahl, bei günstigem Wetter, in einer Länge von 9 Zollen gesehen. Dieser Strahl zeigt [19] sich mit eben solchen Krümmungen als der positife, er ist aber nicht so dik, doch hat er eben solche, zwei bis drei Zol lange Seitenstralen, nur sind diese, nicht wie bei dem positif Elektrisiren von dem Leiter abgewendet, sondern nach demselben zugekehrt; und hierin liegt, wie wir glauben, ein neuer Beweis, daß beide Elektrizitäten nicht wesentlich und in der Materie, sondern nur in der Richtung in welcher die elektrische Materie bewegt wird, von einander unterschieden sind *)[7].


2.

     Um zu sehen, bis wie weit der Funken oder Strahl dieser Maschine verlängert werden kan, wenn man ihn über eine leitende Fläche gehen läst, auf welcher sich die leitenden Teile nicht volkommen berühren, haben wir ihn über ein Bret gehen lassen, das erst mit Firnis überzogen und darauf mit Messingfeilspänen bestreut war; leztere haben wir zu diesem Versuch geschikter gefunden, als irgend eine Art von Bronze. Die Länge dieses Bretes beträgt zwölf Fuß, und die Breite siben Zol; an der einen Oberfläche ist es über seine ganze Länge, und in einer Breite von 4 1/2 Zol in der Mitte der Breite, mit den Feilspänen bedekt. – An [20] beide Enden dieser leitenden Fläche wird eine messingne Kugel gesezt, von welchen die, die dem Konduktor am nächsten steht, drei Zol, die andere aber, die mit dem leitenden Draht verbunden ist, 5½ Zol im Durchmesser hat. – Da das Bret zu lang ist, als daß es vertikal an dem Konduktor gestelt werden könte, so haben wir es horizontal, und in gleicher Höhe mit dem Leiter, isoliert aufgerichtet. Wir liessen den Funken oder Strahl nicht unmittelbar zwischen den beiden Kugeln, nämlich von der Kugel am Leiter auf die Kugel an dem Brete, überspringen, sondern der Strahl muste erst auf eine andere Kugel treffen, die 5½ Zol im Durchmesser hatte, und auf einer Glaßsäule, in eben der Höhe wie die gedachten beiden Kugeln, in einer gewissen Entfernung zwischen denselben gestelt war; dieser Abstand wurde so lange verändert, bis der Funken oder Strahl auf der mit Feilspänen bestreuten Fläche am stärksten war.

     I. Bei dieser Einrichtung haben wir allemahl den Funken oder Strahl ununterbrochen von dem einen Ende des Bretes bis zum andern, und also in einer Länge von 12 Fuß übergehen sehen; und es ist daher wahrscheinlich, daß wir, besonders bei günstigem Wetter, dem Strahl eine noch grössere Länge würden haben geben können, wenn wir ein längeres Bret genommen hätten. Dieser Versuch stelt eine sehr schöne Erscheinung dar: ausser dem Strahl selbst, der längst den Feilspänen, von der einen Kugel bis zur andern in einer Menge Krümmungen übergeht, sieht man noch eine große [21] Anzahl anderer Stralen, die beständig aus dem Hauptstrahl ausfahren, und sich wider in eine Menge kleinere, die hier und da in einander fahren, zerteilen; die ganze Fläche längst den Feilspänen, scheint daher mit Stralen bedekt zu sein, die im Dunkeln eine artige Vermischung von gelben und grünem Licht darstellen *)[8].

     II. Eben diese Vorrichtung haben wir bei dem negatif Elektrisiren gebraucht, nur mit dem Unterschied, daß wir, stat der dreizolligen Kugel, eine von 1½ Zol im Durchmesser an das gegen den Leiter gekehrte Ende des Bretes sezten; und, weil der Abstand zu groß war als daß der Strahl längst dem ganzen Brete hätte gehen können, daß wir die mit dem leitenden Draht verbundne Kugel der andern so lange näherten, bis der Funken oder Strahl ununterbrochen, längst der Oberfläche der Feilspäne, von der einen Kugel zur andern überging. Dies eräugnete sich in einer Entfernung von sechs Fuß; übrigens kam die Erscheinungen mit der bei der positifen Wirkung beschriebenen völlig überein.

3.

Da einige glauben, man könne die Kraft einer Maschine auch aus der Länge des Funkens beurteilen, der aus dem Leiter in eine metallene Spize übergeht, so haben wir auch dieses bei unserer Maschine versucht; wir haben hierzu stälerne Spizen gebraucht, [22] die so scharf sind, als man sie nur machen kan, und welche eben so wie die, die man bei der Teylerschen Maschine zu der nämlichen Absicht angewendet hat, von Herr Cuthbertson verfertiget worden sind. Wenn positif elektrisiert wurde, so stekten wir eine von diesen Spizen mit ihrem Stift in eine Kugel, die eben den Durchmesser hatte als die Kugel am Ende des Leiters, und, in eben der Höhe wie diese, ihr gegenübergestelt und mit dem leitenden Draht vereinigt war; bei dem Negatif-Elektrisiren ward die Spize in die Kugel an dem Ende des Konduktors selbst angebracht; in beiden Fällen, wurde hierauf die Kugel, die dem Konduktor gegen über stand, demselben langsam genähert, bis die Funken auf die Spizen übergingen.

     I. Dies eräugnete sich bei dem positifen Leiter, in einer Entfernung von 3/8 Zol, wenn die Spize drei Zol, und in einer Entfernung von 7/16 Zol, wenn die Spize zwei Zol über die Kugel in welche sie befestiget war, hervorstand: so daß die Funken oder Strahlen, die auf die Spize übergingen, eine Länge von 3/8 und 7/16 Zol hatten *)[9].

     II. Bei dem negatifen Leiter waren die Funken 1/8 Zol lang, und es war gleichgiltig, ob die Spize zwei oder drei Zol über die Kugel des Konduktors, [23] die in diesem Fal die Spize trug, hervorragte *)[10].


4.

     Eben dieser Vorrichtung haben wir uns auch bedient, um zu erfahren, wie lang bei dieser Maschine die Funken oder Stralen sind, die aus einer Spize herausfahren; nur war es hier nötig die Lage der Spizen zu verwechseln, bei dem positif elektrisiren kam die Spize in die Kugel des Konduktors selbst, bei dem negatif Elektrisiren in die dem Konduktor gegenüberstehende Kugel.

     I. Die Funken oder Strahlen, die auf diese Art aus dem positifen Leiter herausfuhren, hatten die Länge von 4 1/2 Zol, wenn die Spize drei Zol, - und von 7 1/4 Zol, wenn die Spize zwei Zol; - und von 7 3/4 Zol, wenn die Spize einen Zol über die Kugel des Konduktors hervorstand **)[11].

     II. Bei dem Negatif-Elektrisiren hatten sie beständig eine Länge von 6 1/4 Zol, und es war ganz gleichgiltig ob die Spize, die nun in der dem Konduktor gegenüberstehenden Kugel stak, einen [24] zwei oder drei Zol über diese Kugel hervorragte *)[12].

5.

     Wir haben auch untersucht, auf welche Entfernung bei dieser Maschine die Funken oder Stralen zwischen zwei Spizen übergehen. Zu dieser Absicht wurde in jede Kugel, sowohl in die an dem Konduktor, als in die gegenüberstehende, eine von den beschriebenen Spizen gestekt, und zwar so, daß die Spizen in jedem Versuch aus der einen Kugel so weit hervorstanden als aus der andern. Wir untersuchten dieses wider zuerst bei der positifen und dan bei der negatifen Elektrizität.

     I. Im ersten Fal gingen die Funken auf eine Entfernung von 7/8 Zol, zwischen beiden Spizen über, wenn jede Spize drei Zol über ihre Kugel hervorstand, - in einer Entfernung von 1 3/8 Zol, wenn sie zwei Zol, - und in einer Entfernung[WS 2] von 1 1/2 Zol, wenn sie einen Zol über die Kugel hervorragten **)[13].

[25]      II. Bei dem negatif Elektrisiren war die Länge der Funken, die zwischen beiden Spizen übergingen, 1 1/4 Zol, wenn die Spizen drei Zol, – 1 1/2 Zol, wenn sie zwei Zol, – und zwei Zol, wenn sie einen Zol über die Kugel herausstanden.


6.

     I. Die Kraft dieser Maschine erhellet auch aus der Größe der Lichtbüschel oder Federn, und aus den Umständen, unter denen sie bei derselben hervorgebracht werden. Diese Lichtbüschel sind bei gewöhnlichen Elektrisiermaschinen klein, und entstehen nur dan, wenn sie mit stumpfen Spizen, oder mit sehr kleinen Kugeln versehen sind. – An dem positifen Leiter dieser Maschine entstehen sie schon, wenn sich eine dreizollige Kugel an dem Ende desselben befindet; doch sieht man sie am Besten bei einer Kugel von zwei Zollen im Durchmesser, welche 5/8 oder 3/4 Zol von der großen Kugel G des Leiters absteht; unter diesen Umständen sind sie so ausgebreitet, daß sie eine Länge und Breite von neun bis zehn Zollen haben *)[14].

     Diese Lichtbüschel haben ungefähr eben die Gestalt, als die, welche man in der Beschreibung der [26] Teylerschen Maschine abgebildet sieht: gewöhnlich bestehen sie aus einem geraden Strahl, der aus der Kugel, in einer Länge von 1 bis 1 1/2 Zol hervorbricht, und sich sodan in drei oder vier geflamte Stralen zerteilt, die, wie der erstere gerade Strahl, nach und nach an Dichte abnehmen, und sich endlich in eine Menge leuchtende Fasern zerteilen, die sich nach allen Seiten ausbreiten. Nicht selten sieht man auch zwischen, oder vielmehr über diesen Lichtfasern, sehr feine gebogene Strahlen vorschiessen.

     II. Es ist uns auch geglükt durch negatife Elektrizität einen solchen Lichtbüschel hervorzubringen; welches, so viel uns bewust ist, noch mit keiner andern Elektrisiermaschine, wenigstens nicht in der Größe, und nicht anders als mit Hilfe einer Spize hat gelingen wollen, und daher hinlänglich zeigt, bis auf welchen hohen Grad die negatife Kraft dieser Maschine gebracht ist. Am besten erhielten wir diesen Lichtbüschel, wenn wir einer zwölfzolligen Kugel (es war einerlei ob sich diese am Ende des gewöhnlichen Leiters oder an dem zweiten negatifen Leiter befand) gegenüber eine kleine Kugel von 1/4 Zol im Durchmesser hielten, die mit dem leitenden Draht in Verbindung stand; der Abstand zwischen beiden Kugeln mus größer sein, als daß ein Funken überspringen könte. Unter diesen Umständen sieht man erst die kleine Kugel, an der Seite welche nach dem Leiter gekehrt ist, mit einer dichten Lichtsfäre umgeben, die sich, wenn [27] man die Kugel dem Konduktor ein wenig näher bringt, in einen dichten feinen Strahl verwandelt, der sich, in einer geringen Entfernung von der kleinen Kugel, in noch feinere Stralen verteilt, und dan, so wie diese, in einer Menge leuchtende Fasern übergeht, die sich bis auf zwei Zol in Länge und Breite ausbreiten; man sieht daher im Kleinen eben die Erscheinung, die an dem positifen Konduktor hervorgebracht wird.


7.

     I. Welche große Menge elektrischer Materie der Funken oder Strahl dieser Maschine enthalten mus, sieht man, wenn man denselben auf eine dreizollige oder größere messingne Kugel übergehen läßt, die von einer Glaßsäule getragen wird, und an welcher ein dünner Metaldraht befestiget ist, der bis auf den Boden, oder bis auf eine kleine Entfernung von dem leitenden Draht fortgeht. Alsdan zeigt sich, bei jedem Uebergang des Strahls, dieser dünne Draht als ein leuchtender Zilinder von 1/4 Zol im Durchmesser, aus welchem rundherum eine unendliche Menge feine Stralen herausfahren, die anderthalb bis zwei Zol lang sind, ja selbst eine Länge von drei Zollen erhalten, wenn die Kugel auf den äussersten Abstand von dem Konduktor gestelt wird, in welchem der Funken oder Strahl noch übergehen kann *)[15].

[28]      Diese erleuchtung und Ausstralung eines dünnen Metaldrates eräugnet sich selbst noch dan, wenn man einen Draht von sehr ansehnlicher Länge genommen hat. Wir haben uns in dem vorigen und in diesem Versuch eine Drates von eben der Dikke bedient, als man bei der Teylerischen Maschine gebraucht hat, nämlich von 1/100 Zol im Durchmesser. Von diesem Draht, die wie vorhin an der messingnen Kugel, die dem Konduktor gegenüber stand, befestiget war, haben wir erst eine Länge von 36 Fuß, und dan eine Länge von 96 Fuß, welches die größte Länge war, die die Beschaffenheit des Zimmers zulies, an seidnen Fäden aufgehangen; und doch wurde, dieser Länge ohngeachtet, bei jedem Uebergang des Stahls, der ganze Draht von einem Ende bis zum andern erleuchtet, und rundherum mit Stralen besezt, die bei dem Draht von 36 Fuß 3/4 Zol, bei dem lezten aber 1/2 Zol, lang waren *)[16].

     II. Wir haben es der Mühe wehrt gehalten diesen Versuch mit der negatifen Elektrizität an dieser Maschine zu widerholen. Bei diesem zeigt sich der [29] gedachte Draht, bei jedem Uebergang des Funkens oder Strahls, von der Kugel an welche der Draht befestiget ist auf den Leiter, als ein erleuchteter Zilinder von 1/8 Zol Dikke; der, wenn man ihn in der Nähe betrachtet, aus einer unendlichen Anzahl neben einanderstehender Lichtkügelchen zu bestehen scheint, die sich besonders unterscheiden lassen, und größer erscheinen, wenn man die Hand oder einen andern leitenden Körper in der Nähe des Drates hält. Bei dieser Erscheinung haben wir wenig Unterschied bemerkt, wir mochten einen Draht von fünf Fuß, oder einen von vierzig Fuß Länge nehmen.


8.

     I. Ob sich gleich die Menge der elektrischen Materie, die bei dieser Maschine erregt wird, oder vielmehr die bei jedem Strahl übergeht, auch aus der Erschütterung beurteilen läst, die man fühlt wenn man mit der geschlossenen Hand oder mit dem Ellenbogen einen Funken aus dem ersten Leiter zieht, oder noch besser, wenn man dieses mit einer großen Kugel tuht, die man in der Hand hält, und zugleich den leitenden Draht mit dem Fuße berührt, (welche Erschütterung von verschiednen Kennern für eben so groß geschäzt worden ist, als die, die man von einer bei einer gewöhnlichen Elektrisiermaschine geladenen Leidner Flasche von einem Quadratfuß Belegung, erhält); so hat es uns doch geschienen, daß man über diese Menge von elektrischer Materie mit mehrerer Genauigkeit würde urteilen können, [30] wenn man untersuchte, welchen Teil der Ladung einer Leidner Flasche von bestimter Größe ein einzelner Funken oder Strahl dieser Maschine ausmachte.

     Um zu diesem Endzwek zu gelangen nahmen wir eine Leidner Flasche von einem Quadratfuß Belegung, und sezten sie in der Entfernung von dem positifen Leiter, daß kein Funken oder Strahl in dieselbe übergehen konte, wenn nicht vorher eine andre Kugel zwischen dem Knopf der Flasche und dem Konduktor gehalten wurde. Um zu verhindern, daß die Flasche durch den Wirkungskreis dieser Maschine nicht einige Ladung annähm, hielt einer von uns den Finger so lange an ihren Knopf, bis ein andrer eine 5½ zollige und auf einem gläsernen Stiel isolierte Kugel sehr schnel zwischen dem gedachten Knopf und dem Konduktor gebracht, und so veranlast hatte, daß ein Funken von dem Konduktor auf diese Kugel, und von dieser Kugel auf dem Knopf der Flasche abspringen konnte; zu gleicher Zeit ward der Finger von dem Knopf der Flasche weggezogen, und sodan der Konduktor berührt: das erste damit der Funken oder Strahl in der Flasche bleiben, und das andere, damit die übrige Materie aus dem Konduktor ausgezogen werden sollte. Nachdem die Flasche auf diese Art einen einzelnen Funken erhalten hatte, untersuchten wir, zu widerhohlten Mahlen, mit einem nach Lane’s Einrichtung verfertigten Elektrometer, in welcher Entfernung der Knopf dieses Elektrometers von [31] dem Knopf der Flasche stehen müste, damit ein Funken aus dieser überging, und so die Flasche entladen würde *)[17]. Nachdem wir den Grad des Elektrometers beobachtet hatten, ladeten wir eine andere Leidner Flasche von eben der Größe an dem Konduktor unserer Maschine, und zwar so weit, daß sie eben auf dem Punkt stand sich selbst zu entladen, worauf sie schnel unter dem Konduktor weggenommen wurde; mit dem Knopf dieser Flasche, die wie wir voraussezen konten, auf den höchsten Grad geladen war, berührten wir den Knopf der vorigen jezt entladenen Flasche, verbanden zugleich die äussern Belegungen beider Flaschen durch einen metallenen Draht mit einander, und verteilten so die Ladung zwischen beiden Flaschen. Dieses widerholten wir zwei oder drei Mahl, nachdem wir vorher jedesmahl mit der Flasche, in welche die Ladung übergebracht worden war, untersucht hatten, welchen Abstand der Knopf des gedachten Elektrometers von dem Knopf [32] dieser Flasche haben muste, um einen Funken aus der Flasche zu erhalten; und dan noch den Ueberrest der Ladung mit einem gewöhnlichen Entlader herausgezogen hatten, ehe wir die noch übrige Ladung der andern Flasche aufs neue verteilten. Den Abstand nun, in welchem ein Funken, nach dreimahl geschehener Verteilung, von der Flasche in den Elektrometer überging, fanden wir gerade so groß, als den Abstand, in welchem die von einem einzelnen Funken geladene Flasche durch diesen Elektrometer entladen wurde. Wenn also die elektrische Materie zwischen beiden Flaschen allemahl gleich verteilt wird, so hatte jede in diesem Fal, nach der dritten Verteilung, den achten Teil ihrer völligen Ladung *)[18].

     Da nun eben der Grund, aus welchem eine Flasche nicht ihre ganze Ladung, sondern nur die Hälfte derselben einer andern Flasche von gleich grosser Belegung übergibt, auch bei dem Konduktor stat finden mus; und also auch dieser nur so viel von der elektrischen Materie die er enthält an eine Flasche abgeben kan, bis die abstoßende [33] Kraft der elektrischen Materie in beiden gleich groß ist; und da deshalb auf die beschriebene Art immer nur die Helfte der Materie aus dem Leiter in die Flasche übergehen kan, und diese Helfte so groß ist als der achte Teil der ganzen Ladung dieser Flasche: so glauben wir aus dieser Erfahrung schliessen zu können, daß die ganze Menge elektrischer Materie, welche der Konduktor enthält, und welche er in dem Funken oder Strahl einem leitenden Körper, und daher unter Umständen übergibt, unter welchen er diesen Widerstand nicht empfinden kan, einer solchen Menge elektrischer Materie gleich ist, als erfordert wird, eine Flasche von einem Quadratfuß Belegung, bis auf den vierten Teil zu laden *)[19].

[34]      II. Wir haben diesen Versuch auf eben die Art auch an dem negatifen Leiter angestelt, und gefunden, daß, wenn diese Untersuchung bei günstigem Wetter vorgenommen wird, (wie bei diesem Versuche überhaupt, und besonders bei dem negatif Elektrisiren, wenn man einige Sicherheit verlangt, geschehen mus), der Erfolg volkommen eben so ist, als an dem positifen Leiter. Man kan daher auch über die Menge der elektrischen Materie, die bei jedem Funken oder Strahl, von einem leitenden Körper in den Konduktor übergeht, einen ähnlichen Schlus machen.


9.

     I. Die Menge der elektrischen Materie, welche der Funken oder Strahl dieser Maschine enthält, gibt sich auch durch den Widerstand den sie in dem leitenden Draht antrift, zu erkennen. Dieser Draht ist einen Viertel Zol dik, und geht, wie oben ausführlicher gesagt worden ist, so tief in die Erde hinein, daß er beständig mit dem Grundwasser [35] Gemeinschaft hat. Wenn man nun an diesen Draht, indem er mit der 5 1/2 zolligen Kugel die dem Leiter gegenübersteht verbunden ist, den Finger oder eine metallene Kugel hält, so sieht man bei jedem Uebergang des Strahls, auch einen Funken aus dem Drate ausfahren, der, wenn man den Versuch mit einer einzölligen messingnen Kugel anstelt, einen Viertelzol lang ist. Uebrigens ist es gleichgiltig, in welcher Entfernung von der Maschine man die Kugel an den Draht halten wil.

     II. Wenn man negatif elektrisirt, so sieht man ebenfals bei jedem Uebergang des Strahls, zwischen dem leitenden Draht und dem Finger oder metallenen Kugel, der in dessen Nähe gehalten wird, einen Funken springen, der zwar nur halb so lang ist als der vorige, aber doch immer hinlänglich ist, die Kraft mit welcher die elektrische Materie von dem negatifen Leiter angezogen wird, zu erkennen zu geben; daß sie also nicht hinreichend von dem leitenden Draht, sondern auch durch andere Körper, die in der Nähe desselben sind, angeführt werden mus.


10.

     Die Kraft welche eine und dieselbe Elektrisiermaschine einem Konduktor geben kan, ist, wie bekant, weit größer, wenn dieser Konduktor eine größere Oberfläche hat, wenn nur diese Oberfläche mit der Stärke der Maschine im Verhältnis steht. Wenn man daher Versuche, zu welchen ein sehr großer Konduktor nötig ist, mit einem viel kleinern [36] Konduktor bei einer andern Maschine anstellen kan, so ist dieses ein Beweis, daß von derselben eine ansehnliche Menge elektrischer Materie erregt wird. – Diesen Schlus glauben wir auf unsere Maschine anwenden zu können, in Rüksicht des Anzündens des Schiespulvers bei dem bloßen Leiter, welches man, ausser bei der Teylerschen Maschine, nur allein bei dem großen Konduktor zu tun im Stande gewesen ist, mit welchen Herr Wilson seine bekanten Versuche in dem Panteon zu London angestelt hat, und bei dem die Länge allein auf 12000 Fuß ausmachte.

     I. Das Schiespulver nun haben wir auf eben die Art entzündet, wie es Herr Wilson getan hat, und wie es bei der Teylerischen Maschine widerholt worden ist; indem wir nämlich eine kleine Rolle Papier, die 1/4 Zol weit und 1 1/2 Zol lang und so um einen spizen Kupferdraht gewunden war, daß die Spize den untersten Teil des Pulvers berührte, mit Schiespulver fülten. Dieses Rölchen ward mit dem Kupferdraht in einer kleinen Entfernung an den Konduktor gehalten, so daß ein sehr kleiner Strohm elektrischer Materie in dasselbe überging; doch gelang das Entzünden durchgehends besser, wenn wir das Rölchen auf einmahl an den Konduktor brachten, und so schnel einen Funken in dasselbe übergehen liessen. Auf die lezte Art ist es uns unter sechs hinter einander angestelten Versuchen nur ein einziges Mahl mislungen, das Pulver anzuzünden.

[37]      Auch ist uns das Entzünden des Zunders, Schwams und Harzes, wie auch des Oliven- und Terpentinöles an dem Konduktor dieser Maschine gelungen. Doch haben wir, was die Entzündung der beiden leztern betrift, bemerkt, daß sie nicht ehe vor sich geht, bis sich einige entzündbare Luft aus dem Oehl entwikkelt und mit gemeiner Luft vermischt hat. Wir hatten das Oehl zu diesem Versuch in ein dikkes Gläßchen getan; und dieses auf eine Schüssel mit eben dem Oehl gestelt, und liessen nun auf eben die Art, nach welcher Herr van Marum bei der Teylerschen Maschine mit den verschiednen Luftarten verfahren ist *)[20], die Funken eine Zeitlang hindurchgehen. Wie wir einige Zeit damit fortgefahren waren, bemerkten wir, daß sich Luft erzeugt hatte, und kurz darauf sahen wir eine Entzündung in dem Gläschen; doch dauerte diese nur einen Augenblik, und darauf hatte sich die Luft wider vermindert. Diese Entzündung eräugnete sich hierauf noch verschiedne mahl; als sie aber endlich nicht mehr geschehen wolte, ohngeachtet das Glaß mehr als halb vol Luft war, so fanden wir für gut, das Gläßchen mit gewöhnlicher Luft anzufüllen; worauf auch sogleich bei dem ersten Uebergang des Funkens eine Explosion, und also eine nicht zweifelhafte Entzündung der brenbaren Luft stat fand **)[21].

[38]      II. Alle die Körper haben wir auf die beschriebene Art auch an dem negatifen Konduktor unserer Maschine entzünden können; und daher dienen diese Versuche auch zum Beweise von der großen negatifen Kraft, die wir durch unsere Maschine erhalten können.

II.

     I. Eben wie bei der Teylerischen Maschine ist uns auch das Schmelzen des Blatgoldes, also Metalles, das man bisher nicht ohne belegtes Glaß hat schmelzen können, an dem Konduktor dieser Maschine gelungen. – Von diesem Blatgold wurde ein 1 1/2 Linie breiter Streifen zwischen zwei Stükchen Glaß gelegt, die eben so lang waren als das Blatgold; alsdan wurde es, in gleicher Höhe mit dem Konduktor, zwischen zwei Kugeln gebracht, von welchen die nächste bei dem Konduktor isoliret, die andere aber mit dem leitenden Draht verbunden war.

     Die Länge welche von diesem Blätchengold geschmolzen wurde war sehr verschieden, bei drei auf einander folgenden Versuchen fanden wir sie von 15, [39] 12 und 16 Zol *)[22]; wir schreiben diesen Unterschied der Schwierigkeit zu, einen Streifen Goldblätchen von der Länge und von so geringer Breite, so zu legen, daß sich alle Teile einander auf gleiche Art berühren, und nicht an einigen Stellen etwas mehr von einander entfernt sind, oder über einander zu liegen kommen, als an andern; dies ist aber nicht zu verhüten, da man das Blätchengold nicht von der Länge bekommen kan, und man sich daher um einen solchen Streifen zu erhalten verschiedner an einander gelegter Streifen bedienen mus, welches allezeit einen starken Einflus auf den Versuch hat.

     II. Das Schmelzen des Goldblätchens geschieht auch an dem negatifen Leiter. Unterdessen ist der angeführte Umstand auch hier Ursache daß man die äusserste Länge welche von einem solchen 1 1/2 Linie breiten Streifen geschmolzen wird, nicht mit Sicherheit angeben kan. Bei zwei auf einander folgenden Versuchen fanden wir diese Länge 10 und 14 Zol.

[40]
12 *)[23].

     I. Unter den Versuchen, welche die Kraft dieser Maschine ferner anzeigen können, gehört auch das Durchbohren von Spielkarten von dem bloßen Funken oder Strahl. Zu diesem Versuch haben wir uns einer solchen Vorrichtung bedient, als Herr Cuthbertson beschrieben hat; sie besteht aus zwei Glaßsäulen, die in einer gewissen Entfernung von einander auf einem hölzernen Brete stehen, und oben messingne Kugeln haben; diese Kugeln sind in Einer Richtung durchbohrt, durch welche Oefnung bei jeder ein Messingdraht gestekt ist, der an beiden Enden einen Knopf hat, und in den Kugeln verschoben werden kan, und zwar so, daß wenn man diese Dräte gegen einander schiebt, etwas dazwischen festgehalten werden kan. Dieses Werkzeug wurde nun mit dem äussern Knopf eines von den beiden Dräten an die 5 1/2 zollige Kugel gebracht, die isolirt, und in einer gewissen Entfernung von dem Konduktor gestelt war; an den andern äussern Knopf wurde eine Kette gehängt, die mit ihrem Ende den leitenden Draht berührte; – die Karten [41] selbst wurden zwischen den Kupferdräten fest gehalten. – Nach dieser Vorrichtung liessen wir nun den Strahl durch die Karten gehen, und der Versuch gelang uns selbst mit einem ganzen Spiel, in welchem alle Blätter mit kleinen Löchern durchbohrt wurden.

     Wir haben auch versucht einen Vogel, durch einen einzelnen Strahl unsers ersten Leiters zu töden. Zu dieser Absicht wurde der Vogel an den Enden der beiden Flügel so festgehalten, daß er mit dem Kopf die messingne Kugel von 5 1/2 Zol im Durchmesser berührte; diese Kugel war isolirt, und stand in der Entfernung von dem ersten Leiter, daß man, nach der schon oben beschriebenen Art, eine isolirte Kugel zwischen beide bringen muste, wenn ein Strahl aus dem ersten Leiter in dieselbe abfahren solte, der sodan durch den Vogel ging; um den Strahl abzuleiten, war ein dünner Metaldraht an einen Fuß des Vogels festgemacht, und mit dem andern Ende mit dem leitenden Draht verbunden. Zuerst nahmen wir Hänflinge zu dem Versuch, da wir aber sahen, daß der Strahl bei diesen nur vorübergehende Zukkungen und Lähmungen hervorbrachte, so widerholten wir den Versuch mit zwei Lerchen; beide krigten bei dem Durchgang des Strahls gewaltige Verzukkungen, und starben in wenig Sekunden *)[24].

[42]      II. Das Durchbohren der Spielkarten und Töden der Vögel ist uns auch am negatifen Leiter geglükt, und zwar mit eben so viel Karten, und mit eben den Vögeln; man sieht daraus, daß man auch bei diesem Konduktor die meisten von den Versuchen anstellen kan, die man sonst als Beweise von der großen Kraft der elektrischen Materie in belegtem Glaße angeführt hat *)[25].


13.

Die Stärke dieser Maschine erhellet auch aus der Zeit, in welcher eine bestimte Fläche Belegung, bis auf eine gewisse Höhe durch dieselbe geladen [43] wird. Wir haben dieses, wie bei der Teylerischen Maschine geschehen ist, mit einer Leidner Flasche untersucht, die einen Quadratfuß Belegung enthielt, und an welcher der unbelegte Rand über dem Stannial vier Zol hoch war. Diese Flasche wurde auf den Boden, unter die Kugel am Ende des ersten Leiters gesezt; durch diese Kugel war ein 1/4 Zol dikker Messingdraht gestekt, der unten auf dem Boden der Flasche ruhte, und oben, wo er über den Konduktor hervorstand, mit einer Kugel bedekt war; – die Aussenseite der Flasche ward durch eine Kette mit dem leitenden Draht verbunden. Wir sezten hierauf die Maschine in Bewegung, und beobachteten, dreissig Sekunden lang, wie oft sich die Flasche von selbst entladete; wie auch wie oft die Scheiben in dieser Zeit umgedreht wurden. Den Erfolg haben wir aber, in widerholten Versuchen, sehr verschieden gefunden; daher wir von den verschiednen Resultaten, wovon wir sogleich die Ursache angeben wollen, nur die Mittelzahl hersezen: diese war 25 Mahl in 15 Umdrehungen der Scheiben *)[26].

     Ob man nun gleich aus diesem Versuch, wegen der verschiednen Erfolge, keinen sichern Schlus [44] machen kan, um die Stärke zweier Elektrisiermaschinen genau mit einander zu vergleichen; so kan doch diese Ladung und Entladung der Leidner Flasche, von der man annehmen kann, daß sie in ungefähr einer Sekunde, und bei etwas mehr als einer halben Umdrehung der Scheiben geschieht, einen deutlichen Beweis von der großen Menge elektrischer Materie abgeben, die durch unsere Maschine erregt, und in dem Konduktor angehäuft wird; der starke Schlag, der bei jeder Entladung gehört wird, dient noch zu mehrerer Bekräftigung dieses Beweises; in der Taht ist dieser Schlag weit stärker, als der, mit welchem die Entladung einer ähnlichen und gleichgroßen Flasche begleitet ist, wenn sie an einer gewöhnlichen Elektrisiermaschine geladen, und unter eben den Umständen, nämlich durch einen von selbst entstandnen Uebergang von der innern auf die äussere Belegung, entladen wird.

     Dieser Umstand, welcher so deutlich eine stärkere Ladung der Flasche bei dieser Maschine zu erkennen gibt, hat uns auf den Gedanken gebracht, zu untersuchen, ob eine an dieser Maschine geladene Flasche, nicht in allen Fällen, und also auch dan, wenn sie nur auf eine gewisse Höhe geladen ist, eine größere Kraft hat, als wenn sie unter eben den Umständen an einer gewöhnlichen Elektrisirmaschine geladen wird. Um alle Umstände bei diesem Versuch so viel wie möglich gleich zu machen, sezten wir an dem Konduktor der kleinen Maschine, welch aus zwei achtzehnzolligen Scheiben bestand, eine [45] Kugel von eben der Größe, als die am Ende des Leiters der großen Maschine. Die Leidner Flasche, die einen Quadratfuß Belegung enthielt, sezten wir so an den Konduktor jeder Maschine, daß ihr Knopf gerade hinter der Kugel am Ende des Leiters stand, und dieselbe berührte; diesem gegenüber stelten wir, in der Entfernung von einem Zol, eine andere 5 1/2 zollige Kugel, die isolirt war, an dieselbe war eine gewisse Länge Eisendraht oder Klaviersaite, die mit Nro 15 bezeichnet wird, und 1/235 Zol dik ist, gehängt, und das andere Ende derselben mit einem Messingdraht verbunden, der mit der Aussenseite der Flasche Gemeinschaft hatte. Auf diese Art untersuchten wir bei jeder Maschine, welche Länge von dem Eisendraht durch die Entladung der Flasche, die immer[WS 3] in derselben Entfernung der Kugel an dem Leiter von der Kugel an welcher der Draht hing, vorfiel, geschmolzen werden würde. Bei der großen Maschine fanden wir diese Länge 1 1/8 Zol, bei der kleinen hingegen war eine Länge von 3/4 Zol nur blau geworden, und die größte Länge die wir bei dieser schmelzen konten war ein halber Zol.

     Diese Erfahrung zeigte also, daß der so viel stärkere Schlag den man bei der Entladung einer Flasche hört die an dem Konduktor der großen Maschine geladen worden, in der Taht durch die grössere Menge elektrischer Materie verursacht wird, die sich auf einmahl ins Gleichgewicht sezt, die Flasche mag völlig oder nur auf einen gewissen Grad geladen sein. Diese Erscheinung kan nicht allein [46] der größern Ladung welche die Flasche bei dieser Maschine annimt zugeschrieben werden, weil dieses zwar dan, wenn die Flasche auf den höchsten Grad geladen wird, aber nicht in dem so eben beschriebenen Versuch stat findet; sondern sie wird auch zum Teil durch die elektrische Materie bewirkt, die sich bei dieser, so wie bei andern Maschinen, von dem Konduktor und der Oberfläche der Scheiben entladet, in eben dem Augenblik, als die Flasche entladet wird; dieser Umstand mus daher bei unserer Maschine, welche an der Größe des Konduktors und der Scheiben die gewöhnlichen Maschinen so sehr übertrift, die Kraft der Entladung, und daher auch den Schlag, nicht wenig verstärken.

     Daß unterdessen, die angeführten Umstände abgerechnet, bei dieser Maschine belegtes Glaß auf eine viel größere Höhe geladen werden kan, als bei einer andern gewöhnlichen Maschine, erhellet sehr deutlich aus der großen Länge Eisendraht, welche wir bei derselben durch die Entladung der gedachten Leidner Flasche haben schmelzen können; wenn wir nämlich die Kugel, an welche der Eisendraht befestiget war, nicht, wie vorhin, auf einen Zol, sondern so weit von dem Konduktor entfernten, daß die Entladung der Flasche noch auf dieselbe geschehen konte, und nicht längst den unbelegten Rand der Flasche ging, so wurde von dem Eisendrat Nro 15, oder von 1/235 Zol Dikke, eine Länge von vier Zollen, und von dem von N. 12, oder von 1/175 Zol Dikke eine Länge von zwei Zollen geschmolzen; [47] hingegen war die größte Länge von dem ersten Drate 7/8 Zol, die unter gleichen Umständen an der gedachten kleinen Maschine geschmolzen werden konten *)[27].

     Es war bei Gelegenheit dieses Versuchs, daß wir einen Umstand bemerkten, den man bisjezt übersehen zu haben scheint, und aus welchem die Ursache erhellet, warum die Entladung einer Leidner Flasche, die längst dem unbelegten Rand derselben geschieht, sich zu einer Zeit viel eher als zu einer andern eräugnen kan, und daher so verschieden ist, wie wir oben im Vorbeigehen angegeben haben. [48] – Die Flasche war bei dem Schmelzen des Drates Nro 15 an der großen Maschine gesprungen, und da wir diesen Versuch mit einer andern Flasche von eben der Größe und Belegung widerholen wolten, so waren wir nicht wenig verwundert, als wir sahen, daß sich diese Flasche so schnel, bei einer kleinen Umdrehung der Scheiben, von selbst entladete; wir musten daher, um dieses zu verhüten, die Kugel, an welcher der Draht hing, um so viel näher bei den Konduktor bringen, daß es unmöglich war mehr als zwei Zol von diesem Eisendraht zu schmelzen. Unsere Verwunderung stieg noch höher, wie wir fanden, daß eben die Flasche, nachdem wir einige Zeit gewartet hatten, sich nicht allein weit langsamer längst ihrem unbelegten Rand, sondern auch auf eine weit größere Entfernung von dem Konduktor auf die Kugel entladete, und nun im Stand war eben die Länge Draht wie die vorige Flasche zu schmelzen. Wie wir über diesen Umstand nachdachten, erinnerten wir uns diese Flasche vor dem Versuch an einem Feuer sehr trokken gemacht zu haben: wir beschlossen daher die Flasche aufs neue zu troknen und zu erwärmen, und wir fanden in der Taht, daß sie sich nun wieder viel eher entladete, und zugleich daß diese Entladung längst ihrem unbelegten Rand geschah, weswegen wir, wie vorhin, um dieses zu verhüten, und die Entladung durch die Kugel gehen zu lassen, diese dem Konduktor viel näher, und also auf eine Entfernung, die um die vorige Länge Draht zu schmelzen zu klein war, bringen [49] musten. Wir sezten hierauf diese Flasche einige Zeit ausserhalb des Zimmers in eine Luft die nicht sehr trokken war, damit sie einige Feuchtigkeit anziehen könte; und wir fanden hernach daß diese Flasche in eben der Zeit weit weniger entladen wurde, aber auch eben deswegen sich in einer viel größeren Entfernung auf die gedachte Kugel entladete, und daher wider ein weit größeres Stük Draht schmelzen konte.

     Hieraus sieht man also, wie wenig Grund man hat, die Entladung einer Flasche, die von sich selbst längst dem unbelegten Rand geschieht, als ein Zeichen ihrer höchsten Ladung anzusehen; weil diese dan am leichtesten und am öftersten geschieht, wenn sich die Flasche in einem Zustand befindet, der sie zu einer höhern Ladung ungeschikt macht; zweitens, daß man durch die Anzahl Entladungen die auf diese Art von einer Flasche in einerlei Zeit geschehen, das Vermögen zweier Elektrisiermaschinen nicht mit Sicherheit abmessen und vergleichen kan, wenn man diese Vergleichung nicht zu derselben Zeit anstelt: weil die schnellere Entladung einer Flasche in diesen Umständen allezeit befördert werden kan, wenn man sie erwärmt und ihr auf die Art einen größeren Grad von Trokkenheit erteilt: ein Umstand der sich uns nachher bei einer absichtlichen Untersuchung noch mehr offenbahrt hat; und den man wahrscheinlich der Ladung zuschreiben mus, welche, wenn die Flasche nicht volkommen trokken ist, auch der unbelegte Teil des [50] Glaßes in einem gewissen Grade *)[28] annimt, wodurch verursacht wird daß die elektrische Materie, die die belegte Fläche selbst aufgenommen hat, zuviel Widerstand antrift, um so leicht wie sonst, längst den unbelegten Rand auf die innere Belegung überzuströmen; zugleich mus man es auch dieser Ladung des unbelegten Teiles der Flasche zuschreiben, daß eine Fläche, die nicht volkommen trokken ist, bei ihrem Entladen eine stärkere Kraft äussert: weil dan nicht allein, wie bei einer Flasche die stark getroknet ist, die Materie die auf der belegten Oberfläche angehäuft worden, sondern auch die auf dem unbelegten Teile des Glaßes, und also eine größere Menge elektrischer Materie, zugleich entladen wird.

     II. Das Vermögen, welches diese Maschine, auch bei dem negatif Elektrisiren, im Laden des belegten Glaßes besizt, erhellet schon aus der Anzahl Entladungen, die während einer gewissen Zeit und einer bestimmten Anzahl Umdrehungen der Scheiben, an einer Leidner Flasche von der beschriebenen Gestalt und Größe geschehen. Diese Anzahl beträgt, wenn wir aus den beiden Fällen, wenn die Flasche mittelmäßig und wenn sie volkommen trokken ist, die Mittelzahl nehmen, zehnmahl innerhalb [51] dreissig Sekunden und 15 Umdrehungen der Scheiben. Eine Zahl, die, so unsicher dieser Versuch auch sonst ist, die Kraft von zwei beinahe gleich starken Maschinen, oder des positifen und negatifen Konduktors dieser Maschine, mit einiger Genauigkeit zu vergleichen, die, sag’ ich, doch hinreichend ist, die Stärke zu zeigen, die auch der negatife Leiter dieser Maschine in dem Laden des belegten Glaßes besizt; an welche übrigens auch noch durch die höhere Ladung einer Leidner Flasche, die man an diesem Konduktor erhalten kan, bestätigt wird. Man sieht das Leztere aus der größern Länge Eisendraht, die wir, auf die oben beschriebene Art, bei der äussersten Ladung der Leidner Flasche geschmolzen haben; von dem Draht Nro 15, dessen Dikke 1/235 Zol ist, betrug diese Länge 3 1/2 Zol, und von dem von N. 12, dessen Dikke 1/175 Zol, einen und ein Viertel Zol.


14.

     I. Die entgegengesezte Kraft, welche der Konduktor in naheliegenden Körpern erregt, und welche man bei gewöhnlichen Maschinen entweder gar nicht, oder doch nur in einer sehr kleinen Entfernung von dem Konduktor bemerken kan, wird man bei dieser Maschine schon gewahr, wenn man sich in einer Entfernung von drei Fuß seitwärts von dem Konduktor stelt; man empfindet sodan ein sonderbares Stechen und Prikkeln im Gesicht und an den Händen, ungefähr als wenn man in Spinnengewebe gefahren [52] wäre; diese Empfindung wird besonders stark, und selbst in kurzer Zeit unerträglich, wenn man sich, hinter der Maschine, zwischen die Aerme des Konduktors stelt *)[29].

     II. Bei dem negatifen Leiter, bei welchem die entgegengesezte Kraft, die er in den Körpern erregt, in einer Anziehung der elektrischen Materie besteht, läst sich diese erwekte entgegengesezte Kraft in einer Entfernung von etwas weniger als drei Fuß seitwärts von dem Konduktor bemerken, und ist mit einer ähnlichen Empfindung, als man bei dem positifen Leiter fühlt, begleitet.

     Unterdessen läst sich aus diesem Umstand die Stärke der beschriebenen Maschine nicht beurteilen: weil die geringe Größe des Zimmers in welchem sie steht, und die Gegenstände die sich auf allen Seiten in demselben befinden, nicht wenig beitragen, die Kraft der Maschine in dieser Rüksicht zu vermindern, und es unmöglich machen, eben so wie bei der Teylerischen Maschine, von der alle andre Körper hinlänglich entfernt sind, die größte Entfernung wahrzunehmen, in welche diese entgegengesezte Kraft in einem einzelnen Körper erregt wird.

[53]
15.

     I. Die Zuströmung der elektrischen Materie, welche sich bei einem nicht isolirten Körper allemahl eräugnen mus, wenn der Konduktor seine Materie einem andern Körper übergiebt, läßt sich bei dieser Maschine, wenn man sich zur Seite des Konduktors stelt, bei jedem Uebergang des Strahls, schon in einer Entfernung von 4 1/2 bis 5 Fuß sehr deutlich bemerken; man fühlt alsdan, besonders in dem Gesichte, ein leichtes Stechen, auch sieht man, wenn man den Fuß in einer kleinen Entfernung von einem Messingdraht hält, der mit dem leitenden Draht in Verbindung steht, bei jedem Uebergang des Strahls aus dem Konduktor, einen Funken. Wenn man sich dem Konduktor mehr nähert, so verursacht diese Zuschiessung der elektrischen Materie kleine Erschütterungen; und man fühlt diese über den ganzen Körper, wenn man dem Konduktor bis auf anderthalb Fuß nahe gekommen ist *)[30].

     II. Auf eben die Art läst sich auch die Rükkehr der angezogenen elektrischen Materie bei jedem Uebergang des Strahls, in der Nähe des negatifen Leiters empfinden; doch ist diese erst in einer Entfernung von 3 1/2 Fuß seitwärts von dem Konduktor [54] merklich, gibt sich aber ebenfalls durch einen Funken zu erkennen, wenn man, in dieser Entfernung von dem Konduktor, den Fuß dicht an den gedachten Messingdraht hält; auch verursacht sie kleine Erschütterungen, wenn man sich dem Konduktor bis auf 1 ½ oder 1 Fuß genähert hat.


16 *)[31].

     I. Diese Erregung der entgegengesezten Kraft, und Hinzuströmung der abgestoßenen Materie, hat sich uns bei dieser Maschine auch noch auf eine andre Art zu erkennen gegeben; wenn sich nämlich einer von uns, in einer Entfernung von fünf Fuß (als den größten Abstand, den uns der Raum in unsern Zimmern erlaubte) auf eine isolirte Bank seitwärts von dem Konduktor, und mit dem Gesichte von demselben weggekehrt, stelte, und in diesem Stand einen Finger nahe an die Kugel eines Messingdrates oder einer Leidner Flasche hielt, die ihm von einer andern nicht isolirten Person entgegen gehalten wurde. In diesem Fal fand, wenn die Scheiben in Bewegung gesezt wurden, ein einzelner [55] Uebergang oder Funken zwischen dem Finger und der gedachten Kugel stat; wodurch, wenn man eine Flasche zu dem Versuch gebraucht hatte, diese positif geladen wurde, und dadurch eine Zurükstoßung der elektrischen Materie aus der isolirten Person zu erkennen gab. – Wie hernach aus dem Konduktor ein Strahl in eine Kugel fuhr, wobei wir sogleich mit der Bewegung der Scheiben anhielten, so sah man in eben dem Augenblik wider einen Funken zwischen dem Finger der isolirten Person und die gedachte Kugel übergehn, welcher aber nur die Flasche negatif ladete, und daher offenbar von einem Rükgang der elektrischen Materie in die isolirte Person verursacht worden war.

     II. Auf gleiche Art haben wir auch gefunden, daß sich die Anziehung und Rükkehr der elektrischen Materie, an dem negatifen Konduktor, in eben der Entfernung zeigen läst; nämlich durch die negatife Ladung, welche die Flasche erhält, indem man dem Konduktor Kraft mitteilt, und er also in der isolirten Person eine Anziehung der elektrischen Materie bewirkt; da im Gegenteil, wenn man einen Strahl in den Konduktor übergehen läst, und dadurch, weil man ihn seiner Kraft beraubt, Gelegenheit gibt daß die elektrische Materie, welche vorhin von der isolirten Person angezogen war, wider zurükkehren kan, der Funken, den man zwischen dieser Person und dem Knopf der Leidner Flasche sieht, diese Flasche positif ladet.

[56]
17.

Ausser den angeführten Versuchen, welche sehr wohl geschikt sind, die Kraft unsrer Maschine überhaupt anzugeben, haben wir auch diese Kraft zu messen versucht, um auf diese Art das Verhältnis derselben zu andern Maschinen genauer angeben zu können; wir haben daher untersucht, wie viel die Kraft mit welcher ein Körper von dem Konduktor dieser Maschine abgestoßen oder angezogen wird, am Gewichte beträgt.

     Wir haben diese Untersuchung mit einem, nach der Erfindung des Herrn Brook verfertigten Elektrometer angestelt. Das Hauptstük dieses Elektrometers, das Taf. I. in seiner Lage auf dem Konduktor abgebildet ist, besteht aus einer sehr empfindlichen Schnelwage, deren Achse und kurzer Arm sich in der holen messingnen Kugel c, die vier Zol im Durchmesser hat, befindet. Der lange Arm g ist ein holer Zilinder von dünnem Messing, zehn Zol lang und ¾ Zol weit, an dem Ende hat er eine messingne Kugel d, die eben den Durchmesser wie c, aber nur eine sehr geringe Schwere hat. Das Gewicht an dieser Schnelwage ist ein breiter kupferner Ring i, der von dem einen Ende des langen Armes bis an das andre geschoben werden kan, und welcher gerade so schwer ist, daß, wenn er in einer bestimten Entfernung von der Achse steht, beide Aerme der Wage im Gleichgewicht sind; wird er daher weiter von der Achse verschoben, so wird der lange Arm schwerer, und das immer mehr, je näher der Ring [57] der Kugel d kömt. Um nun gleich wissen zu können, um wie viel die Schwere der Kugel d durch Verschiebung des Ringes i zugenommen hat, ist auf dem Zilinder g eine sehr genaue Skale gezeichnet, an welcher das Gewicht, das die Kugel d bei jedem Rande des Ringes hat, in Granen angegeben ist; so wie dieses vorher von dem Herrn Cuthbertson, welcher auch dieses Elektrometer verfertiget hat, bestimt worden ist.

     Diese Schnelwage, die so weit wir sie bisher beschrieben haben, der, welche bei der Teylerschen Maschine als Elektrometer gebraucht wird, ganz gleich ist, ruht noch auf dem Teile e h f, der ebenfals aus zwei Kugeln und einem Zilinder von Messing, von eben der Größe als bei der Wage, besteht. Die eine von diesen Kugeln, nämlich c, ist oben und unten mit einem Messingdraht versehen, in welchen Schraubengänge geschnitten sind; in den obersten ist die Kugel c der Wage geschraubt; der untere dient dazu, um das Elektrometer, nachdem es verlangt wird, auf dem Konduktor oder auf einem hölzernen Gestelle zu befestigen. Uebrigens ist c g d so mit e f h verbunden, daß beide Zilinder g und h sich in Einer Vertikalfläche befinden, und die Kugel d, wenn sie durch Verschiebung des Ringes i schwerer geworden ist, auf der Kugel f aufliegt *)[32].

[58] Der Gebrauch dieses Elektrometers ist sehr einfach. Um die wegstoßende Kraft zu untersuchen sezt man es auf den Konduktor; wir brauchen hierzu ein messingnes Plätchen, das so gebogen ist, daß es an den Konduktor anschliest, auf dieses ist die Kugel e des Elektrometers geschraubt. Wenn die Anziehung untersucht werden sol, so wird das Elektrometer auf seinen hölzernen Fuß gesezt, und man stelt es mit der Kugel d, in einer gewissen Entfernung, gerade unter eine Kugel von eben der Größe, die, damit man die anziehende und die abstoßende Kraft mit Kugeln von gleicher Größe untersuchen kan, deswegen absichtlich unten an die Kugel am Ende des Leiters gestekt wird. In [59] beiden Fällen, man mag die anziehende oder die abstoßende Kraft messen wollen, untersucht man erst, wie weit der Ring oder das Gewicht i von c nach d verschoben werden kan, ohne daß die Kugel d zu schwer wird, um von der Kraft, die der Konduktor bei dem Umdrehen der Scheiben erhält, noch aufgehoben zu werden; wenn man dieses gefunden hat, so sieht man auf die Skale, die auf dem Zilinder g gezeichnet ist, bei welcher Abteilung oder Zahl von Granen der vordere Rand des Ringes i steht; diese Zahl zeigt das Gewicht an, mit welchem die Kugel d auf f drükt, und also das Gewicht, welches die Kraft des Konduktors überwinden mus.

     Auf diese Art haben wir nun die Größe der anziehenden und abstoßenden Kraft, welche zwei vierzollige Kugeln gegen einander äussern, an dem Konduktor dieser Maschine untersucht. Was die wegstoßende Kraft betrift, so haben wir diese nur dan bestimmen können, wenn das Elektrometer auf den Konduktor gesezt war; die anziehende Kraft hingegen haben wir erst untersucht, wenn die Kugel d einen Virtelzol von der Kugel unter dem Konduktor abstund, (dies war die kürzeste Entfernung, die man der Kugel d geben konte, um dabei noch bemerken zu können, daß sie wenn man die Scheiben umzudrehen anfängt, angezogen wird); hernach haben wir die Kugel d so lange von der Kugel an dem Konduktor, doch allemahl in derselben Vertikallinie, entfernt, bis wir fanden, daß sie mit der stärksten Kraft angezogen wurde. Die [60] Größe dieser Kraft nun, fanden wir, bei dem positifen Konduktor 1, bei der Abstoßung 235 Gran 2, bei der Anziehung auf 1/4 Zol Abstand 60 Gran und auf 3 1/2 Zol Abstand 425 Gran; bei dem negatifen Konduktor aber war 1, die Abstoßung 122 Gran, die anziehende Kraft auf 1/4 Zol Abstand 60 Gran, und auf 2 und 2 1/2 Zol Abstand 530 Gran *)[33].

[61]
Zweiter Abschnit.
Beschreibung der Batterie dieser Maschine, und der damit angestelten Versuche.


I.
Beschreibung der Batterie.

     Die Batterie deren wir uns zu den folgenden Versuchen bedient haben, besteht aus neun Kasten, von welchen jeder funfzehn Flaschen enthält. Einer dieser Kasten ist Taf. II. Fig. 2 abgebildet. Die Flaschen sind von eben der Größe und Form wie die in der Batterie der Teylerschen Maschine; jede enthält also ungefähr einen Quadratfuß Belegung, und die belegte Fläche der ganzen Batterie beträgt ungefähr 135 Quadratfuß. Der unbelegte Teil an jeder Flasche, welcher vier Zol hoch ist, ist da, wo er den Hals der Flasche ausmacht, auf beiden Seiten mit einem Lak überzogen, um die zu geschwinde Selbstentladung der Flaschen, längst dem unbelegten Rand, zu verhüten, und daher die Batterie auf eine größere Höhe laden zu können. Die Kasten, [62] welche diese Flaschen enthalten, und die wie schon gesagt worden neun an der Zahl sind, haben ungefähr eben die Höhe als die Belegung der Flaschen, und sind durch vertikal stehende Bretchen, die einander durchkreuzen, und eben so hoch als die Wände der Kasten sind, in funfzehn Fächer geteilt, in deren jedem eine Flasche steht, und welche so eingerichtet sind, daß die äußere Belegung jeder Flasche die vier Wände ihres Faches berührt.

     Die innern Seiten der Kasten und die Qverwände sind nicht mit düngeschlagenem Blei oder Zin überzogen, weil wir gefunden haben, daß dieses öfters bei dem Entladen zerrissen, aufgehoben oder geschmolzen wird, sondern sie sind mit groben Messingfeilspänen bedekt, welche vermittelst eines Firnisses darauf haften, und sehr dik über einander gestreuet sind; auf eben die Art ist auch die äussere Fläche des Bodens von jedem Kasten mit Messingfeilspänen bestreut, und ausserdem noch in der Länge und Breite mit verschiedenen Reihen von messingnen Nägeln beschlagen, die die Feilspäne in dem Innern des Kastens berühren, und von welchen sich die Reihen allemahl unter dem Boden einer Flasche durchkreuzen. Auf diese Art also sind die äussern Belegungen der Flaschen in jedem Kasten untereinander verbunden. Um die innern Belegungen zu vereinigen dient die Vorrichtung Taf. II. Fig. 3; sie besteht aus einem länglichtem Vierek von einander durchkreuzenden Messingdräten, die 3/8 Zol dik sind, und von welchen drei in die Länge [63] und fünf in die Breite gehen; sie machen also mit einander acht Qvadrate, und sind in den Winkelpunkten vermittelst messingner Kugeln von zwei Zollen im Durchmesser, durch welche sie hindurch gehen, mit einander verbunden. Diese Kugeln, deren also funfzehn sind, haben alle, nur die an den vier Ekken ausgenommen, unten einen Messingdraht, der am Ende eine messingne Kette hat, und gerade so lang ist, daß wenn diese Vorrichtung auf die Flaschen aufgesezt ist, die Kette auf dem Boden der Flasche liegt: die vier Ekkugeln, mit welchen diese Vorrichtung auf die Flaschen aufgesezt wird, haben unten ein Loch, in welches ein Messingdraht past, der in jeder der Ekflaschen auf den Boden befestiget ist, und drei Zol über den Rand derselben hervorsteht. Wenn diese Vorrichtung so gestelt ist, so befinden sich die Messingdräte die unten an den Kugeln sind, senkrecht in der Mitte jeder Flasche, und die Kugeln selbst sind drei Zol über den Rand erhoben. Diese Einrichtung hat den Vorteil, daß man die Vereinigung der innern Belegungen der Flaschen in jedem Kasten auf einmahl bewerkstelligen kan, und daß man daher, wenn eine oder mehrere derselben brechen solten, nichts weiter zu thun hat, als diese Vorrichtung über den Flaschen wegzunehmen, und die gesprungenen mit andern zu verwechseln.

     Um diese neun Kasten oder besondre Batterien zu verbinden, und zu einer algemeinen Batterie zusammenzusezen, werden sie in drei Reihen neben [64] einander auf dünne bleierne Platten gesezt; wodurch die Boden der Kasten, (die wie oben gesagt worden ist, an beiden Seiten mit leitenden Körpern bedekt sind,) und also auch die Aussenbelegungen der Flaschen in den einzelnen Batterien, mit einander Gemeinschaft haben. Die Vereinigung wird ausserdem noch durch kleine messingne Knöpfe oder Plätchen, die sich an den beiden längsten Seiten jedes Kasten befinden, und mit ihrem Stift bis auf die innere Seite der Kasten durchgehen; so wie auch durch die messingnen Handhaben die an den kürzern Seiten jedes Kastens sind, und durch die Wände durchgehen, verstärkt, da diese Knöpfe und Handhaben einander berühren, wenn die Kasten an einander geschoben sind. – Die messingnen Gestelle, durch welche die innern Belegungen der Flaschen mit einander Gemeinschaft haben, werden durch 3/8 Zol dikke Messingdräte mit einander verbunden; diese Dräte haben eine Kugel an jedem Ende, und werden auf die neben einander stehenden Gestelle gelegt; zu den längsten Seiten dieser Gestelle werden drei und zu den kurzen zwei solche Dräte gebraucht.

     Das Laden dieser Batterie geschieht auf eben die Art als bei der Teylerischen Maschine; zu dieser Absicht wird der erste Leiter weggelassen, und dagegen, wie bei dem negatif Elektrisiren, die beiden Stükke x Taf. II., mit den Empfangstükken zwischen den Scheiben, an den Fuß der Maschine befestiget; die Messingdräte z, die in den Kugeln auf den [65] Empfangstükken stekken, und die bei dem negatif Elektrisiren die Materie in den Boden abführen, werden hier mit ihrem andern Ende auf zwei Kugeln der vereinigten Batterie gesezt. Auf eben die Art kan man auch diese Batterie bei unsrer Maschine negatif laden, doch müssen alsdan die gedachten Messingdräte mit dem leitenden Draht in dem Boden vereinigt sein, und dagegen zwei andre Messingdräte von eben der Dikke wie die vorigen, die nur gedachten Kugeln der Batterie, mit dem zweiten negatifen Leiter, der alsdan an die Maschine angebracht sein mus, verbinden *)[34].

     Die Entladung dieser Batterie haben wir allemahl über eine vierzollige Kugel gehen lassen, die auf eine Kugel der äussersten Flaschen in dem mittelsten Kasten an dem Ende der Batterie gesezt war, und den Körper, durch oder längst welchem die Entladung gehen solte, hatten wir vermittelst einer von [66] den bleiernen Platten, die an dieser Stelle unter dem Kasten hervorging, mit der äußern Belegung der Flaschen verbunden.

     Das Elektrometer, dessen wir uns bei dieser Batterie bedient haben, ist von dem Herrn Cuthbertson erfunden und verfertiget worden; man sieht es Taf. II. Fig. 4. abgebildet. a b ist ein messingner Stiel, der sich oben, wo er mit der Kugel h bedekt ist, in eine feine stälerne Spize endigt. Dieser Stiel trägt in der Höhe von c, das Stük e d, das aus zwei ¼ Zol dikken Messingdräten und aus zwei Kugeln besteht, von welchen die, die sich am obern Ende des Drahts e befindet, einen Zol im Durchmesser hat. Bei a ist ein ähnliches Stük a f, das auch aus zwei ¼ Zol dikken Messingdräten und aus zwei Kugeln besteht, wovon aber die eine Kugel bei a um den Stiel geht, und die andre bei g ein elfenbeinernes Plätchen, welches in Grade eingeteilt ist, trägt. Auf die Spize an dem obern Ende des Stieles a b ist das Stük i h k gestelt, an welchem h eine hole messingne Kugel von 2½ Zollen im Durchmesser ist, die sich, wie eine Magnetnadel, frei auf dieser Spize dreht, und mit einem dünnen Messingdraht k versehen ist, der am Ende einen Weiser hat, welcher sich ein wenig über die Skale g ausstrekt; an dem andern Teile dieser Kugel befindet sich ein Messingdraht i, der am Ende eine einzollige Kugel hat, und so lang ist, daß wenn der Zeiger bei dem Anfang der Skale steht, diese Kugel gerade die andre [67] Kugel die über dem Draht e ist berührt. Der punktirte Bogen, den man auf der Figur bei der Kugel an dem Draht i sieht, zeigt den Weg an, welchen diese Kugel beschreibt, wenn sie sich von der andern über e entfernt, und also dabei der Weiser auf der Skale fortläuft. Um nun zu erhalten, daß die erstgedachte Kugel beständig mit eben der Kraft nach der über e gezogen werde, und also allemahl in diesen Stand zurükzukehren suche, so ist in dem Draht k, und zwar nahe bei h eine Hölung, in welche ein leinerner Faden der eine elfenbeinerne Kugel m trägt aufgehängt ist, und welche so über den Draht a f gelegt ist, daß er sich verkürzen mus, wenn sich die Kugel i von der über e entfernt. Der unterste Teil dieses Elektrometers besteht aus einem runden Stük Messing n, das unten eine Schraube hat, vermittelst der das Elektrometer auf die Kugel einer Flasche die an einer Ekke der Batterie ist, befestiget wird. Dieses Stük n ist bei b sfärisch ausgehölt, um eine Kugel, die sich am Ende des Stüks a b befindet, und welche in diesen ausgehöhlten Teil von n eingeklemt ist, aufzunehmen. Diese Einrichtung dient das Elektrometer so zu stellen, daß, wenn die Kugeln an i und e sich von einander entfernen, der Zeiger sich frei und parallel über die Skale hinbewegen kan, ohne sie zu berühren.

     Die Art und Weise, auf welche dieses Elektrometer die nach und nach zunehmende Ladung und die größte Höhe derselben anzeigt, ist sehr einfach; [68] denn da dieses Elektrometer so eingerichtet ist, daß der Zeiger bei dem Anfang der Skale steht, wenn die Kugeln an e und i einander berühren, und da die beiden Dräte i und k, als Radien, an einem gemeinschaftlichen Mittelpunkt verbunden sind, und also in gleicher Zeit gleiche Winkel beschreiben müssen; so erhellet, daß wenn der Batterie, und also auch dem Elektrometer Kraft mitgeteilt wird, und daher beide Kugeln eine gewisse abstoßende Kraft gegen einander äussern, die Kugel an i, welche allein beweglich ist, sich von der an e entfernen, und zu gleicher Zeit der Weiser einen gewissen Weg auf der Skale durchlaufen mus, der der Entfernung der beiden Kugeln von einander proporzional ist: und daß daher die Größe der Ladung der Batterie, welche wie von selbst folgt, mit der Größe der Abstoßung im Verhältnis steht, durch die Abteilung der Skale, über welcher sich der Weiser befindet, angezeigt werden mus *)[35].

[69]      Diese Batterie kan bei unsrer Maschine so geladen werden, daß sie sich von selbst, über den unbelegten Rand einer von den Flaschen entladet. Diese Entladung haben wir bei günstigem Wetter, wenn die Flaschen trokken und von Staub gereinigt waren, bei 180, 178 und 182 Umdrehungen der Scheiben zutreffen sehen *)[36]; und sie würde sich gewis nach einer weit geringern Anzahl Umdrehungen eräugnet haben, wenn der Hals der Flaschen dieser Batterie nicht mit Lak bedekt gewesen wäre, und wenn wir Gelegenheit gehabt hätten diese Batterie vorher im Sonnenschein oder am Feuer zu erwärmen; welcher Umstand, wie wir oben angegeben haben, einen starken Einflus auf das frühere Selbstentladen des belegten Glaßes haben kan. Bei dieser Selbstentladung der Batterie haben wir auch allemahl wahrgenommen, daß das Glaß der Flasche, über welches die Entladung gegangen, an der Oberfläche geschmolzen worden, welches an einem und manchmal auch an zwei oder drei neben einander liegenden rauhen Streifen von ¼ bis ½ Zol Breite, die sich an beiden Seiten des Glaßes befanden, zu erkennen war: – ein Umstand, der in Verbindung mit dem Zerspringen [70] einer oder mehrerer Flaschen, das sich manchmahl bei dem Entladen dieser Batterie zutrug, die Leichtigkeit, mit welcher die beschriebene Batterie von dieser Maschine geladen wird, weiter bestätigen kan.


II.
Beschreibung der Versuche, welche mit der Batterie dieser Maschine angestelt worden sind.


1.

     Unter allen Versuchen, welche die Stärke der Entladung des belegten Glaßes anzeigen, gibt es gewis keine, wodurch man diese Kraft mit mehrerer Genauigkeit abmessen kan, und welche daher zu einer Vergleichung geschikter sind, als das Schmelzen der Metaldräte von verschiedner Dikke und Länge. Und diese Ursache hat uns auch bewogen, daß wir, um die Stärke der Entladung der so eben beschriebenen Batterie zu untersuchen, und sie mit der Entladung einer Batterie von eben der Größe, die an der Teylerischen Maschine geladen worden zu vergleichen, diesen Versuch allen andern vorgezogen haben.

[71]      Da unsre Absicht bloß war ein Maas für die Kraft unsrer Batterie zu bekommen, so haben wir es für hinreichend gehalten, das Schmelzen nur mit Einem Metal, und zwar mit Eisendraht zu versuchen; besonders weil dieses weniger Unregelmäßigkeiten unterworfen zu sein scheint, und weil es auch von andern Naturforschern immer zu dieser Absicht gebraucht worden ist.

     Von diesem Draht haben wir erst solchen genommen, der 1/151 Zol dik und unter Nro II. bekant ist, von demselben ist es uns gelungen eine Länge von funfzehn Fuß, von einem Ende bis zum andern zu schmelzen; welches aber auch die höchste Kraft der Entladung zu sein schien, weil eine Länge von sechszehn Fuß von demselben Draht nur zum Teil in der Mitte, und nicht ganz und gar geschmolzen wurde. – Hierauf haben wir uns des Eisendrates von 1/40 Zol Dikke, der unter Nro I. verkauft wird, bedient, von welchem eine Länge von sechs Fuß ganz und gar, eine Länge von 6½ Fuß aber beinahe zur Hälfte durch eine Entladung unsrer Batterie geschmolzen wurde. Von andern Dräten, und zwar besonders von schwächern als die angegebenen haben wir keinen Gebrauch gemacht, weil uns der Raum in unserm Zimmer nicht erlaubte eine größere Länge Draht, wie dan nötig gewesen wäre, so ausgespant zu halten, daß er weder der Ladung der Batterie nachteilig wäre, noch durch das Berühren andrer Körper im Schmelzen gehindert würde; und weil ausserdem die Kraft der Entladung [72] hinlänglich aus den angeführten Schmelzungen, die mit denen volkommen überein kommen, welche durch eine eben so große Batterie an der Teylerschen Maschine bewirkt worden, und, diese ausgenommen, alle andre übertreffen, beurteilt werden kan *)[37].


2.

     Für wichtiger haben wir es gehalten, zu untersuchen, ob das Schmelzen des Eisendrates und andrer Metalle nicht befördert werden würde, das ist, ob man von eben dem Draht nicht eine größere Länge würde schmelzen können, wenn man denselben, ehe man den Schlag hindurchgehen lies, bis auf einen gewissen Grad erwärmte.

     Weil uns dieser Versuch nötigte dem Eisendraht einen großen Abstand von der Batterie zu geben, damit das Feuer, an welchem wir den Draht erhizten, die Kraft der Batterie nicht schwächen möchte; so wurde der Eisendraht zwischen zwei dikken [73] Messingdräten, von denen der eine mit der äussern Belegung der Flaschen, und der andre mit dem Entlader in Verbindung stand, in einer Entfernung von fünf Fuß von der Batterie befestiget. Diese Messingdräte wurden auf eine Tafel gelegt, und zwar so, daß der Teil derselben an welchem der Eisendraht befestiget war, so weit über der Tafel hervorragte, daß wenn ein Kohlenbekken mit glühenden Kolen zwischen oder vielmehr unter diese Dräte gestelt wurde, der Eisendraht auf den Kolen lag. Auf diese Art wurde nun der Eisendraht glühend oder vielmehr heis erhalten, bis wir den Schlag der Batterie hindurchgehen liessen; einen Augenblik vorher, ehe die Batterie entladen wurde, nahm man die Kolenbekken schnel unter dem Eisendraht weg. Diese Vorrichtung, die wir nicht wohl ändern konten, verursachte, daß von dem Eisendraht, der nicht heis gemacht worden war, keine solche Länge geschmolzen werden konte, als wenn er auf die gewöhnliche Art näher an die Batterie gehalten, und die Entladung daher nicht genötigt wurde, einen so großen Umweg zu machen; auch verursachte sie, daß der Eisendraht in dem Augenblik der Entladung, schon zu glühen aufhörte, weil, wie geschwind man auch das Kolenbekken wegnahm, doch der Draht, wegen seiner geringen Dikke, die Glühhize sogleich verlohr.

     Auf diese Art liessen wir nun den Schlag von unsrer bis auf einen bestimten Grad geladenen Batterie durch ein 4½ Zol langes Stük Eisendraht [74] von Nro 5 oder 1/94 Zol Dikke hindurchgehen, welches hierdurch nicht bloß geschmolzen, sondern in glühenden Kügelchen in dem Zimmer zerstreut wurde; hingegen wurde ein eben so langes Stük von diesem Eisendraht, das auf dieselbe Art zwischen die beiden Messingdräte befestiget, aber vorher nicht heis gemacht worden war, durch eine eben so hohe Ladung der Batterie, nur zum Teil, und zwar in einer Länge von 1½ Zol geschmolzen. Einen noch größern Unterschied fanden wir, wenn wir 1/40 Zol dikken Eisendraht, oder von Nro I. gebrauchten; von diesem Draht ward eine Länge von zwei Zol, auf die zulezt gedachte Art, das ist ohne vorher erhizt zu sein, bei einer bestimten Ladung der Batterie, nur glühend gemacht, da dieselbe Länge, wenn sie vorher heis gemacht worden war, durch dieselbe Ladung, nicht bloß geschmolzen, sondern in glühenden Kügelchen weit und breit zerstreut wurde. Den größten Unterschied endlich beobachteten wir, wenn wir für den Draht, der vorher erhizt wurde, die Batterie nur auf drei Viertel ihrer ganzen Ladung, für den andern aber auf ihre größte Höhe ladeten, und zu dem ersten eine Länge von sechs Zol, zu dem andern eine Länge von fünf Zol, und zwar von dem Drate von Nro I. nahmen; in diesem Fal wurde der erstere, ungeachtet der schwächern Ladung der Batterie und seiner größern Länge, völlig geschmolzen, und in glühenden Kügelchen zerstreut, da der andre nicht heis gemachte Draht bloß geglühet und in der Mitte zerschlagen wurde, ohne geschmolzen zu werden.

[75]
3.

     Ausser dieser Zerstreuung des Eisendrates in glühenden Kügelchen, welche sich dan eräugnet, wenn die Kraft der Entladung stärker ist, als zum Schmelzen erfordert wird, haben wir auch, wie man ebenfals in den Versuchen mit der Batterie der Teylerischen Maschine bemerkt hat, gefunden, daß, wenn man die Länge Eisendraht, welche durch eine bestimte Entladung geschmolzen werden kan, noch kleiner nimt, und also dadurch dem Vermögen der Entladung in Rüksicht auf das Schmelzen des Drates ein noch größeres Uebergewicht gibt, daß dan der Eisendraht nicht bloß in herumspringende glühende Kügelchen, sondern auch zum Teil in Flokken und Rauch, auch wohl einmahl ganz in Flokken, und manchmahl selbst ganz und gar in Rauch verwandelt wird. – Unterdessen haben wir in Ansehung dieser Flokken einen großen Unterschied bemerkt, so daß sie, stat immer von gleicher Größe, oder wenigstens, bei gleich starken Entladungen, von gleicher Länge zu sein, oft von einen bis sechs Zol in der Länge unterschieden waren. Wir haben diese Sache, die wie es scheint von einem zufälligen Umstande abhängt, nicht für so wichtig gehalten, sie besonders zu untersuchen; und wir haben dieses um so mehr unterlassen, weil man uns berichtet hat, daß man durch die Entladung einer viel kleinern Oberfläche belegten Glaßes, die an einer weit schwächern Maschine als die unsrige geladen worden, diese [76] Flokken bis zur Länge eines Fußes hat darstellen können *)[38].


4.

     Für wichtiger haben wir es gehalten, die Beschaffenheit dieses Rauches und der Flokken, in welche der Eisendraht durch die Entladung verwandelt wird, zu untersuchen. Da es hierzu nötig war, daß die Zerstreuung des Rauches und der Flokken verhütet würde, so wurde der Eisendraht, durch den die Entladung gehen sollte, in einem zilindrischen Glaße, an einer kupfernen Platte, die zugleich zum Dekkel des Zilinders diente, aufgehängt; das andre Ende des Drates aber mit einem Papier, auf welchem der Zilinder stand, und welches auf einer der bleiernen Tafeln der Batterie lag, verbunden. Der Eisendraht den wir hierzu brauchten war von der Gattung Nro 5. oder von 1/94 Zol Dikke, von demselben wurde allemahl ein so langes Stük genommen, daß wir sicher waren, daß es durch die Entladung in Rauch verwandelt würde **)[39].

[77]      Unter diesen Umständen nun liessen wir die Entladung durch den Eisendraht gehen, das ganze Glaß wurde hierdurch mit einem dichten Rauch gefült, der sich nach einiger Zeit senkte, und auf dem Papier ein braungelbes Pulver gab, das hier und da mit Fäden von einer brauneren Farbe bedekt war. Diese Fäden wurden von dem Magnet angezogen, aber auf das Pulver selbst schien der Magnet nicht zu wirken, wenigstens nicht so lange es auf dem Papier verbreitet blieb, welches der einzige Zustand war, in dem wir es untersuchen konten, weil es sich, wenn wir es untersuchen wolten, zwischen die Fasern des Papiers zog, und nichts als eine braune Farbe zurüklies *)[40].

     Um daher eine größere Menge von diesem Pulver zu bekommen, ward der Versuch, einige Mahl hintereinander, mit zwei Zilindern widerhohlt, von welchen jedesmahl der, in welchem der Eisendraht gewesen war, sogleich nach der Entladung auf den Teil des Papiers gesezt wurde, auf welchem der Rauch von der vorigen Entladung schon in Pulver niedergefallen war; das Papier wurde jezt nicht auf die bleierne Tafel, auf welche der Zilinder unmittelbar gestelt wurde, sondern an einen andern Ort gelegt. Das Pulver, welches wir auf diese [78] Art bekamen, hatte eben die Farbe, wie das vorige, und war auch hier und da mit Fasern von einer brauneren Farbe bedekt, welche von dem Magnet angezogen wurden; auf das Pulver selbst wirkte der Magnet nicht, so lange es nicht zusammen gestrichen worden war; sobald aber dieses geschah, so erhielt es eine braunere Farbe, und zwar immer eine dunklere, je dichter es zusammen gebracht war, und in diesem Zustand wurde es von dem Magnet angezogen, so daß, wie alles Pulver zusammengestrichen war, es sich ganz und gar an den Magnet hängte. Wir gossen hierauf Salpetergeist auf das Pulver; ein Teil desselben ward darin aufgelöst, der übrige schwam als Eisenschlakken auf der Oberfläche des Salpetergeistes.

     Weil also das Pulver, das wir unter den beschriebenen Umständen erhalten hatten, noch einige metallische Eigenschaften besaß, so entschlossen wir uns, den Eisendraht in reiner Luft *)[41] aufzuhängen, und nun die Wirkung der Entladung auf denselben zu untersuchen. Da hierzu erfordert wurde, daß das Glaß, in welchem sich der Draht [79] befand, volkommen verschlossen war, um es erst Luftleer machen, und hernach mit reiner Luft füllen zu können, so haben wir uns einer solchen Vorrichtung bedient, als Taf. II. Fig. 5. abgebildet ist, doch hatte das Glaß A einen weit größern Durchmesser, als das auf der Tafel vorgestelte, und, stat der messingnen Hülsen B und C, war es mit zwei messingnen Dekkelplatten, vermittelst Schweineschmeers, verschlossen, von welchen die unterste, um das Pulver besser unterscheiden zu können, mit einem weisen Papier bedekt war. Wie die Entladung durch den Draht gegangen war, sahe man das Glaß mit einem dichten rostfarbenen Rauch gefült, der nach und nach als ein oranienbraunes Pulver auf das Papier niederfiel. Dies Pulver ward, so lange es auf dem Papier liegen blieb, gar nicht, und wie es zusammen gestrichen war (wodurch es, eben wie das vorige, eine etwas dunklere Farbe erhalten hatte) nur sehr schwach von dem Magnet angezogen; es ward auch vom Salpetergeist nicht angegriffen, und schien daher sehr mit Eisenkalk übereinzukommen *)[42].

[80]
5.

     Da neuere Versuche über das Verkalken der Metalle gezeigt haben, daß die Luft, in welcher sie geschieht, vermindert wird; so haben wir, um desto sicherer zu sein, daß das beschriebene Pulver ein Eisenkalk ist, und daß daher die Entladung in der Taht diese Verkalkung bewirken kan, auch die Veränderung untersucht, welche mit der Luft unter diesen Umständen vorgeht.

     Zu diesem Versuch, und zu den folgenden, in welchen wir diesen Umstand auch bei der Entladung durch andre Metaldräte untersucht haben, haben wir uns der Taf. II. Fig. 5. abgebildeten Vorrichtung bedient. A ist eine acht Zol lange Glaßröhre, die im Lichten 3/8 Zol weit, und, um der ausdehnenden Kraft der Entladung hinlänglich zu widerstehen, 3/8 Zol dik ist. Diese Röhre ist bei B mit einer kupfernen Hülse geschlossen, die bei a eine Schraube hat, welche in der Mitten, bis in die Röhre hinein, durchbohrt ist; vermittelst dieser Schraube ist der Hahn E an die Röhre befestiget. C ist die messingne Hülse am andern Ende der Röhre; an den Rand derselben, der nur wenig über den Rand des Glaßes hervorsteht, ist die Lederbüchse b angeschraubt, durch welche der Messingdraht D c, der an dem in der Röhre befindlichen Ende c ein Häkchen [81] hat, hindurch geht. Um Eisen oder andern Metaldraht in der Röhre zu befestigen, wird er mit dem einen Ende an ein frei schwebendes Stük Messingdraht d, das einen Haken hat, befestiget, und mit dem andern Ende an das Häkchen c des Drates D c angehängt, und sodan, vermittelst dieses Drates D c, der sich in der Lederhülse b verschieben läst, in der Röhre hinabgelassen, bis das Stük d die Hülse B berührt, dabei aber der Eisendraht noch ausgespant, und von den Wänden der Röhre entfernt bleibt. Der Hahn E, der, wie sich von selbst versteht, während der Entladung geschlossen ist, dient so wohl, daß man noch nach dem Entladen die Verminderung der Luft untersuchen kan, als auch, wenn man diesen Versuch in andern Luftarten, oder im Luftleeren Raume anstellen wil, die Röhre Luftleer zu machen, damit man sie im ersten Fal mit der bestimten Luftart anfüllen kan, ohne sie nas zu machen.

     Zu dem Versuche mit dem Eisendraht, bei welchem die Röhre bloß verschlossen wurde, und der daher in der atmosfärischen oder gewöhnlichen Luft geschah, war der Draht, der übrigens eben die Dikke hatte, zufälliger Weise etwas länger genommen worden, als er, bei den so eben beschriebenen Versuchen in der freien Luft, bei welchen das Eisen noch einige seiner metallischen Eigenschaften behielt, gebraucht worden war. Das Glaß wurde daher nur mit einem schwachen Dunst bedekt, in welchem eine Anzahl Kügelchen von dem geschmolzenen [82] Eisen und einige wenige Fasern, die sich alle an das Glaß gehängt hatten, sehr deutlich sichtbar waren. Dieser Versuch war daher weit unter dem, den wir eigentlich anstellen wolten, demohngeachtet hielten wir es für nötig die Luft zu untersuchen; und zwar deswegen, weil man aus der geringsten Veränderung oder Verminderung derselben, unter Umständen die kaum etwas mehr als eine Schmelzung ankündigten, aus die Veränderung des Eisendrates bei den so eben gedachten Versuchen, desto sicherer schliessen konte.

     Der Hahn wurde also in Kalkwasser gestelt, und hierauf geöfnet; da das Wasser in der Röhre in die Höhe stieg, so war dieses ein Beweis, daß die Luft vermindert worden; doch blieb das Kalkwasser volkommen hel. Wir untersuchten hierauf die zurükgebliebene Luft mit einem Fontanaschen Eudiometer, und fanden, daß zwei Maas dieser Luft mit drei Maas Salpeterluft vermischt, um 146/500 vermindert wurden, da die Verminderung, wenn zwei Maas atmosfärischer Luft mit drei Maas Salpeterluft vermischt wurden 196/500 betrug.

     Dieser Versuch schien also zu beweisen, daß selbst die geringste Veränderung des Eisendrates in Rauch oder Flokken in der Taht ein Anfang der Verkalkung ist. Um nun diesen Erfolg auf eine noch entscheidendere Art beobachten zu können, widerholten wir den beschriebenen Versuch mit einer dünnern Gattung Eisendraht, nämlich mit dem [83] von Nro 10. oder von 1/140 Dikke, von welchem wir eine Länge von siben Zol nahmen. Wie die Entladung geschehen, war die Röhre völlig undurchsichtig, und mit einem schwarzbraunen Rauche gefült. Die Verminderung der Luft, welche dieses Rauches wegen nicht anders als durch Uebertreibung der Luft in ein andres Glaß untersucht werden konte, betrug ein Fünftel. Die Luft hatte, wie die vorige, keine Wirkung auf Kalkwasser, aber ein Licht ging verschiedne Mahl darin aus; wie wir sie mit dem Eudiometer auf die vorhin beschriebene Art untersuchten, fanden wir daß die Verminderung nur 50/500 betrug, eine Verminderung, die wie bekant ungefähr der gleich ist, die man bei einer Luft, in welcher eine Kohle ausgebrant hat, unter den nämlichen Umständen wahrnimt *)[43].


6.

     Da es nun hierdurch, in so ferne man nämlich die Verminderung oder Einsaugung der Luft für ein Zeichen der Verkalkung ansehen kan, bewiesen war, daß die Entladung des Eisen in einen wahren Metalkalk verwandeln konte, so glaubten [84] wir dies auch mit einigen andern Metallen versuchen zu müssen; wir nahmen hierzu zuerst Blei, welches nicht allein sehr leicht verkalkt wird, und von welchem es daher wahrscheinlich war daß wir durch eine eben so starke Entladung eine größere Menge würden verkalken können; sondern welches auch, bei verschiednen Graden des Verkalkens, verschiedne Farben annimt.

     Wir gebrauchten also hierzu Bleidraht, der 1/40 Zol im Durchmesser, und daher eine weit größere Dikke hatte als der Eisendraht; von diesem Bleidrahte war ein Stük von siben Zol in die so eben beschriebene Röhre gebracht, welche wie vorhin mit atmosfärischer Luft gefült war. Wie die Entladung durch den Draht hindurch gegangen, war die Röre ganz und gar mit Rauch angefült, welcher da, wo der Schlag in den Draht übergangen, eine lichtblaue Farbe hatte, die nach und nach lichter ward, und endlich da, wo der Schlag den Draht verlassen, ganz milchweis war; wie dieser Rauch hierauf von den Wänden des Glaßes zusammen gestrichen war, zeigte er sich als ein sehr feines Pulver, in welchem man eben den Farbenunterschied bemerken konnte. Wie wir diesen Versuch, um die Veränderung der Luft zu untersuchen, noch einmahl widerhohlt hatten, so zeigte sich, daß die Luft unter diesen Umständen um mehr als den fünften Teil vermindert worden war, dagegen sie sich aber auch, nachdem Salpeterluft damit vermischt worden, nicht mehr merklich verminderte; [85] aus dem leztern erhellet also, daß sie der Mosette, oder der atmosfärischen Luft welche ihre reine Luft verlohren hat, gleich geworden war *)[44].

     Die verschiedene Farbe des Rauches, oder vielmehr der pulverartigen Materie, die sich ihrer Feinheit wegen unter der Gestalt eines Dunstes oder Rauchs zeigte, gab daher schon zwei Grade der Verkalkung zu erkennen; um nun zu wissen, ob man vermittelst der Entladung bis zu einer volkomnern Verkalkung, nämlich bis zur gelben und roten Farbe, kommen könte, ward der Versuch mit reiner Luft widerhohlt, mit welcher die Röhre gefült wurde; der Bleidraht ward von eben der Dikke und Länge genommen, wie vorhin. Die Entladung hatte hier wider eben die Wirkung in Rüksicht der verschiednen Grade des Verkalkens, indem das Blei auf einen höhern Grad verkalkt worden, je mehr es von der Stelle, wo der Schlag zuerst in den Draht gedrungen entfernt war **)[45]; dabei [86] aber war die Röhre nun erst mit gelben, und weiter unten mit rotem Rauch oder Dunst gefült, der, wenn er von den Glaßwänden abgestrichen worden, einen feinen Staub von eben den Farben gab; es war daher bei diesem Versuch, wie man auch wegen der mehreren Luft erwarten konte, das Blei auf einen viel höhern Grad verkalkt worden; welches übrigens auch aus der größern Verminderung der Luft, von welcher beinahe die Hälfte verschwunden war, erhellet.[46]


7.

     Da das Zin, nach den Versuchen des Herrn de Morveau, als ein Metal bekant ist, welches [87] zu seinem Verkalken eine sehr große Menge reiner Luft erfordert, so schien es uns der Mühe wehrt zu sein, zu untersuchen, ob dieser Umstand bestätiget werden würde, wenn man das Zin durch den elektrischen Schlag verkalke. – Da wir keinen andern Zindraht als von 1/40 Zol im Durchmesser, und also von eben der Dikke wie der in dem vorigen Versuch gebrauchte Bleidraht, vorrätig hatten, so nahmen wir von demselben bloß eine geringere Länge, nämlich fünf Zol, welche in die gedachte Röhre, die wider erst bloß mit atmosfärischer Luft gefült war, gebracht wurde. Wie die Entladung durch den Draht gegangen war, so sahen wir in der Röhre bloß einen sehr schwachen Rauch oder Dunst von lichtblauer Farbe, durch welchen man verschiedne Stükken des von einander geschlagenen und geschmolzenen Drates an ihrem metallischen Glanze sehr deutlich erkennen konte; es schien daher, wenigstens in so ferne man den Rauch oder Dunst in diesem Versuch als ein Zeichen der Verkalkung ansehen kan *)[47], nur eine sehr geringe Verkalkung stat gefunden zu haben, unterdessen [88] dessen betrug doch die Verminderung der Luft gut den fünften Teil, und die reine Luft war von der Luft so volkommen abgeschieden worden, daß die noch übrige Luft, mit Salpeterluft vermischt nicht im geringsten verändert wurde.

     Dieser Versuch stimte daher nicht allein mit dem, was man bei dem gewöhnlichen Verkalken des Zinnes beobachtet hatte, volkommen überein, sondern er schien auch anzudeuten, daß die unvolkommene Verkalkung des Zinnes bloß dadurch verursacht worden, daß zu wenig reine Luft zugegen gewesen. Um nun dieses lezten Umstandes wegen sicher zu sein, widerholten wir den Versuch bloß mit reiner Luft, und nahmen, um den Erfolg noch entscheidender zu machen, den Zindraht einen Zol länger, und also von einer Länge von sechs Zol. Die Röhre war nun, nachdem die Entladung durch den Draht gegangen war, mit einem weislichten dichten Rauche gefült, dessen Farbe mehr oder weniger ins Blaue fiel, und der, wie er sich an die innern Wände des Glaßes angesezt, und dan zusammen gestrichen war, einem bleichen bleifarbenen Pulver glich; von Zin war nicht das geringste mehr in der Röhre zu bemerken. Um die Verminderung der reinen Luft zu erfahren, mußten wir den Versuch noch einmahl unter denselben Umständen widerholen; wir fanden daß sie beinahe zwei Drittel betrug, und also noch größer war als bei dem Bleidraht, ungeachtet von diesem noch ein Zol mehr geschmolzen worden. Es [89] wurde also durch diesen Versuch bestätiget, daß das Zin zu seinem Verkalken eine große Menge reine Luft, und wenigstens mehr als das Blei nötig hat *)[48].


8.

     Da verschiedne Scheidekünstler die Verkalkung des Silbers durch die bloße Wirkung des Feuers, entweder für ungewis, oder doch für sehr schwer halten, so haben wir versucht sie durch die Entladung zu bewirken. Der Silberdraht den wir brauchten, war aus reinem Kapellensilber gezogen, und hatte eine Dikke von Zol; von diesem nahmen wir, um den Versuch sogleich unter den vorteilhaftesten Umständen anzustellen, nur die Länge von Einem Zol, und brachten diese in die gedachte Röhre, welche mit reiner Luft gefült worden war.

[90]      Die Entladung schien auf diesen Draht eben so zu wirken, wie auf die andern Metaldräte, da auch hier die Röhre mit einem dichten Rauche gefült wurde, der eine grünlichtgraue Farbe hatte; unterdessen war die reine Luft nicht im mindesten vermindert oder verändert worden.

     Der lezte Umstand, der mit dem, was wir in den vorhergehenden Versuchen beobachtet hatten, so wenig übereinstimte, bewog uns diesen Versuch mit einer noch kleinern Länge Draht zu widerholen; wir nahmen also nur einen Viertelzol von dem gedachten Silberdraht, und brachten denselben auch noch ausserdem, damit er von einer größern Menge reiner Luft umgeben sein sollte, nicht in die zulezt gebrauchte Röhre (bei welcher der kleine Durchmesser verursachte, daß die Luft um den Silberdraht nur in geringer Menge vorhanden war), sondern in eine andre, welche auf eben die Art gefast, aber viel weiter ist. Der Erfolg war unterdessen mit dem vorigen ganz einerlei, es war nämlich wider nicht die geringste Verminderung oder Veränderung der Luft vorgefallen, obgleich das Glaß, wie in den Versuchen in welchen die Luft vermindert wurde, mit einem dichten rauch gefült war, welcher, bei dem Nidersinken, das Papier, das unten in das Glaß gelegt war, mit einem feinen Pulver bedekte, das äusserlich nichts metallisches an sich zu haben schien. Dieses Pulver war dunkelgrün oder olivenfarbig, und verlohr sich, eben so wie bei dem Eisen geschehen war, [91] unter dem Zusammenstreichen; daher auch dessen Auflösung in Säuren nicht anders als auf dem Papier selbst, auf welches wir einige Tropfen von den Säuren fallen lassen musten, untersucht werden konte; unter diesen lezten grif die Salpetersäule das Pulver an, und machte damit ein Salz, das aber, vermuthlich wegen des Papieres, auf welchem das Pulver gelegen hat, von einer unregelmäßigen Bildung war.

     Dieser Versuch, bei welchem das Verkalken des Silbers mit so vielem Grund bezweifelt werden konte, entsprach freilich unsrer Erwartung nicht; doch da eben die Erscheinung, nämlich die Verwandlung des Silbers, erst in eine grünlichte mit weis vermischte Materie, und dan, wie es in einer kleinern Länge genommen worden, in eine dunkelgrüne oder olivenfarbige Materie, und daher eben die Umstände beobachtet wurden, aus welchen Junker und nachher Macqver die Verkalkung des Silbers durch bloße Hize abgeleitet haben; so zeigte dieser Versuch nicht allein, wie viel noch fehlet, ehe man diese Folgerung als sicher annehmen kan; sondern er gab auch zugleich einen Beweis von der Stärke der Entladung, weil durch diese das Silber in einem Augenblik in den Zustand gebracht wurde, in welchen es Macqver nicht eher hatte versezen können, bis er es zwanzig Mahl hinter einander in einem gewaltigen Feuer geschmolzen, oder dem Brenpunkt eines sehr großen Brenglaßes ausgesezt hatte.

[92]      Da es uns nicht gelungen war, bei dem Silber einige Einsaugung der Luft, und also den Umstand, der in andern Fällen von der Verkalkung unzertrennlich ist, und das karakteristische Kenzeichen derselben auszumachen scheint, wahrzunehmen, so war es mehr als ungewis, ob wir etwas davon bei dem Golde finden würden. Demohngeachtet entschlossen wir uns die Wirkung der Entladung auf das Gold zu untersuchen, besonders um zu sehen, ob durch die Entladung wider eben solche Erscheinungen und Veränderungen des Goldes hervorgebracht werden würden, als die sind, aus welchen man die Verkalkung dieses Metals durch das bloße Feuer geschlossen hat.

     Der Golddraht den wir hierzu brauchten war aus feinem Golde gezogen, und hatte eine Dikke von 1 Zol; von diesem Draht nahmen wir eine Länge von 1½ Zol, und brachten sie in die enge Röhre (Taf. II. Fig. 5.) an der der Hahn nur zugedreht, und welche daher mit gemeiner Luft gefült war. Wie die Entladung durch den Draht gegangen, war derselbe ganz und gar verschwunden, doch war die Glaßröhre, in der Gegend wo er gewesen war, ganz vergoldet, und ausserdem mit einem bräunlichpurpurnem Dunst oder Rauch bedekt, der nur zum Teil von dem Glaße abgewischt werden konte; der Erfolg war daher beinahe eben so, als Herr Macqver bei dem Golde das in den Brenpunkt des großen Trudainischen Brenglases gebracht [93] worden, gefunden hat; in diesem Versuche nämlich wurde das Gold geschmolzen, und zum Teil in Rauch verwandelt, welcher das in denselben gehaltene Silber vergoldete, und auf der Unterlage, auf der das Gold gelegen hatte, einen purpurnen Dunst zurüklies. Unterdessen konten wir nicht allein keine Verminderung der Luft in welcher der Draht gewesen war, bemerken, sondern wir fanden auch, wenn wir sie an dem Eudiometer untersuchten, nicht den geringsten Unterschied zwischen ihr und der zu gleicher Zeit untersuchten atmosfärischen Luft.

     Ob nun gleich dieser Erfolg, was die Veränderung des Goldes betrift, dem woraus man die Verkalkung dieses Metals durch bloße Hize hergeleitet hat, schon beinahe gleich war; so blieb es doch noch ungewis, ob nicht etwa, das Nichtvermindern der Luft oder der Mangel einer in andern Fällen von dem Verkalken unzertrenlichen Erscheinung, daher käme, daß wir den Golddraht, in Verhältnis gegen die Stärke der Entladung, von einer zu großen Länge genommen hätten; besonders da die Vergoldung der Röhre nur einen hohen Grad des Schmelzens, und daher der purpurne Dunst, der dabei beobachtet wurde, nur den Anfang des Verkalkens anzudeuten schien. Wir widerholten daher den beschriebenen Versuch, erst mit einer Länge von einem halben Zol, und dan noch einmahl mit einer Länge von einem Viertelzol, von eben dem Golddraht; allein ob die Entladung gleich [94] in beiden Fällen stärker als vorhin auf den Golddraht zu wirken schien, da sie ihn ganz und gar in einen purpurnen Dunst verwandelte, ohne daß das Glaß vergoldet wurde, so konten wir doch auch hier nicht die geringste Verminderung oder Veränderung bemerken.

     Es blieb uns also nun noch übrig, den Golddraht, so wie wir es mit dem Silberdraht gemacht hatten, in die weite Röhre zu bringen, und diese mit reiner Luft zu füllen; damit der Draht auf die Art mit einer hinreichenden Menge reiner Luft umgeben wäre, und sich um so leichter mit derselben verbinden könte. Bei diesem Versuch, den wir wie den vorigen mit verschiednen Längen von Golddraht, nämlich mit einem halben und mit einem Viertel Zol, widerhohlten, konten wir eben so wenig die geringste Verminderung oder Veränderung der Luft entdekken, obgleich das Glaß, in dem der Golddraht gewesen war, mit einem bräunlichpurpurnen dichten Rauch gefült wurde, der, wie er sich gesenkt hatte, das Papier, das unten in das Glaß gelegt war, als ein Pulver von einer schönen Purpurfarbe, die mehr oder weniger ins Braune fiel, bedekte, welches nicht das mindeste metallische zu besizen schien. Bei diesem Pulver fanden wir wieder eben den Umstand, den wir oben bei dem Eisen bemerkt haben, daß es nämlich unter dem Zusammenstreichen dunkler wurde, und nichts als einen Flek auf dem Papier zurüklies; daher wir auch dessen Auflösung in Königswasser [95] nicht anders als auf dem Papier selbst, indem wir die Säure Tropfenweise darauf fallen liessen, untersuchen konten; welches übrigens, wenigstens so weit wir dieses bei den ungünstigen Umständen beurteilen konten, dieses Pulver anzugreifen schien.

     Dieser Versuch bestätigte also aufs neue, daß das Gold durch den elektrischen Schlag nicht verkalkt wird, da unterdessen der Herr van Marum, aus der farbigten Zeichnung, die, eben so wie bei andern Metallen, auch bei dem Durchgang des elektrischen Schlages durch Golddraht, auf dem Papiere, über welchem der Draht in einer kleinen Entfernung ausgespant gehalten wird, entsteht, die Verkalkung des Goldes gefolgert hat, und da dieser Versuch mit einer viel größern Batterie angestelt worden ist; so haben wir auch noch versucht, diese Zeichnung durch eine Entladung unsrer Batterie darzustellen, um dadurch zu erfahren, ob unsre Entladung stark genug ist, diese Erscheinung zu bewirken, und um folglich sicher zu sein, daß man auch diesen Umstand nicht als eine Folge von dem Verkalken des Goldes anzusehen habe. Da unsre Batterie nur zwei Fünfteil von der ausmacht, mit welcher der Herr van Marum diesen Versuch angestelt hat, so haben wir nur eine kleine Länge von dem Golddraht, nämlich einen halben Zol genommen; unterdessen ist es uns, wie sehr dieser Versuch auch veränderlichen Umständen ausgesezt ist, zweimahl gelungen, eine Zeichnung darzustellen, die in allen Rüksichten mit der, welche in der [96] Beschreibung der Marumschen Versuche abgebildet ist, übereinkömt, und nur allein in der Größe von derselben unterschieden ist; wir glauben daher mit allem Recht schliessen zu können, daß auch dieser Umstand nicht für einen Beweis der wirklichen Verkalkung des Goldes angesehen werden kan.


10.

     Ausser der hier beschriebenen Versuchen in atmosfärischer und in reiner Luft, haben wir auch noch untersucht, welche Wirkung der elektrische Schlag auf die Metalle in Stikluft äussert. Diese Stikluft hatten wir dadurch erhalten, daß wir eine Mischung aus Eisenfeilspänen und Schwefel gemeiner Luft ausgesezt; von dem Versuch hatten wir uns noch versichert, daß keine feste oder reine Luft, das ist Luft welche zum Verkalken Anleitung geben konte, mit dieser Stikluft vermischt war.

     Wir nahmen zu dem Versuch Bleidraht von 1/40 Zol Dikke, von diesem brachten wir ein drei Zol langes Stük in die enge Röhre (Taf. II. Fig. 5.), die wir sodan vermittelst des Hahns, ohne daß sie nas gemacht wurde, mit Stikluft fülten. Dieser Bleidraht wurde, eben so wie in gemeiner Luft geschehen war, in einen dichten Rauch verwandelt, der die ganze Röhre erfülte, aber eine viel dunklere Farbe hatte, und offenbar bloß ausserordentlich fein zerteiltes Blei war, da das Pulver, unter dessen Gestalt er sich nach und nach an die Wände des Glaßes angehängt hatte, von dem Salpetergeist, [97] den wir in die Röhre gossen, aufgelößt wurde. Die Stikluft hatte, wie zu erwarten war, nicht die geringste Veränderung erlitten.

     Wir widerhohlten diesen Versuch mit einem Draht, der aus gleichen Teilen Zin und Blei bestand, und 1/40 Zol dik war, von welchem wir ein drei Zol langes Stük nahmen. Die Röhre blieb bei der Entladung volkommen hel, und wir fanden sie hernach mit einer Menge kleiner Stükchen von geschmolzenem Metal bedekt, die alle ihren Glanz behalten hatten, so daß man selbst keine scheinbaren Zeichen von einer Verkalkung erblikken konte. Die Stikluft war wider unverändert geblieben.

     Endlich stelten wir diesen Versuch auch noch mit Eisendraht an, um auch noch von einem Metalle Gebrauch zu machen, dessen Verkalkung in gemeiner Luft wir so deutlich gesehen hatten. Der Draht den wir hierzu nahmen, war 1/235 Zol dikke oder von N. 15, und hatte eine Länge von 3½ Zol. Dieser Draht ward durch die Entladung in einen dichten Rauch verwandelt, der die ganze Röhre einnahm, und der, bis auf den Umstand daß er ganz schwarz und daher von weit dunklerer Farbe war als in den vorigen Versuchen, äußerlich wenig von dem, in welchen der Eisendraht in atmosfärischer Luft verwandelt wird, unterschieden zu sein schien. Um diesen Rauch, oder vielmehr das Pulver welches entsteht wenn er sich senkt, desto besser untersuchen [98] zu können, widerhohlten wir den Versuch mit dem Eisendrahte in der weiten Röhre. Das Pulver, das wir auf diese Art erhielten, war von dem, welches in atmosfärischer Luft hervorgebracht wird, merklich unterschieden, indem es nicht allein eine ganz schwarze Farbe hatte, sondern auch noch ausserdem mit seinen Stükchen glänzendes Eisen gleichsam besäet war, so daß es aus sehr fein zerteiltem Metal zu bestehen schien; dies ward auch noch weiter dadurch bestätiget, daß es nicht allein, ganz wie Eisenfeilspäne, der Bewegung eines Magnets folgte, der unter das Papier, auf welchem es lag gehalten wurde, sondern ausserdem auch ganz und gar, und zwar sehr schnel, von Salpetergeist aufgelöst wurde *)[49]. Es erhellet daher auf das deutlichste auch aus diesem Versuch, so wie aus den vorhergehenden, daß zu dem Verkalken der Metalle die Gegenwart der reinen Luft nothwendig erfordert wird.

[99]
11.

     Endlich haben wir die Wirkung des elektrischen Schlages auf Metaldräte auch noch im luftleeren Raume untersucht. Wir haben uns hierzu der engen Röhre bedient (Taf. II. Fig. 5.); in diese wurde der Metaldraht gebracht, und hierauf wurde die Röhre, vermittelst einer von den neuen Cuthbersonischen Luftpumpen, die zu der Zeit 1200 Mahl verdünte, luftleer gemacht.

     Wir stelten diesen Versuch zuerst mit Eisendraht an, welchen wir von eben der Länge und Dikke nahmen, als wir bei dem Versuch mit der Moffette gebraucht hatten, nämlich ein 3½ Zol langes Stük von der Gattung N. 15; da aber dieser Draht gar keine Veränderung von dem Schlag erlitten hatte, ausser daß er etwas weicher geworden zu sein schien, (vermuthlich weil zu viel von der Entladung in dem luftleeren Raume abgeleitet worden) so nahmen wir von eben dem Draht eine Länge von drei Zol. Dieser Draht wurde durch die Entladung in Stükken zerschlagen und geschmolzen, wie an den herumgesprungenen Stükken, welche die Wände des Glases bedekten, sichtbar war; doch hatte alles seinen metallischen Glanz behalten, und ausser einem sehr schwachen Dunst, der die Röhre bedekte, war nicht der geringste Anschein von Verkalkung da.

     Bei diesem Erfolg blieb es aber doch noch zweifelhaft, ob das Nichtverkalken des Drates nicht [100] vielleicht der schwächern Kraft der Entladung, die nothwendig in dem luftleeren Raume stat finden muste, zuzuschreiben wäre. Um daher diesen Umstand zu entscheiden, wiederholten wir den Versuch mit einem Bleidraht, der 1/40 Zol dik und drei Zol lang war; also mit einem Stük Metal, von welchem wir bey den Versuchen mit der Stikluft gesehen hatten, daß es, ohne darum zu verkalken, in Rauch verwandelt wurde. Demohngeachtet wurde dieser Draht nur in Stükken geschlagen, und geschmolzen, und die Röhre blieb dabei volkommen hel; dieser Erfolg zeigte daher, daß, so gewiß es auch aus andern Versuchen ist, daß reine Luft zum Verkalken nothwendig erfordert wird, dieses doch aus dem Nichtverkalken der Metalle im luftleeren Raume auf keine Art bewiesen werden kan, weil die Entladung in diesem Fal zu viel von ihrer Stärke verliert, um, selbst wenn es möglich wäre, das Verkalken bewirken zu können.


12.

     Endlich haben wir auch noch die Kraft unsrer Batterie bei dem Wiederherstellen der Metalkalke versucht. Da wir im Anfang nur sehen wolten, ob uns dieses, eben so wie bei der Batterie der Teylerischen Maschine gelingen würde, um alsdan, wenn wir dieses so fänden, die übrigen Umstände welche diesen Versuch begleiten, zu untersuchen; so nahmen wir erst einen Federkiel, in welchen wir den [101] Kalk fülten; dieser Kiel wurde an beiden Enden mit einem Stük Kork verschlossen, durch welchen ein Messingdraht hindurchgestekt wurde, der bis auf eine gewisse Tiefe in den Kalk ging, und zwar so, daß die Materie der Entladung, um von den einen Draht in den andern zu kommen, einen Weg von 1/8 Zol Länge durch den Kalk gehen mußte. Damit der Kiel sich nicht spalten, oder wenigstens der Kalk von der ausdehnenden Kraft der Entladung nicht so weit verbreitet werden solte, umwunden wir den Kiel mit einer seidenen Schnure, worauf wir ihn, um die Erscheinung die sich bey der Entladung eräugnen würden besser beobachten zu können, in einem weiten Glase aufhingen, das auf Papier auf eine von den bleiernen Tafeln geszt, und oben mit einem hölzernen Dekkel bedekt, aber nicht verschlossen war. Wir nahmen zu diesem Versuch roten Präcipitat, als einen Kalk, den man noch nicht durch den elektrischen Schlag widerhergestelt hat, und der sich bei seiner Widerherstellung durch die Verwandschaft, welche das Qveksilber gegen andre Metalle besizt, sehr leicht erkennen läst.

     Wie die Entladung auf die beschriebene Art durch den roten Präzipitat hindurch gegangen war, so sahen wir das ganze Glaß mit einem bleifarbenen blauen Rauche gefült, der sich nach und nach senkte, und das Papier mit einem Pulver von eben der Farbe bedekte: dieses Pulver war offenbar wirkliches Queksilber, da es auf Gold, Silber und Messing, [102] das nur eben damit bestrichen wurde, gerade einen solchen Flek wie gewöhnliches Qveksilber machte; unterdessen konten wir es doch, durch Zusammenstreichen und Schütteln nicht in Qveksilberkügelchen bringen. Der Federkiel war von einander gespalten, und die seidne Schnure versengt; von dem roten Präzipitat war nur sehr wenig übergeblieben, welcher aber doch, gerade wie der, der auf dem Punkt steht revifiziert zu werden, eine braunere Farbe angenommen hatte.

     Um den Erfolg noch entscheidender zu machen, und das Pulver, wenn es möglich wäre, in Kügelchen, und also unwidersprechlich revifiziert zu bekommen, widerholten wir den Versuch einigemahl auf die Art, wie wir oben, bei dem Verkalken des Eisens beschrieben haben; indem wir ihn nämlich jedesmal in einem andern Glase anstelten, und dan allemahl das Glaß, in welchem er zulezt geschehen war, auf das Papier stelten, auf welchem sich der Rauch aus dem vorigen Glase in einem Pulver gesenkt hatte. Auf diese Art erhielten wir eine ansehnliche Menge Pulver, das sich zwar nicht zu Kügelchen, die dem blosen Auge sichtbar waren, bringen lies, aber durch das Mikroskop sich sehr deutlich als solche erkant wurde, und selbst, in so weit es an dem Papier haften blieb, nachdem der größte Teil davon abgestrichen war, sich als Qveksilberadern, mit dem schönsten metallischen Glanz, zwischen den Fasern des Papiers zeigte. Dieses [103] Pulver vereinigte sich, wie das vorige, doch noch weit stärker, mit Gold, Silber und Messing, und machte mit Stanniol sogleich ein Amalgama; es entstand auch ein Aufbrausen, wenn wir erwärmten Salpetergeist hinzutaten; welcher dadurch, wie man sehr deutlich an dem Geruch erkennen konte, in Salpeterluft verwandelt wurde.

     Dieser Erfolg sezte es daher ausser Zweifel, daß der Qveksilberkalk durch den elektrischen Schlag widerhergestelt worden, und zeigte auch aufs neue eine Erscheinung, die wir schon bei den Versuchen mit dem Silber- und Golddraht beobachtet hatten, nämlich die feine Zerteilung, die bei einem Metal stat finden kan, so daß es seiner metallischen Form beraubt wird, und daher äusserlich ein Kalk zu sein scheint, obgleich in der Taht Metal ist, oder geblieben ist.


13.

     Der vorige Versuch hatte nun bewiesen, daß Metalkalke durch den elektrischen Schlag widerhergestelt werden können, aber es war doch noch ungewiß, ob man nicht vielleicht diese Widerherstellung derjenigen Materie, in welcher der Kalk gewesen, zuschreiben müste; und, im Fal sich dieses nicht so verhielt, ob der elektrische Schlag dieselbe auf eben die Art wie das Feuer, das ist, ohne selbst dem Kalk etwas mitzuteilen oder zu entziehen, oder auf eine andre Art bewirkte.

[104]      Um über diesen Umstand entscheiden zu können, muste untersucht werden, ob der Kalk bei seinem Widerherstellen durch den elektrischen Schlag, eben so wie dieses bei der Widerherstellung durch das bloße Feuer geschieht, reine Luft von sich gibt; weil, wenn dem Metalkalk, um nach der Stahlischen Teorie zu reden, durch den Federkiel und die Messingdräte, oder auch durch die elektrische Materie, einiges Flogiston mitgetheilt wird, oder wenn sich, nach der neuen Teorie, eins von jenen beiden mit der reinen Luft des Kalkes vereinigt, das ist, wenn die Widerherstellung auf eine andre Art als durch das bloße Feuer verursacht wird, keine reine Luft hervorgebracht werden kann *)[50].

     Die größte Schwierigkeit bei dieser Untersuchung war, wie man die reine Luft bemerken könte, besonders weil, (wegen der geringen Menge Metalkalk, die man zu diesem Versuch gebrauchen konte, welche noch darzu nur zum Teil revifiziert wurde,) nur ein sehr kleiner und daher beinahe unmerkbarer Teil reiner Luft, vorausgesezt daß es wirklich geschähe, hervorgebracht werden konte. Das einfachste Mittel schien dieses zu sein, daß man den [105] Metalkalk in ein verschlossenes Glaß brächte, und dieses hernach luftleer machte; allein dabei war zu befürchten, daß wie bei den Versuchen mit Metaldräten im luftleeren Raume geschehen war, zuviel von der Entladung abgeleitet werden möchte, um die Widerherstellung bewirken zu können. Ein andres Mittel war, daß Glaß mit einer Luftgattung zu füllen, die an sich selbst von dem elektrischen Schlag nicht verändert wird, und dabei geschikt ist, sich mit der reinen Luft zu vereinigen. Da die entzündbare Luft und die Stikluft die einzigen sind welche hier in Betrachtung kommen konten, so wählten wir, um uns nicht einer Explosion bei der ersten auszusezen, die Stikluft; von dieser ist es bekant, daß sie durch die elektrische Entladung oder ein andres Verfahren nicht verändert wird; und daß sie dan allein durch jene vermindert wird, wenn sie mit reiner Luft vermischt ist *)[51].

     Die Vorrichtung, der wir uns zu diesem Versuche bedienten, ist Taf. II. Fig. 6. abgebildet. A ist ein Glas, in Gestalt einer Birne, das oben offen und unten durchbohrt ist, und, um der ausdehnenden Kraft der Entladung zu widerstehen, eine [106] Dikke von 3/8 Zol hat. Dieses Glas ist oben mit einem messingnen Dekkel B versehen, der etwas über die Oefnung hervorsteht, und in der Mitte eine Schraubenmutter hat; in diese wird die messingne Lederbüchse C eingeschraubt, in welcher sich der Messingdraht D verschieben läßt. E ist ein holes Stük Messing, dieses ist an das Glas A bei dessen untern Oefnung mit einem harten Kit so befestiget, daß das Ende desselben in das Glaß hinein kömmt; an dessen anderes Ende ist ein gewöhnlicher Hahn angeschraubt. Vermittelst dieses Hahnes, wird das Glaß A vorher luftleer gemacht, um es auf die Art, ohne es nas machen zu dürfen, mit der Stikluft füllen zu können; wenn die Entladung durch den Kalk hindurch gegangen, so wird das ganze Instrument vermittelst eben dieses Hahnes, der unten eine Schraube hat, auf eine Glaßröhre geschraubt, die über Wasser steht; aus dem Aufsteigen des Wassers in der Röhre bei dem Oefnen des Hahns, läst sich sodann die Verminderung der Luft erkennen, welches sich wegen der Gestalt des Glases, an dem Instrument selbst nicht so gut thun läßt. a ist die Hülse die mit dem Metalkalk gefült wird; der Durchschnitt derselben ist neben der sechsten Figur abgebildet. Sie ist von Messing und besteht aus einer 3/8 Zol weiten Röhre b, die sich in einen Stift endigt, womit die ganze Hülse in der Hölung des Stüks E festgesezt wird; und aus einem flachen Plättchen c von 1/4 Zol im Durchmesser, das an einem Messingdrath befestigt ist, welcher so [107] gestelt wir, daß er das Ende des Drates D, das in dem Glase ist berührt. Diese Röhre wird bis zur Höhe von c mit dem Metalkalk gefült, der sehr fest zusammengepreßt, und darauf mit dem Plättchen c bedekt wird, über welches wieder Metalkalk getan wird, bis die ganze Hülse b vol gefült ist; dieses lezte geschieht darum, damit die Entladung nicht von dem Plättchen oder von dem damit vereinigten Messingdraht, in die Wände der Hülse übergehen kan, sondern genöthiget ist, von welcher Seite es auch geschieht, durch den Metalkalk hindurch zu gehen.

     Wir hatten uns im Anfange vorgenommen den Kalk zu wiegen, und dann dieses Gewicht mit dem Gewicht des nach der Entladung übriggebliebnen Kalks zu vergleichen, um durch diesen Unterschied und durch die Menge der verminderten Luft, ein Maas der erzeugten reinen Luft zu erhalten; allein wir fanden daß der Kalk bei jeder Entladung so sehr durch das ganze Glaß zerstreut wurde, daß es nicht möglich war dessen Gewicht zu erforschen. Wir fanden uns daher genöthiget unsre Untersuchung blos auf die Verminderung der reinen Luft einzuschränken.

     Wir stelten diesen Versuch erstlich mit rotem Präzipitat an; eben so, wie wir vorhin beobachtet hatten, wurde auch nun das Glaß bei der Entladung mit einem bleifarbigen blauen Rauche gefült, [108] der dasselbe im Anfange undurchsichtig machte. Wie wir das Instrument auf die Glaßröhre geschraubt und den Hahn geöfnet hatten, so sahen wir, daß das Wasser, über welchem die Röhre stand, in derselben in die Höhe stieg, daher in der That eine Verminderung der Luft in dem Instrument vorgefallen sein mußte. Wir öfneten sodan das Instrument, und fanden den roten Präzipitat durch das ganze Glaß zerstreuet, doch hatte er eine höhere Farbe; die Hülse in der der Kalk gewesen, war beinahe leer, und ganz weis geworden, als wenn man sie einige Zeit mit Qveksilber gerieben hätte; selbst war sie mit ein Paar kleinen Qveksilberkügelchen besezt, die durch ein Vergrößerungsglaß, sehr deutlich sichtbar waren. Es war daher, beinahe ausgemacht gewiß, daß eine Revifikazion und eine Erzeugung reiner Luft vorgefallen war. Um aber doch volkommen gewiß zu wißen, daß die Veränderung der Luft blos diesem leztern Umstand zuzuschreiben ist, und daher zu untersuchen, ob nicht etwa die Entladung selbst, welche den einfachen Funken, bei welchem die Stikluft unverändert bleibt, sehr ansehnlich an Stärke übertrift, die Stikluft vermindern kan, wiederhohlten wir diesen Versuch genau, unter eben den Umständen, auser daß die Hülse, die aber doch in dem Glaß A blieb, von Kalk gereinigt war; und darauf noch einmahl, nachdem wir die Hülse wieder wie vorhin mit rotem Präzipitat gefült hatten. Wir fanden hierbei, daß in jenem Fal nicht die mindeste, in diesem aber die vorige [109] Verminderung der Luft stat fand; und sahen es also hierdurch auf das stärkste bestätiget, daß die Verminderung der Stikluft eine Folge der Revifikazion, und namentlich der dabei erzeugten reinen Luft ist.

     Der so entscheidende Erfolg dieses Versuchs bewog uns denselben noch einmahl mit einem andern Metalkalk[WS 4], nehmlich mit der Mennige anzustellen; allein die Veränderung oder Amalgamazion, die die messingne Hülse schon erlitten hatte, machte daß wir die Veränderung an derselben, bei der Wiederherstellung dieses Metalkalkes nicht bemerken konten. Inzwischen wurde das Glaß wieder wie vorhin mit einem, wiewohl etwas weniger dichtem Rauch gefült, der nun eine dunklere Farbe hatte. Die Verminderung der Stikluft, und also auch die Erzeugung der reinen Luft, war wieder sehr deutlich an dem Steigen des Wassers in der Glaßröhre zu erkennen.

     Diese Versuche über die Erzeugung der reinen Luft bei der Widerherstellung der Metalkalke, die wir nicht nöthig gefunden haben mit andern Metalkalken zu wiederholen, beweisen also nicht allein, daß der elektrische Schlag, eben so wie das Feuer, die Eigenschaft hat, die reine Luft aus den Metalkalken auszutreiben; sondern sie geben auch wenn man sie mit dem, was im vorhergehenden über das Schmelzen erhizter Metaldräte und dem Verkalken anderer bemerkt worden ist, vergleicht, eine sehr [110] übereinstimmende Wirkung der elektrischen Materie und des Feuers auf die Metalle zu erkennen; eine Sache die man auch selbst bei den Metaldräten, die man bis jetzt noch nicht hat verkalken können, bestätigt gesehen hat, und die, da sie Anleitung geben kan, die elektrische Materie und das Feuer weiter mit einander zu vergleichen, und so vielleicht die Natur der erstern in etwas kennen zu lernen, unsrer Aufmerksamkeit gewiß würdig ist.

[Tab. I]

[Tab. II]


  1. Um die Vergleichung dieser Maschine mit der Teylerschen zu erleichtern, haben wir uns hier allemahl des englischen Maasses bedient, weil dieses bei der Beschreibung der leztern gebraucht worden ist.
  2. Paets van Troostwyk.
  3. Die Vorrichtung, welche man in der ersten Tafel auf dem Konduktor abgebildet sieht, gehört eigentlich nicht zu dem ersten Leiter, und wird nur bei gewissen Versuchen auf denselben gesezt; - wir werden diese Vorrichtung in der Folge näher beschreiben.
  4. Wenn man bedenkt, daß nur wenige in den Umständen sind, so geräumige Zimmer zu besizen, als die Aufstellung einer großen Maschine und starken Batterie erfordert, so wird man zugeben, daß man immer darauf denken mus, den Apparat nicht so weitläufig zu machen, damit mehrere in den Stand gesezt werden, Versuche anstellen zu können.
  5. Aus eben der Ursache sieht man in der Abbildung der Teylerschen Maschine (Taf. II.) noch eine kleinere Kugel N an dem Ende des ersten Leiters, und dieser gegenüber einen empfangenden Leiter O, mit einer viel größern Kugel.
  6. Die Länge des positifen Funkens oder Strahls bei der Teylerschen Maschine ist gewöhnlich 21 Zol, höchstens 24 Zol; - Die Dikke desselben kömt mit der Dikke des Kiels an einer gewöhnlichen Schreibfeder überein; - Die Seitenstrahlen sind 6, 7, bis 8 Zol lang. – Wir werden auch in der Folge bei jedem Umstand angeben, wie man ihn bei der Teylerschen Maschine findet, damit man unsere desto leichter mit derselben vergleichen kan.
  7. Die Länge des negatifen Funken oder Strals betrug bei der Teylerschen Maschine zehn bis elf Zol. – Doch mus man, was die negatife Wirkung dieser Maschine betrift, nicht vergessen, daß diese, wie Herr van Marum selbst sagt, nur sehr mangelhaft hat untersucht werden können.
  8. Dieser Versuch ist bei der Teylerischen Maschine mit einem sechs Fuß langen und mit Bronze bestreutem Brete angestelt worden.
  9. Die Länge der Stralen, die man bei der Teylerschen Maschine beobachtet, wenn man eine Spize gegen den Konduktor hält, beträgt einen halben Zol.
  10. Bei der Teylerschen Maschine waren die Funken ein Achtelzol lang, wenn die Spize drei Zol über den negatifen Leiter hervorragte.
  11. Der Strahl der bei der Teylerschen Maschine, aus einer drei Zol über dem Leiter hervorragenden Spize in eine dreizollige Kugel überging, war sechs Zol lang.
  12. Wenn die Spize gegen den negatifen Leiter der Teylerischen Maschine gehalten wurde, so waren die Stralen, die aus dieser Spize in den Konduktor übergingen drei Viertel bis einen Zol lang.
  13. Bei der Teylerischen Maschine betrug die Entfernung, in welcher die Funken, von einer drei Zol aus dem Konduktor hervorstehenden Spize, in eine dagegen gehaltne übergingen, zwei Zol. – Bei dem Negatifelektrisiren hat man diesen Versuch an der gedachten Maschine nicht angestelt.
  14. Bei der Teylerschen Maschine sieht man den Lichtbüschel aus einer 4 1/2 zolligen Kugel hervorkommen, die auf eine Entfernung von fünf und mehr Zollen an die Kugel des ersten Leiters ausgebracht ist. Die Länge und Breite derselben beträgt 15 bis 16 Zol.
  15. Ein ähnlicher Draht, der bei der Teylerschen Maschine von dem Konduktor bis in die Nähe des ableitenden [28] Drates geführt worden, und daher um so viel länger war, als dieser Konduktor höher ist als der bei unserer Maschine, war mit 1 1/2 bis 2 Zol langen ausschiessenden Stralen gesezt.
  16. Bei der Teylerschen Maschine war von eben diesem Draht eine Länge von 207 Fuß genommen worden, und die Stralen, mit welchen er besezt war, hatten einen Zol Länge.
  17. Das Elektrometer, dessen wir uns zu diesem Versuch bedient haben, ist so eingerichtet wie das, welches von den Herrn van Marum und von einem von uns (Adr. Paets van Troostwyk) in dem sibenten Teil der Abhandlungen der Batasschen Gesellschaft beschrieben worden ist. Es kömt volkommen mit dem überein, welches man in der Beschreibung der Teylerischen Maschine Taf. V. fig. 4. abgebildet findet, nur fehlt die Schraube m, mit welcher die hölzerne Säule horizontal bewegt wird.
  18. Um wegen der gleichen Verteilung der elektrischen Materie zwischen beiden Flaschen desto sicherer zu sein haben wir am Ende des Versuchs, wie wir die mitgeteilte Kraft in der zweiten Flasche eben so groß gefunden hatten, als die Kraft die sie durch einen einzelnen Funken erhalten hatte, auch die erste Flasche, aus welcher die Ladung an die zweite übergebracht worden war, an dem Elektrometer untersucht.
  19. Man wird sich vielleicht wundern, wenn man oben gelesen hat, daß die Erschütterung welche der Strahl verursacht, so stark ist als die, welche man bei der Entladung einer Leidner Flasche von einem Quadrat-Fuß Belegung erhält und nun sieht, daß der Strahl, auf die Art untersucht, nur den vierten Teil von der Ladung dieser Flasche ausmacht. Dieser Unterschied ist allein der größern Intensität, mit welcher der Konduktor die elektrische Materie übergibt, zuzuschreiben. Da die Intensität, oder die mehrere Neigung, welche die elektrische Materie hat sich ins Gleichgewicht zu sezen, von dem relatifen Grade abhängt, bis auf welchen ein Körper geladen ist, und da es aus den Versuchen des Herrn Volta sehr deutlich erhellet, daß eine Oberfläche von 16 Quadratzol Belegung, eben so viel elektrische Materie [34] enthalten kann als ein Konduktor von 100 Fuß Länge, so folgt auch offenbar, daß eine gewisse Menge elektrischer Materie, die bei einer Leidner Flasche nur ein kleiner Teil von ihrer Ladung ist, bei dem Konduktor eine sehr starke Ladung ausmachen kan, und daß sie daher bei dem lezten eine Intensität, das ist einen Trieb sich ins Gleichgewicht zu sezen haben mus, welche die, die sie in der Leidner Flasche hat, weit übertrift.
  20. Im angeführten Werk; der Deutsch. Uebers.
  21. Da die brenbare Luft nur dan entzündet werden kan, wenn sie mit gewöhnlicher Luft vermischt ist, [38] und die gewöhnliche Luft, welche das Oehl wie andere Flüßigkeiten, in seinen Zwischenräumen enthält, zu wenig ist, und einige Zeit erfordert, um entwikkelt zu werden, so gelingt die Entzündung viel schneller, wenn man in dem mit Oehl gefülten Gläßchen etwas gewöhnliche Luft bleiben läst.
  22. Die Länge welche hier angegeben wird ist so zu verstehen, daß das Blatgold, ganz und gar, ohne den geringsten Teil Metal zurükzulassen, geschmolzen wurde; - wenn wir uns nicht an diese Bestimmung halten wolten, so würden wir eine weit größere Länge, bis auf zwanzig Zol, als womit wir den Versuch auch angestelt haben, angeben können.
  23. Die Versuche welche bei der Beschreibung der Teylerischen Maschine unter Nr. XI. angeführt sind, haben wir nicht widerholt, da unser Zimmer nicht hierzu anging, und weil wir ohnedem weit entfernt sind, von unserer Maschine, die doch schwächer ist als die Teylersche, zu vermuten, daß so viel elektrische Materie erregt würde, die in dem Leiter nicht solte isolirt werden können.
  24. Aus den Versuchen früherer Naturforscher, besonders des Paters Gordon in Schotland, scheint zwar [42] zu erhellen, daß man das Töden kleiner Vögel, schon vor langer Zeit, durch den Konduktor, ohne belegtes Glaß dazu zu gebrauchen, bewerkstelliget hat. Doch wenn man die größere Volkommenheit unserer jezigen Elektrisiermaschinen bedenkt, bei welchen es immer noch unmöglich ist diese Wirkung durch einen einzelnen Strahl zu erhalten; so scheint es beinahe ausgemacht, daß man dieses nicht durch einen einfachen Funken sondern durch einen anhaltenden Uebergang des Funkens oder Strahls erlangt hat, welches in dieser Sache einen großen Unterschied macht.
  25. Man erinnere sich, daß diese Versuche, in dem Entzünden des Schiespulvers und leicht brenbarer Materien, in dem Schmelzen des Metal, dem Durchbohren fester Körper und dem Töden von Tieren, bestanden haben; lauter Wirkungen, die, wie wir gezeigt haben, durch den Strahl unsrer Maschine zu erhalten sind.
  26. Die Anzahl von Entladungen, die man bei der Teylerischen Maschine, an einer Flasche von gleicher Größe und Belegung, und unter ähnlichen Umständen, wahrgenommen hat, ist 76 bis 80 Mahl in Einer Minute; die Scheiben wurden in dieser Zeit 40 Mahl umgedreht.
  27. Daß man die größere Länge Draht die hier geschmolzen wird, in der Taht der höhern Ladung der Flasche zuschreiben mus, erhellet, wenn man den Unterschied in der Länge des geschmolzenen Drates in dem vorhergehenden Versuch, als die Flasche bis auf eine bestimte und gleiche Höhe an beiden Maschinen geladen war, mit dem gegenwärtigen vergleicht. Denn da der erstere 5/8 Zol, und der zweite 3 1/5 Zol beträgt, und da der Unterschied von 5/8 Zol von der größeren Menge elektrischer Materie verursacht wird, die von dem Konduktor und den Scheiben, zugleich mit der Flasche, bei der großen Maschine entladen wird, also von einem Umstand, der, die Flasche mag bis auf einen hohen oder bis auf einen nidrigen Grad geladen werden, immer von einerlei Größe sein mus; – so folgt daraus, daß dieser größere Unterschied als 5/8 Zol bei der äussersten Ladung der Flasche, nur der höhern Ladung, welche die Flasche an der großen Maschine erhalten hat, zugeschrieben werden kan.
  28. Wir sagen in einem gewissen Grade, weil, wenn diese Ladung eben so groß wäre, als die auf der Belegung, die schnellere Entladung der Flasche, nicht verhindert, sondern vielmehr befördert werden würde.
  29. Die Entfernung, in welcher sich bei der Teylerischen Maschine die Erregung der entgegengesezten Kraft durch dieselbe Empfindung bemerken läst, beträgt 5, 6. und manchmahl selbst 8 Fuß seitwärts von dem Konduktor.
  30. Bei der Teylerischen Maschine empfindet man die Zuströmung der elektrischen Materie in einer Entfernung von 7 bis 8 Fuß auf der Seite des Konduktors.
  31. Da unser Zimmer nicht groß genug war, so haben wir das Erregen der entgegengesezten Kraft mit hölzernen Flächen oder Scheiben, die mit Metal bekleidet sind, nicht untersuchen können. Eben dieser Umstand ist auch Ursache, daß wir die Versuche, die in der Beschreibung der Teylerischen Maschine unter Nro 16, 17 und 18 angeführt sind, nicht widerholt haben.
  32. Dadurch, daß bei diesem Elektrometer die Wage auf den besondern Teil e h f gesezt wird, erhält man [58] nicht allein den Vorteil, daß man es, wie man in der Folge sehen wird, auch bei Batterien brauchen kan; sondern diese Vorrichtung ist auch schlechterdings nötig, wenn man eine algemeine Bestimmung der Kraft des Konduktors wil angeben können, eine Bestimmung nämlich, die man mit andern Maschinen vergleichen kan. Denn da die Dimensionen des Konduktors beinahe bei jeder Maschine anders sind, und es bei der Wage einen großen Unterschied macht, ob die anziehende oder abstoßende Kraft von einer größeren oder kleineren Kugel geäussert wird; so erhellet, daß man diese Kräfte nie gehörig vergleichen kan, wenn man sie nicht mit einem solchen Werkzeug mist, das, ohne darauf sehen zu dürfen, bei welcher Maschine es gebraucht wird, allemahl anzeigt, wie viel die wegstoßende oder anziehende Kraft einer Kugel von bestimter Größe auf eine andre von eben der Größe beträgt.
  33. Ueberhaupt haben wir gefunden, daß von dem Abstande von 1/4 Zol an bis auf eine gewisse Entfernung von dem Konduktor, die anziehende Kraft bei dem negatifen Konduktor größer ist als bei dem positifen. Diesen Umstand, den man gewis nicht der größern Stärke der negatifen Elektrizität zuschreiben kan (weil diese bei eben der Maschine, wenn sie nicht geringer ist, doch höchstens der positifen Kraft gleich sein kan) scheint man durch die Ausbreitung der elektrischen Materie erklären zu müssen, die bei dem positifen Konduktor zusammengedrängt ist, bei dem negatifen aber sich in einem Zustande der Verdünnung befindet, und daher nur bei jenem sich ausbreiten kan; denn hieraus folgt, daß die entgegengesezte Kraft, die der angezogene Körper erhält, und welche die Ursache der Anziehung ist, nie so groß und so volkommen als bei dem negatifen Konduktor sein kan. Daß dieses in der Taht die Ursache der schwächern Anziehungskraft bei dem positifen Konduktor ist, scheint dadurch nicht wenig bestätiget zu werden, daß, wenn man die Kugel d in der Entfernung von diesem Konduktor stelt, daß sie sich nicht in der Materie die um den Konduktor verbreitet ist befinden kan, zum Beispiel auf eine Entfernung die größer ist als 2 1/2 Zol, daß alsdan die anziehende Kraft an dem positifen Konduktor immer grösser ist als die an dem negatifen Konduktor in eben dem Abstand.
  34. Da die Batterie, wenn sie gleich hoch positif oder negatif geladen ist, einerlei Wirkung haben mus, und da die positife Ladung an dieser Maschine allemahl in kürzerer Zeit geschieht, so haben wir, nachdem wir uns überzeugt hatten, daß die Batterie bis zu ihrer volkomnen Kraft auch negatif geladen werden kan, es für überflüßig gehalten mehrere Versuche mit der negatifen Ladung anzustellen. Wenn daher in der Folge von einer Ladung der Batterie gesprochen wird, so ist allemahl die positife zu verstehen.
  35. Ausser diesem Elektrometer wolten wir uns auch noch des oben beschriebenen Brookschen Elektrometers bedienen, bei welchem das Aufheben des langen Arms genau den Zeitpunkt angeben kan, wenn die Ladung der Batterie auf eine bestimte Höhe gestiegen ist; allein da hierzu vorher eine sehr langweilige und beschwerliche Untersuchung nötig gewesen wäre um genau zu wissen, wie schwer der lange Arm für verschiedne Ladungen der Batterie sein mus, so haben wir es aus diesem Grunde unterlassen.
  36. Die Entladung einer eben so großen Batterie, in welcher aber (wie wir gewis wissen) der Hals der Flaschen zu der Zeit noch nicht mit Lak überzogen war, und welche vorher im Sonnenschein gestanden hatte, eräugnete sich bei der Teylerischen Maschine nach ungefähr 100 Umdrehungen der Scheiben.
  37. Ob es gleich schon von dem Hern van Marum angeführt worden ist, so haben wir es doch nicht für undienlich gehalten zu erinnern, daß die größte Länge Eisendraht, die man, ausser bei der Teylerschen Maschine, bisher geschmolzen hat, 3 Fuß und 9 Zol von dem Draht Nro II. gewesen ist, von welchem wir, wie oben gesagt worden ist, funfzehn Fuß geschmolzen haben; wie auch daß der dikste bisher geschmolzene Draht 1/94 Zol im Durchmesser gehabt hat, da wir Draht von 1/40 Zol im Durchmesser haben schmelzen können.
  38. Diese Beobachtung ist dem Herrn Cuthbertson von Herrn Eschenbach zu Leipzig mitgeteilt worden.
  39. Da es sicher zu sein scheint, daß der Rauch und die Flokken nur dem Grade nach von einander unterschieden sind; so haben wie geglaubt unsre Untersuchung bloß auf den Rauch, und daher auf die größte Wirkung der Maschine, einschränken zu müssen.
  40. Wir bemerken diesen Umstand deswegen, weil wir dieses Verschwinden des Pulvers unter dem Zusammenstreichen, auch bei andern Metallen, und besonders bei dem Silber und bei dem Golde, wahrgenommen haben.
  41. Um nicht zwischen den Stahlianern und den französischen Chemikern zu entscheiden, wie auch um keine Benennung zu brauchen, die nicht selbst nach den erstern karakteristisch ist, werden wir die deflogistisierte und flogistische Luft, mit den von beiden gebrauchten Namen der reinen Luft und der Mosette oder Stikluft benennen.
  42. Die braunere Farbe, welche das Pulver allemahl unter dem Zusammenstreichen annimt, kömt wahrscheinlich von einigen unveränderten oder weniger veränderten Eisenteilen her, die schwerer als der Rauch sind, und daher zuerst niederfallen, und die unterste Lage des Pulvers ausmachen: – man wird wenigstens weiter unten sehen, daß der Metaldraht nicht [80] in seiner ganzen Länge einerlei Wirkung erfährt, sondern daß diese stärker wird, so wie die Entladung längst dem Drate fortgeht.
  43. Ob wir gleich schon im Voraus überzeugt waren, daß wir an dem Kalkwasser keine Veränderung würden bemerken können, so wolten wir diesen Umstand doch nicht ununtersucht lassen, da berühmte Scheidekünstler, welche das Verkalken für eine Vertreibung des Flogistons halten, annehmen, daß sich die reine Luft durch Verbindung mit dem Flogiston, in feste Luft verwandelt.
  44. Da wir bei dem Verkalken des Eisens keine Veränderung in dem Kalkwasser bemerkt haben, so haben wir es für überflüssig gehalten, diesen Umstand bei dem Verkalken andrer Metalle zu untersuchen.
  45. Es kömt in der Taht bei dem ersten Anschein sonderbar vor, daß der Metaldraht am Ende auf einen höhern Grad verkalkt werden sol, als am Anfang, besonders da die Geschwindigkeit des elektrischen Schlages zu groß ist, um eine solche fortgehende Wirkung bei demselben wie bei dem Feuer vermuten zu können.
  46. Vielleicht ist diese Erscheinung dem Widerstande, und daher der Verdichtung der die elektrische Materie bei dünnen Metaldräten von einer gewissen Länge allemahl ausgesezt ist, zuzuschreiben; denn, wenn man annimt, daß dieser nicht allein bei dem Entlader welcher die elektrische Materie bis in den Anfang des Drates bringt, sondern auch bei allen auf einander folgenden Teilen des Metaldrates selbst, stat findet, so ist es offenbar, daß die elektrische Materie bei den voranliegenden Teilen verdichtet werden mus, bis sie, durch ihre Zusammenpressung den Widerstand in den folgenden Teilen überwinden kan; und daß daher die leztern Teile, durch welche die elektrische Materie in einer größern Dichtheit hindurch geht, nothwendig eine größere Wirkung von derselben leiden müssen. Es versteht sich von selbst, daß der Zeitraum in dem dieses vorgeht in Rüksicht der Entladung selbst in keine Betrachtung kommen kan.
  47. Wir sagen in diesem Versuch, denn man wird sogleich sehen, daß der Rauch oder Dunst auch Stat finden kan, ohne daß dabei einige Einsaugung oder Verminderung der Luft vorfält; und daß derselbe daher, wenn man voraussezt daß keine Verkalkung ohne Einsaugung der Luft geschehen kan, auch durch eine bloße Zerteilung des Metals verursacht werden kan.
  48. Wenn man diese Versuche mit eben derselben Menge reiner Luft, und mit verschiednen Metaldräten von eben derselben Länge und Breite, (und zwar von einer solchen, daß man sicher wäre, daß die Entladung immer eben die Wirkung, nämlich die Verwandlung des Drates in Dunst oder Rauch, nach sich zöge) anstelte, so würde man hierin vielleicht ein Mittel finden, durch die verschiedne Verminderung der Luft, die unter diesen Umständen gewis Stat finden würde, die Menge der reinen Luft zu bestimmen, die verschiedne Metalle, nämlich solche welche ohne Säuren verkalkt werden können, zu ihrer Verkalkung nötig haben.
  49. Herr van Marum hat in diesem Versuch, den er jedoch auf eine andre Art angestelt hat, den Eisendraht nur zu feinen Kügelchen geschmolzen; wahrscheinlich weil er etwas zu lang genommen war, als daß er in Rauch hätte übergehen können; wir vermuten dieses um so sicherer, weil er Blei unter diesen Umständen in ein feines Pulver hat übergehen sehen, welches mit unsrer Erfahrung sehr übereinstimmt.
  50. Man mus sich erinnern, daß Metalkalke, die nicht durch die bloße Hize, sondern durch einen Zusaz von Kolen oder einer andern Materie revifiziert werden, entweder feste Luft oder gar keine Luft bei ihrer Widerherstellung von sich geben.
  51. Die Stikluft die wir in diesem Versuch brauchten hatten wir auf die Art gemacht, wie wir oben beschrieben haben; auch hatte man eben die Vorsorge gebraucht, um sicher zu sein, daß sie mit keiner andern Luft vermischt war.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: größeer
  2. Vorlage: Entfernurg
  3. Vorlage: immmer
  4. Vorlage: Metalkak