« Kapitel B 3 Beschreibung des Oberamts Welzheim Kapitel B 5 »
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4. Gemeinde Kaisersbach,
bestehend aus 38 Parcellen, mit 2288 Einwohnern.
Der Bezirk dieser Gemeinde liegt auf der Höhe des welzheimer Waldes, südlich an den Bezirk Welzheim, westlich an das Oberamt Backnang, nördlich an den Bezirk Kirchenkirnberg und östlich an das Oberamt Gaildorf grenzend. Er ist überall, nur nicht südlich, von Waldung umgeben, liegt ebenso hoch und hat dasselbe Klima wie Welzheim. Hier ist die Zahl der ehelichen und unehelichen Geburten am Größten (oben S. 34. 35) Am Höchsten liegen Ebni und einige anstoßende Parcellen auf dem westlichen Bergrücken der Ebni (oben S. 5), der von der bei Fratzenklingenhof entspringenden Wieslauf von Norden nach Süden durchschnitten ist. In derselben Richtung ist der Bezirk von der bei Kaisersbach entspringenden Lein und in nördlicher Richtung von der blinden Roth, die ebenfalls hier entsteht, durchflossen. Derselbe ist 2 Stunden breit und fast ebenso lang. Über | Wassermangel kann daher und der Quellen in den Schluchten wegen, nicht geklagt werden; die Nähe des Ursprungs der Gewässer aber macht, daß bei anhaltender Trockenheit die Mühlen stehen bleiben und jene am Kocher und an der Rems aufgesucht werden müssen. Es sind 252 Haupt- und 96 Nebengebäude vorhanden. Der Boden ist nicht sehr ergiebig. Auf der Ebni können größtentheils nur Roggen und Kartoffeln gebaut werden; die Wiesen sind hier sumpfig und überwässert. Kaum 1/3 der Einwohner des Bezirks kann wohlhabend genannt werden. Ein Schff. Haber gibt 3–5, ein Schff. gemischte Frucht 3–4 Schff. Ertrag. Flachs und Holz sind Hauptprodukte. Der Flachs geräth auf dem Strohhof besonders ausgezeichnet. Ein Morgen Garten wird zu 100 bis 200 fl., Acker zu 40 bis 125 fl., Wiesen zu 50 bis 100 fl., Wald zu 100 bis 150 fl. verkauft. Die Äcker sind in Mönchhof und Kaisersbach am Theuersten, in Voggenmühle am Wohlfeilsten. Der Fruchtbau wird nicht zelglich, sondern in Wechselfeld betrieben. Die Getreidearten sind: Roggen, Dinkel, Gerste, Haber; aber zum Bedarf der Einwohner reicht die Ernte nicht aus. Wieswachs gibt es zwar; das Wechselfeld muß jedoch größtentheils auch als Grasboden dienen. Übrigens baut man Klee und beginnt man das Vieh im Stall zu halten. Schafzucht wird nicht betrieben. Obst wächst wenig, und zwar geringer Qualität. Kartoffeln sind die Hauptnahrung. An Gewerben sind nur zu nennen 3 Mahl-, 1 Öl- und 7 Säg-Mühlen. Der Flachshandel ist besonders lebhaft, der übrige Verkehr unbedeutend. Durch den Bezirk führt die bei Welzheim erwähnte Straße, welche bis jetzt noch in schlechtem Zustand sich befindet, durch die südöstlich Ecke desselben die nach Gaildorf führende Straße, und in westlicher Richtung zieht jene über Ebni nach Winnenden.

Der Bezirk gehört zum Forstamt Lorch. In Gebenweiler und Gebenweilergehren ist die Standesherrschaft Limpurg-Sontheim-Gaildorf Grundherr. An den grundherrlichen Rechten des Staats hat die Gemeinde seit 1817 für 326 fl. 40 kr. abgelöst. | Über die Zehentverhältnisse s. hienach. Die Parcellen 3, 23 und 27 sind nach Kirchenkirnberg, 15 und 30 nach Rudersberg, die übrigen nach Welzheim eingepfarrt. Schulen sind in Kaisersbach, Birkhof und Ebni; Industrieschulen in Kaisersbach und Ebni.

Wie bei Welzheim gezeigt worden, gehörten früher mehrere dort aufgeführte Parcellen zur diesseitigen Gemeinde. Die meisten Orte des Gemeindebezirkes waren adelbergisch und Bestandtheile des Amtes oder Viertels Kaisersbach. Ausnahmen s. hienach. Mehrere wurden erst im Laufe der letzten 100–150 Jahre auf Waldboden angelegt und gehörten meist bis 1806 in das Oberamt Schorndorf. Gebenweiler kam 1806 unter die Hohheit Württembergs und 1818 zu der Gemeinde.

1) Kaisersbach, Dorf mit 405 evang. Einwohnern, fast auf dem höchsten Punkte der Hochebene, an der von Welzheim herkommenden Straße, nördlich, 2 Stunden von da gelegen, links des Ursprunges der Lein. Der kleine Zehenten war bis 1811 dem Stabsschultheißen als Besoldungstheil angewiesen. Kaisersbach ist Sitz eines Revierförsters. Neben jedem Hause ist ein Gärtchen. Von den Gebäuden erwähnen wir die neue vom Staat kürzlich erbaute Wohnung des Revierförsters und das neue Schulgebäude, womit auch das Rathhaus verbunden ist. Hier hängt eine früher in Gebenweiler befindlich gewesene kleine Glocke, welche wegen ihrer alten Umschrift die Aufmerksamkelt der Geschichtsforscher auf sich gezogen hat. Sie ist kaum 2 Schuh hoch und hat eine sehr alte, unförmliche, von Außen angegossene Umschrift, aber keine Jahreszahl. Prescher (in Gräters Zeitschrift Iduna und Hermode, 1814, S. 190 und 1816 S. 71) glaubt, jene laute: »Populo communi christiano modo personat in vico Gibowiler« oder »Gibonis villa,« da sie für Gebenweiler bestimmt gewesen. Sowohl die Capelle, wozu sie gehört, als die Glocke selbst, sey in das neunte Jahrhundert zu setzen; und es möge seyn, daß damals die Bewohner des Waldes durch Priester des alten Klösterleins in Gmünd (oder der nachmaligen Stiftskirche in Lorch?) in der christlichen Lehre unterrichtet worden seyen. (S. auch unten Gebenweiler).

In Folge der Güterzerstückelung ist der Wohlstand etwas gesunken Ein Drittel der Bürger ist wohlhabend, die übrigen sind Söldner und Taglöhner mit geringem Grundbesitz. Die Allmanden sind schon seit 50 Jahren vertheilt. Die Farrenhaltung wechselt | unter den Bauern. Es wird auf Lein- oder Simmenthaler Raçe gehalten. Im Orte selbst ist die Stallfütterung seit 1844 eingeführt. Eine Baumschule besteht seit Frühling desselben Jahres. Die Gewerbe sind von ganz untergeordneter Bedeutung. Die Potaschensiederei wird von zwei Bauern betrieben. Der Holzhandel geht über Welzheim in die Oberämter Schorndorf, Waiblingen und Canstatt. – An der Schule stehen ein Schulmeister und ein Gehilfe. Der Industrieschule wurde oben gedacht.

Kaisersbach war bis 1806 der Sitz eines Gerichtes und Amtes des Klosters Adelberg, des sog. kaisersbacher Viertels, und scheint zu seinen Stiftungsgütern gehört zu haben. Die Sage will wissen, daß hier ein von Kaiser Barbarossa gegründetes Bad gewesen, das dem Orte den Namen gegeben. Diese Heilquelle, die er selbst gebraucht habe, wird unter der Staffel des Gasthauses zum Ochsen, das noch die Badstube heißt, gezeigt. So viel ist gewiß, daß hier eine Badstube stand (deren noch 1700 gedacht wird), daß die gedachte Quelle als schwefelhaltig bezeichnet wird, und daß noch heute ein Gewand auf der Markung „in Bädersgärten“ heißt. Bemerkenswerth ist auch, daß auf der Markung ein Gewand „im Bürkacker“ oder „im Burgäckerlin“ liegt, woraus auf eine frühere Burg, die aber nicht näher nachgewiesen werden kann, geschlossen werden könnte. Die älteste Form des Ortsnamens ist aber nicht, wie behauptet wird, „Kaisersbad“, sondern „Kaiserspuch“, woraus erst später die heutige entstand. – Für die Vermuthung übrigens, daß der Ort mit der ganzen Umgebung einst hohenstaufensch gewesen, spricht nicht nur der Besitz Adelbergs selbst, das von einem staufenschen Dienstmann gestiftet worden, sondern auch die Thatsache, daß – wie bereits gezeigt und auch hienach sich finden wird – viele benachbarte Punkte unzweifelhaft zum Stammgut der Staufen gehört hatten. Verdient eine handschriftliche Chronik des Klosters Murrhardt Glauben, so schenkte diesem schon sein Stifter Kaiser Ludwig 816 Güter hier. Weil der Sitz eines eigenen Amtes, muß jedoch Kaisersbach schon frühe in Adelbergs Hände gekommen seyn. Eine Erwerbung fällt noch in’s Jahr 1382, wo Truchseß von Höfingen demselben seine Güter zu „Kaiserspuch,“ die ihm zu 1/3 anerstorben waren von Albrecht Schnarrenberger und welche dieser von Conrad von Rinderbach, Bürger zu Gmünd, erworben hatte, um 35 fl. im Gold verkaufte. Adelberg besaß hier 10 ganze und 2 halbe Lehen, 2 Sölden, worunter die Badstube, Zinse aus einzelnen Gütern und den Zehenten, sowie alle Hohheit und Vogtei. Den Zehenten aus drei Gütern kaufte es 1375 von Syfried Häberling dem Älteren, Bürger zu Gmünd. Der Heilige zu Welzheim besaß hier 3 Lehen. Auch der | Heilige zu Kirchenkirnberg kaufte von der Stadt Gmünd 1379 ein Gut; und 1425 übergibt ein hiesiger Einwohner sein „frei aigen Gütlin zu Keysersbuch“ dem Schenken Conrad von Limpurg; also daß dieser des Gütlens rechter Herr und Versprecher seyn soll. Die daher rührenden Rechte Limpurgs wurden erst unlängst vom Staat erworben.

In dem Dorfe stand einst eine Capelle, oder ein römisches Wachhäuschen, da in dem Lagerbuche von 1538 vom „Capellengarten,“ oben und unten an die Gemeine Gasse stoßend, die Rede ist. – Auf der Markung gegen Mönchhof hin lag noch 1682 ein ziemlich großer See, welchen die Roth bildete.

2) Birkhof, früher auch Bürkhof, Weiler mit 66 evang. Einwohnern. Liegt südöstlich zur rechten Seite der von Welzheim nach Gaildorf führenden Staatsstraße, 11/2 Stunden von Kaisersbach und hat eine eigene Schule. Die Zehenten und alle Grundgefälle gehören, wegen des Klosters Lorch, dem Staat. Auf diesem mittelgroßen Hofgute sitzt nur 1 Bauer; die übrigen Einwohner sind Taglöhner. Dasselbe ist eine alte Besitzung Lorchs, das in das Amt Pfahlbronn gehörte, und wird in ältern Lagerbüchern auch Ainstrut genannt. Gernold von Welzheim, Schultheiß zu Lorch, verkaufte 1376 dem Kloster, Namens der „Heiligen der Capelle zu Schatburg „meinen Hof, der geheißen ist Ainstrut“ um 6 Pfund Heller für recht frei eigen. – Ein 11/2 Morgen großer Weiher lag noch 1683 hier.

3) Brandhöfle, Weiler mit 41 evang. Einwohnern. Auf dem Walde östlich 3/4 Stunden von Kaisersbach gelegen. Diese ärmliche, nur 14 Morgen große, auf der Markung von Mönchhof entstandene Ansiedelung ist neueren Ursprunges und hat mit diesem stets gleiche Schicksale gehabt.

4) Cronhütte, auch Aichberg genannt, Weiler mit 291 evang. Einwohnern. Liegt auf dem Walde, südöstlich 11/2 Stunden von Kaisersbach. Von dem Kloster Lorch her stehen alle Grundgefälle dem Staate zu. – Der Ort gehörte dem genannten Kloster in das Amt Pfahlbronn. Ein Streit zwischen demselben und Gernold von Welzheim über die Cronmühle wurde 1305 beigelegt. Im J. 1535 gestattete das Kloster, daß ein Hüttenmeister die kurz zuvor auf dem Walde Aichberg angelegte Glashütte, die nun – wegen des dazu gehörigen „Cronwaldes“ – Cronhütte genannt wurde, als Erblehen betreibe. Schon 1542 waren hier gegen 150 Menschen mit der Glasfabrikation beschäftigt, und es standen in diesem Weiler mehr als 25 Wohngebäude, darunter sogar ein „Steinhaus.“ Wann die Glasfabrikation aufgehört, ist unbekannt.

Bei dem Orte waren noch 1683 drei Weiher; darunter der 3 Morgen große Cronsee.

| 5) Ebersberg, Weiler, dazu Ebersbergermühle, mit 104 ev. Einw. Auf dem Walde Ebersberg genannt, links über der blinden Roth, 1 Stunde südöstlich von Kaisersbach. Wegen Adelbergs bezieht der Staat alle Grundgefälle. Adelberg kaufte 1382 von Heinrich Töbler, Ströler genannt, Bürger zu Gmünd, um 75 fl. seine 3 Huben „die gelegen sind in dem Wiler zu Ebersperglen,“ u. 1385 eignet Ulrich von Schechingen, Edelknecht, um seiner Seele Heils willen, diese Güter dem Kloster, welche Ströler von ihm zu Lehen getragen hatte.

Die vorgedachte Mühle (eine Sägmühle) liegt im Thälchen an der blinden Roth, und wurde 1604 errichtet. – Aus alten lagerbüchlichen Gewandbezeichnungen, z. B. „im Heidenäckerlin“ und „im Heidenbühl“ scheint zu folgen, daß die Römer auch diesen Ort kannten.

6) Ebni, W. mit 193 ev. Einw., liegt auf der oben erwähnten, „Ebni“ genannten, Hügelreihe, unter welcher das Wieslaufthal beginnt, 3/4 St. von Kaisersbach. Ebni, welches theils nach Rudersberg und theils nach Welzheim pfarrte, wurde 1823 ganz nach Welzheim eingepfarrt. Der große Zehente und die übrigen Grund-Abgaben stehen, jene von Adelberg, diese von der Kellerei Backnang her, dem Staate zu. Der Weiler besteht aus zerstreut umher liegenden Häuschen und hat eine nur kleine Markung. Die Bewohner der ganzen „Ebni“ sind durchaus sog. Kleinbauern und Taglöhner zur Winterszeit Holzschlittenschlepper. Sie leben meist in dürftigen Umständen und besitzen nur weniges Melkvieh. Die Schule ist in einem neu erbauten Hause untergebracht. Die Industrieschule wurde oben genannt. – Der Weiler bestand ursprünglich aus zwei Höfen, die zur Herrschaft Ebersberg, O.A. Backnang gehörten und die mit dieser Württemberg erworben hatte. Albertus dictus de Ebersperch gibt 1284 in oppido Wallenzi dem Kl. Adelberg »decimas in Monenwiler et in Ebenin, ad ecclesiam Steiniberch pertinentes« zurück und verspricht »quod in dictis decimis seu in aliis possessionibus ad monasterium de Madelberch pertinentibus, nullam de cetero inferam injuriam, molestiam, seu alicujus dampni lesionem« etc. Die weiteren Güter entstanden durch spätere Ausrodung und gehörten zum Amte Rudersberg. – Der Ebni-See, welcher zu dem oben S. 68 erwähnten Holzfloß eingerichtet ist, liegt hier.

7) Eulenhof, W. mit 42 ev. Einw. liegt in westlicher Richtung, nächst an Kaisersbach, im Walde. Die Zehenten und anderen Gefälle bezieht, von der Forstverwaltung her, der Staat. Auch dieses Hofgut ist von geringem Umfange und wurde 1697 in dem rentkammerlichen Walde „Eulengreut“ angelegt. – Ganz nahe am Weiler, gegen Kaisersbach hin, entspringt die Lein.

| 8) Fratzenklingenhof, früher Franzenklingenhof, Hof mit 10 Einw., liegt auf dem Gebirge, nahe bei Ebni, nördlich von demselben. Den großen und kleinen Zehenten, sowie die übrigen Grundgefälle, stehen wegen der Forstverwaltung dem Staate zu. Dieses rauhe, nur 13 M. große, Waldgütchen ist eine neuere Ansiedelung und gehörte ins Amt Rudersberg.

Hier entspringt die Wieslauf.

9) Fratzenwiesenhof, früher Franzenwiesenhof, Hof mit 7 ev. Einw. Zunächst an der vorgenannten Parcelle gelegen, ein ebenso geringes, in neueren Zeiten angelegtes, 21 M. großes Forstgütchen, das mit demselben alle Verhältnisse mit dem einzigen Unterschiede theilt, daß den kleinen Zehenten die Pfarrei Steinenberg bezieht.

10) Gallenhöfle, Hof mit 8 evang. Einwohnern. Auf dem Gebirgsrücken, ganz nahe bei dem Fratzenklingenhof gelegen; ein noch schlechteres neueres, 10 Morgen großes Forstgütchen als dieser, und theilt mit demselben alle seine Verhältnisse.

11) Gebenweiler, Weiler mit 86 evang. Einwohnern. Liegt an der nach Welzheim führenden Straße, südlich 3/4 Stunden von Kaisersbach. Der große und kleine Zehente und die meisten übrigen Gefälle stehen dem Staat, der kleinere Theil der letzteren den Grafen v. Pückler zu.

Im Weiler stand einst eine wahrscheinlich sehr alte, der heil. Maria geweihte Capelle. Von „vnser lieben Frawen Kirchen“ ist 1425 die Rede. An ihre Stelle scheint später die Capelle getreten zu seyn, von der es 1466, wo das Kloster Lorch und Limpurg als Patronen eine neu gegründete Caplanei dotirten, heißt, sie sey »de largitionibus et elemosinis constructa.« Der Caplan saß noch 1517 in Welzheim. Auf der Capelle hing die alte Glocke, deren bei Kaisersbach S. 162 Erwähnung geschah. S. auch dort.

Gebenweiler ist ein alter Ort. Im J. 1078 schenkt Adalbert von Bielriet, dessen Geschlecht wir in der Beschreibung des Oberamtes Hall kennen lernen werden, dem Kloster Comburg den Ort, d. h. wohl nur die Obrigkeit über „Gebeneswilare.“ (Uffenheimische Nebenstunden I. S. 1148). Als Vögte des genannten Klosters scheinen die Schenken in den Besitz desselben getreten zu seyn, da sie von alten Zeiten her die Obrigkeit über den Ort behaupteten. Das Kloster Lorch aber war sowohl für sich als wegen der Capelle zu Schadburg alleiniger Grundherr und besaß schon 1489, neben den Zehenten, 7 zu Gnaden verliehene Höfe. Bis 1772 gehörte der Ort in das Amt Gschwend und wurde nun von Solms-Assenheim an Limpurg-Sontheim-Gaildorf abgetreten. Ein Theil der dahin gehörig gewesenen Frohnen ist abgelöst, ein anderer auf jährliche 58 fl. 24 kr. fixirt worden. – Im Jahr | 1452 wurde ein Streit zwischen den Pfarreien Lorch und Welzheim dahin entschieden, daß Gebenweiler auch künftig in die Pfarrei Lorch gehören, der Pfarrer von Welzheim aber die pfarrlichen Rechte versehen und der Pfarrei Lorch jährlich 10 Sch. Heller und 6 Sommerhühner, welche der Ort indessen gereicht, entrichten, dagegen die fallenden Opfer behalten soll. Erst bei der Reformation hörte der kirchliche Verband mit Lorch auf.

12) Gebenweiler Gehren, Weiler mit 86 Einwohnern, worunter 3 Kath. Dieser neuere Ort, früher unter dem Namen Gairenhöfle bekannt, liegt in östlicher Richtung gegen das Roththälchen hin, aber auf der Markung von Gebenweiler, und theilte stets alle seine Verhältnisse mit demselben.

13) Gmeinweiler, Weiler mit 57 evang. Einwohnern. Liegt zur Linken der nach Welzheim führenden Straße, am Abhänge des Gebirges, südlich 1 Stunde von Kaisersbach. In ältern Zeiten war der kleine Zehenten dem Schultheißen in Kaisersbach und 1/4 des großen Zehenten dem Oberamtmann von Welzheim eingeräumt. Dieses 1/4 gehörte zur Burg Welzheim, die andern 3/4 dem Kloster Adelberg. Ein Theil des kleinen Zehenten gehörte zur Caplanei Gebenweiler. Die Zahl der Lehen, welche seit den frühesten Zeiten nebst der Obrigkeit, Adelberg besaß, war 1567 neun.

14) Grasgehren, Weiler mit 49 evang. Einwohnern. Auf dem Gebirgsrücken der Ebni, westlich über dem Wieslaufthal, 1 Stunde von Kaisersbach gelegen; wurde 1823 von Rudersberg nach Welzheim eingepfarrt. Der große Zehente und andere Gefälle von diesem geringen Forstgütchen stehen, wegen der Forstverwaltung, dem Staate zu; in den kleinen Zehenten theilen sich dieser und die Pfarrei Steinenberg. Im Jahr 1694 war nur ein Gut hier, welches zum Forstamt Schorndorf blos einen Schirmschilling zu reichen hatte.

15) Hägerhof, auch Hof Heger, Hof mit 17 evang. Einw. Die Lage dieser Parcelle ist dieselbe, wie die der vorgenannten, nur etwas südlicher. Der große Zehente steht, wegen des Klosters Adelberg, dem Staate, der kleine der Pfarrei Steinenberg zu. Die übrigen Grundgefälle bezieht der Staat wegen des Klosters Lorch, da dieser bedeutendere Erblehenhof dessen Eigenthum war und in das Amt Pfahlbronn gehörte. – In der Nähe ist der von der Wieslauf gebildete „Silberteich.“

16) Heppichgehren, früher richtiger „Happichshöflen,“ Hof mit 18 evang. Einwohnern. Ein geringes, vor etwa 150 Jahren entstandenes, Forstgütchen, nahe bei Ebni, westlich über dem Wieslaufthal gelegen, wurde 1823 von Rudersberg nach Welzheim umgepfarrt. Alle Zehenten und Grundgefälle bezieht der Staat wegen der Forstverwaltung.

| 17) Höfenäckerle, auch Häfenäckerle, Weiler mit 38 evang. Einwohnern. Ein in neueren Zeiten angelegtes, nur 23 Morgen großes Forstgütchen, auf dem Gebirge, 1/2 Stunde nordwestlich von Kaisersbach gelegen. Die kirchlichen Verhältnisse wie zuvor. Alle Zehenten und sonstigen Gefälle bezieht der Staat.

18) Holzbuckel, Hof mit 25 evang. Einwohnern. Ein zwischen Ebni und Hägerhof gelegenes, schon seinem Namen nach rauhes, Waldgütchen von 13 Morgen, das alle Verhältnisse mit Heppichgehren theilt und wohl auch von gleichem Alter ist

19) Kaltenbronnhof, Hof mit 20 evang. Einwohnern. Ein ebenso rauhes, südwestlich von Ebni an der Grenze des Oberamtes Backnang gelegenes, 12 Morgen großes Waldgütchen, das alle Verhältnisse mit Höfenäckerle theilt und wohl auch neueren Ursprungs ist.

20) Killenhof, Weiler mit 65 evang. Einwohnern. Liegt östlich von der nach Welzheim führenden Straße, auf der Markung von Schadberg, mit welchem der Ort stets seine Verhältnisse theilte. Im J. 1489 heißt er „Kullin.“

21) Klingenmühlhöfle, Hof mit 7 Einwohnern. An dem südlichen Abhange des Gebirges über dem Wieslaufthal gelegen, 13/4 Stunden von Kaisersbach und 3/4 Stunden von Welzheim entfernt. Alle Zehenten und andere Gefälle von diesem nur 8 Morgen großen und noch nicht lang entstandenen Gütchen gehören dem Staat.

22) Menzlens, auch Münzlens und Menzlis, Weiler, dazu Menzlens-Mühle, mit 62 evang. Einwohnern. Auf dem Walde, 1 Stunde östlich von Kaisersbach gelegen. Alle Grundgefälle bezieht wegen des Klosters Lorch der Staat, da demselben, in sein Amt Pfahlbronn, der Ort gehörte. Noch 1683 bestand er nur aus einem, jedoch getheilten, Hofe. Die vorgedachte Mühle ist 1/4 Stunde entfernt und liegt am Zusammenflusse des Hägbaches und des Gauchshauserbaches, welche hier die schwarze Roth bilden. Die Mühle brannte im Juli 1721 ab. – Auf der Markung ist 1/8 Morgen großer Weiher.

23) Mönchhof, auch Mönchhofen, Weiler mit 88 evang. Einwohnern. Nordöstlich 1/2 Stunde von Kaisersbach und 1 Stunde von Kirchenkirnberg, dem Mutterorte, gelegen. Dem Staat, der auch die übrigen Grundgefälle bezieht, gehört wegen des Klosters Adelberg der große, der Pfarrei Kirchenkirnberg der kleine Zehente. Der Weiler ist eine alte Besitzung des gedachten Klosters und wird von diesem den Namen haben. Er hat gute Äcker und besteht aus 4 Lehengütern, worauf der Viehstand namhaft ist. Ritter Wolf von Stein von Steinegg verkauft 1343 an Adelberg „ein Holz mit dem Boden vnd aller siner Zugehörde daz ze Harde bi | dem Münchhofe gelegen ist, der des Closters von Madelberg ist. . ieden Morgen, als in die Meßrut gab vmb 10 Schilling Heller.“ „Stephan, von Münchhof“ genannt und seine Hausfrau, treten 1444 dem Kloster alles ihr Gut ab, darumb, daß ich Stephan etwa vil Jare der Herrn von Adelberg Amptmann gewesen bin vnd ir wol genossen han, vnd villyt (vielleicht) vnterwylen mer, denn ich sollt, han gethan,“ wogegen Beide 20 fl. Leibgeding erhielten.

Nördlich ist die sogenannte Schanze; ein schanzenartiger Aufwurf, wo ehemals manche alte unbekannte Geräthschaften, auch Münzen, gefunden worden seyn sollen. (S. oben S. 114.)

24) Rothenmad, richtiger Rotenmad, Weiler mit 31 evang. Einwohnern. Ein geringes Forstgut, neueren Ursprungs von 18 Morgen auf dem Gebirge, westlich 3/4 Stunden von Kaisersbach, an der Grenze gegen das Oberamt Backnang gelegen; reicht alle Zehenten und andere Gefälle dem Staate.

25) Rothbachhöfle, Hof, zunächst unter der Ebersberger-Mühle, an der blinden Roth gelegen. Ein ganz geringes, 4 Morgen großes, neueres Forstgütlein mit 6 evang. Einwohnern.

26) Salbengehren, Hof mit 19 evang. Einwohnern. Zwischen Fratzenklingenhof und Gallenhöfle, nördlich über dem Ebni-See gelegen; ein kleineres neueres Forstgut, das alle seine Verhältnisse stets mit Rotenmad getheilt hat.

27) Sägbühl, Hof mit 3 evang. Einwohnern. Ein kleines, neu angelegtes Waldgütchen, auf der Markung von Kaisersbach 1/4 Stunde östlich von diesem, mit dem es seine Verhältnisse theilt. Der kleine Zehente gehört der Pfarrei Kirchenkirnberg.

28) Schadberg, W. mit 66 evang. Einw. Liegt an der blinden Roth, an der von Welzheim nach Gaildorf führenden Staats-Straße, 11/2 Stunden von Kaisersbach. Auf der Markung liegen außer einer Mahl- und einer Säg-Mühle, auch Killenhof und Strohhof. Von derselben bezieht der Staat wegen des Kl. Lorch alle Gefälle. Der Ort besteht aus 9 Erblehen. An der Straße steht ein sehr stattliches neues Haus.

Wie es scheint, stand einst hier eine Burg, da der Ort in alten Lagerbüchern und Urkunden Schadburg genannt wird; vielleicht einst der Sitz der Grafen des Nibelgaues. Wer sie besessen, was zu ihr gehört hatte, konnte nicht ausgemittelt werden. Wohl aber treffen wir schon frühe und ohne Zweifel durch die Hohenstaufen das Kloster Lorch im Besitze (s. S. 102); ebenso frühe wird einer von demselben abhängigen, dem heiligen Ulrich geweihten, Wallfahrtscapelle, deren Pflege 1352 erstmals Erwähnung geschieht, gedacht. Nach einem alten Verzeichniß von vielen Jahrstägen in derselben war ein Graf Burkhard von Hohenberg der Gründer der | Capelle, in welche auch Graf Rudolph von Hohenberg und seine Gattin Margaretha von Thierstein eine ewige Messe stifteten. Im Chor der alten Capelle war ein Wandgemälde, die Leidensgeschichte darstellend, mit der Jahreszahl 1393. Um’s J. 1480 scheint sie erneuert worden zu seyn, da nun zwei Altäre eingeweiht und den Wallfahrern Ablaß von vierzig, 1486 und 1487 von hundert Tagen zugesichert wurde. Sie war damals dem Kl. Lorch einverleibt und wurde durch den Vicar von Welzheim versehen. Im J. 1517 ließ Lorch eine 1520 vollendete neue Kirche bauen,[1] wobei viele hier begraben gewesene todte Körper ausgegraben wurden; sie ging aber wegen der Reformation bald darauf ein und scheint auch nicht lange hernach verfallen zu seyn. Sie stand auf dem sogenannten Ambrosiusberg, über der Mühle. Im J. 1791 wurde der Grundstein der Capelle von 1520 wieder aufgedeckt und die darin gelegenen 4 silbernen Münzen und 2 Bleiplatten zum herz. Kirchenrath eingeschickt.

Der Weiler gehörte in das lorchsche Amt Pfahlbronn. – Bei der Mühle liegt der nur noch 1/2 Mrg. große schwarze Weiher. Außer diesem war früher noch der 6 Mrg. große sog. Schadburger-See und das St. Ulrichs Seelein vorhanden.

Auf der Markung findet sich ein Bruch von Mühlsteinen, der aber nicht viel betrieben wird.

29) Schillinghof, Weiler mit 66 evang. Einwohnern. Auf dem Gebirge zwischen der blinden und schwarzen Roth, nahe bei Schadberg gelegen. Alle Zehenten und Gefälle stehen von Lorch her dem Staate zu. Ursprünglich ein zum Kloster Lorch gehöriger Fallhof, der auch unter dem Namen Ravens- und „Ravelsweiler“ in ältern Urkunden vorkommt, ist derselbe seines schlechten Sandbodens ungeachtet, nun zu einem unverhältnißmäßig bevölkerten Weiler erwachsen, dessen Bewohner nur Tagelöhner sind. Er gehörte Lorch, in dessen Amt Pfahlbronn. Das Kloster Adelberg verkaufte 1352 an Lorch, an dessen Capelle zu Schadburg, ein Lehen zu Rauensweiler.

30) Schmalenberg, Weiler mit Sägmühle und Kellerklinghöfle, 36 evang. Einwohner. Liegt auf dem westlichen Gebirge zwischen dem Wieslauf- und Strümpfelbach-Thälchen, 11/2 St. von Kaisersbach. Der kleine Zehente steht der Pfarrei Steinenberg, | vom Kloster Lorch her aber gehören die übrigen Gefälle dem Staate zu. Schmalenberg gehörte in älteren Zeiten in das Amt Rudersberg. Graf Eberhard von Württemberg erwarb 1374 von Conrad im Steinhaus zu Gmünd Güter und Rechte und 1380 verkaufte Peter Zieselmüller, Bürger zu Gmünd, an den Grafen 2 Höfe zu Kienybach, 2 Gutlach zu dem Smalenberge, seinen Tannenwald daselbst und die Hälfte eines Gutes zu dem Heldes, dessen andere Hälfte dem Heiligen von Welzheim gehörte. Die Hohheit über Schmalenberg gehörte zur Herrschaft Waldenstein. Die an der Wieslauf liegende Sägemühle wurde 1666 erbaut.

31) Seehäusle, Haus mit 26 evang. Einwohnern, oberhalb Sägbühl, an der blinden Roth gelegen. Erst in neuerer Zeit an dem bei Kaisersbach erwähnten See angelegt.

32) Silberhäusle, Haus mit 5 evang. Einwohnern. Zunächst bei Killenhof. Eine neuere Ansiedelung, die von dem früher hier gelegenen „Silberseelein“ den Namen hat.

33) Spatzenhof, Hof mit 5 evang. Einwohnern. Ein kleiner rauher Waldhof auf dem Gebirge, westlich 1/2 Stunde von Kaisersbach. Er reicht von der Forstverwaltung her alle Gefälle dem Staat.

34) Strohhof, Hof mit 23 evang. Einwohnern. Liegt auf der Markung von Schadberg, jenseits der Straße und theilte mit demselben stets seine Verhältnisse. Er ist ziemlich groß und erzeugt vortrefflichen Flachs. – Auf der Markung liegt der 11/2 Morgen große Birkensee.

35) Thäle, Weiler mit 132 evang. Einwohnern. Südöstlich 1/2 Stunde von Kaisersbach, an der blinden Roth, erst in neuerer Zeit auf der Markung von Kaisersbach entstanden.

36) Voggenmühlhof, Weiler mit 43 evang. Einwohnern. Ein schlechtes Gütchen, das die Lagerbücher auch „Jehlenshöfle“ nennen, auf dem Gebirge zwischen der blinden und der schwarzen Roth, an der Grenze gegen das Oberamt Gaildorf gelegen, 13/4 Stunden von Kaisersbach. Die Zahl der nur vom Taglohn lebenden Einwohner hat sich, obgleich dieses vormalige Höfchen nur 31 Morgen Feldes hat, innerhalb der letzten 25 Jahre verdoppelt. Es gehörte von jeher dem Kloster Lorch, wegen dessen der Staat noch alleiniger Grundherr ist.

37) Wiesensteighof, Weiler mit 32 evang. Einwohnern. Ganz nahe bei Ebni gelegen, aus welchem dieses rauhe Waldgütchen von nur 16 Morgen Feldes hervorgegangen ist. Die Zahl der Einwohner war im J. 1819 nur 12. Den großen und kleinen Zehenten und die übrigen Gefälle bezieht der Staat.

38) Ziegelhütte, Weiler mit 32 evang. Einwohnern. Östlich 1/4 Stunde von Kaisersbach gelegen, hat stets alle Verhältnisse mit | diesem getheilt. – Der durch den Gemeindebezirk von Weidenhof und Spatzenhof bis an die Grenze von Gausmannsweiler laufende „Schweingraben“ (oben S. 113) ist theilweise noch erhalten.


  1. Nach dem noch vorhandenen Vertrag mit Meister Michel Amsler, Seinmetz zu Welzheim, wurde der Chor 30′ lang und hoch und 20′ breit, mit 4 gehauenen Fenstern; er war gewölbt und hatte einen gehauenen Hochaltar. Der Thurm daneben mit 4 gehauenen Schallfenstern war 45′ hoch Das Langhaus war 55′ lang, 32′ breit und 25′ hoch und hatte 4 Fenster und 2 Thüren. Es hatte einen Predigtstuhl und 3 Altäre.
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